dieser Gesinnung. Eigentliche Kubisten sind nicht anwesend. Von Picasso waren nur Zeichnungen zu erlangen, die nicht ausgestellt werden konnten. Expressionistisch aufgehellte Farbe, z. T. auch direkte Erinnerungen an Renoir und Cezanne konstatiert man bei vielen, und oft erfreut; so bei Bondy, Büttner, Dreher, Hasler, Möller u. a. Sogar Maler, die man schon lange kennt, haben sich zu moderner Farbe und Stilisierung bekehrt: Schinnerer, Haueisen, Klemm; vorläufig noch nicht mit rechtem Erfolg. Pascin und Großmann zeigen großstädtische Verderbtheiten, der eine Landschaft, der andere Figur, und es sind sehr amüsante Bilder. — Auch unter den jüngeren Leipzigern beginnt es sich zu regen. Rieh. Bossert sandte zwei tüchtige Kopfstudien von frischer, robuster Farbe, der begabte Eugen Hamm einige kleine Figurenbilder, die noch zu sehr von Renoir abhängig erscheinen Wil Howard steht offenbar noch mitten in einer neuen Entwickelung seiner Farbenanschauung. WeiteristRüdigerBerlit in seinem Damenbildnis mit der jungen und starken Farbe. Wenn diese beiden Maler ihren Weg konsequent zu gehen gedenken, so müssen sie sich wohl oder übel immer weiter von der traditionellen Tonmalerei entfernen. (Vortreffliche Beispiele dafür, wie weit man kommt, wenn man sich von einem Vorbild wie Hodler richtig, d. h. persönlich anregen läßt, zeigen die »Äpfelschälerin« des Berners Boß und noch mehr die schreitende weibliche Figur von dem Baseler Paul Basilius Barth.) Bei Fritz Rentsch ist man sich nicht recht klar über seine künstlerischen Absichten. Vorläufig sehen die Bilder mehr gezeichnet (Pastell) als gemalt aus. Auf gutem Wege scheint mir Erich Grüner zu sein, von dem auch das hübsche Plakat der Ausstellung stammt. Das Bild »Im Garten« mit den beiden Figuren, die so stilsicher auf die Fläche gebracht sind, mit dem starken blauen Fleck inmitten von Grün, könnte von einem Schweizer aus dem Umkreis Hodlers oder Buris gemalt sein. Sein anderes Bild »Frauen« mit der vielleicht etwas zu ausführlichen Modellierung der Figuren ist auch farbig noch nicht einwandfrei gelöst. Ein böses Rosa im Gewand einer Frau geht mit den anderen Werten nicht zusammen. — Erwähnt seien zum Schluß noch das hier schon besprochene Triptychon »Scholle« von Horst-Schulze und ein schönes Porträt seines Vaters von Max Seliger. — Die Plastik ist mit etwa 50 Arbeiten vertreten; hier war die Auswahl wohl noch mehr durch den Zufall bestimmt als bei den Bildern. Das neue Werk Klingers, eine weibliche Figur in zweifarbigem Marmor von raffinierter künstlerischer Arbeit, eine kleine Replik des Reiterstandbildes des Kaisers von Tuaillon, einige Arbeiten von Robert Diez, Seffner, Pfeiffer, Sascha Schneider, Schreyögg seien genannt. Unter den jüngeren Bildhauern sind mit wertvollen und interessanten Arbeiten vertreten: Kolbe, Haller, Lehmbruck und Hötger.
Ewald Bender.
Dresden. Seine dritte große Aquarell-Ausstellung eröffnete am 11. Mai der Sächsische Kunstverein in seinen Räumen im akademischen Kunstausstellungspalast zu Dresden. Diese Art von Ausstellungen sollen zu einer ständigen Einrichtung werden in den Jahren, in denen andere große Ausstellungen in Dresden nicht stattfinden. Die ausgestellten Bilder wurden zum Teil durch Vertreter des Sächsischen Kunstvereins in den Ateliers der Künstler selbst, teils aus den eingesandten Kunstwerken von der Dresdner Jury ausgewählt. Im ganzen verzeichnet der Katalog 1036 Nummern von 465 Künstlern, darunter auch einige Werke plastischer Kleinkunst, sowie einige Schmucksachen. Außer den deutschen Künstlern sind auch österreichische, schweizer, schwedische, französische, belgische, holländische und vereinzelte englische Künstler in der Ausstellung vertreten. Diese weist keine besonderen Glanz- und Prachtstücke
auf, steht aber im ganzen auf einem hohen Niveau und bietet damit eine Fülle erfreulicher Blätter, so daß die Ausstellung als Ganzes als recht gelungen bezeichnet werden darf. Ein ausführlicher Bericht folgt noch.
Straßburg i. Eis. Im Elsässischen Kunsthaus findet zurzeit eine Ausstellung statt, an der Rene Kuder, Elisabeth Haentzschel und W. Kellert beteiligt sind. Besondere Beachtung verdienen die Aquarelle des ersteren, die eine nicht alltägliche Beherrschung der technischen Darstellungsmittel verraten. Die Arbeiten Kuders halten sich meist auf landschaftlichem Gebiete, auch sind sie die besten seiner Leistungen. Einige figürliche Kompositionen lassen trotz des unleugbaren kompositioneilen Talentes ziemlich kalt.
Chemnitz. In der April-Ausstellung der Kunsthütte zeigte wieder einmal unser eifrigster Förderer der bildenden Künste, Kommerzienrat Hans Vogel, einen Teil seiner Kunstschätze, die, wie im vorigen Jahre die Klingerblätter, das Entzücken der Kunstfreunde wachriefen. Es waren vertreten: Zorn, Forain, Hodler und Rodin. Zorn konnte man in seiner Entwicklung studieren. Von seinem zweiten radierten Blatte »Die Schwestern« aus dem Jahre 1882 an bis zu den jüngsten Schöpfungen war eine große Anzahl der markantesten Radierungen zu sehen und diese zum Teil in allerbesten Drucken. Äußerst interessant waren die Forainschen Griffelblätter, die heute noch nicht vielen bekannt und nicht leicht zugänglich sind. Auch hier wieder die seltensten und besten Drucke, zumeist Abzüge des ersten Zustands. Als größte Seltenheit wohl die »Rückkehr des verlorenen Sohnes« mit Forains Bezeichnung: ep. d’essai. Unter den übrigen Blättern der Sammlung sei als Unikum Hodlers erster lithographischer Versuch, »Zwei Landsknechte« auf blauem Papier, hervorgehoben. Neben diesem Höhepunkt der April-Ausstellung waren die Werke der jüngsten Münchener Künstlervereinigung »Sema« zu sehen. Wenn man die Werke von Herrmann und die Kinderzeichnungen von Klee subtrahiert, so offenbaren sich hier eine Tiefe und ein Ernst der künstlerischen Auffassung, die zu den besten Hoffnungen berechtigen. Nichts Sensationshaschendes, nichts Reklamesüchtiges, selbst Schwalbachs hinaufstrebende gotische Figuren sind Produkte starken künstlerischen Gefühls. Neben den Werken des Ehepaares Casper und einem trotz der posierten Handbewegung in Farbe und seelischem Ausdruck guten Frauenbildnis Oppenheimers fesselten Frickes »Einfältige« und ein aus dem Geiste der Frührenaissance geborener Frauenkopf von Zak. Auch im »Abend« von Edwin Scharff liegt trotz der Primitivität eine zwingende innere Kraft. Genin enttäuscht; ihm fehlt das Zwingende. Die April-Ausstellung zeigte endlich noch eine Menge Federzeichnungen von Heinrich Kley. — Bei Gerstenberger war eine Sammlung der bekannten Alpenbilder von Hans Beatus Wieland zu sehen.
/=. w.
Aus dem Hamburger Kunstleben. Zu den best gemiedenen Lokalitäten Hamburgs gehören die Ausstellungsräume des Hamburger Kunstvereins. Es wäre zwecklos, nach erklärenden Gründen hierfür zu fragen. Es gibt einfach keine. Denn der Kunstverein bietet ziemlich dasselbe, was die von dem zünftigen Kunsthandel veranstalteten Äusstellungen bieten. Eher mehr, weil er seinen Abonnenten wertvolle Jahresprämien verabfolgt, die dort fehlen. Doch während die Ausstellungen der Kunsthändler besucht sind, bleiben die des Kunstvereins leer. Der Besuch erfährt eine Steigerung nur, wenn moderne Malereien ausgestellt sind, und zwar ist dies um so intensiver der Fall, je herausfordernder und unverständlicher diese modernen Malereien sind. Nicht etwa, daß die Mitglieder des Kunstvereins auf die »Mo
Ewald Bender.
Dresden. Seine dritte große Aquarell-Ausstellung eröffnete am 11. Mai der Sächsische Kunstverein in seinen Räumen im akademischen Kunstausstellungspalast zu Dresden. Diese Art von Ausstellungen sollen zu einer ständigen Einrichtung werden in den Jahren, in denen andere große Ausstellungen in Dresden nicht stattfinden. Die ausgestellten Bilder wurden zum Teil durch Vertreter des Sächsischen Kunstvereins in den Ateliers der Künstler selbst, teils aus den eingesandten Kunstwerken von der Dresdner Jury ausgewählt. Im ganzen verzeichnet der Katalog 1036 Nummern von 465 Künstlern, darunter auch einige Werke plastischer Kleinkunst, sowie einige Schmucksachen. Außer den deutschen Künstlern sind auch österreichische, schweizer, schwedische, französische, belgische, holländische und vereinzelte englische Künstler in der Ausstellung vertreten. Diese weist keine besonderen Glanz- und Prachtstücke
auf, steht aber im ganzen auf einem hohen Niveau und bietet damit eine Fülle erfreulicher Blätter, so daß die Ausstellung als Ganzes als recht gelungen bezeichnet werden darf. Ein ausführlicher Bericht folgt noch.
Straßburg i. Eis. Im Elsässischen Kunsthaus findet zurzeit eine Ausstellung statt, an der Rene Kuder, Elisabeth Haentzschel und W. Kellert beteiligt sind. Besondere Beachtung verdienen die Aquarelle des ersteren, die eine nicht alltägliche Beherrschung der technischen Darstellungsmittel verraten. Die Arbeiten Kuders halten sich meist auf landschaftlichem Gebiete, auch sind sie die besten seiner Leistungen. Einige figürliche Kompositionen lassen trotz des unleugbaren kompositioneilen Talentes ziemlich kalt.
Chemnitz. In der April-Ausstellung der Kunsthütte zeigte wieder einmal unser eifrigster Förderer der bildenden Künste, Kommerzienrat Hans Vogel, einen Teil seiner Kunstschätze, die, wie im vorigen Jahre die Klingerblätter, das Entzücken der Kunstfreunde wachriefen. Es waren vertreten: Zorn, Forain, Hodler und Rodin. Zorn konnte man in seiner Entwicklung studieren. Von seinem zweiten radierten Blatte »Die Schwestern« aus dem Jahre 1882 an bis zu den jüngsten Schöpfungen war eine große Anzahl der markantesten Radierungen zu sehen und diese zum Teil in allerbesten Drucken. Äußerst interessant waren die Forainschen Griffelblätter, die heute noch nicht vielen bekannt und nicht leicht zugänglich sind. Auch hier wieder die seltensten und besten Drucke, zumeist Abzüge des ersten Zustands. Als größte Seltenheit wohl die »Rückkehr des verlorenen Sohnes« mit Forains Bezeichnung: ep. d’essai. Unter den übrigen Blättern der Sammlung sei als Unikum Hodlers erster lithographischer Versuch, »Zwei Landsknechte« auf blauem Papier, hervorgehoben. Neben diesem Höhepunkt der April-Ausstellung waren die Werke der jüngsten Münchener Künstlervereinigung »Sema« zu sehen. Wenn man die Werke von Herrmann und die Kinderzeichnungen von Klee subtrahiert, so offenbaren sich hier eine Tiefe und ein Ernst der künstlerischen Auffassung, die zu den besten Hoffnungen berechtigen. Nichts Sensationshaschendes, nichts Reklamesüchtiges, selbst Schwalbachs hinaufstrebende gotische Figuren sind Produkte starken künstlerischen Gefühls. Neben den Werken des Ehepaares Casper und einem trotz der posierten Handbewegung in Farbe und seelischem Ausdruck guten Frauenbildnis Oppenheimers fesselten Frickes »Einfältige« und ein aus dem Geiste der Frührenaissance geborener Frauenkopf von Zak. Auch im »Abend« von Edwin Scharff liegt trotz der Primitivität eine zwingende innere Kraft. Genin enttäuscht; ihm fehlt das Zwingende. Die April-Ausstellung zeigte endlich noch eine Menge Federzeichnungen von Heinrich Kley. — Bei Gerstenberger war eine Sammlung der bekannten Alpenbilder von Hans Beatus Wieland zu sehen.
/=. w.
Aus dem Hamburger Kunstleben. Zu den best gemiedenen Lokalitäten Hamburgs gehören die Ausstellungsräume des Hamburger Kunstvereins. Es wäre zwecklos, nach erklärenden Gründen hierfür zu fragen. Es gibt einfach keine. Denn der Kunstverein bietet ziemlich dasselbe, was die von dem zünftigen Kunsthandel veranstalteten Äusstellungen bieten. Eher mehr, weil er seinen Abonnenten wertvolle Jahresprämien verabfolgt, die dort fehlen. Doch während die Ausstellungen der Kunsthändler besucht sind, bleiben die des Kunstvereins leer. Der Besuch erfährt eine Steigerung nur, wenn moderne Malereien ausgestellt sind, und zwar ist dies um so intensiver der Fall, je herausfordernder und unverständlicher diese modernen Malereien sind. Nicht etwa, daß die Mitglieder des Kunstvereins auf die »Mo