seinem Lieblingsgebiet, zeigt. Von sonstigen größeren Kompositionen nenne ich das figurenreiche, leider nicht geglückte Bild der letzten Akademiesitzung im alten Gebäude von William Pape, die lebendige Soldatengruppe von Hugo Walzer, sowie zwei Bilder von religiösem Klang: eine von musizierenden Burschen begleitete »Madonna« von Paul Plontke und die »Andacht« betitelte schlichte Gruppe von Mutter und Kind, die Otto Roloff malte. Sehr anmutig ist ein junges Paar unterm Baum von Scheurenberg. An Arthur Kampfs Art erinnert die pikante Karnevalsszene von Heia Peters. Zu den versteckten Dingen gehört eine Kanapeeszene von Paul Paede (ein neuer Name).
Die Berliner Plastik wird geführt von Hugo Lederer, der neben älteren Werken seine bezaubernde neue »Diana« ausstellt, und Franz Metzner, dessen mächtige Brunnenfigur des Rüdiger einen Architektursaal schmückt. Sonst sind auch hier gute Porträts zu notieren, Büsten von Manzel, Schauß, Wenck, Heinemann, auch von der Malerin Cornelie Paczka-Wagner, die den Kopf ihres Vaters, des Professors Adolf Wagner, vorzüglich modelliert hat. Kostbar ist die drollige Monumentalität eines »Stachelschweines« in Bronze mit goldig glänzenden Stacheln von dem Gaulschüler Max Esser. M. O.
PERSONALIEN
Eduard von Gebhardt, der hervorragendste deutsche Meister religiöser Malerei der Gegenwart, feierte am l.Juni das Fest des 75. Geburtstages.
Der Geheime Baurat Dr. Ing. Ludwig Hoffmann in Berlin ist zum stimmberechtigten Ritter des Ordens pour le merite für Wissenschaften und Künste und der Historienund Porträtmaler Leo Bonnat in Paris zum auswärtigen Ritter desselben Ordens ernannt worden.
ln den Senat der Berliner Akademie der Künste sind Professor Friedrich Kallmorgen und Stadtbaurat Heinrich Seeling neu gewählt worden.
Paris. An Stelle des verstorbenen Soldatenmalers Edouard Detaille ist im zweiten Wahlgange der Porträtist Marcel Baschet zum Mitgliede des Instituts gewählt worden. Sein Gegenkandidat Gervex ist ihm sehr nahe gekommen, denn auf ihn fielen 17 Stimmen gegen 19 auf Baschet. Man hatte sich die Hoffnung gemacht, der weniger akademisch befangene Pointillist Henry Martin könne das Ziel erreichen, aber er erhielt nur eine einzige Stimme. Bei dem ersten Wahlgange vor drei Monaten hatte auch der bekannte Zeichner Willette kandidiert, aber keine einzige Stimme erhalten, so daß er seine Kandidatur zurückzog. Baschet ist einer der beliebtesten Porträtmaler der vornehmen Welt von Paris und zeichnet sich durch glatten, eleganten, die Engländer des 18. Jahrhunderts mit den gleichzeitigen Franzosen verbindenden Vortrag ans.
WETTBEWERBE
Der Preis der Julius Helfftsch^n Stiftung, der seit 1910 alljährlich in Höhe von 3000 M. für deutsche Landschafter ausgeschrieben wird, ist dem Maler Ernst Kolbe in Berlin-Steglitz zuerkannt worden.
DENKMALPFLEGE
Lucca. Durch einen glücklichen Fund des Conte Amedeo Cenami ist es ermöglicht worden, das Marmor
grabmal der Ilaria Carretto im Dom in seiner ursprünglichen Gestalt wieder herzustellen. Dieses Hauptwerk Jacopos della Quercia hatte bekanntlich das Schicksal, sehr bald nach seiner Vollendung (um 1406) von seinem Standort entfernt und zerschlagen zu werden. Dies geschah 1429 nach dem Sturze des Bestellers, des Gatten der Ilaria, Paolo Guinigi. Die Teile des Grabmals wurden nach allen Richtungen zerstreut. Die Grabfigur und die linke Langseite blieben wohl immer im Besitze der Domopera. Die rechte Langseite wurde 1829 in einem Keller des Palazzo Guinigi wiedergefunden und an die Galerie der Uffizien in Florenz verkauft, 1890 aber auf Anregung der Königin Margherita an den Luccheser Dom zurückgegeben. Das Kopfende war bisher verschwunden. Nunmehr hat es Cenami identifiziert mit einem Marmorwappen der Carretto-Guinigi in der Pinakothek zu Lucca. Dorthin ist es aus S. Maria de’ Servi gekommen, wo es über der Grabschrift der Beatrice Dati — Guinigi angebracht worden war.
Bei Restaurierungsarbeiten an der Domfassade ist durch einen unglücklichen Zufall eine Leiter gegen Niccolö Pisanos Relief der Kreuzabnahme gefallen und hat den Arm Christi zerschlagen. Die Generaldirektion der schönen Künste hat bestimmt, daß der Arm wieder ergänzt wird.
w. R. B.
AUSSTELLUNGEN
Über die Ausstellung »Deutsche Kunst von 1650 bis 1800«, welche vom Mai bis September 1914 im Schlosse des Großherzogs von Darmstadt stattfinden wird, versendet die Leitung des Unternehmens soeben ein Prospektheft, aus dem die Organisation ersichtlich wird. Es ist, ähnlich wie bei der Jahrhundert-Ausstellung, ein Netz von Forschern und Museumsvorständen gebildet worden, das bei der Zusammenbringung und Sichtung des Materials behilflich ist. Da es für Sammler von großem Nutzen zu sein pflegt, wenn sie gute Stücke ihres Besitzes im Rahmen solch einer kritisch-historisch geordneten Ausstellung zeigen, so seien Besitzer von deutschen Kunstwerken dieser Epoche auf die Ausstellung, die sehr interessant zu werden verspricht, hier noch nachdrücklich hingewiesen.
5. Graphische Ausstellung des deutschen Künstlerbundes in Hamburg. Die Beteiligung an der, über alle Räume der Galerie Comrneter verteilten Ausstellung ist überraschend groß. Im Jahre 1910 2000; diesmal sind 4500 Beiträge eingegangen. Die zur Ausstellung zugelassene Auslese beziffert sich allerdings auf nur 998 Radierungen, Zeichnungen, Lithographien, Schabkunstblätter und Verwandtes. Und daß darunter manches ist, was wir schon von früheren Ausstellungen her kennen — das gilt namentlich von den Arbeiten von M. Liebermann, Emil Orlik, Hans Olde, Willi Geiger — spricht auch nicht gerade dafür, daß die Beschränkung des Zulasses lediglich und ausschließlich aus raumökonomischen Gründen allein erfolgte. An Ausstellern verzeichnet der Katalog 324 Namen. Daß die kleineren Blätter in der Mehrheit sind, mag dem Verkauf zustatten kommen, dasSichzurechtfinden wird dadurch erschwert. Doch überwiegt das Gute solcherart, daß der gediegene Gesamteindruck auch unter dem Übersehen des Einzelnen nicht leidet. Augenfällig ist das Bestreben der »Griffelkünstler«, mit der farbigen Malerei Schritt zu halten. Man sieht, wie namentlich Maler und Radierer aus derselben Quelle schöpfen. Und wenn die Linie dabei auch hier und da etwas zu kurz kommt, so steht sie im ganzen in der allgemeinen Geltung doch unendlich höher als im Beginn der Neumalerei. Es wird doch wieder mit Herz und Verstand gezeichnet, die lotterig hingewischte Skizze zählt zu den Ausnahmen. So ist denn auch nur wenig da, von dem man wünschte, es wäre weggeblieben.