genommen werde, weil es da für die Bildhauer wenig zu tun gäbe, was der Bürgermeister auch versprach und einhielt. In Kunstfragen ist die mit politischen Hintergedanken verquickte »Gewerbeförderung« bei uns wichtiger als die Kunst.
o. P.
Heidelberg. Der gegenwärtige Besitzer des altehrwürdigen Stiftes Neuburg (vor den Toren der Stadt) hat sich entschlossen, seine Sammlungen dem kunstfreudigen Publikum zu öffnen. So kommt in jenen stillen Winkel, in dem noch heute die Geister der Romantik rege sind, hie und da ein Wanderer, der in diesen Räumen Zwiesprache hält mit Werken der Romantiker und der Nazarener. Zu Beginn des Jahrhunderts war es der Rat Friedrich Schlosser, Goethes Freund und Schwager, der hier Haus und Hof hielt. Leute aus dem Kreise Goethes, Romantiker und Nazarener gingen in dem gastfreundlichen Hause ein und aus. So sprechen diese seit jenen Tagen an ihrem Orte verbliebenen Kunstwerke eine besonders eindringliche Sprache; und eine Fahrt zu dem idyllisch gelegenen Stift bringt dem Kunsthistoriker hohen Genuß und Kenntnis neuer, selten gesehener Dinge. Auf der Jahrhundertausstellung sah man manches von den Bildern, so auch das berühmteste: das Goethebildnis von Gerhard von Kügelgen, künstlerisch von mäßiger Qualität. Es hängt in dem Goethezimmer des Stiftes, umgeben von vielem Handschriftlichen des Dichters. Auch einige Zeichnungen des Dichters sieht man hier. Aus dem Nachlaß der Frau Rat hat sich ein weiteres Goethebildnis von G. Melchior Krauß hieraufbewahrt. Überaus zahlreich und reichhaltig sind die Autographenschätze: die Namen unserer Großen begegnen uns fast alle, besonders die Romantiker, denen auch der jetzige Besitzer, Freiherr von Bernus, seine ganze Liebe geschenkt hat. Er hat eine selten vollständige Sammlung Erstausgaben der Romantiker, daneben kostbare handschriftliche Unika von Karoline von Günderode und Johanna Schopenhauer, von der man eine mit eigenhändigen Miniaturen geschmückte Bibel sieht. Von Marianne Willemer, die zu Schlossers Zeiten alljährlich auf dem Stift weilte, sieht man neben Handschriftlichem eine Originalzeichnung E. von Sleinles, die die Goethefreundin in ihrem hohen Alter festhält. Aus ihrem Silhouettenalbum sind Bildnisse von Goethe, Leopold Wagner, Wieland, Heinse, Klopstock u. a. ausgestellt. Soweit die literarisch wertvollen Schätze der Sammlung. In künstlerischer Hinsicht sind die Nazarener am stärksten vertreten, in Gemälden und vor allem in Zeichnungen. Sehr bedeutend und von hohem Adel der Empfindung in Linien und Farben ist Philipp Veits Porträt der Frau Senator von Bernus. Auch das Familienbild der Schlossers von Joh. Heinr. Koopmann (der erst 1894 starb) atmet noch den Geist jener früheren Zeit. Von Fiedler gibt es ein Selbstporträt, von Riepenhausen ein Bildnis Christian Schlossers. Der Frankfurter C. C. Schütz hat das Stift in einem großen Bilde festgehalten, der Heidelberger Karl Fohr auf einer großen Leinwand ein romantisches Gesamtbild bewaldeter Höhen und Täler mit Kirchen, Schlössern und Burgen. Von Friedrich Olivier sieht man ein biblisches Bild »An den Wassern von Babylon«; von Lasinsky und Ph. Veit zwei kleine Täfelchen. Zu nennen ist dann noch ein Porträt der Frau Emilie von Bernus von Joh. Heinr. Tischbein; von dem gleichen noch ein Familienbild der Familie Pforr. Von Steinle hängt ein Madonnenbild in der kleinen gotischen Kapelle; von besonderer Schönheit sind jedoch die beiden
Entwürfe (»Türmer« und »Violinspieler«) zu den Originalen der Schackgalerie. In der Kapelle befinden sich noch zwei Glasgemälde nach Entwürfen Steinles. Von Steinles Schüler, Ferd. Becker, ist ein Aquarellbild »Brüderlein und Schwesterlein« zu nennen. Im Goethezimmer hängt ein großer Freskenentwurf Moritz von Schwinds. Unter den Zeichnungen gibt es vieles von Bedeutung, Blätter von Cornelius, Schnorr von Carolsfeld, L. Richter, Rethel. Interessant ist ein Doppelbildnis von Overbeck und Cornelius, bemerkenswert eine flotte farbige Zeichnung von Pocci, von dem außerdem noch eine linienstrenge, subtil durchgearbeitete Zeichnung eines Leichenbegängnisses auffällt. Ernst Fries hat in einigen Studien das Stift und das Neckartal festgehalten. Bedeutend in der Komposition sind zwei heroische Landschaftszeichnungen von J. A. Koch. Schließlich seien noch Blätter von Chodowiecki und F. Öser kurz erwähnt. — Das knappe Referat zeigt, wie mannigfaltig auch die Kunstschätze des Stiftes sind. Für den Archäologen sei noch auf die Sammlung ägyptischen und antiken Kleingeräts hingewiesen.
w. F. St.
VEREINE
-f- München. Von der Künstlervereinigung »Die Juryfreien« hat sich ein besonderer Kreis mit dem Namen »Die Unabhängigen« abgespalten. Der neuen Gruppe gehören an: Fritz Gartz, Josef Hegenbarth-Elbleiten, Fritz Scherer, Eduard Staudinger, sämtliche in München.
In Ergänzung der bereits von uns gebrachten Notiz, daß der Kölnische Kunstverein künftig seine Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum aufgebe, sei noch mitgeteilt, daß Paul Cassirer in Berlin zum künstlerischen Leiter der neuen Ausstellungen ernannt worden ist. Cassirer bleibt in Berlin, hat sich jedoch verpflichtet, im Jahre acht Ausstellungen in Köln zu veranstalten. Geschäftlicher Leiter wird Walter Klug in Köln. Der Kunstverein wird nach wie vor seine Vereinszwecke erfüllen; er behält seine volle Selbständigkeit und ist nach den Verträgen in der Lage, seine selbständigen Vorschläge in einer Kommission von sieben Mitgliedern, von denen eine Stimme dem künstlerischen Leiter zufäilt, durchzuführen. Die erste Ausstellung wird im Herbst in den neuen Räumen gegenüber dem Dom erfolgen.
VERMISCHTES
+ München. Brakls Kunsthaus betitelt sich ein neues Galeriegebäude, das der Kunsthändler Brakl durch Emanuel von Seidl am Beethovenplatz hat aufführen lassen. Der Hauptsaal, ein durch zwei Geschosse gehender Kuppelraum mit Oberlicht, hat in dem als Entree gedachten Erdgeschoß weißgrauen, im Obergeschoß jedoch schwarzen Grund. Die vierzehn um diesen Hauptraum sich gruppierenden Zimmer und Säle sind in den verschiedensten Tönen gehalten, besonders kühn die Säle mit Bildern von A. Jank (violett), Richard Kaiser (starkes,ziemlich helles Rot), Strathmann (gelb), Hans B. Wieland (grün), Bartels und Erler-Samaden (weiß). Den Inhalt der Galerien bilden im übrigen größere Kollektionen der seit langem bei Brakl gesehenen Münchener Künstler H. Kley, Ooossens, Schnackenberg, Piittner, Erler, Putz, zu denen sich noch eine große Zahl Einzelbilder von Habermann, A. v. Keller, Bloos, Kalman, Miintzer, Rieth, Samberger, Spiegel, v. Stuck, Th. Th. Heine und anderer gesellt.
Inhalt: Julius Hofmann. Von Max Lehrs. — Georg Flad f, Jakob Kornerupt- — Personalien. — Städtebaulicher Wettbewerb für Reinickendorf; Wettbewerb für Steinzeichnungen als Eisenbahnabteil-Schmuck. — Lueger-Denkmal in Wien. — Vortrag über Scavi e Scavatori Archeologici in Florenz. — Ausstellungen in Leipzig, Berlin, München, Karlsruhe, Straßburg; Schwimmende Ausstellungen. - Bildnissammlung der Nationalgalerie; Stadtmuseen in Dresden und Wien; Stift Neuburg. — »Die Unabhängigen« in München; Kölnischer Kunstverein. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
o. P.
Heidelberg. Der gegenwärtige Besitzer des altehrwürdigen Stiftes Neuburg (vor den Toren der Stadt) hat sich entschlossen, seine Sammlungen dem kunstfreudigen Publikum zu öffnen. So kommt in jenen stillen Winkel, in dem noch heute die Geister der Romantik rege sind, hie und da ein Wanderer, der in diesen Räumen Zwiesprache hält mit Werken der Romantiker und der Nazarener. Zu Beginn des Jahrhunderts war es der Rat Friedrich Schlosser, Goethes Freund und Schwager, der hier Haus und Hof hielt. Leute aus dem Kreise Goethes, Romantiker und Nazarener gingen in dem gastfreundlichen Hause ein und aus. So sprechen diese seit jenen Tagen an ihrem Orte verbliebenen Kunstwerke eine besonders eindringliche Sprache; und eine Fahrt zu dem idyllisch gelegenen Stift bringt dem Kunsthistoriker hohen Genuß und Kenntnis neuer, selten gesehener Dinge. Auf der Jahrhundertausstellung sah man manches von den Bildern, so auch das berühmteste: das Goethebildnis von Gerhard von Kügelgen, künstlerisch von mäßiger Qualität. Es hängt in dem Goethezimmer des Stiftes, umgeben von vielem Handschriftlichen des Dichters. Auch einige Zeichnungen des Dichters sieht man hier. Aus dem Nachlaß der Frau Rat hat sich ein weiteres Goethebildnis von G. Melchior Krauß hieraufbewahrt. Überaus zahlreich und reichhaltig sind die Autographenschätze: die Namen unserer Großen begegnen uns fast alle, besonders die Romantiker, denen auch der jetzige Besitzer, Freiherr von Bernus, seine ganze Liebe geschenkt hat. Er hat eine selten vollständige Sammlung Erstausgaben der Romantiker, daneben kostbare handschriftliche Unika von Karoline von Günderode und Johanna Schopenhauer, von der man eine mit eigenhändigen Miniaturen geschmückte Bibel sieht. Von Marianne Willemer, die zu Schlossers Zeiten alljährlich auf dem Stift weilte, sieht man neben Handschriftlichem eine Originalzeichnung E. von Sleinles, die die Goethefreundin in ihrem hohen Alter festhält. Aus ihrem Silhouettenalbum sind Bildnisse von Goethe, Leopold Wagner, Wieland, Heinse, Klopstock u. a. ausgestellt. Soweit die literarisch wertvollen Schätze der Sammlung. In künstlerischer Hinsicht sind die Nazarener am stärksten vertreten, in Gemälden und vor allem in Zeichnungen. Sehr bedeutend und von hohem Adel der Empfindung in Linien und Farben ist Philipp Veits Porträt der Frau Senator von Bernus. Auch das Familienbild der Schlossers von Joh. Heinr. Koopmann (der erst 1894 starb) atmet noch den Geist jener früheren Zeit. Von Fiedler gibt es ein Selbstporträt, von Riepenhausen ein Bildnis Christian Schlossers. Der Frankfurter C. C. Schütz hat das Stift in einem großen Bilde festgehalten, der Heidelberger Karl Fohr auf einer großen Leinwand ein romantisches Gesamtbild bewaldeter Höhen und Täler mit Kirchen, Schlössern und Burgen. Von Friedrich Olivier sieht man ein biblisches Bild »An den Wassern von Babylon«; von Lasinsky und Ph. Veit zwei kleine Täfelchen. Zu nennen ist dann noch ein Porträt der Frau Emilie von Bernus von Joh. Heinr. Tischbein; von dem gleichen noch ein Familienbild der Familie Pforr. Von Steinle hängt ein Madonnenbild in der kleinen gotischen Kapelle; von besonderer Schönheit sind jedoch die beiden
Entwürfe (»Türmer« und »Violinspieler«) zu den Originalen der Schackgalerie. In der Kapelle befinden sich noch zwei Glasgemälde nach Entwürfen Steinles. Von Steinles Schüler, Ferd. Becker, ist ein Aquarellbild »Brüderlein und Schwesterlein« zu nennen. Im Goethezimmer hängt ein großer Freskenentwurf Moritz von Schwinds. Unter den Zeichnungen gibt es vieles von Bedeutung, Blätter von Cornelius, Schnorr von Carolsfeld, L. Richter, Rethel. Interessant ist ein Doppelbildnis von Overbeck und Cornelius, bemerkenswert eine flotte farbige Zeichnung von Pocci, von dem außerdem noch eine linienstrenge, subtil durchgearbeitete Zeichnung eines Leichenbegängnisses auffällt. Ernst Fries hat in einigen Studien das Stift und das Neckartal festgehalten. Bedeutend in der Komposition sind zwei heroische Landschaftszeichnungen von J. A. Koch. Schließlich seien noch Blätter von Chodowiecki und F. Öser kurz erwähnt. — Das knappe Referat zeigt, wie mannigfaltig auch die Kunstschätze des Stiftes sind. Für den Archäologen sei noch auf die Sammlung ägyptischen und antiken Kleingeräts hingewiesen.
w. F. St.
VEREINE
-f- München. Von der Künstlervereinigung »Die Juryfreien« hat sich ein besonderer Kreis mit dem Namen »Die Unabhängigen« abgespalten. Der neuen Gruppe gehören an: Fritz Gartz, Josef Hegenbarth-Elbleiten, Fritz Scherer, Eduard Staudinger, sämtliche in München.
In Ergänzung der bereits von uns gebrachten Notiz, daß der Kölnische Kunstverein künftig seine Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum aufgebe, sei noch mitgeteilt, daß Paul Cassirer in Berlin zum künstlerischen Leiter der neuen Ausstellungen ernannt worden ist. Cassirer bleibt in Berlin, hat sich jedoch verpflichtet, im Jahre acht Ausstellungen in Köln zu veranstalten. Geschäftlicher Leiter wird Walter Klug in Köln. Der Kunstverein wird nach wie vor seine Vereinszwecke erfüllen; er behält seine volle Selbständigkeit und ist nach den Verträgen in der Lage, seine selbständigen Vorschläge in einer Kommission von sieben Mitgliedern, von denen eine Stimme dem künstlerischen Leiter zufäilt, durchzuführen. Die erste Ausstellung wird im Herbst in den neuen Räumen gegenüber dem Dom erfolgen.
VERMISCHTES
+ München. Brakls Kunsthaus betitelt sich ein neues Galeriegebäude, das der Kunsthändler Brakl durch Emanuel von Seidl am Beethovenplatz hat aufführen lassen. Der Hauptsaal, ein durch zwei Geschosse gehender Kuppelraum mit Oberlicht, hat in dem als Entree gedachten Erdgeschoß weißgrauen, im Obergeschoß jedoch schwarzen Grund. Die vierzehn um diesen Hauptraum sich gruppierenden Zimmer und Säle sind in den verschiedensten Tönen gehalten, besonders kühn die Säle mit Bildern von A. Jank (violett), Richard Kaiser (starkes,ziemlich helles Rot), Strathmann (gelb), Hans B. Wieland (grün), Bartels und Erler-Samaden (weiß). Den Inhalt der Galerien bilden im übrigen größere Kollektionen der seit langem bei Brakl gesehenen Münchener Künstler H. Kley, Ooossens, Schnackenberg, Piittner, Erler, Putz, zu denen sich noch eine große Zahl Einzelbilder von Habermann, A. v. Keller, Bloos, Kalman, Miintzer, Rieth, Samberger, Spiegel, v. Stuck, Th. Th. Heine und anderer gesellt.
Inhalt: Julius Hofmann. Von Max Lehrs. — Georg Flad f, Jakob Kornerupt- — Personalien. — Städtebaulicher Wettbewerb für Reinickendorf; Wettbewerb für Steinzeichnungen als Eisenbahnabteil-Schmuck. — Lueger-Denkmal in Wien. — Vortrag über Scavi e Scavatori Archeologici in Florenz. — Ausstellungen in Leipzig, Berlin, München, Karlsruhe, Straßburg; Schwimmende Ausstellungen. - Bildnissammlung der Nationalgalerie; Stadtmuseen in Dresden und Wien; Stift Neuburg. — »Die Unabhängigen« in München; Kölnischer Kunstverein. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig