noch darunter; nur vereinzelte plastische Werke zeigen künstlerische Kraft. Das Ganze ist sozusagen eine recht anspruchslose weitherzige Kunstvereinsausstellung. Nachriihmen kann man ihr die künstlerisch ansprechende Ausschmückung der Räume. Auch daß der Katalog typographisch gut ausgestattet ist und daß in ihm die Preise der ausgestellten Kunstwerke angegeben sind, ist anerkennenswert. Im ganzen sind, wie noch erwähnt sein mag, 346 Kunstwerke von 85 Künstlern ausgestellt.
Frankfurt a. M. Der Kunstverein vermittelte uns in der zweiten Junihälfte die Bekanntschaft mit der sympathischen Kunst von R. Genin (München). Bei einer deutlichen Modernität fehlt ihm doch alles Revolutionäre; seine Art ist mehr lyrisch und empfindsam als stark. Seine Kompositionen zeichnetein milder, gehaltener Rhythmus aus. Die Verschiedenartigkeit der Vorbilder (Puvis, Hodler, Marees und andere, auch modernere) ergibt auch zunächst noch eine etwas schwankende Vielartigkeit der Eindrücke. Die Farbe, deren milder und dumpfer Charakter als Stimmungsfaktor oft sympathisch ist, hat manchmal eine etwas branstige, unreine Art. Ein gewisser — wohl absichtlicher — Mangel an Festigkeit bringt häufig den Eindruck von etwas Fließendem, Vergehendem in seine Bilder. In den kleinen Landschaften, deren kräftigere Art vielleicht selbständiger und unmittelbarer ist als die der größeren Kompositionen, kommt die Lust am Primitiven, Einfachen, am auf die Norm Bringen deutlich zum Ausdruck. a. w.
Straßburg i. Eis. Im Elsässischen Kunsthaus fand eine Kollektivausstellung des Straßburger Malers August Canmiissar statt, die neben einer großen Zahl Landschaften auch einige figürliche Arbeiten enthielt. Unter den verschiedenartigen Werken des Künstlers kommt den Temperabildern die größte Bedeutung zu. Interessant sind auch zwei Kopien nach den alten Glasfenstern der St. Magdalenenkirche in Straßburg, die vor einigen Jahren durch Feuer zerstört worden sind. k.
Madrid. Die Sociedad de Amigos del arte hat dieses Frühjahr eine Ausstellung spanischer Gemälde der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus öffentlichem und privatem Besitz veranstaltet. Die 287 Arbeiten, die zur Ausstellung gelangten, sind aber nicht nur ausgeführte Gemälde, sondern auch Skizzen und Zeichnungen. Überraschungen bietet diese Veranstaltung nicht, sie dürfte auch kaum den wohl damit verknüpften Wunsch erfüllen, der spanischen Malerei nach Goya wieder zu größerem ideellen (und materiellen) Ansehen zu verhelfen. Einmal kommt gerade auch auf dieser Ausstellung wieder Goyas unendliche Überlegenheit über all die Zeitgenossen und Nachfolger in erdrückender Weise zum Ausdruck, dann hat man auch zu viel der sehr tüchtigen aber schließlich doch langweiligen Porträts von Federigo Madrazo ausgestellt. Ja, man hätte sogar auch auf eine ganze Anzahl Bildnisse von Vicente Lopez verzichten dürfen. Ist dieser Künstler auch den Luis und Federigo Madrazo erheblich überlegen, so nützt man seinem Ruhm in keiner Weise, wenn man neben seinenbesten Arbeiten zuviel Bilder ausstellt, denen man es unschwer anmerkt, daß sie nicht mit größter Liebe und Aufmerksamkeit gemalt sind. Immerhin bleibt diese Ausstellung sehr verdienstvoll, denn man hat Gelegenheit, die Madrider Malerei jener Zeit an charakteristischen Beispielen gut zu studieren. Über die Entwicklung und Eigenart einiger dieser Künstler wie Alenza undEsquivel hoffen wir an andererstelle an Hand von Abbildungen näheres mitteilen zu können. Bemerkt sei noch, daß von der Ausstellung ein reich illustrierter Katalog im Preis von zwei Pesetas erschienen ist, zu dem der Madrider Kunsthistoriker Dr. Angel Veque eine längere, sehr instruktive Einleitung geschrieben hat. a. l. m.
Heidelberg. Die historische Entwicklung des Augenglases führte in den Städtischen Sammlungen eine Sonderausstellung vor, die von deren Konservator Lohmeyer gemeinsam mit dem Vorstande der Ophthalmologischen Gesellschaft veranstaltet wurde. Wenn es sich hier auch um eine Vorführung handelt, die mehr kulturgeschichtliches Interesse bietet, so findet doch auch der Kunsthistoriker manches Wertvolle darin. Die meisten Zeitalter haben die Brille so gestaltet, daß sie eine reine Gebrauchsform darstellt; das Problem, zwei Gläser richtig vor den Augen zu befestigen, ist ja erst in unseren Tagen vollkommen gelöst worden. Zweimal jedoch in der Entwicklung erfuhr das Augenglas eine reichere künstlerische Ausgestaltung: das erstemal sind es die Nürnberger »Meisterbrillen« mit ihren wundervoll durchbrochenen Stegen; das anderemal ist es die Zeit vom Barock bis zum Empire, die alle die verschiedenen Formen der Manoldes und Monokies, der Lünetten und Lorgnetten auf das Kunstvollste und Kostbarste ausstattet. — Die Ausstellung wurde vor allem aus den Privatsammlungen der Herren Geheimrat Prof. Dr. Greeff-Berlin und Prof. Dr. von Pflugk-Dresden zusammengestellt. Während die erste Sammlung eine lückenlose kulturhistorische Entwicklung des Augenglases gibt, liegt der Wert der zweiten besonders in ihren vielen Beispielen von vorzüglichen kunstgewerblichen Arbeiten.
/=■. />/.
SAMMLUNGEN
Das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld, in dem vom 4. Juni bis zum 9. Juli eine bemerkenswerte Ausstellung von Werken Leibis und seiner Freunde Schuch, Triibner, Sperl und Alt stattfand, hat ein Jugendwerk von Wilhelm Leibi, den in Öl gemalten Studienkopf eines älteren Mannes, angekauft. Es ist etwa im Jahre 1865 entstanden und war bisher in der Nähe von Köln in Privatbesitz versteckt.
Barmen. Die Galerie des Barmer Kunstvereins in der Ruhmeshalle erwarb das Gemälde »Jahrmarkt« vom Jahre 1872 des 1905 in Düsseldorf verstorbenen, 1836 in Barmen geborenen Malers Karl Böker.
Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg. Erster Bericht über die Neuerwerbungen des Kupferstichkabinetts. Pfingsten 1911 bis Pfingsten 1913. Man könnte die Fähigkeiten eines Museumsbeamten zum guten Teil danach beurteilen, wieweit er über das bloße Erwerben und Verwalten hinaus es versteht, die vielen Einzeldinge miteinander und mit dem Leben in Zusammenhang zu bringen, das Ganze interessant, d. h. lebendig zu machen. Das gilt nicht nur von der Art der Erwerbungen, sondern vor allem auch von den verschiedenen Äußerungen in Wort und Schrift, öffentlich und im privaten Verkehr, zu denen der Beruf Veranlassung gibt. Als ein sehr erfreuliches Zeichen erscheint da der erste Jahresbericht über die Neuerwerbungen, den das Kupferstichkabinett des Germanischen Museums durch W.Stengel herausgibt. Unter den Erwerbungen befindet sich, soweit das aus den Abbildungen zu ersehen ist, kaum etwas Gleichgültiges, dagegen sehr viel Bedeutendes, wovon nur die zwei Zeichnungen aus dem 15. Jahrh., die prächtigen Blätter von Füßli, die Lithographie mit den beiden Mädchenköpfen von Schadow hervorgehoben seien. Sehr zu begrüßen ist es, daß endlich, wenn auch noch etwas zaghaft, die moderne Kunst zugelassen worden ist, mit Werken von Liebermann, Slevogt, Gaul u. a. Wir wollen gerade diese Erwerbungen nicht nur als Leistung, sondern auch als Programm auffassen. Mit einer Neueinrichtung kann ich mich nicht einverstanden erklären: mit der Anordnung der Handzeichnungen nach Techniken (Bleistift, Pastell,