ersten Male verwirklicht worden ist. Der Architekt Prof. Theobald Hofmann in Elberfeld, ebenfalls ein Schüler von Lipsius, sagt darüber folgendes: »Der Rat zu Dresden hat durch seine Zustimmung zur Errichtung dieser monumental gestalteten Ehrentafel den Anstoß zu weiterer Nachfolge auf diesem Wege gegeben. Es wäre wohl zu wünschen, daß auch andere Straßen mit Namen solcher berühmter Männer, die ein selbständiges Denkmal in der Stadt nicht besitzen, ein ähnliches Gedenkzeichen erhielten. Wenn nicht so reiche Mittel zur Verfügung stehen, wie im Falle Lipsius, wird eine künstlerisch gestaltete Bronze- oder Steintafel, vielleicht mit dem Reliefbild des zu Ehrenden, den Zweck erfüllen. Damit würde das Straßenbild verschönt und die Kunst zugleich ins Volk getragen. Wahrlich ein edles Mittel, das Volk anzuregen und der Kunst zu dienen. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung wäre ferner der Umstand, daß der Gemeinsinn in allen Schichten des Volkes gefördert würde. Nacheiferung, es den Geehrten gleich zu tun, Mittel für das Gemeinwohl zu stiften, würde geweckt, der Kunst und dem Kunsthandwerk würde eine neue Art der Betätigung eröffnet und ein Antrieb zu neuem Leben auf diesem Gebiete würde gegeben.»
Wien. Gedenktafel für Hansen. Anläßlich der Feier des 100. Geburtstages des Architekten Theophil Freiherr von Hansen, des Erbauers des Parlamentsgebäudes, der Börse, der Akademie der bildenden Künste und zahlreicher anderer öffentlicher und privater Gebäude in Wien, wurde an dessen Wohn- und Sterbehause in der nach ihm benannten Hansenstraße eine von Kundmann geschaffene Gedenktafel feierlich enthüllt. Neben van der Null, von Siccardsburg und Friedrich von Schmidt war Hansen der bedeutendste Architekt der großen Wiener Bauära der sechziger, siebziger und achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
AUSGRABUNGEN
Über die Fortsetzung der Ausgrabungen in Pergamon im Herbst 1912 (s. zuletzt »Kunstchronik« vom 29. Dezember 1911 und vom 6. Dezember 1912 in meiner »Archäologischen Nachlese«) berichtete A. Conze in der Sitzung der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin vom 4. Februar 1913. Außer dem Vortragenden selbst waren Schazmann und Hepding daran als Leiter beteiligt. — Im Demeterheiligtum wurden die von Dörpfeld im Jahre 1911 aufgedeckten vorphiletairischen Mauern weiter freigelegt; Hauptaufgabe war aber die Erledigung der Aufdeckungen an den Gymnasien, besonders auf deren Ostseite. Dort sind die Schüttungen, die von den eigenen Ausgrabungen herrühren, mehr und mehr zu beseitigen. Es geschah so weit, daß ein Torbau mit sechsfach umwindender Innentreppe freigelegt und als aus der griechischen Zeit stammend erwiesen wurde. Zum Schluß wurde die Spur der in der Königszeit zu den Gymnasien führenden Fahrstraße gefunden; die volle Aufdeckung bleibt der nächsten Ausgrabung Vorbehalten. Außerdem nahm man sich vor, in die von der Untersuchung noch so gut wie unberührte Strecke der Stadt zwischen den Grabungen, die das Berliner Museum oben, und den Ausgrabungen, die das archäologische Institut unten vorgenommen hat (man lese die wundervollen Seiten, die Michaelis in dem »Jahrhundert kunstarchäologischer Entdeckungen« darüber geschrieben hat!), zunächst entlang der ja immer sichtbar gebliebenen .Hauptstraße, vorzudringen. Ausgehend von einem ziemlich weit oben zu linker Hand der Straße zutage stehenden Trachyt-Bogen (Trachyt wurde in Pergamon namentlich in der früheren Periode viel verwandt) fand man die Fundamente eines dreiteiligen Baues aus der Königszeit, in ihm ältere Felszisternen, deren drei untereinander durch gangbare Gänge
verbunden sind. Die Ausrammung aller der Zisternen lohnte mit Einzelfunden verschiedener Art, meist Tongefäßscherben hellenistischer Zeit. Nordostwärts hart an diesen Bau anstoßend wurde ein ursprünglich auch der Königszeit angehörender Bau in seinen Fundamenten aufgedeckt; der alten Anlage gehört ein Rundsaal an, ein Hypokaustum ist spätere Zutat, das Ganze sichtlich ein Thermenbau. — An Stelle von Wilhelm Dörpfeld, der die Pergamenischen Grabungen seit 1900 so erfolgreich geführt hat, wird nunmehr der zweite Sekretär des Athenischen Instituts, Reg. Bauinspektor H. Knackfuß, die Leitung der künftigen Pergamenischen Ausgrabungen übernehmen, der in diesem Herbst schon beratend zur Seite gestanden hatte. — In dem eben erschienenen Heft der »Athenischen Mitteilungenfinden sich systematische ausführliche Darlegungen von Dörpfelds Grabungen in Pergamon und Details über die plastischen Einzelfunde: Attalosstatue, Athena, Tänzerinnen (s. Kunstchronik 1911/12, Sp. 149). m.
FUNDE
Florenz. Der Sekretär des Cabinetto della Stampe in den Uffizien, Filippo di Pietro, der sich durch seine schöne Publikation von Barocciozeichnungen letzthin vorteilhaft bekannt machte, hat in dem Magazin der Accademia di Belle Arti unter Haufen Schülerzeichnungen, die dem Untergänge geweiht waren, zwei verschollene Originalkartons Federigo Baroccios zu dem »Abendmahl« im Dom zu Urbino und zu der »Beschneidung« im Louvre gefunden. Die gut erhaltenen, auf Holzrahmen aufgenagelten Kartons (3x21/a m groß) stammen aus der Sammlung des Kardinals Leopold von Medici, der sie von einem Neffen Baroccios erwarb, wie sich aus dem Inventar ergibt. Die Sammlung wurde später in die Akademie überführt, wo sie solange zu Stiidienzwecken benutzt wurde, bis sie den Uffizien einverleibt wurde. Bei diesen Wanderungen kamen die beiden kostbaren Kartons abhanden, und sie wären sicherlich ganz verloren gegangen, wenn sie der Spüreifer di Pietros jetzt nicht wieder ans Licht gezogen hätte. w. R. ß.
AUSSTELLUNGEN
Eine juryfreie Ausstellung wurde am 17. Juni in Dresden eröffnet, die erste ihrer Art in unserer Stadt. Veranstalter ist der neugegründete Künstlerverband Dresden. Für die Ausstellung hat Se. Maj. der König das Orangeriegebäude an der Herzogin Garten bis Ende August zur Verfügung gestellt, die städtischen Kollegien Dresdens haben dem Verband 3000 M. Beihilfe gewährt. Im Begleitwort des Kataloges liest man die bekannten Klagen über das Walten der Jury bei Ausstellungen. Weiter heißt es u. a.: »In der juryfreien Ausstellung soll ein neutraler Boden geschaffen werden, auf dem alle Künstlergruppen in freimütiger und weitherziger Weise ihren Mitgliedern gestatten, ihre Werke der Öffentlichkeit zu zeigen«. Auch lehnt es der Künstlerverband ab, andere Verbände und Ausstellungen zu befehden. Betont wird nur die wirtschaftliche Bedeutung der Sache. Es soll allen Künstlern, besonders natürlich denen, die in den repräsentativen Ausstellungen keinen Platz finden, ein Markt geschaffen werden. Man wird das alles gern unterschreiben und den Künstlern, die sonst keine Gelegenheit haben, ihre Werke zu zeigen, freudig die Möglichkeit gönnen, ihre Ware zum Verkauf auszubielen — aber darüber hinaus bietet diese erste Dresdner juryfreie Ausstellung auch kaum etwas Erwähnenswertes. Es treten keine neuen unbekannten Talente ans Licht der Öffentlichkeit; man sieht nichts von überschäumendem Sturm und Drang, nichts von temperamentvollen, geschweige denn irgendwie bedeutenden Leistungen; die brave Mittelmäßigkeit ist versammelt; vieles ist sogar
Wien. Gedenktafel für Hansen. Anläßlich der Feier des 100. Geburtstages des Architekten Theophil Freiherr von Hansen, des Erbauers des Parlamentsgebäudes, der Börse, der Akademie der bildenden Künste und zahlreicher anderer öffentlicher und privater Gebäude in Wien, wurde an dessen Wohn- und Sterbehause in der nach ihm benannten Hansenstraße eine von Kundmann geschaffene Gedenktafel feierlich enthüllt. Neben van der Null, von Siccardsburg und Friedrich von Schmidt war Hansen der bedeutendste Architekt der großen Wiener Bauära der sechziger, siebziger und achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
AUSGRABUNGEN
Über die Fortsetzung der Ausgrabungen in Pergamon im Herbst 1912 (s. zuletzt »Kunstchronik« vom 29. Dezember 1911 und vom 6. Dezember 1912 in meiner »Archäologischen Nachlese«) berichtete A. Conze in der Sitzung der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin vom 4. Februar 1913. Außer dem Vortragenden selbst waren Schazmann und Hepding daran als Leiter beteiligt. — Im Demeterheiligtum wurden die von Dörpfeld im Jahre 1911 aufgedeckten vorphiletairischen Mauern weiter freigelegt; Hauptaufgabe war aber die Erledigung der Aufdeckungen an den Gymnasien, besonders auf deren Ostseite. Dort sind die Schüttungen, die von den eigenen Ausgrabungen herrühren, mehr und mehr zu beseitigen. Es geschah so weit, daß ein Torbau mit sechsfach umwindender Innentreppe freigelegt und als aus der griechischen Zeit stammend erwiesen wurde. Zum Schluß wurde die Spur der in der Königszeit zu den Gymnasien führenden Fahrstraße gefunden; die volle Aufdeckung bleibt der nächsten Ausgrabung Vorbehalten. Außerdem nahm man sich vor, in die von der Untersuchung noch so gut wie unberührte Strecke der Stadt zwischen den Grabungen, die das Berliner Museum oben, und den Ausgrabungen, die das archäologische Institut unten vorgenommen hat (man lese die wundervollen Seiten, die Michaelis in dem »Jahrhundert kunstarchäologischer Entdeckungen« darüber geschrieben hat!), zunächst entlang der ja immer sichtbar gebliebenen .Hauptstraße, vorzudringen. Ausgehend von einem ziemlich weit oben zu linker Hand der Straße zutage stehenden Trachyt-Bogen (Trachyt wurde in Pergamon namentlich in der früheren Periode viel verwandt) fand man die Fundamente eines dreiteiligen Baues aus der Königszeit, in ihm ältere Felszisternen, deren drei untereinander durch gangbare Gänge
verbunden sind. Die Ausrammung aller der Zisternen lohnte mit Einzelfunden verschiedener Art, meist Tongefäßscherben hellenistischer Zeit. Nordostwärts hart an diesen Bau anstoßend wurde ein ursprünglich auch der Königszeit angehörender Bau in seinen Fundamenten aufgedeckt; der alten Anlage gehört ein Rundsaal an, ein Hypokaustum ist spätere Zutat, das Ganze sichtlich ein Thermenbau. — An Stelle von Wilhelm Dörpfeld, der die Pergamenischen Grabungen seit 1900 so erfolgreich geführt hat, wird nunmehr der zweite Sekretär des Athenischen Instituts, Reg. Bauinspektor H. Knackfuß, die Leitung der künftigen Pergamenischen Ausgrabungen übernehmen, der in diesem Herbst schon beratend zur Seite gestanden hatte. — In dem eben erschienenen Heft der »Athenischen Mitteilungenfinden sich systematische ausführliche Darlegungen von Dörpfelds Grabungen in Pergamon und Details über die plastischen Einzelfunde: Attalosstatue, Athena, Tänzerinnen (s. Kunstchronik 1911/12, Sp. 149). m.
FUNDE
Florenz. Der Sekretär des Cabinetto della Stampe in den Uffizien, Filippo di Pietro, der sich durch seine schöne Publikation von Barocciozeichnungen letzthin vorteilhaft bekannt machte, hat in dem Magazin der Accademia di Belle Arti unter Haufen Schülerzeichnungen, die dem Untergänge geweiht waren, zwei verschollene Originalkartons Federigo Baroccios zu dem »Abendmahl« im Dom zu Urbino und zu der »Beschneidung« im Louvre gefunden. Die gut erhaltenen, auf Holzrahmen aufgenagelten Kartons (3x21/a m groß) stammen aus der Sammlung des Kardinals Leopold von Medici, der sie von einem Neffen Baroccios erwarb, wie sich aus dem Inventar ergibt. Die Sammlung wurde später in die Akademie überführt, wo sie solange zu Stiidienzwecken benutzt wurde, bis sie den Uffizien einverleibt wurde. Bei diesen Wanderungen kamen die beiden kostbaren Kartons abhanden, und sie wären sicherlich ganz verloren gegangen, wenn sie der Spüreifer di Pietros jetzt nicht wieder ans Licht gezogen hätte. w. R. ß.
AUSSTELLUNGEN
Eine juryfreie Ausstellung wurde am 17. Juni in Dresden eröffnet, die erste ihrer Art in unserer Stadt. Veranstalter ist der neugegründete Künstlerverband Dresden. Für die Ausstellung hat Se. Maj. der König das Orangeriegebäude an der Herzogin Garten bis Ende August zur Verfügung gestellt, die städtischen Kollegien Dresdens haben dem Verband 3000 M. Beihilfe gewährt. Im Begleitwort des Kataloges liest man die bekannten Klagen über das Walten der Jury bei Ausstellungen. Weiter heißt es u. a.: »In der juryfreien Ausstellung soll ein neutraler Boden geschaffen werden, auf dem alle Künstlergruppen in freimütiger und weitherziger Weise ihren Mitgliedern gestatten, ihre Werke der Öffentlichkeit zu zeigen«. Auch lehnt es der Künstlerverband ab, andere Verbände und Ausstellungen zu befehden. Betont wird nur die wirtschaftliche Bedeutung der Sache. Es soll allen Künstlern, besonders natürlich denen, die in den repräsentativen Ausstellungen keinen Platz finden, ein Markt geschaffen werden. Man wird das alles gern unterschreiben und den Künstlern, die sonst keine Gelegenheit haben, ihre Werke zu zeigen, freudig die Möglichkeit gönnen, ihre Ware zum Verkauf auszubielen — aber darüber hinaus bietet diese erste Dresdner juryfreie Ausstellung auch kaum etwas Erwähnenswertes. Es treten keine neuen unbekannten Talente ans Licht der Öffentlichkeit; man sieht nichts von überschäumendem Sturm und Drang, nichts von temperamentvollen, geschweige denn irgendwie bedeutenden Leistungen; die brave Mittelmäßigkeit ist versammelt; vieles ist sogar