zuteil gewordene Behandlung klagten, aber sie überspannten nun den Bogen, steigerten ihre Angriffe ins Maßlose und zwangen so die Majorität zum Austritt aus der Sezession, zu dem sich nun mit Cassirer folgende Künstler zusammengefunden haben: Max Slevogt, Curt Herrmann, A. Kraus, George Mosson, Käthe Kollwitz, Max Giesecke, Großmann, Otto Hettner, Hedwig Weiß, Georg Kolbe, Franz Christophe, Ernst Barlach, Ulrich Hübner, August Gaul, L. Tuaillon, Emil Orlik, Oscar Moll, Kurt Tuch, Richard Langer, Robert Breyer, Dora Hitz, Heinrich Hübner, Max Liebermann, W. Bondy, Karl Walser, E. R. Weiß, R. Lepsius, Sabine Lepsius, Martin Brandenburg, Hans Baluschek, Paul Cassirer, Ernst Matthes, Jakob Nußbaum, Hans Meid, M. Beckmann, Richard Engelmann, Krückeberg, K. von Kardoff, Fritz Rhein, Hans Schmidt, Giese, W. Gerstel, Graf von Kalckreuth, Max Pechstein, das heißt nichts anderes, als fast die Gesamtheit der hervorragenden Persönlichkeiten! Und dies bedeutet tatsächlich das Ende der Sezession. Denn das Fragment, das nun übrig bleibt, ist nur eine kleine Gruppe, die, obschon sich Lovis Corinth zu ihr geschlagen hat, nicht entfernt künstlerische Garantien für ein weiteres Gedeihen der Körperschaft zu geben vermag, die seit vierzehn Jahren im Berliner Kunstleben so Großes geleistet hat. Was es bedeutet, daß dieser Faktor nun ausgeschaltet sein soll, ist noch gar nicht abzusehen. Denn es ist sehr zweifelhaft, ob sich die Gruppe um Cassirer neu konstituieren wird.
VERMISCHTES
X Die Angelegenheit, des Neuen Berliner Opernhauses scheint nunmehr nach längerem Schweigen der beteiligten Faktoren wieder in Fluß zu kommen. Wie erinnerlich, hatte das preußische Abgeordnetenhaus in einer Resolution die Erwartung ausgesprochen, daß die Regierung einen »freien Architekten« zu der Arbeit an dem großen Werke hinzuziehen möge, der dann mit dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Verbindung treten sollte, und die Regierung hatte diesem Wunsche zugestimmt. Allgemein wurde angenommen, daß die Wahl dieses »freien Architekten« ganz von selbst auf Otto March fallen würde, dessen Entwurf beim letzten Opernhaus-Wettbewerb am meisten Anerkennung gefunden hatte und dem Ziel am nächsten zu kommen schien. Da starb March unerwartet, und alles schien wieder aufs neue in Frage gestellt. Es gingen die abenteuerlichsten Gerüchte um, bis nunmehr der Entschluß des Ministeriums bekannt gegeben wurde, um allenthalben lebhaften Beifall zu erwecken: es besteht die Absicht, den Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann zur Teilnahme an dem bedeutenden Werke-zu bitten. Allem Anschein nach ist es ein Wunsch des Kaisers gewesen, der hier den Ausschlag gegeben hat, und es wird besonders mit Rücksicht auf diese Tatsache angenommen, daß die Stadt Berlin, die der Regierung ihren Stadtbaurat schon für die Errichtung der neuen Museen nach Messels Plänen zur Verfügung gestellt hat, gern die Einwilligung geben wird. Man darf danach auch annehmen, daß der Künstler selbst im Prinzip bereit ist, dem Ruf Folge zu leisten; doch scheint über die Art dieser Anteilnahme am Opernhausbau die Sache noch nicht geklärt — vielleicht ist aus diesem Grunde die endgültige Entscheidung auch noch nicht erfolgt. Es wird aber in Berliner Kunstkreisen angenommen und dringend erhofft, daß Hoffmann sich nur dann auf ein Zusammenarbeiten mit dem Ministerium einläßt, wenn er nicht nur als beiläufig gefragter Berater zu gelten hat, sondern wenn ihm ein maßgebender Einfluß auf die künstlerische Gestaltung des ganzen Bauwerkes zugesichert wird.
Der neue »Puttenbrunnen« in Leipzig. Die großen, öffentlichen Brunnenanlagen, einst wichtiger Lebensbedarf und oft poesieumwobene, kunstreiche Schmuckstücke alter Städte, sind für die Gegenwart ja bloßer Luxus geworden. Aber sie besitzen doch für die Zwecke der modernen Stadtverschönerung immer noch so hohe Stimmungswerte, daß bei der Wahl: Denkmal oder Zierbrunnen — die Entscheidung häufig zu gunsten des letzteren fällt. Namentlich, wenn es gilt, vom tosenden Verkehre abliegende Ecken, Plätzchen oder Anlagen idyllisch zu schmücken und zu beleben. In Leipzig hat man in den letzten Jahren, wie zum Ersätze für den Verlust mancher origineller Brunnen aus der Renaissance- und Barockzeit, eine ganze Anzahl größerer und kleinerer Frei- und Wandbrunnenanlagen geschaffen, und in diesen Tagen wurde wieder ein 5 m hoher Granitbrunnen aufgestellt, der den an der Kreuzungsstelle der kleinen Fleischergasse und des Thomasgäßchens liegenden dreieckigen, kleinen Platz vor dem »Kaffeebaum« sehr stimmungsvoll ziert. Dieser Brunnen ist das wohlgelungene Werk des Leipziger Bildhauers Prof. Max Lange, von dessen stattlichen Grabdenkmälern und Gelehrtenbüsten hier schon öfters berichtet wurde. Die Anlage besteht aus einem Sammelbecken von vierpaßförmigem Grundrisse von 6 m Durchmesser, einer schön geschwungenen tiefen Schale von 3 m Durchmesser, und einer kleineren flachen Schale oben. Getragen wird die untere Schale von einem achtkantigen Unterbau, von dem vier Rippen mit Kolossalmasken, die vierTemperamente darstellend, geschmückt sind, während sich an der vierkantigen Stütze für die obere Schale der eigentliche bildnerische Schmuck befindet: vier vollrund aus dem Granitblock herausgearbeitete, überlebensgroße, urwüchsige Knaben, die vom Weine allzuviel genascht und sich zu einem übermütigen Ringelreihen angefaßt haben. Nach ihnen heißt das Werk: Puttenbrunnen. Aus der Mitte der obersten Schale bricht ein dicker Strudel, und das Wasser fällt vom Rande derselben wie ein feiner Schleier über die weinseligen Burschen, denen eine solche Tusche wohl zu gönnen ist, in die große Schale und rauscht von da in das Sammelbecken. — Der ganze Brunnen besteht aus Meißener Granit, dessen eigentliche graubraune Farbe durch verschiedene Bearbeitung und auch durch die Berieselung sehr mannigfaltig variiert. Zu den vielen feinen Einzelheiten kommt eine gefällige Umrißansicht von allen Seiten und glückliches Zusammenstimmen der Abmessungen mit der umgebenden Architektur. So wirkt der Brunnen trotz seiner Neuheit traulich und wie mit dem Platze entstanden.
f. Becker.
ERKLÄRUNG
Herr Dr. F. Secker, Direktor des Städtischen Museums in Danzig, legt Wert darauf, daß konstatiert werde: die von Herrn Dr. Habich im letzten Hefte der Zeitschrift für bildende Kunst veröffentlichte Holbeinminiatur ist bereits in dem von Herrn Dr. Secker im Monat März herausgegebenen Museumsführer abgebildet. Dieser Führer war Herrn Dr. Habich unbekannt; denn als er im Juli vorigen Jahres seinen Aufsatz mit uns verabredete und bald darauf zum Zwecke der Veröffentlichung von dem damaligen Vorgänger des Herrn Dr. Secker eine ^photographische Aufnahme des Stückes erhielt, existierte dieser Führer noch gar nicht. Übrigens nimmt der Führer weder textlich noch illustrativ dem Werte der Arbeit des Herrn Dr. Habich etwas vorweg. Es tut also nichts zur Sache, ob er früher oder später erschienen ist. Aber Herr Dr. Habich hätte ihn gern als existierend zitiert, wenn er ihn gekannt hätte. die Redaktion.
Inhalt: Ein unbekanntes Jugendwerk Leibis. — Wiener Brief.— Hans Bruch f. — Personalien. — Plakat d. Buchgewerbe-Ausstellung Leipzig 1914. — Denkmalpflege i. d. Provinz Brandenburg. — Wagner-Denkmal in München; Lueger-Denkmal in Wien. — Ausstellung in Dresden. - Dresdner Oalerie; Berliner Kupferstichkabinett; Museum in Haarlem; Nationalgalerie in Urbino. — Berliner Sezession. — Vermischtes. — Erklärung. Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
VERMISCHTES
X Die Angelegenheit, des Neuen Berliner Opernhauses scheint nunmehr nach längerem Schweigen der beteiligten Faktoren wieder in Fluß zu kommen. Wie erinnerlich, hatte das preußische Abgeordnetenhaus in einer Resolution die Erwartung ausgesprochen, daß die Regierung einen »freien Architekten« zu der Arbeit an dem großen Werke hinzuziehen möge, der dann mit dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Verbindung treten sollte, und die Regierung hatte diesem Wunsche zugestimmt. Allgemein wurde angenommen, daß die Wahl dieses »freien Architekten« ganz von selbst auf Otto March fallen würde, dessen Entwurf beim letzten Opernhaus-Wettbewerb am meisten Anerkennung gefunden hatte und dem Ziel am nächsten zu kommen schien. Da starb March unerwartet, und alles schien wieder aufs neue in Frage gestellt. Es gingen die abenteuerlichsten Gerüchte um, bis nunmehr der Entschluß des Ministeriums bekannt gegeben wurde, um allenthalben lebhaften Beifall zu erwecken: es besteht die Absicht, den Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann zur Teilnahme an dem bedeutenden Werke-zu bitten. Allem Anschein nach ist es ein Wunsch des Kaisers gewesen, der hier den Ausschlag gegeben hat, und es wird besonders mit Rücksicht auf diese Tatsache angenommen, daß die Stadt Berlin, die der Regierung ihren Stadtbaurat schon für die Errichtung der neuen Museen nach Messels Plänen zur Verfügung gestellt hat, gern die Einwilligung geben wird. Man darf danach auch annehmen, daß der Künstler selbst im Prinzip bereit ist, dem Ruf Folge zu leisten; doch scheint über die Art dieser Anteilnahme am Opernhausbau die Sache noch nicht geklärt — vielleicht ist aus diesem Grunde die endgültige Entscheidung auch noch nicht erfolgt. Es wird aber in Berliner Kunstkreisen angenommen und dringend erhofft, daß Hoffmann sich nur dann auf ein Zusammenarbeiten mit dem Ministerium einläßt, wenn er nicht nur als beiläufig gefragter Berater zu gelten hat, sondern wenn ihm ein maßgebender Einfluß auf die künstlerische Gestaltung des ganzen Bauwerkes zugesichert wird.
Der neue »Puttenbrunnen« in Leipzig. Die großen, öffentlichen Brunnenanlagen, einst wichtiger Lebensbedarf und oft poesieumwobene, kunstreiche Schmuckstücke alter Städte, sind für die Gegenwart ja bloßer Luxus geworden. Aber sie besitzen doch für die Zwecke der modernen Stadtverschönerung immer noch so hohe Stimmungswerte, daß bei der Wahl: Denkmal oder Zierbrunnen — die Entscheidung häufig zu gunsten des letzteren fällt. Namentlich, wenn es gilt, vom tosenden Verkehre abliegende Ecken, Plätzchen oder Anlagen idyllisch zu schmücken und zu beleben. In Leipzig hat man in den letzten Jahren, wie zum Ersätze für den Verlust mancher origineller Brunnen aus der Renaissance- und Barockzeit, eine ganze Anzahl größerer und kleinerer Frei- und Wandbrunnenanlagen geschaffen, und in diesen Tagen wurde wieder ein 5 m hoher Granitbrunnen aufgestellt, der den an der Kreuzungsstelle der kleinen Fleischergasse und des Thomasgäßchens liegenden dreieckigen, kleinen Platz vor dem »Kaffeebaum« sehr stimmungsvoll ziert. Dieser Brunnen ist das wohlgelungene Werk des Leipziger Bildhauers Prof. Max Lange, von dessen stattlichen Grabdenkmälern und Gelehrtenbüsten hier schon öfters berichtet wurde. Die Anlage besteht aus einem Sammelbecken von vierpaßförmigem Grundrisse von 6 m Durchmesser, einer schön geschwungenen tiefen Schale von 3 m Durchmesser, und einer kleineren flachen Schale oben. Getragen wird die untere Schale von einem achtkantigen Unterbau, von dem vier Rippen mit Kolossalmasken, die vierTemperamente darstellend, geschmückt sind, während sich an der vierkantigen Stütze für die obere Schale der eigentliche bildnerische Schmuck befindet: vier vollrund aus dem Granitblock herausgearbeitete, überlebensgroße, urwüchsige Knaben, die vom Weine allzuviel genascht und sich zu einem übermütigen Ringelreihen angefaßt haben. Nach ihnen heißt das Werk: Puttenbrunnen. Aus der Mitte der obersten Schale bricht ein dicker Strudel, und das Wasser fällt vom Rande derselben wie ein feiner Schleier über die weinseligen Burschen, denen eine solche Tusche wohl zu gönnen ist, in die große Schale und rauscht von da in das Sammelbecken. — Der ganze Brunnen besteht aus Meißener Granit, dessen eigentliche graubraune Farbe durch verschiedene Bearbeitung und auch durch die Berieselung sehr mannigfaltig variiert. Zu den vielen feinen Einzelheiten kommt eine gefällige Umrißansicht von allen Seiten und glückliches Zusammenstimmen der Abmessungen mit der umgebenden Architektur. So wirkt der Brunnen trotz seiner Neuheit traulich und wie mit dem Platze entstanden.
f. Becker.
ERKLÄRUNG
Herr Dr. F. Secker, Direktor des Städtischen Museums in Danzig, legt Wert darauf, daß konstatiert werde: die von Herrn Dr. Habich im letzten Hefte der Zeitschrift für bildende Kunst veröffentlichte Holbeinminiatur ist bereits in dem von Herrn Dr. Secker im Monat März herausgegebenen Museumsführer abgebildet. Dieser Führer war Herrn Dr. Habich unbekannt; denn als er im Juli vorigen Jahres seinen Aufsatz mit uns verabredete und bald darauf zum Zwecke der Veröffentlichung von dem damaligen Vorgänger des Herrn Dr. Secker eine ^photographische Aufnahme des Stückes erhielt, existierte dieser Führer noch gar nicht. Übrigens nimmt der Führer weder textlich noch illustrativ dem Werte der Arbeit des Herrn Dr. Habich etwas vorweg. Es tut also nichts zur Sache, ob er früher oder später erschienen ist. Aber Herr Dr. Habich hätte ihn gern als existierend zitiert, wenn er ihn gekannt hätte. die Redaktion.
Inhalt: Ein unbekanntes Jugendwerk Leibis. — Wiener Brief.— Hans Bruch f. — Personalien. — Plakat d. Buchgewerbe-Ausstellung Leipzig 1914. — Denkmalpflege i. d. Provinz Brandenburg. — Wagner-Denkmal in München; Lueger-Denkmal in Wien. — Ausstellung in Dresden. - Dresdner Oalerie; Berliner Kupferstichkabinett; Museum in Haarlem; Nationalgalerie in Urbino. — Berliner Sezession. — Vermischtes. — Erklärung. Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig