tionen. Niehl zu vergessen noch Artur Grimm, der mit seinem von hoher malerischer Kultur erfüllten Bilde freilich mehr interessiert als Schönleber, Kallmorgen oder Luntz.
Stuttgart selbst muß, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, mit seinen tüchtigsten Könnern sehr gute Eindrücke hinterlassen. Haug mit seinem vornehmen Reiterbild, Grethe mit koloristisch sehr interessanten Szenen aus dem Fischerleben, Landenberger, Fr. v. Keller, Alf. Schmidt, Senglaub, Cissarz und Pankok mit einem ungemein feinen Porträt Konrad Hausmanns. Ferner Amandus Faure, dessen von suggestiver Gewalt erfüllter Malvolio fast als Clou des Hauptsaales ausgesprochen werden darf, und Adolf Hölzel und seine Schüler Eberz und Eberhard, die sich mit begeisterter Hingabe in seine theoretischen Probleme vertiefen.
Auch Dresdens künstlerisches Niveau der Gegenwart wird durch die genial hingeworfenen Impressionen Kühls, durch Hegenbarth, Gußmann, Ferd. Dorsch, den hochtalentierten Hans Nadler, E. R. Dietze und noch einige jüngere Künstler in denkbar bester Weise demonstriert. Und was sich sonst noch zusammengefunden hat, es seien die ob ihrer Kolossalität immer wieder faszinierenden Kraftentäußerungen von Egger- Lienz genannt, die aus ihrer Umgebung herausfallenden Malereien Hodlers, die riesig aparten Landschaften von Kalckreuth, Clarenbach und Bochmann, die von kultiviertem Geschmack diktierten Bilder von Piepho, Strobentz, beweist, daß dem Debüt Stuttgarts als Kunstausstellungsstadt warmherziges Interesse entgegengebracht wurde.
Als besondere Attraktion hat man den Bemühungen Prof. Adolf Holzels einen Saal mit Franzosen zu danken. Von Manet und Monet bis zu van Gogh bewegt sich in lebhaften Kurven die Linie. Des ersteren glänzend disponiertes und farbig so nobles »Frühstück im Atelier«, des letzteren superbe »Seinebrücke« sind eben doch Offenbarungen, vor denen man sich willig beugen kann, ohne daß man alles andere mit Schmutz zu bewerfen braucht. Und daneben Prachtstücke von Renoir und Sisley, Gauguin und Courbet, kurz in gedrängtester Kürze ein Extrakt der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts.
Auch in den graphischen Kabinetten geht es ganz interessant zu. Harmlosigkeiten von Gref und Lebrecht, gedankenschwere Radierungen von Uhl, Graf, feine Blätter von Sterl, Haug, Eckener, Boehle, Heine Rath, Zeising, und die von herausfordernder Verworrenheit strotzenden Dinge von Pechstein und Dieterle geben ein in seiner Totalität fesselndes Bild vom Stand der graphischen Kunst unserer Zeit und ihrer Ausdrucksmöglichkeiten.
Die von Prof. Ludwig Habich zusammengestellte Plastik ist in glücklichster Weise über das ganze Ausstellungsterrain verteilt und findet ihren Höhepunkt in zwei Sälen, ihren aparten Abschluß in dem an das Gebäude angrenzenden Garten. Mit guter Durchschnitlskunst wechseln Arbeiten von hoher Qualität und Besonderheit. Rodins wundervolle Mahlerbüste, Minnes formenstrenge Figuren und Metzners
in ihrer manchmal wohl abstoßenden Einfachheit schier niederdrückende Kolosse geben etwa den Ton an. Nicht gleichmäßig gute Arbeiten von Hoetger, sehr feine Bronzen von Bourdelle, Taschner, Kolbe und Habich folgen. Und die prächtige, von warmem Leben durchflossene Gruppe »Arbeitermutter« von Pagels, dessen kontemplative Natur hier wieder etwas sehr Schönes zuwege gebracht hat, und auch die »Trauernde« von Engelmann beweisen immer wieder unumstößlich, daß man den Gedanken keineswegs ausschalten muß, um ein wirkliches Kunstwerk zu schaffen. Alles in allem — die Stuttgarter Kunstschau wird sich achtunggebietend und ehrenvoll in dem an künstlerischen Ereignissen so reichen Sommer behaupten.
a. D.
DIE BERLINER JUBILÄUMS KUNSTAUSSTELLUNG
II.*)
Der Überblick über die neuen Arbeiten der Berliner bringt neben endlosen Reihen von Mittelmäßigkeiten und Gleichgültigkeiten manches tüchtige und hervorragende Werk. Oft freilich muß das Gute zwischen viel Spreu in versteckten Winkeln aufgestöbert werden.
Besonders fallen diesmal die Porträtisten auf. Das ausgezeichnete Bildnis Ludwig Manzels von Fritz Burger, die famosen Charakteristiken Taschners und Thönys von Ernst Heilemann, Reichskanzler v. Bethmann Hollweg und eine Dame in Weiß von Schulte im Hofe, Geheimrat Ravene von Hugo Vogel, zwei treffliche Schriftsteller-Porträts von Max Fabian und RobertScholtz stehen an der Spitze. Dann kommen die Landschafter, unter den älteren, wie seit Jahren, die einstigen Brachtianer, Langhammer, Hartig, ter Hell, Kolbe, Kayser- Eichberg, unter den jüngeren die Schüler Kallmorgens, wie Franz Türcke, in erster Reihe. Daneben die fast schon radikalen, starke Begabung verratenden nordischen Ausschnitte von Hellberger. Frisch und temperamentvoll sind die Bilder von Max Uth, voran der helle »Sommerkeller«, und Otto H. Engel, der ein heiteres »Fest am Strande« schickte. Von anderen merkt man sich neben dem jungen Max Bruch (mit einem solid gemalten Bilde heimkehrender Ziegen) das kräftige Küstenbild von Wilhelm Hambiichen, Stilleben und Interieurs von Julie Wolfthorn, E. Töpfer, August v. Brandis. Kallmorgen, der Ausstellungspräsident, schickte außer einem älteren Hamburger Hafen von feinem Ton das sympathische Bild einer sommerlichen Mainlandschaft. Zahlreich sind diesmal die Berliner Themata in interessanter Behandlung; die Freude der Maler an den Resten Allberlins wie an dem prickelnden Leben der modernen Stadt wächst von Jahr zu Jahr. So hat Louis Lejeune einen Winter an der Spree, Schlichting den Leipziger Platz, Hoeniger das Schloß und die Potsdamer Brücke, Eschke den Dom, Wendel das Charlottenburger Schloß, Otto Antoine sogar einen Blick ins Weinhaus »Rheingold« als Motiv angenommen.
Für sich steht Leonhard Sandrock, der wieder drei ausgezeichnete Bilder aus der Welt der Maschinen,
*) Vergl. die vorige Nummer.
Stuttgart selbst muß, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, mit seinen tüchtigsten Könnern sehr gute Eindrücke hinterlassen. Haug mit seinem vornehmen Reiterbild, Grethe mit koloristisch sehr interessanten Szenen aus dem Fischerleben, Landenberger, Fr. v. Keller, Alf. Schmidt, Senglaub, Cissarz und Pankok mit einem ungemein feinen Porträt Konrad Hausmanns. Ferner Amandus Faure, dessen von suggestiver Gewalt erfüllter Malvolio fast als Clou des Hauptsaales ausgesprochen werden darf, und Adolf Hölzel und seine Schüler Eberz und Eberhard, die sich mit begeisterter Hingabe in seine theoretischen Probleme vertiefen.
Auch Dresdens künstlerisches Niveau der Gegenwart wird durch die genial hingeworfenen Impressionen Kühls, durch Hegenbarth, Gußmann, Ferd. Dorsch, den hochtalentierten Hans Nadler, E. R. Dietze und noch einige jüngere Künstler in denkbar bester Weise demonstriert. Und was sich sonst noch zusammengefunden hat, es seien die ob ihrer Kolossalität immer wieder faszinierenden Kraftentäußerungen von Egger- Lienz genannt, die aus ihrer Umgebung herausfallenden Malereien Hodlers, die riesig aparten Landschaften von Kalckreuth, Clarenbach und Bochmann, die von kultiviertem Geschmack diktierten Bilder von Piepho, Strobentz, beweist, daß dem Debüt Stuttgarts als Kunstausstellungsstadt warmherziges Interesse entgegengebracht wurde.
Als besondere Attraktion hat man den Bemühungen Prof. Adolf Holzels einen Saal mit Franzosen zu danken. Von Manet und Monet bis zu van Gogh bewegt sich in lebhaften Kurven die Linie. Des ersteren glänzend disponiertes und farbig so nobles »Frühstück im Atelier«, des letzteren superbe »Seinebrücke« sind eben doch Offenbarungen, vor denen man sich willig beugen kann, ohne daß man alles andere mit Schmutz zu bewerfen braucht. Und daneben Prachtstücke von Renoir und Sisley, Gauguin und Courbet, kurz in gedrängtester Kürze ein Extrakt der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts.
Auch in den graphischen Kabinetten geht es ganz interessant zu. Harmlosigkeiten von Gref und Lebrecht, gedankenschwere Radierungen von Uhl, Graf, feine Blätter von Sterl, Haug, Eckener, Boehle, Heine Rath, Zeising, und die von herausfordernder Verworrenheit strotzenden Dinge von Pechstein und Dieterle geben ein in seiner Totalität fesselndes Bild vom Stand der graphischen Kunst unserer Zeit und ihrer Ausdrucksmöglichkeiten.
Die von Prof. Ludwig Habich zusammengestellte Plastik ist in glücklichster Weise über das ganze Ausstellungsterrain verteilt und findet ihren Höhepunkt in zwei Sälen, ihren aparten Abschluß in dem an das Gebäude angrenzenden Garten. Mit guter Durchschnitlskunst wechseln Arbeiten von hoher Qualität und Besonderheit. Rodins wundervolle Mahlerbüste, Minnes formenstrenge Figuren und Metzners
in ihrer manchmal wohl abstoßenden Einfachheit schier niederdrückende Kolosse geben etwa den Ton an. Nicht gleichmäßig gute Arbeiten von Hoetger, sehr feine Bronzen von Bourdelle, Taschner, Kolbe und Habich folgen. Und die prächtige, von warmem Leben durchflossene Gruppe »Arbeitermutter« von Pagels, dessen kontemplative Natur hier wieder etwas sehr Schönes zuwege gebracht hat, und auch die »Trauernde« von Engelmann beweisen immer wieder unumstößlich, daß man den Gedanken keineswegs ausschalten muß, um ein wirkliches Kunstwerk zu schaffen. Alles in allem — die Stuttgarter Kunstschau wird sich achtunggebietend und ehrenvoll in dem an künstlerischen Ereignissen so reichen Sommer behaupten.
a. D.
DIE BERLINER JUBILÄUMS KUNSTAUSSTELLUNG
II.*)
Der Überblick über die neuen Arbeiten der Berliner bringt neben endlosen Reihen von Mittelmäßigkeiten und Gleichgültigkeiten manches tüchtige und hervorragende Werk. Oft freilich muß das Gute zwischen viel Spreu in versteckten Winkeln aufgestöbert werden.
Besonders fallen diesmal die Porträtisten auf. Das ausgezeichnete Bildnis Ludwig Manzels von Fritz Burger, die famosen Charakteristiken Taschners und Thönys von Ernst Heilemann, Reichskanzler v. Bethmann Hollweg und eine Dame in Weiß von Schulte im Hofe, Geheimrat Ravene von Hugo Vogel, zwei treffliche Schriftsteller-Porträts von Max Fabian und RobertScholtz stehen an der Spitze. Dann kommen die Landschafter, unter den älteren, wie seit Jahren, die einstigen Brachtianer, Langhammer, Hartig, ter Hell, Kolbe, Kayser- Eichberg, unter den jüngeren die Schüler Kallmorgens, wie Franz Türcke, in erster Reihe. Daneben die fast schon radikalen, starke Begabung verratenden nordischen Ausschnitte von Hellberger. Frisch und temperamentvoll sind die Bilder von Max Uth, voran der helle »Sommerkeller«, und Otto H. Engel, der ein heiteres »Fest am Strande« schickte. Von anderen merkt man sich neben dem jungen Max Bruch (mit einem solid gemalten Bilde heimkehrender Ziegen) das kräftige Küstenbild von Wilhelm Hambiichen, Stilleben und Interieurs von Julie Wolfthorn, E. Töpfer, August v. Brandis. Kallmorgen, der Ausstellungspräsident, schickte außer einem älteren Hamburger Hafen von feinem Ton das sympathische Bild einer sommerlichen Mainlandschaft. Zahlreich sind diesmal die Berliner Themata in interessanter Behandlung; die Freude der Maler an den Resten Allberlins wie an dem prickelnden Leben der modernen Stadt wächst von Jahr zu Jahr. So hat Louis Lejeune einen Winter an der Spree, Schlichting den Leipziger Platz, Hoeniger das Schloß und die Potsdamer Brücke, Eschke den Dom, Wendel das Charlottenburger Schloß, Otto Antoine sogar einen Blick ins Weinhaus »Rheingold« als Motiv angenommen.
Für sich steht Leonhard Sandrock, der wieder drei ausgezeichnete Bilder aus der Welt der Maschinen,
*) Vergl. die vorige Nummer.