weisen konnten. Dazu ist die Verbindung der Farben: ein gedämpftes Grün (Tischdecke), ein tiefes Gelb (die Federn des Fasans) und ein apartes Blau eigenartig für Rembrandts frühe Arbeit. Die Pinselführung ist schon breit und das Impasto kräftig.
»Katze und Federvieh« scheint falsch Hondecoeter bezeichnet. Das Datum 1659 kann echt sein (nicht 1652). Vielleicht ist die Signatur von Jan Baptist Weenix in die von Hondecoeter verändert. Besonders die Katze, die beim Verputzen dieses Bildes verschont geblieben ist, scheint mir charakteristisch für den älteren Weenix.
Das »Porträt einer Dame bei der Fontäne« hat nicht die Eleganz und Vornehmheit des Caspar Netscher, sondern erinnert an das Kolorit und die weichere Zeichnung eines Carel de Moor. Abb. 26 zeigt den »Lieblingshund«, eine Arbeit, die weder in Malerei noch in den Typen an Ochtervelt denken läßt. Die Zeichnung ist nicht scharf genug, die Köpfe sind zu flott modelliert und die Pinselführung ist eine zu breite für ihn. Ich glaube, das Bild ist von Joost van Geel; der Mann ähnelt dessen Selbstbildnis im Ryks-Museum. Das kuriose Damenporträt Pieter de Putters ist 1646, nicht 1666, datiert. Auf der Abbildung ist das schon zu sehen. Das viel bessere Exemplar der »Rückkehr des verlorenen Sohnes« von Teniers (Abb. 35 des Katalogs) hängt im Louvre. Es ist überflüssig, die Attribution der »Ansicht des Innern der Oude Kerk zu Delft« an den Delfter Vermeer einer Diskussion zu würdigen. Wenn man die Signatur genau betrachtet, kann das deutliche H vor dem Namen den Beschauer belehren, daß eine falsche Vermeer-Bezeichnung gemalt wurde, statt der echten desHendrick van Vliet. Ein ganz ähnliches Werk dieses Meisters, von derselben schönen Komposition und trefflichen Perspektive, derselben fein abgetönten Lichtwirkung und derselben Pinselführung, befindet sich in Sir Frederick Cooks Sammlung zu Richmond. Der sklavische Nachahmer und Kopist Gerard Dous, Dominicus van Toi, war nie imstande, ein so gutes Bild zu malen wie diesen Austernverkäufer (Abb. 36). Die Signatur ist falsch. Diese zarfe, aber nicht kleinliche Malerei, diese elegante Zeichnung und harmonische Farbenzusammenstellung, dieses weiche Helldunkel ist nur dem viel bedeutenderen Autor, Gabriel Metsu, eigen.
Nr. 39, ein Bildnis eines Herrn, welches Verspronck zugeschrieben wird, ist meines Erachtens die Arbeit eines Malers, der nichts mit der Haarlemer Schule zu tun hat. Man findet hier holländischen und vlämischen Einfluß vereinigt. Vlämisch ist die Auffassung, holländisch die Ausführung. Die Art, mit welcher das Haar und der Bart behandelt sind, die eigentümliche Zeichnung der Augen, die flüssige und breite Malerei lassen uns an das Porträt des Simon de Vos in der Antwerpener Galerie denken, das so lange als dessen Selbstbildnis galt, bis man bei einer Reinigung die echte Bezeichnung mit Abraham de Vries’ Monogramm darauf entdeckte.
Für die Marine (Nr. 40) mit Fischerbooten wäre Pieter Mulier ein passenderer Name als der de Vliegers, der nie die Wellen so kleinlich und langweilig und nie eine solche flache Luft malte.
Es ist zu bedauern, daß der Verfasser des Katalogs nicht sorgfältiger war bei der Zusammenstellung der Biographien. Rembrandt war nur einmal verheiratet; Nicolaes Maes hatte keinen Sohn; Cuyp wurde 1620, nicht 1606, geboren; Karl du Moor muß Karel de Moor gelesen werden , usw. / o. Kro,üe.
VERMISCHTES
+ München. Das Weberhaus in Augsburg, für dessen Erhaltung die bedeutendsten Architekten Münchens und eine große Zahl von angesehenen Männern der Kunst und Wissenschaft eingetreten sind, wird nun doch abgebrochen. Der Hauptgrund liegt darin, daß eine Wiederherstellung des Hauses in seiner ursprünglichen Form einen Kostenaufwand von 1105000 Mark verursachen würde.
Künstlerische Straßenbrunnen. Früher gab es in den Straßen unserer Städte viele künstlerisch gestaltete Brunnen, deren Wasser man trinken konnte. Durch die Wasserleitungen, die das Wasser in die Häuser leiten, ist den Trinkbrunnen auf der Straße fast überall ein Ende gemacht worden. Kürzlich hat der Dresdner Stadtverordnete Nervenarzt Dr. Hänel beantragt, die Stadt Dresden möge an geeigneten Straßen und Plätzen künstlerisch ausgebildete Trinkbrunnen errichten. Das Stadtverordnetenkollegium hat demgemäß den Rat aufgefordert, geeignete Vorschläge für die Errichtung von Brunnen zu machen, die zugleich Gelegenheit zum Trinken geben und ein Schmuck der Straßen sind. Man darf den Vorschlägen des Rates mit Freude entgegensehen. Ein Preisausschreiben zur Beschaffung künstlerischer Entwürfe für Trinkbrunnen, namentlich Wandbrunnen, erließ schon vor einigen Jahren ein Verein zur Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs. Prof. Dr. Weber in Jena hat auch in letzter Zeit an verschiedenen Orten Vorträge gehalten, worin er sich gegen die »zwecklosen« Monumentalbrunnen wendete und zur Schaffung von Trinkbrunnen aufforderte. Einige Früchte hat diese Bewegung doch wohl schon getragen. So befinden sich in der großen Kuppelhalle des Dresdner Hauptbahnhofs ein paar hübsch ausgestaltete Wandbrunnen, aus denen dauernd Wasser fließt.
Eine eigenartige Idee hat der Pariser Zeichenlehrer Gaston Carrd zur Verwirklichung gebracht. Zweimal wöchentlich erteilt er im städtischen Schlachthause in Vaugirard praktischen Unterricht im Zeichnen und Modellieren von Tieren nach der Natur. An Modellen fehlt es ja daselbst nicht, und Carre verfolgt mit seinem Kursus noch eine Nebenidee: er will durch seine Gegenwart die von den Metzgern nur zu oft an den Tag gelegte Roheit und Grausamkeit zu beschränken suchen und so zugleich der Kunst und der Tierliebe dienen.
Eine Pariser Zeitung hat sich gegen die Zunahme der öffentlichen Denkmäler und Statuen erhoben, welche die Straßen und Plätze ausfüllen und den Verkehr hemmen. Um ihrem Proteste Nachdruck zu verleihen, läßt sie ihre Leser abstimmen, welche zwanzig Statuen beibehalfen werden sollen. Das vorläufige unvollständige Ergebnis der Abstimmung zeigt, daß in Paris so wenig wie anderswo das Publikum sich in solchen Dingen um ästhetische und rein künstlerische Gründe kümmert. Es geht von politischen oder anderen Motiven aus, die mit Kunst direkt nichts zu tun haben. Andernfalls würde man an erster Stelle die Arbeiten Rüdes und Dalous auswählen, während das Resultat der Abstimmung den sehr schlechten und mittelmäßigen Arbeiten von Bildhauern, deren Namen man gerne vergessen hat, die ersten Stellen anweist, nur weil die dargestellte Person dem Publikum gefällt. Immerhin mag mitgeteilt werden, daß die ersten sieben Plätze den folgenden Persönlichkeiten zugesprochen werden: die Jungfrau von Orleans, Pasteur, Napoleon I., Victor Hugo, Gambetta Ludwig XIV und Heinrich IV.
Inhalt: Literatur. — Gedenksäule für C. Lipsius in Dresden; Gedenktafel für Hansen in Wien. — Ausgrabungen in Pergamon - Oriirinnlkartrm« Baroccios. - Ausstellungen in Dresden, Frankfurt a. M., Straßburg, Madrid, Heidelberg. - Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld • Barmer Kunst
German. Nationalmuseum in Nürnberg; Museo Bandini in Fiesoie; Museo Nazionale in Florenz. - Kunstverein für die Rheinland».
Kunstwissenschaft!. Gesellschaft in München. — Notizen zu Bildern der Sammlung Max Michaelis. — Vermischtes. ’
verein
Sttchs. Kunstvereiii
Verantwortliche Redaktion: Oustav Kirstein. Verlag von E.A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrtch Nachf., q. m. b. h., Leipzig
»Katze und Federvieh« scheint falsch Hondecoeter bezeichnet. Das Datum 1659 kann echt sein (nicht 1652). Vielleicht ist die Signatur von Jan Baptist Weenix in die von Hondecoeter verändert. Besonders die Katze, die beim Verputzen dieses Bildes verschont geblieben ist, scheint mir charakteristisch für den älteren Weenix.
Das »Porträt einer Dame bei der Fontäne« hat nicht die Eleganz und Vornehmheit des Caspar Netscher, sondern erinnert an das Kolorit und die weichere Zeichnung eines Carel de Moor. Abb. 26 zeigt den »Lieblingshund«, eine Arbeit, die weder in Malerei noch in den Typen an Ochtervelt denken läßt. Die Zeichnung ist nicht scharf genug, die Köpfe sind zu flott modelliert und die Pinselführung ist eine zu breite für ihn. Ich glaube, das Bild ist von Joost van Geel; der Mann ähnelt dessen Selbstbildnis im Ryks-Museum. Das kuriose Damenporträt Pieter de Putters ist 1646, nicht 1666, datiert. Auf der Abbildung ist das schon zu sehen. Das viel bessere Exemplar der »Rückkehr des verlorenen Sohnes« von Teniers (Abb. 35 des Katalogs) hängt im Louvre. Es ist überflüssig, die Attribution der »Ansicht des Innern der Oude Kerk zu Delft« an den Delfter Vermeer einer Diskussion zu würdigen. Wenn man die Signatur genau betrachtet, kann das deutliche H vor dem Namen den Beschauer belehren, daß eine falsche Vermeer-Bezeichnung gemalt wurde, statt der echten desHendrick van Vliet. Ein ganz ähnliches Werk dieses Meisters, von derselben schönen Komposition und trefflichen Perspektive, derselben fein abgetönten Lichtwirkung und derselben Pinselführung, befindet sich in Sir Frederick Cooks Sammlung zu Richmond. Der sklavische Nachahmer und Kopist Gerard Dous, Dominicus van Toi, war nie imstande, ein so gutes Bild zu malen wie diesen Austernverkäufer (Abb. 36). Die Signatur ist falsch. Diese zarfe, aber nicht kleinliche Malerei, diese elegante Zeichnung und harmonische Farbenzusammenstellung, dieses weiche Helldunkel ist nur dem viel bedeutenderen Autor, Gabriel Metsu, eigen.
Nr. 39, ein Bildnis eines Herrn, welches Verspronck zugeschrieben wird, ist meines Erachtens die Arbeit eines Malers, der nichts mit der Haarlemer Schule zu tun hat. Man findet hier holländischen und vlämischen Einfluß vereinigt. Vlämisch ist die Auffassung, holländisch die Ausführung. Die Art, mit welcher das Haar und der Bart behandelt sind, die eigentümliche Zeichnung der Augen, die flüssige und breite Malerei lassen uns an das Porträt des Simon de Vos in der Antwerpener Galerie denken, das so lange als dessen Selbstbildnis galt, bis man bei einer Reinigung die echte Bezeichnung mit Abraham de Vries’ Monogramm darauf entdeckte.
Für die Marine (Nr. 40) mit Fischerbooten wäre Pieter Mulier ein passenderer Name als der de Vliegers, der nie die Wellen so kleinlich und langweilig und nie eine solche flache Luft malte.
Es ist zu bedauern, daß der Verfasser des Katalogs nicht sorgfältiger war bei der Zusammenstellung der Biographien. Rembrandt war nur einmal verheiratet; Nicolaes Maes hatte keinen Sohn; Cuyp wurde 1620, nicht 1606, geboren; Karl du Moor muß Karel de Moor gelesen werden , usw. / o. Kro,üe.
VERMISCHTES
+ München. Das Weberhaus in Augsburg, für dessen Erhaltung die bedeutendsten Architekten Münchens und eine große Zahl von angesehenen Männern der Kunst und Wissenschaft eingetreten sind, wird nun doch abgebrochen. Der Hauptgrund liegt darin, daß eine Wiederherstellung des Hauses in seiner ursprünglichen Form einen Kostenaufwand von 1105000 Mark verursachen würde.
Künstlerische Straßenbrunnen. Früher gab es in den Straßen unserer Städte viele künstlerisch gestaltete Brunnen, deren Wasser man trinken konnte. Durch die Wasserleitungen, die das Wasser in die Häuser leiten, ist den Trinkbrunnen auf der Straße fast überall ein Ende gemacht worden. Kürzlich hat der Dresdner Stadtverordnete Nervenarzt Dr. Hänel beantragt, die Stadt Dresden möge an geeigneten Straßen und Plätzen künstlerisch ausgebildete Trinkbrunnen errichten. Das Stadtverordnetenkollegium hat demgemäß den Rat aufgefordert, geeignete Vorschläge für die Errichtung von Brunnen zu machen, die zugleich Gelegenheit zum Trinken geben und ein Schmuck der Straßen sind. Man darf den Vorschlägen des Rates mit Freude entgegensehen. Ein Preisausschreiben zur Beschaffung künstlerischer Entwürfe für Trinkbrunnen, namentlich Wandbrunnen, erließ schon vor einigen Jahren ein Verein zur Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs. Prof. Dr. Weber in Jena hat auch in letzter Zeit an verschiedenen Orten Vorträge gehalten, worin er sich gegen die »zwecklosen« Monumentalbrunnen wendete und zur Schaffung von Trinkbrunnen aufforderte. Einige Früchte hat diese Bewegung doch wohl schon getragen. So befinden sich in der großen Kuppelhalle des Dresdner Hauptbahnhofs ein paar hübsch ausgestaltete Wandbrunnen, aus denen dauernd Wasser fließt.
Eine eigenartige Idee hat der Pariser Zeichenlehrer Gaston Carrd zur Verwirklichung gebracht. Zweimal wöchentlich erteilt er im städtischen Schlachthause in Vaugirard praktischen Unterricht im Zeichnen und Modellieren von Tieren nach der Natur. An Modellen fehlt es ja daselbst nicht, und Carre verfolgt mit seinem Kursus noch eine Nebenidee: er will durch seine Gegenwart die von den Metzgern nur zu oft an den Tag gelegte Roheit und Grausamkeit zu beschränken suchen und so zugleich der Kunst und der Tierliebe dienen.
Eine Pariser Zeitung hat sich gegen die Zunahme der öffentlichen Denkmäler und Statuen erhoben, welche die Straßen und Plätze ausfüllen und den Verkehr hemmen. Um ihrem Proteste Nachdruck zu verleihen, läßt sie ihre Leser abstimmen, welche zwanzig Statuen beibehalfen werden sollen. Das vorläufige unvollständige Ergebnis der Abstimmung zeigt, daß in Paris so wenig wie anderswo das Publikum sich in solchen Dingen um ästhetische und rein künstlerische Gründe kümmert. Es geht von politischen oder anderen Motiven aus, die mit Kunst direkt nichts zu tun haben. Andernfalls würde man an erster Stelle die Arbeiten Rüdes und Dalous auswählen, während das Resultat der Abstimmung den sehr schlechten und mittelmäßigen Arbeiten von Bildhauern, deren Namen man gerne vergessen hat, die ersten Stellen anweist, nur weil die dargestellte Person dem Publikum gefällt. Immerhin mag mitgeteilt werden, daß die ersten sieben Plätze den folgenden Persönlichkeiten zugesprochen werden: die Jungfrau von Orleans, Pasteur, Napoleon I., Victor Hugo, Gambetta Ludwig XIV und Heinrich IV.
Inhalt: Literatur. — Gedenksäule für C. Lipsius in Dresden; Gedenktafel für Hansen in Wien. — Ausgrabungen in Pergamon - Oriirinnlkartrm« Baroccios. - Ausstellungen in Dresden, Frankfurt a. M., Straßburg, Madrid, Heidelberg. - Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld • Barmer Kunst
German. Nationalmuseum in Nürnberg; Museo Bandini in Fiesoie; Museo Nazionale in Florenz. - Kunstverein für die Rheinland».
Kunstwissenschaft!. Gesellschaft in München. — Notizen zu Bildern der Sammlung Max Michaelis. — Vermischtes. ’
verein
Sttchs. Kunstvereiii
Verantwortliche Redaktion: Oustav Kirstein. Verlag von E.A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrtch Nachf., q. m. b. h., Leipzig