VERMISCHTES
Albert Besnard, der jetzt als Nachfolger Carolus- Durans in die Villa Medici in Rom einzieht, hat in den letzten Jahren ein großes Deckengemälde für die Comedie fran^aise geschaffen, wovon einzelne Teile in den Salons der Societe nationale ausgestellt waren. Seither liegt die aufgerollte Leinwand im Magazin und harrt ihrer Anbringung. Ursprünglich sollte sie im kommenden Sommer befestigt werden, jetzt aber hat man das um ein weiteres Jahr verschoben, weil die Schauspieler ihr Theater nicht so lange schließen wollen. Man wird sich also mindestens noch ein Jahr gedulden müssen. Besnard hat auf seinem Gemälde Apollo dargestellt, der auf seinem Sonnenwagen an einem Tempel vorüberfährt, begleitet von den Musen und Horen, während in dem Tempel die Statüen Corneilles, Racines, Molieres und Victor Hugos zu sehen sind und schließlich auch noch die auf die Zeit gestützte Wahrheit dem Zuge zuschaut. Die Zuschauer werden also in den Pausen etwas zu raten und zu deuten haben.
* Das Italienische Dörfchen in Dresden. In Dresden ist am Pfingstsonnabend das Restaurant zum Italienischen Dörfchen, eine Schöpfung des Stadtbaurats Prof. Hans Erlwein, eröffnet worden. Es handelt sich um den vielumstrittenen Bau, durch welchen der Theaterplatz nach der Elbe zu zum Teil abgeschlossen wird. Noch im letzten Jahre, als der Bau schon im Gange war, wurden gewichtige Stimmen laut, die den Platz nach der Elbe zu offen lassen wollten, so daß man ihn von der Friedrich-August- Brücke frei übersehen könnte, und es läßt sich nicht leugnen, daß sich dadurch ein prächtiges Stadtbild ergeben hätte, wie wir es auch tatsächlich im Jahre 1912 einige Monate gesehen haben. Indes war einerseits die finanzielle Möglichkeit für die Offenlassung nicht gegeben und anderseits bestand der berechtigte Wunsch, an dieser Stelle für Dresden ein feines Cafe zu schaffen, in dem man wie ehedem bei Helbigs im Freien an der Elbe sitzen könnte. Man muß bei solchen Streitigkeiten, wie sie sich um diesen Bau abgespielt haben, im Auge behalten, daß es im Städtebau oft nicht bloß eine einzige Möglichkeit der Lösung gibt und daß auch eine andere, die man persönlich vielleicht nicht für die allerbeste hält, Schönheiten und Vorteile bieten kann, die als sehr schätzenswert bezeichnet werden müssen. Das werden wohl auch die bisherigen Gegner des Neubaues zugeben, wenn sie das nunmehr fertige Kaffee-Restaurant sehen, das eine wahre Zierde und ein Schmuckstück Dresdens und seines Theaterplatzes geworden ist. ln seinen Maßen hält es sich in den Grenzen des früheren Baues, so daß es die Sempersche Hofoper in ihrer Wirkung nicht beeinträchtigt. Dabei schließt es den Theaterplatz nach der Elbe zu in reizvoller Weise ab. Der Bau selbst in seinen gediegenen Baustoffen — durchweg harter weißer Sandstein und Kupferbedeckung — und in seinem verhältnismäßig reichen plastischen Schmuck wirkt sehr vornehm und echt; er ist im Äußeren wie im Inneren bis in alle Einzelheiten mit künstlerischem Feinsinn durchgebildet, sodaß jedes künstlerisch empfindende Auge seine helle Freude daran haben muß. Er gliedert sich in vier Teile — Weinrestaurant, Cafe und zwei Bierund Speisesäle — von denen drei nur Erdgeschoß haben, während der Kaffeehausbau durch ein Obergeschoß und einen Säulenvorbau mit Balkons nach der Elbe wie nach dem Theaterplatz zu ausgezeichnet ist. Der gesamte plastische Schmuck, darunter an der einen Schmalseite ein Wandbrunnen, drei Schlußsteine mit Bildnisköpfen, eine Giebelgruppe und ornamentale Reliefs über allen Fenstern — fügt sich in ausgezeichneter Weise der Architektur ein — echte angewandte Kunst, wie man sie sonst in Dres
den fast nur an den Bauwerken des 18. Jahrhunderts findet. Die sechs Räume im Innern sind in gleicher Weise nur von Künstlerhänden in prächtiger, gediegener Weise ausgestattet: Die beiden Biersäle mit offenen Balkendecken bemalt von Paul Perks, an den Wänden goldene Hirschköpfe von Wrba; die beiden Kaffeesäle mit gemalten Wandfüllungen von Otto Gußmann, der größere mit einer angetragenen Stuckdecke von Strohriegel, der andere mit einer prächtigen Kassettendecke in Gold und Farben von Otto Gußmann, der Weinsalon in Rot und Weiß mit Wandgemälde von Paul Rößler und einer Stuckdecke von Wrba; das kleine Gesellschaftszimmer im ersten Stock mit stuckierten Wänden von Carl Groß. Alle Einrichtungsgegenstände bis auf die gerahmten Bierpreiszettel, die Tischlampen, die elektrischen Signale für die Kellner, die Blinker usw. sind künstlerisch durchgebildet — man sieht schlechterdings nichts von den üblichen Hausgreueln, die in vielen Restaurants Wände und Tische verunzieren. Selbst das Reklameplakat des Franziskaner Leistbräus ist zu einem Gemälde von dem Leipziger Tetzlaff geworden. Daß man auf allen Seiten des Gebäudes im Freien sitzen kann mit dem Blick auf den monumentalen Theaterplatz oder auf die Elbe, die Friedrich-August-Brücke, die Neustadt und die Lößnitzberge, gibt dem neuen Restaurant einen unvergleichlichen Reiz. Endlich aber gehört zu der Anlage noch ein kleinerer Bau, der dicht an die Elbe gerückt ist und in einfacheren Verhältnissen — nach Art des Nürnberger Bratwurstglöckleins eingerichtet — dieselben Vorzüge bietet wie das Hauptrestaurant. Die beiden kleinen oberen Zimmer dieses Schlößchens sind mit nicht weniger als 80 gerahmten kleinen Bildern, Skizzen, Zeichnungen, Bildnissen usw. geschmückt, die insgesamt einen vollen Überblick bieten über alles, was gegenwärtig in Dresdens Kunstleben einen Namen hat. Auch der Humor kommt hier berechtigt zu Worte. Die reizenden volkstümlichen Beleuchtungskörper — darunter ein Kranzleuchter mit zwölf Dresdner Straßentypen in bemalter Holzschnitzerei — stammen vom Bildhauer Burghardt. Alles in allem ist dieses neue Italienische Dörfchen eine köstliche Schöpfung. (Manchem wird der eigentümliche Name fremd erscheinen: er erhält das Andenken an die verstreut auf dem Theaterplatz aufgebauten Häuschen der italienischen Bauleute, die einst — 1739—51 — unter Gaetano Chiaveri die katholische Hofkirche für den Kurfürsten Friedrich August II. errichteten.)
COP
Rom. Die Arbeiten für die Einrichtung der neuen deutschen Kunstakademie in der alten Villa Massimo an der Via Nomentana außerhalb Porta Pia, einer Schenkung Arnolds, gehen rüstig weiter unter der Leitung des Architekten Zürcher.
Einen Kursus für kirchliche Kunst und Denkmalpflege veranstaltete während der Pfingstwoche in Dresden das Kgl. sächsische evangelisch-lutherische Landeskonsistorium. Der starke Besuch des Kurses durch Geistliche und Architekten aus dem ganzen Lande bewies, wie stark das Bedürfnis nach einer solchen Belehrung in diesen Kreisen und wie dankenswert das Unternehmen war. Die eigentlichen grundlegenden Vorträge über Kirche und Kunst und über kirchliche Denkmalpflege hielt Geh. Hofrat Prof. Dr. Cornelius Gurli tt. Er vertrat mit Nachdruck den Standpunkt moderner Denkmalpflege, wie ihn nach Gurlitts epochemachendem Vortrag auf der ersten Tagung 1900 der Tag für Denkmalpflege durchaus einnimmt: nicht vergangene Stile peinlich nachzuahmen, sondern im Geiste der eigenen Zeit zu schaffen gelte es. Er kritisierte auch mit Recht die ganz unzulängliche Organisation der Kgl. Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in Sachsen, die nur eine beratende Stimme und bei Staatsbauten über
Albert Besnard, der jetzt als Nachfolger Carolus- Durans in die Villa Medici in Rom einzieht, hat in den letzten Jahren ein großes Deckengemälde für die Comedie fran^aise geschaffen, wovon einzelne Teile in den Salons der Societe nationale ausgestellt waren. Seither liegt die aufgerollte Leinwand im Magazin und harrt ihrer Anbringung. Ursprünglich sollte sie im kommenden Sommer befestigt werden, jetzt aber hat man das um ein weiteres Jahr verschoben, weil die Schauspieler ihr Theater nicht so lange schließen wollen. Man wird sich also mindestens noch ein Jahr gedulden müssen. Besnard hat auf seinem Gemälde Apollo dargestellt, der auf seinem Sonnenwagen an einem Tempel vorüberfährt, begleitet von den Musen und Horen, während in dem Tempel die Statüen Corneilles, Racines, Molieres und Victor Hugos zu sehen sind und schließlich auch noch die auf die Zeit gestützte Wahrheit dem Zuge zuschaut. Die Zuschauer werden also in den Pausen etwas zu raten und zu deuten haben.
* Das Italienische Dörfchen in Dresden. In Dresden ist am Pfingstsonnabend das Restaurant zum Italienischen Dörfchen, eine Schöpfung des Stadtbaurats Prof. Hans Erlwein, eröffnet worden. Es handelt sich um den vielumstrittenen Bau, durch welchen der Theaterplatz nach der Elbe zu zum Teil abgeschlossen wird. Noch im letzten Jahre, als der Bau schon im Gange war, wurden gewichtige Stimmen laut, die den Platz nach der Elbe zu offen lassen wollten, so daß man ihn von der Friedrich-August- Brücke frei übersehen könnte, und es läßt sich nicht leugnen, daß sich dadurch ein prächtiges Stadtbild ergeben hätte, wie wir es auch tatsächlich im Jahre 1912 einige Monate gesehen haben. Indes war einerseits die finanzielle Möglichkeit für die Offenlassung nicht gegeben und anderseits bestand der berechtigte Wunsch, an dieser Stelle für Dresden ein feines Cafe zu schaffen, in dem man wie ehedem bei Helbigs im Freien an der Elbe sitzen könnte. Man muß bei solchen Streitigkeiten, wie sie sich um diesen Bau abgespielt haben, im Auge behalten, daß es im Städtebau oft nicht bloß eine einzige Möglichkeit der Lösung gibt und daß auch eine andere, die man persönlich vielleicht nicht für die allerbeste hält, Schönheiten und Vorteile bieten kann, die als sehr schätzenswert bezeichnet werden müssen. Das werden wohl auch die bisherigen Gegner des Neubaues zugeben, wenn sie das nunmehr fertige Kaffee-Restaurant sehen, das eine wahre Zierde und ein Schmuckstück Dresdens und seines Theaterplatzes geworden ist. ln seinen Maßen hält es sich in den Grenzen des früheren Baues, so daß es die Sempersche Hofoper in ihrer Wirkung nicht beeinträchtigt. Dabei schließt es den Theaterplatz nach der Elbe zu in reizvoller Weise ab. Der Bau selbst in seinen gediegenen Baustoffen — durchweg harter weißer Sandstein und Kupferbedeckung — und in seinem verhältnismäßig reichen plastischen Schmuck wirkt sehr vornehm und echt; er ist im Äußeren wie im Inneren bis in alle Einzelheiten mit künstlerischem Feinsinn durchgebildet, sodaß jedes künstlerisch empfindende Auge seine helle Freude daran haben muß. Er gliedert sich in vier Teile — Weinrestaurant, Cafe und zwei Bierund Speisesäle — von denen drei nur Erdgeschoß haben, während der Kaffeehausbau durch ein Obergeschoß und einen Säulenvorbau mit Balkons nach der Elbe wie nach dem Theaterplatz zu ausgezeichnet ist. Der gesamte plastische Schmuck, darunter an der einen Schmalseite ein Wandbrunnen, drei Schlußsteine mit Bildnisköpfen, eine Giebelgruppe und ornamentale Reliefs über allen Fenstern — fügt sich in ausgezeichneter Weise der Architektur ein — echte angewandte Kunst, wie man sie sonst in Dres
den fast nur an den Bauwerken des 18. Jahrhunderts findet. Die sechs Räume im Innern sind in gleicher Weise nur von Künstlerhänden in prächtiger, gediegener Weise ausgestattet: Die beiden Biersäle mit offenen Balkendecken bemalt von Paul Perks, an den Wänden goldene Hirschköpfe von Wrba; die beiden Kaffeesäle mit gemalten Wandfüllungen von Otto Gußmann, der größere mit einer angetragenen Stuckdecke von Strohriegel, der andere mit einer prächtigen Kassettendecke in Gold und Farben von Otto Gußmann, der Weinsalon in Rot und Weiß mit Wandgemälde von Paul Rößler und einer Stuckdecke von Wrba; das kleine Gesellschaftszimmer im ersten Stock mit stuckierten Wänden von Carl Groß. Alle Einrichtungsgegenstände bis auf die gerahmten Bierpreiszettel, die Tischlampen, die elektrischen Signale für die Kellner, die Blinker usw. sind künstlerisch durchgebildet — man sieht schlechterdings nichts von den üblichen Hausgreueln, die in vielen Restaurants Wände und Tische verunzieren. Selbst das Reklameplakat des Franziskaner Leistbräus ist zu einem Gemälde von dem Leipziger Tetzlaff geworden. Daß man auf allen Seiten des Gebäudes im Freien sitzen kann mit dem Blick auf den monumentalen Theaterplatz oder auf die Elbe, die Friedrich-August-Brücke, die Neustadt und die Lößnitzberge, gibt dem neuen Restaurant einen unvergleichlichen Reiz. Endlich aber gehört zu der Anlage noch ein kleinerer Bau, der dicht an die Elbe gerückt ist und in einfacheren Verhältnissen — nach Art des Nürnberger Bratwurstglöckleins eingerichtet — dieselben Vorzüge bietet wie das Hauptrestaurant. Die beiden kleinen oberen Zimmer dieses Schlößchens sind mit nicht weniger als 80 gerahmten kleinen Bildern, Skizzen, Zeichnungen, Bildnissen usw. geschmückt, die insgesamt einen vollen Überblick bieten über alles, was gegenwärtig in Dresdens Kunstleben einen Namen hat. Auch der Humor kommt hier berechtigt zu Worte. Die reizenden volkstümlichen Beleuchtungskörper — darunter ein Kranzleuchter mit zwölf Dresdner Straßentypen in bemalter Holzschnitzerei — stammen vom Bildhauer Burghardt. Alles in allem ist dieses neue Italienische Dörfchen eine köstliche Schöpfung. (Manchem wird der eigentümliche Name fremd erscheinen: er erhält das Andenken an die verstreut auf dem Theaterplatz aufgebauten Häuschen der italienischen Bauleute, die einst — 1739—51 — unter Gaetano Chiaveri die katholische Hofkirche für den Kurfürsten Friedrich August II. errichteten.)
COP
Rom. Die Arbeiten für die Einrichtung der neuen deutschen Kunstakademie in der alten Villa Massimo an der Via Nomentana außerhalb Porta Pia, einer Schenkung Arnolds, gehen rüstig weiter unter der Leitung des Architekten Zürcher.
Einen Kursus für kirchliche Kunst und Denkmalpflege veranstaltete während der Pfingstwoche in Dresden das Kgl. sächsische evangelisch-lutherische Landeskonsistorium. Der starke Besuch des Kurses durch Geistliche und Architekten aus dem ganzen Lande bewies, wie stark das Bedürfnis nach einer solchen Belehrung in diesen Kreisen und wie dankenswert das Unternehmen war. Die eigentlichen grundlegenden Vorträge über Kirche und Kunst und über kirchliche Denkmalpflege hielt Geh. Hofrat Prof. Dr. Cornelius Gurli tt. Er vertrat mit Nachdruck den Standpunkt moderner Denkmalpflege, wie ihn nach Gurlitts epochemachendem Vortrag auf der ersten Tagung 1900 der Tag für Denkmalpflege durchaus einnimmt: nicht vergangene Stile peinlich nachzuahmen, sondern im Geiste der eigenen Zeit zu schaffen gelte es. Er kritisierte auch mit Recht die ganz unzulängliche Organisation der Kgl. Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in Sachsen, die nur eine beratende Stimme und bei Staatsbauten über