Der Berliner Bildhauer Constantin Starck ist zum Professor ernannt worden. Er gehört seit vier Jahren auch der Akademie als Mitglied an.
Der Bildhauer Prof. Ludwig Habich in Stuttgart erhielt vom König von Württemberg die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.
AUSGRABUNGEN
Ausgrabungen zu Abydos. Die von dem englischen Egypt Exploration Fund zu Abydos unter der Leitung von E. Naville gemachten Ausgrabungen haben in der letzten Zeit einige hervorragende Resultate gezeitigt. Die Arbeit war zunächst auf das »Osireion« konzentriert, einer Gruppe von Bauten, die Flinders Petrie ursprünglich (1902, s. Arch. Report Eg. Exploration Fund 1902/03, S. 17) entdeckt hat. Hier räumte man zunächst einen Durchgang auf, dessen Tür man bis jetzt allein gekannt hat. Man fand, daß er in einen Lehmhügel eingegraben war, dessen gemauerte Wände noch gut erhalten waren. Die Bedeckung, die aus monolithen Sandsteinen von drei Meter Länge bestand, war fast weggeschafft worden. An den Wänden zu beiden Seiten waren Kapitel des Totenbuches mit Tiefreliefs eingegraben. Ungefähr 14 Meter lang begann die Passage abwärts zu gehen, dann wurde sie horizontal bis zu ihrem Ende, wo zu beiden Seiten sich anscheinend Kammern geöffnet haben, während ein Torweg mit einem gewaltigen Monolithbalken von fünf Metern abschloß. Dahinter waren zwei weitere Steinbalken von ähnlicher Länge und Dichte, so daß das Ganze ein Tor in eine Mauer aus Sandstein und rotem Quarzit bildete. Hier müssen noch mindestens vier Kammern gelegen haben, von denen aber nur eine ausgegraben werden konnte. Skulpturen waren nur in dem erwähnten ersten Durchgang zu sehen. Auf einigen gemalten Szenen konnte der Name des Pharao Merneptah gelesen werden. Die Ausgräber hatten zunächst gehofft, daß der Gang zu dem Tempel des Seti weiterführen würde. Es war deswegen eine Überraschung, als er plötzlich zu Ende war. In ganz Ägypten ist bis jetzt kein ähnliches Bauwerk gefunden worden; was es eigentlich vorstellt, kann erst später, wenn die Ausgrabungsarbeit weitergeführt ist, festgestellt werden.
M.
FUNDE
Ein bis jetzt unbekannter Romney ist jüngst im Besitz einer alten, auf dem Lande lebenden Familie in England gefunden worden — und bereits nach Amerika verkauft. Das Bild ist ein Doppelporträt der berühmten Schauspielerin Mrs. Siddons und ihrer Schwester; es war auch in den Biographien der Mistress Siddons nicht erwähnt. Die so penibeln, aber auch diskreten Tagebucheintragungen Romneys sprechen Ende 1776 und anfangs 1777 von regelmäßigen Sitzungen einer Lady oder von zwei Ladies, die wohl mit den beiden Schwestern zu identifizieren sind. Das Bild, das den Meister von seinen schönsten Seiten zeigt, ist auch dadurch interessant, weil Romney zwar viele Gruppenbilder von Kindern, aber wenig Doppelporträts von Erwachsenen gemalt hat. m.
AUSSTELLUNGEN
Die französische Ausstellung im Frankfurter Kunstverein. Die alljährlichen Sommerausstellungen des Frankfurter Kunstvereins bedeuten immermehr das stärkste endemische Ereignis unseres hiesigen Kunstlebens. Wurde man im Vorjahre zur Konzentration auf Entwicklung und Schaffen Ferdinand Hodlers gezwungen, so bietet das diesjährige Programm die Möglichkeit, sich über die »Klassische Malerei Frankreichs im 19. Jahrhundert« zu unterrichten.
Beide Male ist es also ein Rückblick, den wir tun dürfen und durften; bei Hodler, dem im Vorjahr Sechzigjährigen, auf das abgeschlossene Werk, dessen individuelle Art nicht viel ersprießliche Nachfolge zu versprechen schien. Heuer, bei den Franzosen, auf die beinahe historisch gewordene Leistung einer Epoche, deren jüngste »klassische« Vertreter ein Menschenalter vor dieser Gegenwart ihre charakteristischsten Werke schufen; denn die Tatsache, daß die »Bar aux folies bergéres« im Jahre 1882 gemalt wurde, sei nicht vergessen.
Solch ein Rückblick birgt einmal die Erkenntnis gesetzmäßiger Entwicklung in sich, gibt aber auch zugleich zu mancher Revision des eignen Urteils Gelegenheit. Von letzterem Punkt sei gleich kurz gesprochen, indem der Hauptbestand der Ausstellung nach bestimmten Gesichtspunkten ungefähr gekennzeichnet werden soll.
Die Koloristen. Es ist das Verdienst der Ausstellung, daß sie durch Einbeziehung von Géricault und Delacroix den Ursprung des Impressionismus aufzuweisen versucht. In den gezeigten Arbeiten der beiden genannten Maler findet der Anschluß an die Tradition und die Kunst der Vergangenheit seinen Ausdruck. Denn das seinerzeit »Moderne« in Géricault und Delacroix scheint uns heute in solcher Bedeutung. Wir verspüren in Géricaults »Gladiator« (Sammlung O. Ackermann-Paris) und in dem »Negerkopf« mehr Rembrandt, in dem »Pferdekopf« (Sammlung von Goldschmidt-Rothschild-Frankfurt), der »Närrin(Sammlung Dr. H. Eissler-Wien), wie auch in »Laras Tod(Sammlung Gerstenberg-Berlin) von Delacroix, mehr Rubens und Goya, als daß wir — die historische Einstellung einmal ausgeschaltet — eher die für ihre Zeit ehemals revolutionären Werte dieser Arbeiten taxierten. Zugleich geben diese Werke einen verständigen Ausblick auf Manet, dessen Erscheinung im genetischen Verlauf Notwendigkeit bekommt.
Die großen Impressionisten. An ihrer Spitze steht Manet, in dessen »Bar aux folies bergéres«, dem »Bildnis der Frau Manet« (Sammlung Gerstenberg-Berlin), dem »Bildnis der Rositta Maury« (Sammlung Köhler-Berlin) und dem »Pfirsichstilleben« (Sammlung A. Ullmann-Frankfurt), die Farbe als Ausdrucksmittel der Kunst zur Darstellung gelangt; dabei ist die Abwesenheit fast jedes literarischen Beiwerkes oder romantischen Farbtones (bräunliche, leicht schmutzige Valeurs) charakteristisch. Man muß dieses »fast« einfügen, denn gerade in dem Hauptwerk, der »Barsteckt ein noch deutlich erkennbares Stück der Lust am Fabulieren und auch der akademischen Form von Ingres. Das Stärkere aber ist die gesunde Freude an der Festhaltung des farbigen Eindruckes der Objekte. Diese ist bis zu einem kraftmeierischen Extrem in dem Porträt der Frau Manet getrieben, das etwas derb Demonstrierendes hat, dann wieder in der Rositta Maury bis zum Raffinement gesteigert, so daß dieses Porträt für Manet etwa dasselbe bedeutet, wie die Mommsenskizze der Berliner Nationalgalerie für Lenbach.
Manet an die Seite zu stellen wäre Degas, den die reine Valeurkunst seiner »Place de la Concorde« (Sammlung Gerstenberg-Berlin) bereits zum flächig-dekorativen Stil zwingt; was an Pastellen von der Hand dieses Meisters gezeigt wird, ist nicht geeignet, ihn nach dieser Seite hin charakteristisch zu vertreten.
Die kleinen Impressionisten. An ihrer Spitze steht Renoir, der den Franzosen allein völlig verständliche Popularisator des Impressionismus; wir Deutsche werden in seinem Farbengeschmack und seinen Vorwürfen nur zu leicht das Süßliche und (sit venia verbo) im höchsten Sinn Kitschige sehen. Das Hauptbild auf der Ausstellung »Am Klavier« mag als Typ genannt sein, da sich hier auch am besten der Anschluß, den Renoir an das 18. Jahrhundert