Short sich der Radierung mit vorzüglichem Erfolg widmete. Außer mit der Malerei ist die Dame auch mit Illustrationen für die englische Presse beschäftigt, und ich nenne in dieser Beziehung namentlich »The yellow Book«, »London News«, »Sphere« und »Windsor Magazine«. In all ihren Bildern, von denen ich hervorhebe: »Arabische Kinder in der Nähe der Pyramiden«, »Sappho«, »Maria und das Christkind in Ägypten«, »Christus«, sowie zwei Seestücke, ist sorgfältige Zeichnung, schöne Farbengebung, Gefühl und Stimmung vorhanden. Nicht geringeres Talent und sehr bedeutende Vielseitigkeit in ihrer Kunst besitzt Miß Estella Canziani. Ihr gelingen ebensogut Porträts, wie z. B. die von Lady Dorothea Howard, der Familie Jenkins und Rohde, als auch die Wiedergabe von Märchenerzählungen, Legenden, Zauber- und Feengeschichten.
Die zurzeit in der Grosvenor-Galerie befindliche Ausstellungder »NationalenPorträt-Gesellschaftkann als ein Abkömmling der »Gesellschaft der Porträt- Maler« gelten. Reynolds gab uns mehr monumentalere Bildnisse, Gainsborough war vielleicht lieblicher, und in innerer Durchdringung der Seele niemand größer wie Raeburn, aber in technischer Geschicklichkeit, sympathischer Erfassung des Charakters, Frische des Fühlens und dem Ausdruck der Freudigkeit des Schaffens haben die hier vertretenen Meister durchaus nichts zu lernen. Zu dieser Kategorie von Werken gehören unter andern John S. Sargents beide Porträts von »Mrs. Adolph Hirsch« und das von »Mr. Robert Mathias«. Arbeiten wie diese müssen jeder Schule oder Gesellschaft, wie immer sie sich auch nennen mag, zur Ehre gereichen. Dann ist Ph. A. von Läszlös ebenso interessantes als sympathisches und ausgezeichnetes Porträt der »Lady Wantage« zur Stelle. Weitere hervorragende Bildnisse lieferten Mr. Ph. Connard, Mr. und Mrs. von Glehn. Das von letzterem gemalte Bild, betitelt »Mädchen in blauer Jacke«, ist ein entzückendes Werk, und Mr. John Laverys schöne »Lady in Black« (Mrs. Prevor) läßt uns den Maler als einen vollständig unabhängigen Künstler erkennen. Mr. Glyn Philpots Porträt der »Lady Balcarres« besitzt den Farbenreichtum und die stattliche Pracht Tizians. Den Längssaal in der Galerie beherrscht Mr. William Strang. Warum dieser von den Malern zu den Insurgenten gezählt wird, vermag ich nicht recht zu verstehen. Sein Porträt »Die Putzmacherin« ist zweifellos eines der besten in der Ausstellung. Die dekorative Absicht wurde mit dem Ausdruck des Charakters der Persönlichkeit in glücklichster Weise vereinigt: Eine moderne Venus von Milo in dem Arbeitskleide einer Putzmacherin!
O. von Schleinitz.
VEREINE
Der Deutsche Werkbund hält seine diesjährige Jahresversammlung vom 5. bis 7. Juni in Leipzig ab. Er folgt damit einem Ruf des Rates der Stadt Leipzig und einer Einladung der Internationalen Baufach-Ausstellung, auf der der Deutsche Werkbund sowohl durch eine Gruppe in der Abteilung Raumkunst, als auch durch eine größere Anzahl seiner Mitglieder in allen übrigen Abteilungen vertreten ist. Die Tagesordnung der beiden ersten Tage bringt — entsprechend der Tätigkeit des Deutschen Werkbundes für ein Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Gewerbe — einige Referate von Männern der künstlerischen, verwaltungstechnischen und gewerblichen Praxis über Fragen von ästhetischer, kommunaler und volkswirtschaftlicher Bedeutung,
ferner Mitteilungen über den Stand der Vorbereitungen für die »Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln 1914«, die — als die erste Ausstellung der deutschen »Qualitätsarbeit« — durch das dankenswerte Interesse aller behördlichen und zuständigen Stellen ausgezeichnet wird. Es werden folgende Vorträge gehalten werden: Professor Stadtbaurat Erlwein- Dresden »Staatliche und städtische Kunstpflege«; Stadtrat Hofmann-Leipzig »Die Kunstpflege der Stadt Leipzig«; Professor Dr. Richard Graul »Die Beteiligung des Deutschen Werkbundes an der Leipziger Ausstellung«; Ministerialdirektor Geheimrat Dr. Lewald-Berlin »Ausstellungswesen«; Bürgermeister Rehorst-Köln »Die Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln 1914«; Handelskammersyndikus Dr. Dietrich- Plauen »Deutschlands Interesse an der Ausfuhr qualifizierter Waren und die Fortbildung des internationalen Musterschutzes«; Professor Seliger-Leipzig »Die schulmäßige Pflege der Technik als Mittel zur Wertsteigerung der deutschen Handwerks- und Industriewerke«; Karl Ernst Osthaus - Hagen »Das, Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe«. — Der dritte Tag ist der Geselligkeit gewidmet.
Eine besondere Auskunftsstelle ist während der Tagung in Leipzig im Verlagshause von E. A. Seemann, Hospitalstraße 11a, eingerichtet.
LITERATUR
Locella, Dantes Francesca da Rimini in der Literatur, bildenden Kunst und Musik. Nach den Plänen und Entwürfen des Professors Baron Guglielmo Locella bearbeitet und herausgegeben von Baronin Marie Locella. Mit 19 Kunstbeilagen und 75 Abbildgn. im Text. 8°. Eßlingen, 1913, Paul Neff.
Konsul Locella hat sich außer durch sprachwissenschaftliche Arbeiten und Übersetzungen durch seine Schriften »Zur deutschen Danteliteratur« und »Dante in der deutschen Kunst« vorteilhaft bekannt gemacht und gedachte hierauf als Hauptergebnis seiner Dantestudien ein Buch über die Geschichte der Francesca da Rimini-Episode zu setzen. Der Tod unterbrach ihn mitten in der Arbeit. Frau Locella nahm sie auf, um dem Andenken ihres verstorbenen Gemahls ein Mal zu setzen, hat sich dabei aber zugleich selbst ein ansehnliches Denkmal gesetzt. Diese literar- und kunstgeschichtliche Studie ist mit viel Umsicht und ausdauerndem Fleiß verfaßt. Sollte es ihr nicht gelungen sein, alles, was sich auf das Thema bezieht, aufzustöbern, so werden wir jedenfalls durch die Fülle des Gebotenen überrascht. Bis in die entlegenen Kunst- und Dichtungswinkel aller europäischen und sogar auch der amerikanischen Kulturen dringt die Verfasserin, wobei ihr glücklich und mit treffender Knappheit gebotenes Urteil uns nicht weniger wie ihre Gründlichkeit erfreut. Eine derartige ikonographische Studie bietet ja stets einen Miniaturauszug der Kunstgeschichte. Kaum ein zweites Thema, wie die Francesca-Episode, wendet sich so sehr gleicherweise an den Verstand (wenn man sie als Dantesche Kunstleistung erfassen will) wie an das Gemüt (wenn man sie als menschliches Erlebnis ergründen will). Es ist überaus interessant, wie sich der persönliche und der nationale Charakter der Künstler an der Hand dieses Themas offenbart. Man könnte an der Hand des Locellaschen Buches ein Kolleg über Wandlung der künstlerischen Auffassung im Lauf der Jahrhunderte entwickeln. Hans W. Singer-Dresden.
Inhalt: Andreas Aubert f. — Das fränkische Museum in Würzburg. — Wilhelm Waltherf; Henry Moretf. - Personalien. — Wettbewerbe: Bebauung des Havelufers; Stadtmuseum in Wien; Reiseandenken in Sachsen. — Frühgotische Kirche in Berich. — Richard Wagner-Denkmal in Dresden; König-Albert-Denkmal in Bautzen. — Dresdner Oalerie. — Ausstellungen in Hamburg, Leipzig, Dresden, Straßburg, Chemnitz, Aus dem Hamburger Kunstleben; Londoner Ausstellungen. — Deutscher Werkbund. — Literatur.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
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Die zurzeit in der Grosvenor-Galerie befindliche Ausstellungder »NationalenPorträt-Gesellschaftkann als ein Abkömmling der »Gesellschaft der Porträt- Maler« gelten. Reynolds gab uns mehr monumentalere Bildnisse, Gainsborough war vielleicht lieblicher, und in innerer Durchdringung der Seele niemand größer wie Raeburn, aber in technischer Geschicklichkeit, sympathischer Erfassung des Charakters, Frische des Fühlens und dem Ausdruck der Freudigkeit des Schaffens haben die hier vertretenen Meister durchaus nichts zu lernen. Zu dieser Kategorie von Werken gehören unter andern John S. Sargents beide Porträts von »Mrs. Adolph Hirsch« und das von »Mr. Robert Mathias«. Arbeiten wie diese müssen jeder Schule oder Gesellschaft, wie immer sie sich auch nennen mag, zur Ehre gereichen. Dann ist Ph. A. von Läszlös ebenso interessantes als sympathisches und ausgezeichnetes Porträt der »Lady Wantage« zur Stelle. Weitere hervorragende Bildnisse lieferten Mr. Ph. Connard, Mr. und Mrs. von Glehn. Das von letzterem gemalte Bild, betitelt »Mädchen in blauer Jacke«, ist ein entzückendes Werk, und Mr. John Laverys schöne »Lady in Black« (Mrs. Prevor) läßt uns den Maler als einen vollständig unabhängigen Künstler erkennen. Mr. Glyn Philpots Porträt der »Lady Balcarres« besitzt den Farbenreichtum und die stattliche Pracht Tizians. Den Längssaal in der Galerie beherrscht Mr. William Strang. Warum dieser von den Malern zu den Insurgenten gezählt wird, vermag ich nicht recht zu verstehen. Sein Porträt »Die Putzmacherin« ist zweifellos eines der besten in der Ausstellung. Die dekorative Absicht wurde mit dem Ausdruck des Charakters der Persönlichkeit in glücklichster Weise vereinigt: Eine moderne Venus von Milo in dem Arbeitskleide einer Putzmacherin!
O. von Schleinitz.
VEREINE
Der Deutsche Werkbund hält seine diesjährige Jahresversammlung vom 5. bis 7. Juni in Leipzig ab. Er folgt damit einem Ruf des Rates der Stadt Leipzig und einer Einladung der Internationalen Baufach-Ausstellung, auf der der Deutsche Werkbund sowohl durch eine Gruppe in der Abteilung Raumkunst, als auch durch eine größere Anzahl seiner Mitglieder in allen übrigen Abteilungen vertreten ist. Die Tagesordnung der beiden ersten Tage bringt — entsprechend der Tätigkeit des Deutschen Werkbundes für ein Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Gewerbe — einige Referate von Männern der künstlerischen, verwaltungstechnischen und gewerblichen Praxis über Fragen von ästhetischer, kommunaler und volkswirtschaftlicher Bedeutung,
ferner Mitteilungen über den Stand der Vorbereitungen für die »Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln 1914«, die — als die erste Ausstellung der deutschen »Qualitätsarbeit« — durch das dankenswerte Interesse aller behördlichen und zuständigen Stellen ausgezeichnet wird. Es werden folgende Vorträge gehalten werden: Professor Stadtbaurat Erlwein- Dresden »Staatliche und städtische Kunstpflege«; Stadtrat Hofmann-Leipzig »Die Kunstpflege der Stadt Leipzig«; Professor Dr. Richard Graul »Die Beteiligung des Deutschen Werkbundes an der Leipziger Ausstellung«; Ministerialdirektor Geheimrat Dr. Lewald-Berlin »Ausstellungswesen«; Bürgermeister Rehorst-Köln »Die Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln 1914«; Handelskammersyndikus Dr. Dietrich- Plauen »Deutschlands Interesse an der Ausfuhr qualifizierter Waren und die Fortbildung des internationalen Musterschutzes«; Professor Seliger-Leipzig »Die schulmäßige Pflege der Technik als Mittel zur Wertsteigerung der deutschen Handwerks- und Industriewerke«; Karl Ernst Osthaus - Hagen »Das, Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe«. — Der dritte Tag ist der Geselligkeit gewidmet.
Eine besondere Auskunftsstelle ist während der Tagung in Leipzig im Verlagshause von E. A. Seemann, Hospitalstraße 11a, eingerichtet.
LITERATUR
Locella, Dantes Francesca da Rimini in der Literatur, bildenden Kunst und Musik. Nach den Plänen und Entwürfen des Professors Baron Guglielmo Locella bearbeitet und herausgegeben von Baronin Marie Locella. Mit 19 Kunstbeilagen und 75 Abbildgn. im Text. 8°. Eßlingen, 1913, Paul Neff.
Konsul Locella hat sich außer durch sprachwissenschaftliche Arbeiten und Übersetzungen durch seine Schriften »Zur deutschen Danteliteratur« und »Dante in der deutschen Kunst« vorteilhaft bekannt gemacht und gedachte hierauf als Hauptergebnis seiner Dantestudien ein Buch über die Geschichte der Francesca da Rimini-Episode zu setzen. Der Tod unterbrach ihn mitten in der Arbeit. Frau Locella nahm sie auf, um dem Andenken ihres verstorbenen Gemahls ein Mal zu setzen, hat sich dabei aber zugleich selbst ein ansehnliches Denkmal gesetzt. Diese literar- und kunstgeschichtliche Studie ist mit viel Umsicht und ausdauerndem Fleiß verfaßt. Sollte es ihr nicht gelungen sein, alles, was sich auf das Thema bezieht, aufzustöbern, so werden wir jedenfalls durch die Fülle des Gebotenen überrascht. Bis in die entlegenen Kunst- und Dichtungswinkel aller europäischen und sogar auch der amerikanischen Kulturen dringt die Verfasserin, wobei ihr glücklich und mit treffender Knappheit gebotenes Urteil uns nicht weniger wie ihre Gründlichkeit erfreut. Eine derartige ikonographische Studie bietet ja stets einen Miniaturauszug der Kunstgeschichte. Kaum ein zweites Thema, wie die Francesca-Episode, wendet sich so sehr gleicherweise an den Verstand (wenn man sie als Dantesche Kunstleistung erfassen will) wie an das Gemüt (wenn man sie als menschliches Erlebnis ergründen will). Es ist überaus interessant, wie sich der persönliche und der nationale Charakter der Künstler an der Hand dieses Themas offenbart. Man könnte an der Hand des Locellaschen Buches ein Kolleg über Wandlung der künstlerischen Auffassung im Lauf der Jahrhunderte entwickeln. Hans W. Singer-Dresden.
Inhalt: Andreas Aubert f. — Das fränkische Museum in Würzburg. — Wilhelm Waltherf; Henry Moretf. - Personalien. — Wettbewerbe: Bebauung des Havelufers; Stadtmuseum in Wien; Reiseandenken in Sachsen. — Frühgotische Kirche in Berich. — Richard Wagner-Denkmal in Dresden; König-Albert-Denkmal in Bautzen. — Dresdner Oalerie. — Ausstellungen in Hamburg, Leipzig, Dresden, Straßburg, Chemnitz, Aus dem Hamburger Kunstleben; Londoner Ausstellungen. — Deutscher Werkbund. — Literatur.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
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