M. Liebermann eine wenig bedeutende Landschaft und ein gutes Bild »Reiter am Meeresstrande« gesandt. Mosson und Breyer haben farbenprächtige Stilleben, von Kardorff und Rhein charakteristische Landschaften auf der Ausstellung. Eine hervorragend impressionistische Leistung ist ein Parkbild von Slevogt, das ganz den Schimmer flimmernden Sonnenlichtes guter Franzosen erreicht hat. Arthur Kampfs großes Bild »Das störrische Pferd« wirkt recht langweilig, ebenso wie Kallmorgens »Sturm auf der Unterelbe«. Ein erfreuliches Waldbild hat Max Jordan, Berlin, gemalt, junge Männer und Mädchen, die sich in einem sonnigen Walde gelagert haben. München ist durch Leo Putz und Künstler der Luitpoldgruppe, wie Seyler, Oswald, Harry Schultz, Petuel, Marxer vertreten. Eine gute Landschaft von Hodler und ein »Tanzendes Mädchengehören zu den besten Arbeiten der Ausstellung. Zwei Ölbilder Vincent van Ooghs, die Schiffsentlader und ein Stilleben, Zinnien, sind charakteristische Arbeiten aus der Frühzeit des Meisters. Ein blühender Baum von Claude Monet, Landschaften von Sisley und Pissarro sind in ihrer sprühenden Lichtfülle Prachtstücke der Ausstellung. Die jüngste Richtung ist durch zwei Arbeiten Max Pechsteins und durch eine größere Komposition Degners vertreten. Werke dieser Künstler kann man nicht gut mit denen anderer Richtung zusammen zeigen, ohne auf heftigsten Widerspruch zu stoßen.
Besondere Beachtung verdient die Skulptur, hier hat besonders August Gaul ausgezeichnete Tierbronzen und Th. von Gosen, Breslau, eine vortreffliche Holzbiiste ausgestellt. Der Königsberger Stanislaus Cauer fällt mit einer Bronze »Justizia«,diefürdas Oberlandesgericht bestimmt, in ernsten, würdigen Formen gehalten ist, auf. Sehr viel Anklang finden Porzellanfigürchen von Martha Schlameus. Die Graphik ist zwar recht reichhaltig, bietet aber mit wenigen Ausnahmen nichts Neues. Greiner, Erich Wolfsfeld haben große Arbeiten in ihrer bekannten geistreichen Art gesandt. Interessant wirkt eine Kollektion Farbenholzschnitte von Heine Rath und manche interessante Arbeit von Brangwyn, Forain, Toulouse-Lautrec und Zeichnungen von Wilhelm Strang. _d_
Anton-Graff-Ausstellung in Dresden 1913. Der Sächsische Kunstverein, der gegenwärtig seine dritte große Aquarellausstellung offen hat, veranstaltet im Oktober und November dieses Jahres eine große Ausstellung von Werken des Dresdner Bildnismalers Anton Graff, um damit den hundertsten Gedenktag seines Todes (f 1813) zu feiern. Fürsten, Museen und Privatsammler haben schon jetzt eine große Anzahl von Bildern Graffs zugesagt. Weitere Anmeldungen von Werken des Künstlers für diese Ausstellung sind zu richten an den Hofkunsthändler Hermann Holst in Dresden, Prager Straße.
London. Aquarellausstellung von Werken Turners in der »Galerie Agnew«. Was für die klassische Bildniskunst in England Holbein und van Dyck gewesen, das waren als Vorbilder für die Landschaftsmalerei die beiden Poussins, Salvator Rosa, Claude Lorrain und die Niederländer, deren Vorzüge das Genie William Turners 1775—1851) in sich vereinigte. Der Firma Agnew war es gelungen, leihweise, wenigstens in der Hauptsache, 124 Werke des Meisters, und zwar nur vorzügliche Bilder zu oben genanntem Zweck zu erlangen. Hierdurch war dem kunstliebenden Publikum die Gelegenheit geboten, eine der besten Ausstellungen besichtigen zu können, die überhaupt seit langer Zeit in London abgehalten worden waren. Von den auserlesensten Aquarellen mit deutschen Sujets sind zu nennen: »Bingen«, »Der Loreleyfelsen«, »St. Goarshausen«, »Johannesberg«, »Konstanz«, »Drachenfels«,
»Mainz« und »Rheinlandschaft«. Als wundervolle Beispiele von des Meisters Kunst, die auf seiner Reise in der Schweiz entstanden, erwähneich vornehmlich: »Der Luzerner See«, »Der Splügen-Paß«, »Der Rigi bei Sonnenaufgang«, »Lausanne« und »Lauterbrunnen«. Selbstverständlich sind Werke mit englischer landschaftlicher Unterlage am zahlreichsten in der Ausstellung vertreten. Hierher gehören namentlich »Folkestone«, »Der Snowdon«, »Herbstmorgen in London«, »Windsor« und »Die Kathedrale von Salisbury«. — Anschließend hieran bemerke ich, daß eine der besten Ausgaben von Turners »Liber Studiorum« von Mr. Rawlinson an Mr. Bullard verkauft wurde. Da letzterer die Absicht hat, das berühmte Werk dem Museum in Boston zu schenken, so ist es für England endgültig verloren. Was den Stichen dieses Exemplares das bedeutende Interesse verleiht, ist der Umstand, daß bei einer Anzahl von Blättern die Korrekturen Turners ersichtlich sind. o.v. Schleinitz.
SAMMLUNGEN
Die Graphische Sammlung des Leipziger Museums. Es ist, seitdem Professor Julius Vogel die Geschäfte des Museums leitet,mancherlei Erfreuliches geschehen, viel mehr als man in Leipzig und draußen weiß. Zurzeit ist man damit beschäftigt, die noch verfügbaren Räume zur Hängung vorzubereiten und die hier schon kurz skizzierte Neuordnung der Bilder gänzlich durchzuführen. Es wird sich später Gelegenheit bieten, den ganzen Umfang der Leistung zu würdigen. — Dieses Leipziger Museum, dessen wertvolle Bestände erst jetzt zur rechten Wirkung gelangen können, besitzt auch eine nicht unbedeutende graphische Sammlung. Man sprach sogar von einem besonderen Raum, in dem man allerlei hübsche Dinge mit Muße studieren könne, aber seine Existenz war mythisch. Man mußte schon ein Auserwählter sein wie Tamino und dann noch durch Feuer und Wasser hindurch, um schließlich zu erfahren, daß die Radierungen von Klinger (etwas anderes wurde in der Regel weder verlangt noch geboten) allenfalls im Lesesaal des Kunstvereins gezeigt würden. Die Notwendigkeit einer Umgestaltung auch der graphischen Sammlung ist von der neuen Direktion zum Glück bald erkannt worden. Man hat vor kurzem Dr. Hermann Voß von den Berliner Museen nach Leipzig berufen und ihm die graphische Sammlung unterstellt, mit dem Erfolg, daß schon jetzt ein alter Wunsch Prof. Vogels zur Erfüllung gelangen konnte. Seit einigen Wochen steht ein geräumiger und heller Studiensaal für Graphik den Studierenden und sonst interessierten Leuten zur Verfügung, der sich bereits einer eifrigen Benutzung erfreut. Das Material an Hilfsbüchern, wie Katalogwerken, Handbüchern, Abbildungswerken, soll stark erweitert und so eine selbständige graphische Bibliothek geschaffen werden. — Voraus ging dieser höchst dankenswerten Tat die Sichtung und Zugänglichmachung der fast vergessenen Bestände. Das Leipziger Museum ist eine Gründung seiner Bürger und hat nicht den alten und gepflegten Besitz, über den die aus höfischen Sammlungen hervorgegangenen Institute verfügen. So ist auch der Bestand an Handzeichnungen und Kupferstichen älterer Meister bis zum 18. Jahrhundert zufällig erworben (durch Vermächtnisse und dergl.) und nicht eben reich. Immerhin hat sich bei der Sichtung herausgestellt, daß weit mehr und Besseres vorhanden war, als man selber wußte. Es gelang z. B. Dr. Voß, eine Handzeichnung des Hausbuchmeisters zu bestimmen. Die vornehmste Aufgabe mußte die einheitliche Anordnung der Bestände der sogenannten Dörrienschen Sammlung sein, einer Anzahl von Mappen deutscher Meister vom 15. bis 17. Jahrhundert, italienischer, französischer, holländischer
Besondere Beachtung verdient die Skulptur, hier hat besonders August Gaul ausgezeichnete Tierbronzen und Th. von Gosen, Breslau, eine vortreffliche Holzbiiste ausgestellt. Der Königsberger Stanislaus Cauer fällt mit einer Bronze »Justizia«,diefürdas Oberlandesgericht bestimmt, in ernsten, würdigen Formen gehalten ist, auf. Sehr viel Anklang finden Porzellanfigürchen von Martha Schlameus. Die Graphik ist zwar recht reichhaltig, bietet aber mit wenigen Ausnahmen nichts Neues. Greiner, Erich Wolfsfeld haben große Arbeiten in ihrer bekannten geistreichen Art gesandt. Interessant wirkt eine Kollektion Farbenholzschnitte von Heine Rath und manche interessante Arbeit von Brangwyn, Forain, Toulouse-Lautrec und Zeichnungen von Wilhelm Strang. _d_
Anton-Graff-Ausstellung in Dresden 1913. Der Sächsische Kunstverein, der gegenwärtig seine dritte große Aquarellausstellung offen hat, veranstaltet im Oktober und November dieses Jahres eine große Ausstellung von Werken des Dresdner Bildnismalers Anton Graff, um damit den hundertsten Gedenktag seines Todes (f 1813) zu feiern. Fürsten, Museen und Privatsammler haben schon jetzt eine große Anzahl von Bildern Graffs zugesagt. Weitere Anmeldungen von Werken des Künstlers für diese Ausstellung sind zu richten an den Hofkunsthändler Hermann Holst in Dresden, Prager Straße.
London. Aquarellausstellung von Werken Turners in der »Galerie Agnew«. Was für die klassische Bildniskunst in England Holbein und van Dyck gewesen, das waren als Vorbilder für die Landschaftsmalerei die beiden Poussins, Salvator Rosa, Claude Lorrain und die Niederländer, deren Vorzüge das Genie William Turners 1775—1851) in sich vereinigte. Der Firma Agnew war es gelungen, leihweise, wenigstens in der Hauptsache, 124 Werke des Meisters, und zwar nur vorzügliche Bilder zu oben genanntem Zweck zu erlangen. Hierdurch war dem kunstliebenden Publikum die Gelegenheit geboten, eine der besten Ausstellungen besichtigen zu können, die überhaupt seit langer Zeit in London abgehalten worden waren. Von den auserlesensten Aquarellen mit deutschen Sujets sind zu nennen: »Bingen«, »Der Loreleyfelsen«, »St. Goarshausen«, »Johannesberg«, »Konstanz«, »Drachenfels«,
»Mainz« und »Rheinlandschaft«. Als wundervolle Beispiele von des Meisters Kunst, die auf seiner Reise in der Schweiz entstanden, erwähneich vornehmlich: »Der Luzerner See«, »Der Splügen-Paß«, »Der Rigi bei Sonnenaufgang«, »Lausanne« und »Lauterbrunnen«. Selbstverständlich sind Werke mit englischer landschaftlicher Unterlage am zahlreichsten in der Ausstellung vertreten. Hierher gehören namentlich »Folkestone«, »Der Snowdon«, »Herbstmorgen in London«, »Windsor« und »Die Kathedrale von Salisbury«. — Anschließend hieran bemerke ich, daß eine der besten Ausgaben von Turners »Liber Studiorum« von Mr. Rawlinson an Mr. Bullard verkauft wurde. Da letzterer die Absicht hat, das berühmte Werk dem Museum in Boston zu schenken, so ist es für England endgültig verloren. Was den Stichen dieses Exemplares das bedeutende Interesse verleiht, ist der Umstand, daß bei einer Anzahl von Blättern die Korrekturen Turners ersichtlich sind. o.v. Schleinitz.
SAMMLUNGEN
Die Graphische Sammlung des Leipziger Museums. Es ist, seitdem Professor Julius Vogel die Geschäfte des Museums leitet,mancherlei Erfreuliches geschehen, viel mehr als man in Leipzig und draußen weiß. Zurzeit ist man damit beschäftigt, die noch verfügbaren Räume zur Hängung vorzubereiten und die hier schon kurz skizzierte Neuordnung der Bilder gänzlich durchzuführen. Es wird sich später Gelegenheit bieten, den ganzen Umfang der Leistung zu würdigen. — Dieses Leipziger Museum, dessen wertvolle Bestände erst jetzt zur rechten Wirkung gelangen können, besitzt auch eine nicht unbedeutende graphische Sammlung. Man sprach sogar von einem besonderen Raum, in dem man allerlei hübsche Dinge mit Muße studieren könne, aber seine Existenz war mythisch. Man mußte schon ein Auserwählter sein wie Tamino und dann noch durch Feuer und Wasser hindurch, um schließlich zu erfahren, daß die Radierungen von Klinger (etwas anderes wurde in der Regel weder verlangt noch geboten) allenfalls im Lesesaal des Kunstvereins gezeigt würden. Die Notwendigkeit einer Umgestaltung auch der graphischen Sammlung ist von der neuen Direktion zum Glück bald erkannt worden. Man hat vor kurzem Dr. Hermann Voß von den Berliner Museen nach Leipzig berufen und ihm die graphische Sammlung unterstellt, mit dem Erfolg, daß schon jetzt ein alter Wunsch Prof. Vogels zur Erfüllung gelangen konnte. Seit einigen Wochen steht ein geräumiger und heller Studiensaal für Graphik den Studierenden und sonst interessierten Leuten zur Verfügung, der sich bereits einer eifrigen Benutzung erfreut. Das Material an Hilfsbüchern, wie Katalogwerken, Handbüchern, Abbildungswerken, soll stark erweitert und so eine selbständige graphische Bibliothek geschaffen werden. — Voraus ging dieser höchst dankenswerten Tat die Sichtung und Zugänglichmachung der fast vergessenen Bestände. Das Leipziger Museum ist eine Gründung seiner Bürger und hat nicht den alten und gepflegten Besitz, über den die aus höfischen Sammlungen hervorgegangenen Institute verfügen. So ist auch der Bestand an Handzeichnungen und Kupferstichen älterer Meister bis zum 18. Jahrhundert zufällig erworben (durch Vermächtnisse und dergl.) und nicht eben reich. Immerhin hat sich bei der Sichtung herausgestellt, daß weit mehr und Besseres vorhanden war, als man selber wußte. Es gelang z. B. Dr. Voß, eine Handzeichnung des Hausbuchmeisters zu bestimmen. Die vornehmste Aufgabe mußte die einheitliche Anordnung der Bestände der sogenannten Dörrienschen Sammlung sein, einer Anzahl von Mappen deutscher Meister vom 15. bis 17. Jahrhundert, italienischer, französischer, holländischer