kniend im Gebet zeigt, nach dem Altar hingewendet (die älteste Vorstufe für die berühmten Grabmäler Karls V. und Philips II. im Eskorial), begleitet von dem Knappen, über ihnen zwei fliegende Engel mit dem Wappen, oben als Bekrönung eine sitzende hl. Jungfrau mit dem Christkind und musizierende Englein. Egas sollte die Arbeit bis Ende April 1468 schon vollenden. In der Tat ging er mit großem Eifer an das Werk und hatte es bis zu jenem Zeitpunkte trotz einer ganzen Reihe von Zutaten, die im ursprünglichen Vertrag nicht vorgesehen waren, schon sehr weit gefördert. Da kam es zu einer Unstimmigkeit zwischen Künstler und Auftraggeber — Egas reiste offenbar nach Toledo zurück und die endgültige Fertigstellung blieb aufgeschoben. In seinem im April 1476 in Sevilla abgefaßten Testament regelt Velasco diese Angelegenheit. »Egas Cuyman maestro mayor de la iglesia de Toledo« soll das noch immer unvollendete Grabmal fertigstellen. Im September des nächsten Jahres starb Velasco. Zu diesem Zeitpunkt oder wenigstens sehr bald danach scheint Egas seine Arbeit zu Ende geführt zu haben, denn die Wilwe läßt nunmehr die Bemalung der Statuen ausführen. Die sehr detaillierte Beschreibung dieser von Da. Isabel de Cuadros gewünschten und sicher unter des Meisters Egas Aufsicht ausgeführten Malereien ist in jeder Hinsicht von größtem Interesse.
Leider ist von dieser Bemalung nur noch wenig erhalten, die beiden stehenden Engel befinden sich nicht im besten Erhaltungszustand, das eigentliche Grabmal aber ist sonst gut erhalten und gibt einen ausgezeichneten Begriff von der höchst lebensvollen Kunst des Meisters, der ebenso durch die Natürlichkeit der Porträtfiguren wie durch den Liebreiz der Madonna und der Englein uns zu fesseln versteht.
Egas hat dann noch ein Grabmal in der Klosterkirche zu Guadalupe geschaffen, das aber durch den Vandalismus, die Pietätlosigkeit der Churrigueraepoche im 18. Jahrhundert zerstört worden ist. Wie die Padres Rubio und Acemel herausgefunden haben, schuf Egas nach Vollendung des Valescograbmals in den Jahren 1477 und 1478 im Auftrag des Bischofs von Zamora, D. Juan de Meneses, für die Begräbnisstätte der Familie Alvares de Meneses in Guadalupe das Grabmonument des Vaters des Bischofs, D. Fernando Alvares de Meneses, der Corregidor von Talavera de la Reima gewesen war.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der als Autor aller dieser Arbeiten genannte Meister Egas Cuiman, Maestro Mayor der Toledaner Kathedrale, kein anderer ist, als Anequin Egas, der Stammvater der Familie, der in all seinen Werken seine niederländische Eigenart unverfälscht bewahrt hat, während die Söhne und Enkel des Meisters sich stark hispanisierten und die Vorkämpfer des plateresken Stiles in Kastilien geworden sind. August L. Mayer.
LITERATUR
Richard Ernst, Beiträge zur Kenntnis der Tafelmalerei Böhmens im 14. und am Anfang des 15. Jahrhunderts.
Forschungen zur Kunstgeschichte Böhmens. VI. Prag 1912, Verlag der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft in Böhmen.
Von der Tafelmalerei des 14. Jahrhunderts ist in Böhmen mehr erhalten als irgendwo diesseits der Alpen, und da es an gleichzeitigen Wandmalereien und Miniaturen dort nicht fehlt, bietet sich die seltene Möglichkeit, eine inhaltsreiche Vorstellung von der Kunst aus so früher Zeit zu gewinnen, ähnlich wie in Florenz oder in Siena.
Die Bemerkungen in den Handbüchern lassen von diesem Reichtume wenig ahnen. Durch die ausdauernde Arbeit eines jüngeren Gelehrten wird uns eine Publikation beschert, die auf 60 Tafeln (brauchbaren Lichtdrucken) den
größten Teil der erhaltenen böhmischen Tafelbilder des 14. Jahrhunderts enthält.
Das Material ist überraschend reich, sorgfältig überall in dem Lande aufgespürt und mit scharfem stilistischen Blicke geordnet.
Der Herausgeber unterscheidet drei Stilarten. Eine Gruppe, die sich an die vergleichsweise gut bekannten Schöpfungen des Theodoricus in Karlstein anschließt, läßt er beiseite. Die beiden anderen Gruppen führt er annähernd erschöpfend vor, nämlich zuerst die Bilder, die stilistisch mit der Glatzer Madonna im Berliner Kaiser- Friedrich-Museum Zusammengehen. Dies scheint die älteste Gruppe zu sein. Und ihre am meisten altertümlichen Glieder mögen noch vor der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden sein.
Dann die dritte Gruppe (als zweite werden die nicht abgebildeten Theodoricus-Tafeln angesehen) minder fest geschlossen und wohl in den letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts und noch später entstanden. »Der Meister von Wittingen und sein Kreis«: so ist der Abschnitt überschrieben, in dem die Werke der 3. Gruppe besprochen werden.
Die Kritik muß erst lernen, sich auf dieser Stilstufe zu betätigen. Vermutlich wird es mit der Zeit gelingen, in der 3. Gruppe Meisterindividualitäten zu scheiden.
Weniger befriedigend als die erfolgreiche Sammlung und die scharfsichtige Ordnung des Materials ist der Text. Nicht nur, daß die Darstellung an Unübersichtlichkeit leidet, der Verfasser hat die — freilich schwere — Aufgabe nicht gelöst, das Besondere dieser und jener Gruppe auszudrücken. Wenn vom Schriftsteller gefordert wird, er solle ein jedes Ding so bezeichnen, daß seine Worte auf kein anderes Ding zutreffen, so hat der Verfasser sich diesem Ideale, das gewiß ein Ideal für den Kunstschriftsteller ist, nicht sichtbar genähert.
Der Herausgeber verspricht auf dem Felde der böhmischen Kunst weiter zu arbeiten, er scheint sich den Buchmalereien mit seinen Erfahrungen aus dem Studium der Tafelbilder zuwenden zu wollen. Nach dem, was die vorwiegende Mappe bietet, haben wir eine erhebliche Bereicherung unseres Wissens von seiner Seite zu erwarten.
Max J. Friedländer.
L’arquitectura Romänica a Catalunya per J. Puig y Cadafalch, Ant. de Falguera, J. Ooday y Casals. Vol. 1. L’arquitectura romana u. christiana prerroniänica 469 S. gr.-8°, 470 Abb. 20 ptes. Vol. II. del segle IX. al XI. 640 S. 509 Abb. 25 ptes. Barcelona, Institut d’estudis Catalans, 1911.
Wir haben hier ein gediegenes, in jeder Hinsicht ausgezeichnetes Werk vor uns, welches alle römischen und romanischen Denkmäler Kataloniens in kritischer und systematischer Geschichtsdarstellung umfaßt, wobei die reichen älteren archäologischen Forschungen, die Funde und Sammlungen und die Ergebnisse der neuesten Ausgrabungen und Wiederherstellungen verarbeitet sind. Um es gleich vorweg zu sagen, handelt es sich nicht um Kunstwerte ersten Ranges, um weltbekannte oder bahnbrechende Bauten von originalem Wert, vielmehr meist um Trümmer, Ruinen und Denkmäler kleiner und kleinster Art, die ihre Ableitung von außen nicht verleugnen. Denn die Provinz sieht über das Meer den Einflüssen von Südfrankreich, Italien, Afrika und dem ferneren Osten offen und die Verfasser haben mit Eifer diesen Zusammenhängen nachgespürt. Keltischiberisches Werk läßt sich glücklicherweise noch in Stadtbefestigungen , so in dem bedeutenden Mauergürtel von Tarragona nachweisen. Dann hat sich die römische Provinzialkunst mit all ihren Bauten öffentlicher und privater Art breit gemacht. Tempel, Theater, Amphitheater und