Zirkusse, Bäder, Stadtmauern, Tore sind (meist sehr zerstört) in Barcelona, Tarragona, Vieh, Sagunt, Merida u. a. vorhanden, deren Verständnis durch gute Rekonstruk
tionen gefördert wird. Von Grabmälern ist ein kleines Tempelchen in Fabara und der »Turm der Scipionen« in Tarragona bemerkenswert. Dazu einige Sarkophage von guter römischer Arbeit, denen sich zahlreichere, aber ge
ringere christliche anreihen. Ein schlichter Triumphbogen steht gut erhalten in der Ebene von Barä, ein anderer ruinenhaft vor der kühnen Brücke von Martorell. Das Imposanteste ist aber der Aquädukt von Tarragona. Archäologische Ausbeute lieferte die 1908 ausgegrabene Griechen
stadt Empuries. Was sich aus Inschriften und Schriftquellen über die Organisation des Bauwesens und der Gewerke erschließen ließ, ist sehr lehrreich, ebenso die Betrachtung der Technik (Steinbrüche, Brennöfen), die Behandlung der
»Ordnungen» und die Mosaiken, die hier fast nur geometrisch sind.
Von altchristlichen Basiliken sind nur dürftige Spuren erhalten. Zahlreicher und merkwürdiger sind die west
gotischen: So bescheiden! Raumgefühl und Technik sind fast ganz geschwunden: Innen Keller, außen erbärmliche Steinhaufen. Aber das Wollen und die Ideen machen sie
interessant, die wechselnden Grundrisse, die Wölbung mit Tonnen über Gurten, die Vierungskuppeln mit Laternen. Eine famose Gruppe liegt in Tarrassa nebeneinander, eine (verstümmelte) Basilika, eine Taufkirche, eine Kreuzkuppel
kirche (S. Maria). Dann kommen noch kleinere aus der Maurenzeit mit Hufeisenbogen, einschiffig, wahre Stein
hütten. Nur das Glockengiebelchen erinnert noch an die Bestimmung.
Im 10. und 11. Jahrhundert vollzieht sich die Verkirchlichung des flachen Landes durch ein Zusammenwirken des Adels, des Klerus und des Mönchtums. Wieder überrascht der Reichtum der Grundrisse und Gruppierungen; Kreuz
formen in allen Spielarten, Dreiapsidenschlüsse, Pfeilerbasiliken mit und ohne Vierungskuppel, Rundkirchen, ein
schiffige mit Kleebogenchor gehen nebeneinander her, nun fast ausnahmslos gewölbt. Krypten, Glockentürme, Vor
hallen, Kreuzgänge kommen von Südfrankreich oder der Lombardei. Und allmählich gleicht sich auch das Äußere durch bessere Technik und Gliederung dem europäischen Stile an. Bedeutende Erscheinungen sind die fünfschiffige Klosterkirche von Ripoll nach dem Muster von Alt S. Peter in Rom (!), die Burgkirche von Cordona, S. Miquel de Cuixa mit siebenteiiigem Staffelchor, Sant Pons de Corbera, mit einer Steintreppe, die außen hinauf auf den Cimboro führt. Die Mehrzahl der Land- und Bergkirchen beharrt indes auch jetzt noch bei der kleinen, bäuerlichen Form, die sich dem Steingeröll der Landschaft so stilverwandt einfügt. Im Bauschmuck und in den Ausstattungen finden sich manche Merkwürdigkeiten, die den Archäologen interes
sieren werden, z. B. zwei Apsiden mit voller Bemalung (II. 562). Auch einige Burgruinen sind vorhanden. Wertvoll ist die Fülle der Abbildungen, Grundrisse und iso
metrischen Perspektiven. Ein Band über die Bauten des 12. und 13. Jahrhunderts ist noch zu erwarten. Bereiter.
Leo Batet, Schwäbische Glasmalerei. Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlagsanstalt 1912.
Es ist sehr erfreulich, daß man dem lange etwas vernachlässigten Gebiet der Glasmalerei in neuerer Zeit er
höhte Aufmerksamkeit schenkt und vor allem das in den Museen aufgespeicherte Material in Katalogen verarbeitet. Vor dem Berliner Katalog ist noch der Katalog der Stutt
garter Altertümersammlung als pompöser, gut ausgestatteter Band erschienen, der Leo Balet zum Verfasser hat. Die Stuttgarter Glasgemäldesammlung ist nicht allzu bedeutend, enthält aber immerhin ein paar hervorragende Stücke, wie
die interessanten romanischen Verglasungen aus der Benedektinerkirche zu Alpirsbach, die an den Anfang des
15. Jahrhunderts datierten Glasmalereien aus dem Chor der Kirche zu Stöckenburg und die Frührenaissance-Fenster aus Heiligkreuztal, die nach Entwürfen des Meisters von Meßkirch gefertigt sind. Von den Arbeiten der Kabinetts
malerei sind besonders hervorzuheben die Serie der runden Wappenscheiben des Hausbuchmeisters und außer einigen hübschen Schweizer Stücken die Arbeiten der im 17. Jahr
hundert in Schwaben ansässigen Glasmalerfamilie der Maurer, die neben den anderen barocken Scheiben schwä
bischer Provenienz einen willkommenen Beitrag zu der Geschichte der deutschen Glasmalerei nach der Renaissance
bilden. Da das im Lande verstreute Material von der neueren Kunstgeschichte nur wenig verarbeitet ist, wird die Katalogisierung einer bestimmten Sammlung, wenn sie nicht ausschließlich lokalgeschichtlich ist, nach der Seite
der stilkritischen Untersuchung, gelegentlich auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen. In Erkenntnis dieser Tatsache hat Balet der Beschreibung der Museumsstücke eine ausführ
liche kunstgeschichtliche Abhandlung über die schwäbische Glasmalerei vorangehen lassen, die auch ein kurzes Ver
zeichnis aller in Württemberg vorhandenen Glasgemälde bringt. Vor allem der schwäbischen Glasmalerei von 1300—1450 widmet der Autor eine eingehende Unter
suchung, indem er das vorhandene Material in drei Gruppen, die oberschwäbische, die Eßlinger und die württembergisch-fränkische Schule einteilt, deren Eigen
heiten er genauer charakterisiert. Sehr eingehend sind auch die bis auf ein Fragment verloren gegangenen Glas
gemälde im Kloster Hirsau gewürdigt, die durch Lessing eine besondere Berühmtheit erlangt haben. Die durch
aus sachlich und sorgfältig behandelte Arbeit bildete eine sehr gute Grundlage für eine monumentale Publikation der schwäbischen Glasgemälde überhaupt. — ln bezug auf eine S. 34 der Einleitung gemachte Bemerkung, daß von Sebastian Daig kein Glasgemälde erhalten ist, möchte ich bemerken, daß Glasmalereien dieses Mannes in der Tat sich in der Sammlung des Klosters Maihingen bei Nördlingen erhalten zu haben scheinen, über die ich einmal in der Schnütgenschen Zeitschrift für christliche Kunst 1909 berichtet habe. Diese Arbeiten tragen unverfälscht den Charakter der Daigschen Kunst, wie wir sie aus seinen Gemälden kennen. Daß Daig an den Heiligkreuztaler Tafeln in Stuttgart beteiligt gewesen ist, dafür fehlen allerdings jedenfalls zunächst die Beweise. Schinnerer.
VERMISCHTES
Ein städtebaulicher Fortbildungkursus für Techniker und Verwaltungsbeamte wird vom 30. Juni bis zum 12. Juli an der Technischen Hochschule in Danzig
Langfuhr unter der Leitung des Geheimen Baurates Prof.
Gerlach stattfinden.
Inhalt: Die Große Kunstausstellung Stuttgart 1913. Von A. D. — Die Berliner Jubiläums-Kunstausstellung. Von M. O. — Personalien. — Wettbewerb der Helfftschen Stiftung. — Vom Dom zu Lucca. — Ausstellungen in Darmstadt, Hamburg, Berlin, Frankfurt a. M., Magdeburg, Genf,
Paris. — Alte Pinakothek in München; Kunsthalle in Mannheim. — Die Zeichnungen und Skulpturen des Anequin Egas in Guadalupe. —
Literatur. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von ERNST Hedrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig
tionen gefördert wird. Von Grabmälern ist ein kleines Tempelchen in Fabara und der »Turm der Scipionen« in Tarragona bemerkenswert. Dazu einige Sarkophage von guter römischer Arbeit, denen sich zahlreichere, aber ge
ringere christliche anreihen. Ein schlichter Triumphbogen steht gut erhalten in der Ebene von Barä, ein anderer ruinenhaft vor der kühnen Brücke von Martorell. Das Imposanteste ist aber der Aquädukt von Tarragona. Archäologische Ausbeute lieferte die 1908 ausgegrabene Griechen
stadt Empuries. Was sich aus Inschriften und Schriftquellen über die Organisation des Bauwesens und der Gewerke erschließen ließ, ist sehr lehrreich, ebenso die Betrachtung der Technik (Steinbrüche, Brennöfen), die Behandlung der
»Ordnungen» und die Mosaiken, die hier fast nur geometrisch sind.
Von altchristlichen Basiliken sind nur dürftige Spuren erhalten. Zahlreicher und merkwürdiger sind die west
gotischen: So bescheiden! Raumgefühl und Technik sind fast ganz geschwunden: Innen Keller, außen erbärmliche Steinhaufen. Aber das Wollen und die Ideen machen sie
interessant, die wechselnden Grundrisse, die Wölbung mit Tonnen über Gurten, die Vierungskuppeln mit Laternen. Eine famose Gruppe liegt in Tarrassa nebeneinander, eine (verstümmelte) Basilika, eine Taufkirche, eine Kreuzkuppel
kirche (S. Maria). Dann kommen noch kleinere aus der Maurenzeit mit Hufeisenbogen, einschiffig, wahre Stein
hütten. Nur das Glockengiebelchen erinnert noch an die Bestimmung.
Im 10. und 11. Jahrhundert vollzieht sich die Verkirchlichung des flachen Landes durch ein Zusammenwirken des Adels, des Klerus und des Mönchtums. Wieder überrascht der Reichtum der Grundrisse und Gruppierungen; Kreuz
formen in allen Spielarten, Dreiapsidenschlüsse, Pfeilerbasiliken mit und ohne Vierungskuppel, Rundkirchen, ein
schiffige mit Kleebogenchor gehen nebeneinander her, nun fast ausnahmslos gewölbt. Krypten, Glockentürme, Vor
hallen, Kreuzgänge kommen von Südfrankreich oder der Lombardei. Und allmählich gleicht sich auch das Äußere durch bessere Technik und Gliederung dem europäischen Stile an. Bedeutende Erscheinungen sind die fünfschiffige Klosterkirche von Ripoll nach dem Muster von Alt S. Peter in Rom (!), die Burgkirche von Cordona, S. Miquel de Cuixa mit siebenteiiigem Staffelchor, Sant Pons de Corbera, mit einer Steintreppe, die außen hinauf auf den Cimboro führt. Die Mehrzahl der Land- und Bergkirchen beharrt indes auch jetzt noch bei der kleinen, bäuerlichen Form, die sich dem Steingeröll der Landschaft so stilverwandt einfügt. Im Bauschmuck und in den Ausstattungen finden sich manche Merkwürdigkeiten, die den Archäologen interes
sieren werden, z. B. zwei Apsiden mit voller Bemalung (II. 562). Auch einige Burgruinen sind vorhanden. Wertvoll ist die Fülle der Abbildungen, Grundrisse und iso
metrischen Perspektiven. Ein Band über die Bauten des 12. und 13. Jahrhunderts ist noch zu erwarten. Bereiter.
Leo Batet, Schwäbische Glasmalerei. Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlagsanstalt 1912.
Es ist sehr erfreulich, daß man dem lange etwas vernachlässigten Gebiet der Glasmalerei in neuerer Zeit er
höhte Aufmerksamkeit schenkt und vor allem das in den Museen aufgespeicherte Material in Katalogen verarbeitet. Vor dem Berliner Katalog ist noch der Katalog der Stutt
garter Altertümersammlung als pompöser, gut ausgestatteter Band erschienen, der Leo Balet zum Verfasser hat. Die Stuttgarter Glasgemäldesammlung ist nicht allzu bedeutend, enthält aber immerhin ein paar hervorragende Stücke, wie
die interessanten romanischen Verglasungen aus der Benedektinerkirche zu Alpirsbach, die an den Anfang des
15. Jahrhunderts datierten Glasmalereien aus dem Chor der Kirche zu Stöckenburg und die Frührenaissance-Fenster aus Heiligkreuztal, die nach Entwürfen des Meisters von Meßkirch gefertigt sind. Von den Arbeiten der Kabinetts
malerei sind besonders hervorzuheben die Serie der runden Wappenscheiben des Hausbuchmeisters und außer einigen hübschen Schweizer Stücken die Arbeiten der im 17. Jahr
hundert in Schwaben ansässigen Glasmalerfamilie der Maurer, die neben den anderen barocken Scheiben schwä
bischer Provenienz einen willkommenen Beitrag zu der Geschichte der deutschen Glasmalerei nach der Renaissance
bilden. Da das im Lande verstreute Material von der neueren Kunstgeschichte nur wenig verarbeitet ist, wird die Katalogisierung einer bestimmten Sammlung, wenn sie nicht ausschließlich lokalgeschichtlich ist, nach der Seite
der stilkritischen Untersuchung, gelegentlich auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen. In Erkenntnis dieser Tatsache hat Balet der Beschreibung der Museumsstücke eine ausführ
liche kunstgeschichtliche Abhandlung über die schwäbische Glasmalerei vorangehen lassen, die auch ein kurzes Ver
zeichnis aller in Württemberg vorhandenen Glasgemälde bringt. Vor allem der schwäbischen Glasmalerei von 1300—1450 widmet der Autor eine eingehende Unter
suchung, indem er das vorhandene Material in drei Gruppen, die oberschwäbische, die Eßlinger und die württembergisch-fränkische Schule einteilt, deren Eigen
heiten er genauer charakterisiert. Sehr eingehend sind auch die bis auf ein Fragment verloren gegangenen Glas
gemälde im Kloster Hirsau gewürdigt, die durch Lessing eine besondere Berühmtheit erlangt haben. Die durch
aus sachlich und sorgfältig behandelte Arbeit bildete eine sehr gute Grundlage für eine monumentale Publikation der schwäbischen Glasgemälde überhaupt. — ln bezug auf eine S. 34 der Einleitung gemachte Bemerkung, daß von Sebastian Daig kein Glasgemälde erhalten ist, möchte ich bemerken, daß Glasmalereien dieses Mannes in der Tat sich in der Sammlung des Klosters Maihingen bei Nördlingen erhalten zu haben scheinen, über die ich einmal in der Schnütgenschen Zeitschrift für christliche Kunst 1909 berichtet habe. Diese Arbeiten tragen unverfälscht den Charakter der Daigschen Kunst, wie wir sie aus seinen Gemälden kennen. Daß Daig an den Heiligkreuztaler Tafeln in Stuttgart beteiligt gewesen ist, dafür fehlen allerdings jedenfalls zunächst die Beweise. Schinnerer.
VERMISCHTES
Ein städtebaulicher Fortbildungkursus für Techniker und Verwaltungsbeamte wird vom 30. Juni bis zum 12. Juli an der Technischen Hochschule in Danzig
Langfuhr unter der Leitung des Geheimen Baurates Prof.
Gerlach stattfinden.
Inhalt: Die Große Kunstausstellung Stuttgart 1913. Von A. D. — Die Berliner Jubiläums-Kunstausstellung. Von M. O. — Personalien. — Wettbewerb der Helfftschen Stiftung. — Vom Dom zu Lucca. — Ausstellungen in Darmstadt, Hamburg, Berlin, Frankfurt a. M., Magdeburg, Genf,
Paris. — Alte Pinakothek in München; Kunsthalle in Mannheim. — Die Zeichnungen und Skulpturen des Anequin Egas in Guadalupe. —
Literatur. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von ERNST Hedrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig