die große Madonna (Nr. 1113) und die kleine umstrittene Madonna mit dem Stifter (Nr. 1109), rechts die Vanitas (Nr. 1110), den venetianischen Nobile (Nr. 1115) und die kleine Madonna mit den Heiligen von PalmaVecchio (Nr. 1108) hängen können und hätte dafür Orecos Espolio an den bisherigen Platz der großen Tizianmadonna, die übrigen Bilder in den durch die genannten Veränderungen entstandenen Lücken untergebracht. Dies, vorausgesetzt, daß man die Grecos überhaupt im Venetianersaal lassen will (wo der Laokoon fast gar nicht zur Geltung kommt) und nicht lieber wieder in den spanischen Saal zurückversetzt, in dem sich durch Ausscheiden des mäßigen A. Cano, die Vision des hl. Antonius und Höherhängen des großen Antolines Platz schaffen ließe. Zum Venetianersaal ist noch nachzutragen, daß einzelne Bilder wieder neue (resp. alte) sehr gut wirkende Rahmen erhalten haben. b.
Mannheim. Nach der glücklichen Erwerbung des Feuerbachschen «Hafis vor der Schenke« hat die Kunsthalle eine erneute Erweiterung ihres Besitzes erhalten durch den Ankauf von sieben Gemälden und fünf Plastiken. Von Thoma wurde ein charaktervolles, malerisch feines Damenbildnis aus dem Anfang der achtziger Jahre erworben, das eine Beziehung zum Kreise Courbets deutlich zur Schau trägt; eine weit gesehene Campagnalandschaft aus dem letzten Jahre tritt zu der bereits im Besitz des Museums befindlichen Landschaft am Gardasee. In der deutschen Abteilung ist weiterhin eine Landschaft von Slevogt von ekstatischer Pracht der Farben neu hinzugekommen, außerdem ein psychologisch-tiefbohrendes Porträt (des Prof. A. Forel) von O. Kokoschka, eine frische Bäuerin von dem frühverstorbenen Karlsruher Schmidt-Reutte, der für die Entwicklung des Mannheimer Künstlers Th. Schindler interessant ist, und schließlich ein Bild (»Kahnfahrt«) des Karlsruhers W. Conz. ln die französische Abteilung tritt neu eine Straße von Marly von Sisley, die jenes Straßenbild von Monet wirksam ergänzt, das bereits in der Sammlung vorhanden ist. Von Plastiken sind besonders der feine Chinesenkopf G. Kolbes, sowie die bekannte Renoirbüste und stehende Frau von A. Maillol hervorzuheben. Ihnen schließen sich an zwei hübsche farbige Tierstücke von H. Gsell. — Das Kunstwissenschaftliche Institut und graphische Kabinett in Mannheim hat eine stattliche Erweiterung erfahren durch die Schöpfung eines neuen Bibliotheksaales, zweier Ausstellungsräume für Graphik, sowie eines dauernden Raumes graphischer Meisterwerke, in dem Paradigmata der verschiedenen graphischen Techniken (mit der Vorführung ihrer technischen Verfahren) zu einer bleibenden Schau verbunden sind.
w. F. St.
FORSCHUNGEN
Die Zeichnungen und Skulpturen des Anequin Egas in Guadalupe. Mühevollen und scharfsinnigen Nachforschungen zweier kunstbegeisterter Franziskanermönche des berühmten Klosters zu Guadalupe ist es vor kurzem gelungen, über das Schaffen des berühmten Architekten und Bildhauers aus Brüssel, Anequin Egas, Stammvater der für die Entwickelung der spanischen Architektur und Plastik im Zeitalter des Überganges zur Renaissance hochbedeutsamen Künstlerfamilie, überraschende Aufschlüsse zu geben1), seine künstlerische Persönlichkeit in ein weit klareres Licht zu rücken, als das bisher der Fall
1) El maestro Egas en Guadalupe. Estudio basado in documentes y dibujos in editos por los RR. PP. German Rubio e Isidoro Acemel . . . con unas palabras de introduccion por D. Elias Tormo. Madrid (Hauser y Menet) 1912. (Als Sonderdruck aus dem Boletin de la Sociedad Espanola de Excursiones.) 3 Pesetas.
war. Man wußte bis jetzt eigentlich ganz positiv von Anequin Egas nur, daß er aus Brüssel stammte, sich in Toledo festgesetzt hatte und dort als Maestro Mayor der Kathedrale um 1460, wahrscheinlich 1459—1481, vielleicht bis zu seinem vermutlichen Todesjahre 1494 tätig war, daß er das berühmte Löwentor, richtiger gesagt die Puerta de la Alegriader Kathedrale, entworfen hatte, die 1459 und folgende Jahre zur Ausführung gelangte. Sein Anteil an den Statuen im Altarhaus der Kathedrale ist nach wie vor unsicher, ebenso wie. sein Anteil am Bau des Nordturmes der Kathedrale. Die neuen Funde an Dokumenten, Zeichnungen, wie das Studium der nunmehr mit Sicherheit Anequin Egas zuzuweisenden Skulpturen in Guadalupe gestalten nun, uns endlich ein wirklich anschauliches Bild von der Persönlichkeit dieses wirklich hervorragenden niederländischen Meisters zu machen. Wir teilen hier kurz die Ergebnisse der Untersuchungen der beiden Mönche mit.
Anequin Egas hieß mit seinem vollen Namen Anequin (Hänschen) Egas Cueman (=Coiman? Die eigenhändige Unterschrift lautet stets Cueman, in einem anderen Dokument liest man Coman). 1458 war der Meister schon Bürger von Toledo und dort ein so geschätzter Meister, daß sein Ruf bereits nach Guadalupe gedrungen war. Guadalupe hat ja von jeher rege künstlerische Beziehungen zu Toledo unterhalten und sich mehr wie einmal einen Meister von dorther verschrieben. (U. a. sollte auch Greco eine große Arbeit, die Gemälde des Hochaltars für die Klosterkirche, ausführen; doch gelangte der bereits abgeschlossene Kontrakt nicht zur Ausführung.) Am 5. November 1458 schloß »Meister Egas Coman« einen Kontrakt mit dem Prior des Klosters, Don Fray Gonzalo de Illescas, Bischof von Cordoba, zur Ausführung des Grabmals dieses Priors. (P. Illescas hatte ursprünglich den berühmten Goldschmied Fray Juan de Segovia »el platero«, der als Laienbruder zu Guadalupe war, mit der Herstellung der Pläne betraut. Diese lagen am 15. Oktober 1458 vor.) Das Grabmonument des 1464 verstorbenen Priors war wohl 1460 schon vollendet. Es ist leider nicht sonderlich gut erhalten, weder die Grabstatue, noch die Engel, noch die Heiligen Augustin und Hieronymus auf den Schmalseiten des Sarkophags, aber man kann doch noch etwas von der einstigen Schönheit des Werkes, der Feinheit der Ausführung spüren.
Dieses wohlgelungene Werk veranlaßte einen kastilischen Edelmann, Alonso de Velasco, die plastische Ausschmückung seiner Grabkapelle in Guadalupe, der Capilla Sa. Ana in der Klosterkirche, gleichfalls Meister Egas zu übertragen. Die Verhandlungen bis zum endgültigen Kontrakt scheinen ziemlich lange gedauert zu haben, denn die Zeichnungen des Egas, die sich uns glücklicherweise erhalten haben, sind z. T. sicher vor Abschluß des Kontraktes am 12. September 1467 entstanden, vor allem die mit dem Grabmal des liegenden D. Alonso. Die Mönche vermuten, wohl mit Recht, daß diese Entwürfe schon kurz vor 1464 entstanden sind. Die drei wieder aufgefundenen Blätter, alle drei Federzeichnungen, jede signiert Egas cueman, zeigen neben dem ersten Grabmalsentwurf eine Skizze für die Deckendekoration der Kapelle und für den einen, eine Standarte haltenden, von Baldachin und Fiale bekrönten Engel. Ob für Velascos Gattin, Da. Isabel de Cuadros, in diesem ursprünglichen Plan ein dem des Gatten analoges Grabmal vorgesehen war oder nicht, muß dahingestellt bleiben. An Stelle des von drei Löwen getragenen Wandgrabes (auf der Vorderseite des Sarkophages halten zwei Engel das Familienwappen, auf dem Sarkophag liegt der Ritter schlafend mit gefalteten Händen, über ihm ein fliegender Engel mit dem eigenen Wappen; das Ganze wird bekrönt von musizierenden Engeln) trat in den endgültigen Kontrakt das Doppelgrabmal, das das Ehepaar
Mannheim. Nach der glücklichen Erwerbung des Feuerbachschen «Hafis vor der Schenke« hat die Kunsthalle eine erneute Erweiterung ihres Besitzes erhalten durch den Ankauf von sieben Gemälden und fünf Plastiken. Von Thoma wurde ein charaktervolles, malerisch feines Damenbildnis aus dem Anfang der achtziger Jahre erworben, das eine Beziehung zum Kreise Courbets deutlich zur Schau trägt; eine weit gesehene Campagnalandschaft aus dem letzten Jahre tritt zu der bereits im Besitz des Museums befindlichen Landschaft am Gardasee. In der deutschen Abteilung ist weiterhin eine Landschaft von Slevogt von ekstatischer Pracht der Farben neu hinzugekommen, außerdem ein psychologisch-tiefbohrendes Porträt (des Prof. A. Forel) von O. Kokoschka, eine frische Bäuerin von dem frühverstorbenen Karlsruher Schmidt-Reutte, der für die Entwicklung des Mannheimer Künstlers Th. Schindler interessant ist, und schließlich ein Bild (»Kahnfahrt«) des Karlsruhers W. Conz. ln die französische Abteilung tritt neu eine Straße von Marly von Sisley, die jenes Straßenbild von Monet wirksam ergänzt, das bereits in der Sammlung vorhanden ist. Von Plastiken sind besonders der feine Chinesenkopf G. Kolbes, sowie die bekannte Renoirbüste und stehende Frau von A. Maillol hervorzuheben. Ihnen schließen sich an zwei hübsche farbige Tierstücke von H. Gsell. — Das Kunstwissenschaftliche Institut und graphische Kabinett in Mannheim hat eine stattliche Erweiterung erfahren durch die Schöpfung eines neuen Bibliotheksaales, zweier Ausstellungsräume für Graphik, sowie eines dauernden Raumes graphischer Meisterwerke, in dem Paradigmata der verschiedenen graphischen Techniken (mit der Vorführung ihrer technischen Verfahren) zu einer bleibenden Schau verbunden sind.
w. F. St.
FORSCHUNGEN
Die Zeichnungen und Skulpturen des Anequin Egas in Guadalupe. Mühevollen und scharfsinnigen Nachforschungen zweier kunstbegeisterter Franziskanermönche des berühmten Klosters zu Guadalupe ist es vor kurzem gelungen, über das Schaffen des berühmten Architekten und Bildhauers aus Brüssel, Anequin Egas, Stammvater der für die Entwickelung der spanischen Architektur und Plastik im Zeitalter des Überganges zur Renaissance hochbedeutsamen Künstlerfamilie, überraschende Aufschlüsse zu geben1), seine künstlerische Persönlichkeit in ein weit klareres Licht zu rücken, als das bisher der Fall
1) El maestro Egas en Guadalupe. Estudio basado in documentes y dibujos in editos por los RR. PP. German Rubio e Isidoro Acemel . . . con unas palabras de introduccion por D. Elias Tormo. Madrid (Hauser y Menet) 1912. (Als Sonderdruck aus dem Boletin de la Sociedad Espanola de Excursiones.) 3 Pesetas.
war. Man wußte bis jetzt eigentlich ganz positiv von Anequin Egas nur, daß er aus Brüssel stammte, sich in Toledo festgesetzt hatte und dort als Maestro Mayor der Kathedrale um 1460, wahrscheinlich 1459—1481, vielleicht bis zu seinem vermutlichen Todesjahre 1494 tätig war, daß er das berühmte Löwentor, richtiger gesagt die Puerta de la Alegriader Kathedrale, entworfen hatte, die 1459 und folgende Jahre zur Ausführung gelangte. Sein Anteil an den Statuen im Altarhaus der Kathedrale ist nach wie vor unsicher, ebenso wie. sein Anteil am Bau des Nordturmes der Kathedrale. Die neuen Funde an Dokumenten, Zeichnungen, wie das Studium der nunmehr mit Sicherheit Anequin Egas zuzuweisenden Skulpturen in Guadalupe gestalten nun, uns endlich ein wirklich anschauliches Bild von der Persönlichkeit dieses wirklich hervorragenden niederländischen Meisters zu machen. Wir teilen hier kurz die Ergebnisse der Untersuchungen der beiden Mönche mit.
Anequin Egas hieß mit seinem vollen Namen Anequin (Hänschen) Egas Cueman (=Coiman? Die eigenhändige Unterschrift lautet stets Cueman, in einem anderen Dokument liest man Coman). 1458 war der Meister schon Bürger von Toledo und dort ein so geschätzter Meister, daß sein Ruf bereits nach Guadalupe gedrungen war. Guadalupe hat ja von jeher rege künstlerische Beziehungen zu Toledo unterhalten und sich mehr wie einmal einen Meister von dorther verschrieben. (U. a. sollte auch Greco eine große Arbeit, die Gemälde des Hochaltars für die Klosterkirche, ausführen; doch gelangte der bereits abgeschlossene Kontrakt nicht zur Ausführung.) Am 5. November 1458 schloß »Meister Egas Coman« einen Kontrakt mit dem Prior des Klosters, Don Fray Gonzalo de Illescas, Bischof von Cordoba, zur Ausführung des Grabmals dieses Priors. (P. Illescas hatte ursprünglich den berühmten Goldschmied Fray Juan de Segovia »el platero«, der als Laienbruder zu Guadalupe war, mit der Herstellung der Pläne betraut. Diese lagen am 15. Oktober 1458 vor.) Das Grabmonument des 1464 verstorbenen Priors war wohl 1460 schon vollendet. Es ist leider nicht sonderlich gut erhalten, weder die Grabstatue, noch die Engel, noch die Heiligen Augustin und Hieronymus auf den Schmalseiten des Sarkophags, aber man kann doch noch etwas von der einstigen Schönheit des Werkes, der Feinheit der Ausführung spüren.
Dieses wohlgelungene Werk veranlaßte einen kastilischen Edelmann, Alonso de Velasco, die plastische Ausschmückung seiner Grabkapelle in Guadalupe, der Capilla Sa. Ana in der Klosterkirche, gleichfalls Meister Egas zu übertragen. Die Verhandlungen bis zum endgültigen Kontrakt scheinen ziemlich lange gedauert zu haben, denn die Zeichnungen des Egas, die sich uns glücklicherweise erhalten haben, sind z. T. sicher vor Abschluß des Kontraktes am 12. September 1467 entstanden, vor allem die mit dem Grabmal des liegenden D. Alonso. Die Mönche vermuten, wohl mit Recht, daß diese Entwürfe schon kurz vor 1464 entstanden sind. Die drei wieder aufgefundenen Blätter, alle drei Federzeichnungen, jede signiert Egas cueman, zeigen neben dem ersten Grabmalsentwurf eine Skizze für die Deckendekoration der Kapelle und für den einen, eine Standarte haltenden, von Baldachin und Fiale bekrönten Engel. Ob für Velascos Gattin, Da. Isabel de Cuadros, in diesem ursprünglichen Plan ein dem des Gatten analoges Grabmal vorgesehen war oder nicht, muß dahingestellt bleiben. An Stelle des von drei Löwen getragenen Wandgrabes (auf der Vorderseite des Sarkophages halten zwei Engel das Familienwappen, auf dem Sarkophag liegt der Ritter schlafend mit gefalteten Händen, über ihm ein fliegender Engel mit dem eigenen Wappen; das Ganze wird bekrönt von musizierenden Engeln) trat in den endgültigen Kontrakt das Doppelgrabmal, das das Ehepaar