Die Maler des Simplizissismus und der Jugend, denen man ein eigenes Kabinett zugewiesen hat, haben außer Th. Th. Heine und Gulbransson besonders in Paul Rieth einen kraftvollen Vertreter. Von den Badenern ist noch HermannGöbel mit einerSommerlandschaft hervorzuheben. Interessant ist es auch, ein Idyll aus Ludwig von Hofmanns früher Zeit kennen zu lernen, das noch nichts von einem späteren dekorativen Schwung verrät, desgleichen ein älteres Bild mit Schafen und Schweinen von Heinrich von Zügel.
Das Ausland zeigt nichts gerade Neues. Am eigenartigsten wirken Ferdinand Hodlers Aquarelle nach seinen bekannten Gemälden der heiligen Stunden, vier Frauen und Rückzug von Marignano; ferner die seltsamen Blumenmädchen aus Parsifal von seinem schweizer Landsmann Ernst Georg Rüegg und der monumental empfundene Verlorene Sohn von dem Züricher Eduard Stiefel. Von Rodin sehen wir zwei anziehende Akte, ebensolche von Jules Pascin, der Belgier Khnopff hat zwei charakteristische Bildnisköpfe beigesteuert, der Neoimpressionist Paul Signac drei frische Landschaften, die in ihrer Art nicht minder allbekannt sind als Carl Larssons schon gezeigte Bilder aus seinem Heim, die in einem besonderen Raum vereinigt sind, und die geschmackvoll gemalten Chrysanthemen von Erneste Filliard und die dekorativen Landschaften von J. Francis Auburtin. Besonderes Interesse erregt endlich eine nachträglich aufgestellte felsige Landschaft in Morgenstimmung von K. F. Bognävski, der zu der jüngeren Generation zu gehören scheint.
SAMMLUNGEN
* Für die Dresdner Galerie, und zwar für die moderne Abteilung, soll ein neues Gebäude errichtet und damit das Sempersche Galeriegebäude entlastet werden, so daß dort allein die alten Gemälde in würdiger Weise neu aufgestellt werden können. Die Regierung fordert dazu von der Stadt Dresden 500000 M. Rat und Stadtverordnete sind mit diesem Vorschlag auch ganz einverstanden, nicht aber mit dem Platze, den die Regierung für das neue Galeriegebäude vorschlägt. Nach dem Regierungsvorschlag soll nämlich die Galerie in der Verlängerung des Semperschen Museums nach Westen, also in den Zwingeranlagen zwischen dem Zwingerteich und dem Kgl. Opernhaus errichtet werden. Zweierlei spricht gegen diesen Platz, einerseits nämlich, daß dadurch die prächtigen Zwingeranlagen zerstört würden, und andererseits, daß die Feuersgefahr, die vom Opernhaus ausgeht, durch das neue Gebäude noch vermehrt wird. Überdies sind noch genügend viele andere Plätze, z. B. auf dem Gelände des alten botanischen Gartens und in Dresden-Neustadt vorhanden. Die Stadtverordneten haben in berechtigter Würdigung dieser Umstände beschlossen, zunächst nicht 500000 Mark für den Neubau eines staatlichen Galeriegebäudes für moderne Gemälde, sondern nur 50000 Mark zum Wettbewerb für ein solches Gebäude zu bewilligen, und zwar unter der Voraussetzung, daß für dieses Ausschreiben nicht ausschließlich der Platz am Zwingerteich als Bauplatz bezeichnet, sondern den Architekten freigestellt werde, auch andere geeignete Bauplätze, namentlich solche im Staatsbesitz, z. B. vielleicht den ehemaligen botanischen Garten, in Betracht zu ziehen; ferner die Bewilligung von weiteren 450000 Mark zwar grundsätzlich in Aussicht zu stellen, die endgültige Entschließung darüber aber bis zur Entscheidung über den Bauplatz auszusetzen und schon jetzt der Königl. Generaldirektion der Sammlungen für Kunst und Wissenschaft mitzuteilen, daß dem Stadtverordnetenkollegium gegen den Bauplatz im Zwinger die ernstesten Bedenken beigehen. Man kann nur wünschen, daß die Königliche
Generaldirektion im Interesse des Dresdner Stadtbildes den Bauplatz am Zwinger sofort endgültig fallen läßt. — Die moderne Abteilung in der Dresdner Galerie besteht zu einem Teile aus den Gemälden, die die Galerie- Kommission auf Kosten der vom Landtage bewilligten Ankaufssumme erwirbt, zu einem sehr großen Teile aber aus solchen Gemälden, die der akademische Rat der Königl. Kunstakademie aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung ankauft. Unter diesen letzteren befindet sich eine große Menge Mittelgut, das der Dresdner Galerie keineswegs zum Ruhme gereicht, sondern das Niveau der Sammlung arg herabdrückt. Die verfehlten Ankäufe rühren namentlich daher, daß die Interessen der großen Kunstausstellung in Dresden mit den Interessen der Galerie verquickt worden sind, anstatt daß bei den Ankäufen streng auf Qualität geachtet worden wäre. Schon früher sind daher die Ankäufe aus der Pröll-Heuer-Stiftung von der Kritik streng getadelt worden. Damals aber fand der akademische Rat im Regierungsblatt einen Verteidiger, der die Ankäufe zu decken suchte. Heute, nachdem Dr. Posse die Leitung der Galerie übernommen hat, ist das anders geworden. Posse hält streng auf Qualität, ihm und den übrigen Mitgliedern der Generaldirektion der Königl. Sammlungen, an deren Spitze Staatsminister Dr. Beck steht, sind offenbar die zahlreichen Mittelmäßigkeiten, mit denen der akademische Rat die Dresdner Galerie früher schon und so auch wieder bei der vorjährigen großen Dresdner Ausstellung überschüttet hat, ebenso unerfreulich, wie allen wahren Freunden der Galerie. Dr. Posse hat sich daher mit Recht im vorigen Jahre gegen die Ankäufe gewehrt und hat erreicht, daß die Bestimmungen der Pröll-Heuer-Stiftung geändert worden sind. Fortan bedürfen die Ankäufe aus dieser Stiftung auch der Zustimmung des Galeriedirektors oder der Generaldirektion. Es ist dies im Grunde selbstverständlich , denn schließlich wird für den Stand der Galerie doch niemand anders verantwortlich gemacht als der Galeriedirektor. Begreiflicherweise sucht sich der akademische Rat sein Recht, unabhängig vom Galeriedirektor zu kaufen, zu wahren, aber im Interesse der Galerie ist dringend zu wünschen, daß er damit nicht durchdringt. Die letzten Ankäufe sprechen dringlich für eine Änderung des bestehenden Zustands. Keinerlei Kompromiß darf bei Galerieankäufen mitsprechen, nur die Qualität muß entscheiden.
Das Berliner Kupferstichkabinett erwarb u. a. elf radierte Landschaften von Thomas Gainsborough, drei Stücke davon in zwei verschiedenen Zuständen. Die höchst seltenen Radierungen, die sogar den neueren deutschen Handbüchern unbekannt sind, stammen aus der Sammlung H. J. Pfungst in London.
Neues Museum in Haarlem. Das neue städtische Museum in Haarlem, das am 14. Mai vom Minister des Innern feierlich eröffnet wurde, ist in dem ehemaligen reformierten Waisenhaus eingerichtet, einem aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts stammenden Gebäude, das ursprünglich als Altmännerhaus gebraucht wurde; dasselbe ist um einen fast quadratischen Hof gebaut. Die Haupträume liegen alle gleich hoch und bilden eine durchlaufende Zimmerflucht; sie haben bis auf einen Saal, der Oberlicht empfängt, sämtlich Seitenlicht. Platz ist mehr als genug; auch für etwaige Vermehrungen der Sammlung bleibt Raum; die Gemälde hängen infolgedessen sehr gut. Man braucht sich also nicht mehr den Hals oder die Augen zu verrenken, wie das in dem alten Museum nötig war, wo die Wände mit Bildern so bedeckt waren, daß ein Werk das andere erdrückte und keins, so wie es sich gehörte, zur Geltung kam. Die 425 Gemälde zählende
Das Ausland zeigt nichts gerade Neues. Am eigenartigsten wirken Ferdinand Hodlers Aquarelle nach seinen bekannten Gemälden der heiligen Stunden, vier Frauen und Rückzug von Marignano; ferner die seltsamen Blumenmädchen aus Parsifal von seinem schweizer Landsmann Ernst Georg Rüegg und der monumental empfundene Verlorene Sohn von dem Züricher Eduard Stiefel. Von Rodin sehen wir zwei anziehende Akte, ebensolche von Jules Pascin, der Belgier Khnopff hat zwei charakteristische Bildnisköpfe beigesteuert, der Neoimpressionist Paul Signac drei frische Landschaften, die in ihrer Art nicht minder allbekannt sind als Carl Larssons schon gezeigte Bilder aus seinem Heim, die in einem besonderen Raum vereinigt sind, und die geschmackvoll gemalten Chrysanthemen von Erneste Filliard und die dekorativen Landschaften von J. Francis Auburtin. Besonderes Interesse erregt endlich eine nachträglich aufgestellte felsige Landschaft in Morgenstimmung von K. F. Bognävski, der zu der jüngeren Generation zu gehören scheint.
SAMMLUNGEN
* Für die Dresdner Galerie, und zwar für die moderne Abteilung, soll ein neues Gebäude errichtet und damit das Sempersche Galeriegebäude entlastet werden, so daß dort allein die alten Gemälde in würdiger Weise neu aufgestellt werden können. Die Regierung fordert dazu von der Stadt Dresden 500000 M. Rat und Stadtverordnete sind mit diesem Vorschlag auch ganz einverstanden, nicht aber mit dem Platze, den die Regierung für das neue Galeriegebäude vorschlägt. Nach dem Regierungsvorschlag soll nämlich die Galerie in der Verlängerung des Semperschen Museums nach Westen, also in den Zwingeranlagen zwischen dem Zwingerteich und dem Kgl. Opernhaus errichtet werden. Zweierlei spricht gegen diesen Platz, einerseits nämlich, daß dadurch die prächtigen Zwingeranlagen zerstört würden, und andererseits, daß die Feuersgefahr, die vom Opernhaus ausgeht, durch das neue Gebäude noch vermehrt wird. Überdies sind noch genügend viele andere Plätze, z. B. auf dem Gelände des alten botanischen Gartens und in Dresden-Neustadt vorhanden. Die Stadtverordneten haben in berechtigter Würdigung dieser Umstände beschlossen, zunächst nicht 500000 Mark für den Neubau eines staatlichen Galeriegebäudes für moderne Gemälde, sondern nur 50000 Mark zum Wettbewerb für ein solches Gebäude zu bewilligen, und zwar unter der Voraussetzung, daß für dieses Ausschreiben nicht ausschließlich der Platz am Zwingerteich als Bauplatz bezeichnet, sondern den Architekten freigestellt werde, auch andere geeignete Bauplätze, namentlich solche im Staatsbesitz, z. B. vielleicht den ehemaligen botanischen Garten, in Betracht zu ziehen; ferner die Bewilligung von weiteren 450000 Mark zwar grundsätzlich in Aussicht zu stellen, die endgültige Entschließung darüber aber bis zur Entscheidung über den Bauplatz auszusetzen und schon jetzt der Königl. Generaldirektion der Sammlungen für Kunst und Wissenschaft mitzuteilen, daß dem Stadtverordnetenkollegium gegen den Bauplatz im Zwinger die ernstesten Bedenken beigehen. Man kann nur wünschen, daß die Königliche
Generaldirektion im Interesse des Dresdner Stadtbildes den Bauplatz am Zwinger sofort endgültig fallen läßt. — Die moderne Abteilung in der Dresdner Galerie besteht zu einem Teile aus den Gemälden, die die Galerie- Kommission auf Kosten der vom Landtage bewilligten Ankaufssumme erwirbt, zu einem sehr großen Teile aber aus solchen Gemälden, die der akademische Rat der Königl. Kunstakademie aus den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung ankauft. Unter diesen letzteren befindet sich eine große Menge Mittelgut, das der Dresdner Galerie keineswegs zum Ruhme gereicht, sondern das Niveau der Sammlung arg herabdrückt. Die verfehlten Ankäufe rühren namentlich daher, daß die Interessen der großen Kunstausstellung in Dresden mit den Interessen der Galerie verquickt worden sind, anstatt daß bei den Ankäufen streng auf Qualität geachtet worden wäre. Schon früher sind daher die Ankäufe aus der Pröll-Heuer-Stiftung von der Kritik streng getadelt worden. Damals aber fand der akademische Rat im Regierungsblatt einen Verteidiger, der die Ankäufe zu decken suchte. Heute, nachdem Dr. Posse die Leitung der Galerie übernommen hat, ist das anders geworden. Posse hält streng auf Qualität, ihm und den übrigen Mitgliedern der Generaldirektion der Königl. Sammlungen, an deren Spitze Staatsminister Dr. Beck steht, sind offenbar die zahlreichen Mittelmäßigkeiten, mit denen der akademische Rat die Dresdner Galerie früher schon und so auch wieder bei der vorjährigen großen Dresdner Ausstellung überschüttet hat, ebenso unerfreulich, wie allen wahren Freunden der Galerie. Dr. Posse hat sich daher mit Recht im vorigen Jahre gegen die Ankäufe gewehrt und hat erreicht, daß die Bestimmungen der Pröll-Heuer-Stiftung geändert worden sind. Fortan bedürfen die Ankäufe aus dieser Stiftung auch der Zustimmung des Galeriedirektors oder der Generaldirektion. Es ist dies im Grunde selbstverständlich , denn schließlich wird für den Stand der Galerie doch niemand anders verantwortlich gemacht als der Galeriedirektor. Begreiflicherweise sucht sich der akademische Rat sein Recht, unabhängig vom Galeriedirektor zu kaufen, zu wahren, aber im Interesse der Galerie ist dringend zu wünschen, daß er damit nicht durchdringt. Die letzten Ankäufe sprechen dringlich für eine Änderung des bestehenden Zustands. Keinerlei Kompromiß darf bei Galerieankäufen mitsprechen, nur die Qualität muß entscheiden.
Das Berliner Kupferstichkabinett erwarb u. a. elf radierte Landschaften von Thomas Gainsborough, drei Stücke davon in zwei verschiedenen Zuständen. Die höchst seltenen Radierungen, die sogar den neueren deutschen Handbüchern unbekannt sind, stammen aus der Sammlung H. J. Pfungst in London.
Neues Museum in Haarlem. Das neue städtische Museum in Haarlem, das am 14. Mai vom Minister des Innern feierlich eröffnet wurde, ist in dem ehemaligen reformierten Waisenhaus eingerichtet, einem aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts stammenden Gebäude, das ursprünglich als Altmännerhaus gebraucht wurde; dasselbe ist um einen fast quadratischen Hof gebaut. Die Haupträume liegen alle gleich hoch und bilden eine durchlaufende Zimmerflucht; sie haben bis auf einen Saal, der Oberlicht empfängt, sämtlich Seitenlicht. Platz ist mehr als genug; auch für etwaige Vermehrungen der Sammlung bleibt Raum; die Gemälde hängen infolgedessen sehr gut. Man braucht sich also nicht mehr den Hals oder die Augen zu verrenken, wie das in dem alten Museum nötig war, wo die Wände mit Bildern so bedeckt waren, daß ein Werk das andere erdrückte und keins, so wie es sich gehörte, zur Geltung kam. Die 425 Gemälde zählende