keinen wärmeren Freund besessen, als diesen Mann, der jedesmal, wenn er zu uns kam, erstaunt und beglückt die Kulturfortschritte unseres mächtig ringenden Volkes rühmte.
So verliert die kunstgeschichtliche Wissenschaft, so verliert Deutschland an dem Heimgegangenen viel — am meisten aber verliert doch sein Vaterland. Aubert war ein Kulturmittler zwischen Norwegen und Europa, und solche Mittler tun diesem Lande bitter not, das durch die Ablösung von der humanistischen Bildung und durch die Einführung einer künstlich geschaffenen Nationalsprache sich in jüngster Zeit kulturell empfindlich isoliert hat und für die Aufgaben und den Betrieb der Geisteswissenschaften kein großes Verständnis und Interesse zeigt. Aubert hat für deren Recht tapfer gekämpft und in diesem Lande, wo Kunst und künstlerische Kultur nur noch gar spärlich gesät sind, hat er als Verfechter der Rechte der Kunst immer in erster Linie gestanden. Mit Leib und Seele Norweger, war er doch zugleich ein echter guter Europäer.
Wenn je ein Mensch die Bezeichnung einer anima candida verdient hat, so ist es Andreas Aubert gewesen. In dem ungewöhnlich großen, aber fein gebauten Körper lebte eine Kinderseele. Nichts Unreines, Unedles war in ihm. Er liebte die Schönheit; über das Unschöne glitten seine treuen Träumeraugen hinweg, als existiere es nicht. Selbst über Widersacher oder Schädlinge fällte er nie ein hartes Wort. Sein Vaterland hätte für den bescheidenen Mann vielleicht mehr tun dürfen — er klagte nicht. Er hatte den Reichtum und die Schönheit in sich, und ein Abglanz davon bleibt in seinen Werken zurück.
ALBERT DRESDNER.
DAS FRÄNKISCHE MUSEUM IN WÜRZBURG
Am 17. Mai erfolgte die feierliche Eröffnung des fränkischen Luitpold-Museums durch den Prinzregenten Ludwig. Es ist »nur« ein Lokalmuseum, Unterfranken und die anschließenden Gebiete umfassend. Aber gerade darum und weil es nichts anderes sein will, d. h. in dieser klugen Beschränkung auf ein deutlich in sich geschlossenes Gebiet, gewinnt es an Wichtigkeit und Interesse nicht nur für die Franken selbst, sondern auch für die außenstehenden Freunde deutscher Kunst. Denn es erweist in der glänzenden Fülle von Werken verschiedenster Art deutlich, wie hoch das einstige Bistum Würzburg in der Kulturentwicklung Deutschlands dasteht. So sehr die lokale Individualisierung an Klarheit leiden mußte unter der Kreuzung sich schneidender Linien, die von Schwaben nach dem Niederrhein und Thüringen, ferner von Nürnberg nach Mainz führen, ein hervorragendes Kunstzentrum ist Würzburg unbedingt gewesen, das zu gewissen Zeiten, so im 14. Jahrhundert oderum 1500, endlich im frühen Rokoko, zu einer weit über die engen Grenzen hinausgehende Bedeutung wird. Würzburg läßt sich nicht mehr umgehen von denen, die sich intimer mit deutscher Kunst bis 1814, d. h. bis zum Ende der fürstbischöflichen Selbständigkeit, beschäftigen wollen. Zu dieser Erkenntnis wird uns eben diese Sammlung bringen, wo wir zum ersten Male in klarer
Ordnung die Werke der verschiedensten Epochen zusammengestellt finden. Wenn nun auch eine besondere Eigenart im Stilempfinden des Volkes sich nicht so klar wie in Schwaben und Nürnberg, oder in Westfalen und den sächsischen Gebieten zeigt, eines überrascht doch: vom ersten Anfang des romanischen Stiles bis zum Ende des Rokoko geht, bald getragen von künstlerischen Persönlichkeiten, bald von hervorragenden Kunstgönnern geleitet, eine kaum unterbrochene Bewegung im Kunstschaffen. Bisher haben das nur die prachtvollen Kirchenbauten und privaten Paläste dem suchenden Auge gezeigt. Das zu finden bedurfte es Zeit. Jetzt kann selbst der baedekerreisende Fremde schon in wenigen Stunden bei den neuen Sammlungen zu solchem Einsehen kommen, das nun vielleicht doch zu längerem Verweilen locken wird. Denn diese Stadt, die so unberührt von dem zerstörenden und neu aufrichtenden modernen Vorwärts gleich all den so reizvollen kleinen Frankenstädten am Main, am Neckar sich so schwer nur aus dem Träumen in der Vergangenheit aufrichten will, hat sich ganz erhalten mit dem schönen landschaftlichen Hintergrund, ohne den die altdeutsche Kunst nicht begreiflich ist. Wenn wir herabschauen auf sie, die im Talkessel gedrängt sich breitet, geht heimatlicher Duft auf. Es erhellt sich der Blick und wir erkennen, daß diese von bergbekrönten Höhen umschlossenen, weitabgetrennten deutschen Städte in Lokalkunst aufgehen und untergehen mußten.
Daß dieses Museum überhaupt zustande kommen konnte, danken wir der Stadtverwaltung, die trotz der wenig günstigen finanziellen Lage doch die Mittel herbeibrachte, besonders zum architektonischen Ausbau und für die Aufstellung der Sachen. Dazu kommen zunächst zwei Vereine, d. h. der 1830 gegründete historische Verein und der Kunst- und Altertumsverein (1893 gegründet), die mit ihren außerordentlich wertvollen Sammlungen den Grundstock bilden. Die Universität hat auch wichtige Stücke im Austausch überwiesen. Endlich haben private Herren durch Schenkungen und Leihgaben in höchst dankenswerter Weise sehr vieles zur Verfügung gestellt. Es ist wohl zu erwarten, daß gerade im Anblick dieser Sammlungen das Interesse und der Ehrgeiz von Stadt und Land erwachen werden, um auch in der Kunst und ihrer Unterstützung endlich wieder kräftig tätig zu sein. Wenn schließlich alles in ruhiger, geschmackvoller Ordnung aufgestellt wurde, so ist es das Verdienst der dabei betätigten Herren, d. h. des Staats-Konservators Dr. Hock, der die prähistorische Sammlung im Stock II ordnete, des städtischen Konservators und Direktors A. Stöhr, der die späteren Abteilungen im Parterre und Stock I wie II aufrichtete. Baurat Kreuter und Architekt Dott sind ebenfalls zu nennen. Ein kurzer Führer, mit reichlichen Illustrationen versehen, wird in einigen Tagen erscheinen; Ansichtskarten natürlich zur Genüge. Noch ein Hinweis auf die wichtigsten Abteilungen des Museums sei gegeben. In historischer Ordnung schreitet die prähistorische Sammlung, die sich im II. Stock befindet, voran. Sie beschränkt sich auf Unterfranken und Umgebung.