Aquarell usw.). Während beim Kunstgewerbe, dessen Anordnnng der Berichterstatter als Vorbild angibt, die Technik immer ein wesentlicher Gesichtspunkt ist, sind gerade die Handzeichnungen für uns die persönlichsten Äußerungen der Künstlerindividualität und verlangen daher eine Anordnung nach Künstlern bezw. möglichst kurzen Zeitabschnitten.
Was aber diesen Bericht zu einer Äußerung frischen Lebens macht, das ist der jede trockene Aufzählung vermeidende Text, der reich an Wissen und Anregungen ist und die Freude des Verfassers an den seiner Verwaltung anvertrauten Schätzen verrät. Auch die äußere Ausstattung ist schön und sorgfältig. Kurt Freyer.
Fiesoie. Die kleine Sammlung im Oratorium S.Ansano, die seinerzeit von dem Canonico Angiolo Maria Bandini zusammengebracht wurde, ist, um sie besser zu sichern, Anfang Mai in ein eigens dazu gebautes Haus hinter dem Dom, — in das neueröffnete Museo Bandini überführt worden. In einem Raum des Erdgeschosses neben der Treppe sind die wenigen Skulpturen untergebracht worden. Die Hauptstücke, zwei prachtvolle figurierte Marmormensole aus der Schule Giovanni Pisanos, eine Madonnenstatuette des Nino Pisano und einige gute Robbiaarbeiten sind geschickt herausgehoben. Die Räume des ersten Stockes sind für die Bilder reserviert. An der Langwand des Hauptsaales hängen die vier Triumphbilder Jacopo Sellajos nebeneinander. Mit Verständnis ist der Platz für die kleine Madonna mit Engeln von Fra Giovanni da Fiesoie (?) ausgesucht und auch die hübschen altflämischen Grisaillen hat man wirkungsvoll placiert. Im allgemeinen darf man konstatieren, daß die Kunstwerke in der neuen Umgebung gewinnen, — freilich den Reiz des alten, heimlichen Kirchleins kann uns niemand ersetzen.
Durch eine Ironie des Schicksals wurde das neue, angeblich sichere Haus bereits in der Nacht vom 7. zum 8. Mai von Dieben heimgesucht. Drei Bilder wurden gestohlen: Die Madonna Fiesoles, eine »Incognita«, die man dem Andrea di Giusto zuschreibt und ein S. Giovanni Battista byzantinischer Mache aus dem 13. Jahrhundert. Glücklicherweise waren Sellajos Triumphbilder aus den Uffizien, wo man sie zu Reinigungszwecken deponiert hatte, noch nicht überführt worden. Unterdessen ist es der Polizei gelungen, die gestohlenen Bilder wieder beizuschaffen. Man beschlagnahmte sie noch im letzten Moment auf dem Hauptbahnhof in Florenz, wo sie von den Dieben und ihren Helfershelfern bereits speditionsfertig eingeschmuggelt waren. Von den Tätern, einem durch zahlreiche Diebstähle von Kunstwerken berüchtigten Brüderpaar, konnte bisher nur der eine dingfest gemacht werden. Das Bildchen Fiesoles wurde übrigens bei dieser Gelegenheit, trotzdem es keineswegs zu den besten Arbeiten des Meisters gehört und zumeist nur als Schulwerk gilt, von Sachverständigen auf über 50000 Lire geschätzt.
w. R. B.
Florenz. Am 18. Juni ist Donatelios Marmorstatue des jugendlichen Täufers aus dem Besitz der Martelli in den des Museo Nazionale del Bargello übergegangen. Über den Ankauf der Statue seitens des Staates für 400000 Lire haben wir bereits berichtet. Der Täufer wird im großen Saal neben dem hl. Oeorg Donatelios aufgestellt. Direktor Giacomo de Nicola wird bei dieser Gelegenheit eine von künstlerischen Gesichtspunkten geleitete Neuordnung des Salons vornehmen, bei der besonders die jetzt in aufdringlicher Weise dominierenden Gipsabgüsse und Reproduktionen anders placiert werden sollen. w. R. B.
VEREINE
Der »Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen« hat zwecks Verlosung unter die Mitglieder wiederum
eine sehr große Anzahl von Gemälden, Radierungen und Skulpturen auf der Großen Kunstausstellung in Düsseldorf (über die wir noch ausführlich berichten werden) angekauft. Äus der umfangreichen Liste dieser Erwerbungen erwähnen wir nur Werke von A. v. Brandis, A. Dirks, E. Dücker, R. Hellwag, J. Heß, J. P. Junghanns, E. Kampf, E. Oppler, W. Püttner, L. Putz, R. Sieck und FL v. Volkmann.
* Der Sächsische Kunstverein zu Dresden versendet seinen Rechenschaftsbericht auf das Jahr 1911. Das bedeutendste künstlerische Ereignis des Berichtsjahres war die Ausstellung von modernen Werken aus Privatbesitz (1. Juli bis 31. August 1912), die 629 Bilder und 39 Skulpturen umfaßte; außerdem fanden noch 21 größere und kleinere Sonderausstellungen statt. Ausgestellt wurden im ganzen 2562 Kunstgegenstände, darunter 1849 Gemälde, 460graphische Werke und 253 Skulpturen: 1540 aus Dresden und Umgebung, 395 aus München, 171 aus Berlin, 98 aus Stuttgart, 44 aus Paris usw. Verkauft wurden 199 Kunstwerke für 58011 M., nämlich 139 aus Dresden für 35137 M. und 60 von auswärts für 22884 M. Die Einnahmen betrugen 44980 M. 39 Pf., die Ausgaben 44464 M. 76 Pf. Die Mitgliederzahl ist von 2673 auf 2527 zurückgegangen. Der Sächsische Kunstverein ist ebenso wie das Kgl. Sächsische Ministerium des Innern aus der Verbindung für historische Kunst ausgetreten, weil nach Meinung des Direktoriums die sächsischen Künstler in der Frankfurter Versammlung am 7. und 8. Juni 1912 ohne Grund zurückgesetzt worden sind. Die Vereinsgabe für 1912 war ein künstlerisch ausgestatteter Kalender. Für 1914 wurde in der Mitgliederversammlung, die eben jetzt am 20. Juni stattfand, eine Plakette gewählt, für die der Vorstand des Vereins einen Wettbewerb veranstalten will.
+ München. Kunstwissenschaftliche Gesellschaft. Sitzung vom 5. Mai 1913. HerrBredt spricht über »Neuerworbene Kunstblätter des 19. Jahrhunderts in der graphischen Sammlung«. Erlegt einige Aquarelle M.v. Sch winds vor, einen Entwurf für ein Gemälde, das in etwas anderer Fassung 1865 für die Pfarrkirche in Reichenhall ausgeführt wurde, und zwei Blätter für die Fresken zur Zauberflöte in der Wiener Hofoper. Es folgt eine Anzahl von Holzschnitten Johann Rehles, die bisher ganz unbekannt gewesen waren. Der Künstler, der jung gestorben, hatte seine Arbeiten Ende der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts Dessauer und Braun (dem Gründer der 1844 erschienenen »Fliegenden Blätter«) in München vorgelegt und von beiden eifrige Förderung erfahren. Dessauer schickte ihn nach Paris. Rehle ging auf eine Holzschneidetechnik in der Art Dürers aus —- im Gegensatz zum englischen Holzstich — und zeigt in einer Folge von Totentanzblättern (1837) auch starke Beziehungen zur Kunst Holbeins. In seinen späteren Schnitten, deren einige auch in den ersten Jahrgängen der »Fliegenden Blätter« zu finden sind, arbeitet er mehr malerisch. Schließlich legt Herr Bredt noch eine Reihe von Zeichnungen des Grafen Pocci vor, mit einem humoristischen Widmungsschreiben an den Architekten Lange versehene Karikaturen auf Bilder Genellis, die sich als eine höchst originelle und selbständige Gruppe im Werk Poccis ergeben.
Herr A. L. Mayer spricht über den Maler Jan Cossiers, den C. Z. von Manteuffel in Thieme-Beckers Künstlerlexikon kürzlich behandelt hat. Mayer schreibt dem Meister einige Bilder der Pinakothek in München zu: die zwei Genreszenen, die früher als Pereda, später als Pedro de Moya, dann wieder als Pereda gegangen waren (Kat. d. alt. Pinak. von 1911, Nr. 1299 u. 1300), und das männliche Brustbildnis Nr. 1295, das früher Velazquez, dann der Schule des Mazo zugeschrieben wurde. Bei Besprechung
Was aber diesen Bericht zu einer Äußerung frischen Lebens macht, das ist der jede trockene Aufzählung vermeidende Text, der reich an Wissen und Anregungen ist und die Freude des Verfassers an den seiner Verwaltung anvertrauten Schätzen verrät. Auch die äußere Ausstattung ist schön und sorgfältig. Kurt Freyer.
Fiesoie. Die kleine Sammlung im Oratorium S.Ansano, die seinerzeit von dem Canonico Angiolo Maria Bandini zusammengebracht wurde, ist, um sie besser zu sichern, Anfang Mai in ein eigens dazu gebautes Haus hinter dem Dom, — in das neueröffnete Museo Bandini überführt worden. In einem Raum des Erdgeschosses neben der Treppe sind die wenigen Skulpturen untergebracht worden. Die Hauptstücke, zwei prachtvolle figurierte Marmormensole aus der Schule Giovanni Pisanos, eine Madonnenstatuette des Nino Pisano und einige gute Robbiaarbeiten sind geschickt herausgehoben. Die Räume des ersten Stockes sind für die Bilder reserviert. An der Langwand des Hauptsaales hängen die vier Triumphbilder Jacopo Sellajos nebeneinander. Mit Verständnis ist der Platz für die kleine Madonna mit Engeln von Fra Giovanni da Fiesoie (?) ausgesucht und auch die hübschen altflämischen Grisaillen hat man wirkungsvoll placiert. Im allgemeinen darf man konstatieren, daß die Kunstwerke in der neuen Umgebung gewinnen, — freilich den Reiz des alten, heimlichen Kirchleins kann uns niemand ersetzen.
Durch eine Ironie des Schicksals wurde das neue, angeblich sichere Haus bereits in der Nacht vom 7. zum 8. Mai von Dieben heimgesucht. Drei Bilder wurden gestohlen: Die Madonna Fiesoles, eine »Incognita«, die man dem Andrea di Giusto zuschreibt und ein S. Giovanni Battista byzantinischer Mache aus dem 13. Jahrhundert. Glücklicherweise waren Sellajos Triumphbilder aus den Uffizien, wo man sie zu Reinigungszwecken deponiert hatte, noch nicht überführt worden. Unterdessen ist es der Polizei gelungen, die gestohlenen Bilder wieder beizuschaffen. Man beschlagnahmte sie noch im letzten Moment auf dem Hauptbahnhof in Florenz, wo sie von den Dieben und ihren Helfershelfern bereits speditionsfertig eingeschmuggelt waren. Von den Tätern, einem durch zahlreiche Diebstähle von Kunstwerken berüchtigten Brüderpaar, konnte bisher nur der eine dingfest gemacht werden. Das Bildchen Fiesoles wurde übrigens bei dieser Gelegenheit, trotzdem es keineswegs zu den besten Arbeiten des Meisters gehört und zumeist nur als Schulwerk gilt, von Sachverständigen auf über 50000 Lire geschätzt.
w. R. B.
Florenz. Am 18. Juni ist Donatelios Marmorstatue des jugendlichen Täufers aus dem Besitz der Martelli in den des Museo Nazionale del Bargello übergegangen. Über den Ankauf der Statue seitens des Staates für 400000 Lire haben wir bereits berichtet. Der Täufer wird im großen Saal neben dem hl. Oeorg Donatelios aufgestellt. Direktor Giacomo de Nicola wird bei dieser Gelegenheit eine von künstlerischen Gesichtspunkten geleitete Neuordnung des Salons vornehmen, bei der besonders die jetzt in aufdringlicher Weise dominierenden Gipsabgüsse und Reproduktionen anders placiert werden sollen. w. R. B.
VEREINE
Der »Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen« hat zwecks Verlosung unter die Mitglieder wiederum
eine sehr große Anzahl von Gemälden, Radierungen und Skulpturen auf der Großen Kunstausstellung in Düsseldorf (über die wir noch ausführlich berichten werden) angekauft. Äus der umfangreichen Liste dieser Erwerbungen erwähnen wir nur Werke von A. v. Brandis, A. Dirks, E. Dücker, R. Hellwag, J. Heß, J. P. Junghanns, E. Kampf, E. Oppler, W. Püttner, L. Putz, R. Sieck und FL v. Volkmann.
* Der Sächsische Kunstverein zu Dresden versendet seinen Rechenschaftsbericht auf das Jahr 1911. Das bedeutendste künstlerische Ereignis des Berichtsjahres war die Ausstellung von modernen Werken aus Privatbesitz (1. Juli bis 31. August 1912), die 629 Bilder und 39 Skulpturen umfaßte; außerdem fanden noch 21 größere und kleinere Sonderausstellungen statt. Ausgestellt wurden im ganzen 2562 Kunstgegenstände, darunter 1849 Gemälde, 460graphische Werke und 253 Skulpturen: 1540 aus Dresden und Umgebung, 395 aus München, 171 aus Berlin, 98 aus Stuttgart, 44 aus Paris usw. Verkauft wurden 199 Kunstwerke für 58011 M., nämlich 139 aus Dresden für 35137 M. und 60 von auswärts für 22884 M. Die Einnahmen betrugen 44980 M. 39 Pf., die Ausgaben 44464 M. 76 Pf. Die Mitgliederzahl ist von 2673 auf 2527 zurückgegangen. Der Sächsische Kunstverein ist ebenso wie das Kgl. Sächsische Ministerium des Innern aus der Verbindung für historische Kunst ausgetreten, weil nach Meinung des Direktoriums die sächsischen Künstler in der Frankfurter Versammlung am 7. und 8. Juni 1912 ohne Grund zurückgesetzt worden sind. Die Vereinsgabe für 1912 war ein künstlerisch ausgestatteter Kalender. Für 1914 wurde in der Mitgliederversammlung, die eben jetzt am 20. Juni stattfand, eine Plakette gewählt, für die der Vorstand des Vereins einen Wettbewerb veranstalten will.
+ München. Kunstwissenschaftliche Gesellschaft. Sitzung vom 5. Mai 1913. HerrBredt spricht über »Neuerworbene Kunstblätter des 19. Jahrhunderts in der graphischen Sammlung«. Erlegt einige Aquarelle M.v. Sch winds vor, einen Entwurf für ein Gemälde, das in etwas anderer Fassung 1865 für die Pfarrkirche in Reichenhall ausgeführt wurde, und zwei Blätter für die Fresken zur Zauberflöte in der Wiener Hofoper. Es folgt eine Anzahl von Holzschnitten Johann Rehles, die bisher ganz unbekannt gewesen waren. Der Künstler, der jung gestorben, hatte seine Arbeiten Ende der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts Dessauer und Braun (dem Gründer der 1844 erschienenen »Fliegenden Blätter«) in München vorgelegt und von beiden eifrige Förderung erfahren. Dessauer schickte ihn nach Paris. Rehle ging auf eine Holzschneidetechnik in der Art Dürers aus —- im Gegensatz zum englischen Holzstich — und zeigt in einer Folge von Totentanzblättern (1837) auch starke Beziehungen zur Kunst Holbeins. In seinen späteren Schnitten, deren einige auch in den ersten Jahrgängen der »Fliegenden Blätter« zu finden sind, arbeitet er mehr malerisch. Schließlich legt Herr Bredt noch eine Reihe von Zeichnungen des Grafen Pocci vor, mit einem humoristischen Widmungsschreiben an den Architekten Lange versehene Karikaturen auf Bilder Genellis, die sich als eine höchst originelle und selbständige Gruppe im Werk Poccis ergeben.
Herr A. L. Mayer spricht über den Maler Jan Cossiers, den C. Z. von Manteuffel in Thieme-Beckers Künstlerlexikon kürzlich behandelt hat. Mayer schreibt dem Meister einige Bilder der Pinakothek in München zu: die zwei Genreszenen, die früher als Pereda, später als Pedro de Moya, dann wieder als Pereda gegangen waren (Kat. d. alt. Pinak. von 1911, Nr. 1299 u. 1300), und das männliche Brustbildnis Nr. 1295, das früher Velazquez, dann der Schule des Mazo zugeschrieben wurde. Bei Besprechung