Im Frühling dieses Jahres ward zu Rotschild auf Seeland Professor Jakob Kornerup von einem Schlagflusse betroffen, in dessen Folge der Hochbetagte kurz darauf verschieden ist. — Der bonusJacobus, wie ihn seine Freunde nannten, die ihm und sich am 17. November 1910 seinen 80. Geburtstag zu einem herrlichen Freudentage gestalteten, war die ehr- und liebenswürdigste Gestalt aus jenem Kreise gelehrter und tätiger Forscher, die seit zwei Menschenaltern die Geschichte des dänischen Altertums und der dänischen Künste erforscht, durchforscht und in Schriften dargestellt haben. Und er war fast der letzte dieser Älteren; sie sind hingegangen, die Männer wie Worsaae, Hoyen, Löffler, Holms, Meldahl. Von allen ist er am längsten, eindringlichsten und wirksamsten tätig gewesen. So war er noch nach jenem festlichen achtzigsten Geburtstage nicht bloß an seinem Geburts- und Wohnorte die geistige Autorität in Sachen der Altertumskunde, sondern er war überall in Dänemark zu finden, bemüht und bereit, dem jüngeren Geschlechte die Schätze seines Wissens aufzutun, und sie durch sein Erscheinen und sein Gespräch zu erfreuen. — Er war als Sohn eines Kaufmanns geboren, hatte die heimische Gelehrtenschule besucht, sich dann zum Maler, Radierer und Zeichner ausgebildet, große Reisen durch die deutschen und welschen Lande gemacht und sich dann in der Vaterstadt niedergelassen, wo er als Zeichenlehrer seine feste Stellung erhielt und dem Dome nahe war, den er gewissermaßen besaß. Für Aufdeckung, Untersuchung und Herstellung der vielen da und dort gefundenen Kalkmalereien war er der Leitung des National-Museums die rechte Hand. Noch vor 16 Jahren hat er auch bei uns, zu Düppel in Schleswig, eine solche Herstellung ausgeführt. So lange man sich mit dänischer Archäologie, und namentlich mit der Geschichte der Baukunst beschäftigen wird, wird man seinem Namen und seinem Geiste auf Schritt und Tritt begegnen und ihn als den erkennen und schätzen, ohne dessen Tätigkeit diese Wissenschaft kaum denkbar wäre. Sehr vieles hat er in Zeitschriften veröffentlicht; unter den selbständigen größeren Werken seien genannt sein großes über den Dom zu Rotschild, Fol. 1877, ein anderes über Rotschild in alten Tagen, 1892; mit Hoyen und Worsaae gab er die »Dänischen Denkmäler« (Mindesmärker) 1869 heraus, und für sich 1875 das Werk über die Königsgräber zu Jellingen. npt.
PERSONALIEN
Professor Ludwig Manzel, der jetzige Präsident der Berliner Akademie der Künste, ist auch für die nächste Amtszeit, vom 1. Oktober 1913 bis zum 1. Oktober 1914, wiederum zum Präsidenten der Akademie gewählt worden.
Der Berliner Bildhauer Arthur Lewin-Euncke ist zum Professor ernannt worden. Er erhielt früher als erster Bildhauer auf der Großen Berliner Kunstausstellung einen Ehrenpreis der Stadt Berlin und ist im Besitze der goldenen Medaille für Kunst.
WETTBEWERBE
Ein städtebaulicher Wettbewerb für Reinickendorf bei Berlin. Zur Aufschließung des unbebauten Oemeindegeländes von Reinickendorf soll ein Wettbewerb die Grundlagen geben, den jetzt die Gemeinde mit drei Preisen von 2500,1500 und 1000 M. ausschreibt. Es handelt sich um ein 180 preußische Morgen großes Gelände in der Umgebung des Rathauses. Unter den Preisrichtern sind Geh. Baurat Prof. Dr. Th. Göcke, Prof. Bruno Möhring und Architekt Hermann Jansen in Berlin.
Straßburg i. Eis. Zur Erlangung von Entwürfen für Steinzeichnungen als Schmuck von Eisenbahnabteilen war
für Elsaß-Lothringische Künstler ein Wettbewerb ausgeschrieben, der am 7. Juni zur Entscheidung kam. Es standen für zehn verschiedene Landschaftsbilder, deren Motive vorgeschrieben waren, Preise im Betrage von je 175 M. zur Verfügung, zu welchen noch drei Ehrenpreise zu je 50 M. hinzukamen. Es wurden einige Motive, für die nach dem Urteil des Preisgerichts keine entsprechende Lösung eingegangen war, an Preisträger in Auftrag gegeben. Preise und Aufträge fielen auf folgende Künstler und Künstlerinnen: Rene Allenbach, Marga Bretzl, Aug. Cammissar, Eugen Holtzmann, Paul Ledoux, F. Thomas (sämtlich in Straßburg). Die Konkurrenzarbeiten waren einige Tage im Stadthaus ausgestellt. k.
DENKMÄLER
Wien. Die Gemeinde hat dem Drängen der Zeitungen nachgegeben und die eingelaufenen Arbeiten der engeren Konkurrenz für das Luegerdenkmal im »Künstlerhauseausgestellt. Die Arbeiten sind, wie zu erwarten war, nicht besser als die in der ersten Konkurrenz preisgekrönten. Der Entwurf des mit der Ausführung betrauten Bildhauers Prof. Josef Müllner zeigt ein Gehrockmännchen in pathetischer Pose auf einem hohen Postament, das von allegorischen Figuren umgeben wird, die auf die Taten des Bürgermeisters Lueger Bezug haben. Schade um den schönen Platz vor dem Rathause, der mit diesem architektonisch wie bildhauerisch gleich unglücklichen »Kunstwerke« nun verschönert werden wird! 0.P.
ARCHÄOLOGISCHES
Florenz. Christian Hülsen hielt im Lyceum-Club vor internationalem Publikum einen Vortrag über Scavi e Scavatori Archeologici. Der berühmte Archäologe skizzierte dabei in großumrissenen Zügen eine Geschichte der modernen Ausgrabungen, die durch die Verarbeitung reichen, unveröffentlichten Materials allgemeines Interesse beansprucht. — Wer hat die ersten Ausgrabungen gemacht? Die Ahnen der modernen, grabenden Archäologen sind frühmittelalterliche Katakombenplünderer, die auf die Suche gingen nach Reliquien, Sarkophagen, Kapitellen und Werkstücken aus Marmor und Travertin. Je seltener diese kostbaren Dinge im Mittelalter über der Erde wurden, desto häufiger drang man in die Tiefe, um sie zu holen. Die römischen Basiliken der Spätzeit sind voll von solchem geraubten Schmuck. Noch größere Mengen antiken Marmors verschlangen die Kalköfen mittelalterlicher Bauherren. Nur so kann man es sich erklären, daß die antiken Monumente — die Kaiserpaläste, Thermen, Fora usw. heute kaum noch ein Stück ihrer Verkleidung mit wertvollen Steinen an sich tragen. Mit welch brutaler Rücksichtslosigkeit man zu Werke ging — selbst unter Preisgabe des eigenen Lebens — davon gab eine der letzten Entdeckungen in den Caracallathermen ein eindrucksvolles Bild. In einem Rundgemach — ungefähr 10 m unter der Erde — fand man im Juli 1912 unter der eingestürzten Wölbung neun menschliche Skelette. Es waren mittelalterliche Ausgräber, die sich nicht damit begnügt hatten, die Marmorbekleidung von den Wänden zu lösen und die Travertinquadern auszubrechen, die zur Verstärkung der Saalecken dienten, sondern die schließlich in ihrer Beutegier auch noch versucht hatten, die Ziegel der Pilasterkanten abzuschlagen, bis die Stützen nachgaben und das einstürzende Gewölbe alle unter sich begrub. Diese Ausbeutung der »Roma sotterranea« zu Bauzwecken dauerte das ganze Mittelalter hindurch.
Als die Bautätigkeit im 14. Jahrhundert während des avignonesischen Exils der Päpste fast ganz einschlief (in dieser Zeit des größten Tiefstandes sank die Ein