findet, kontrollieren läßt. Nach ihm steht die ganze Reihe der Landschafter: Daubigny mit vier Werken, Monet mit acht Werken, Pissarro mit sieben Werken, Sisley mit vier Werken. Gerade in den späteren Monets ist die Beobachtung wesentlich, wie die Gesamtimpression der Natur immermehr zugunsten des Interesses am Einzelding verloren geht; an dieses detaillierte unruhige Farbenspiel findet eine bestimmte Gruppe den Anschluß.
Der pointiliistische Abweg. Die eine Konsequenz der nur auf Impression und Studium des Farbwertes der Objekte gerichteten französischen Malerei führt zur Zersetzung und Auflösung der Festigkeit der Erscheinungen. So fesselnd als Spezialitäten die Beispiele des Pointillismus von Seurat und Cross, die die Ausstellung bietet, sind, so erkennt man doch schon heute, daß diese Bilder individuelle Experimente sind — eine Sackgasse, aus der ein Ausweg nicht gefunden werden konnte.
Der zeichnerische Maler und der malerische Zeichner. Honoré Daumier und Vincent van Gogh sind zwei im Gegensinn verwandte Naturen. Bei Daumier fehlt die eigentlich koloristische Ader und damit die Freude an der Farbe und es bleibt als Ausdrucksträger die Linie; da diese aber mit Mitteln in der Art von Delacroix hergestellt wird, entsteht ein interessantes Kreuzungsprodukt des zeichnerischen Stiles und der malerischen Manier. Das Hauptbeispiel der Ausstellung bietet »Das Drama« (Leihgabe der neuen Pinakothek zu München), in dem denn auch die andere Seite der Daumierschen Kunst, nämlich die literarische Trübung bezeichnend repräsentiert wird. Als eigentlicher Zeichner geht er auf Ausdruck der Form, mißbraucht sie aber auch zugleich in erzählend-anekdotischem Sinn.
Bei van Gogh liegt insofern eine Verwandtschaft vor, als auch er mit der Pinsellinie arbeitet, es tritt aber als anderes Element die brennende Farbe hinzu. Gewiß ist van Gogh ein Ausdruckskünstler (das Porträt des Dr. Gache) auf der Ausstellung, das die Städtische Galerie hergeliehen, zeigt nur zu deutlich die Verwandtschaft mit Wirkung und Arbeit Dürerscher Holzschnitte), aber sein guter Geschmack und der geborene Maler in ihm erhalten ihm zugleich die koloristische Naivität und die rein auf das Artistische gerichtete Beschränkung, die Daumier fehlt. Beide Künstler sind Episode in der französischen Malerei, welche Rangierung ihnen nichts von ihrem starken Einzelwert nehmen kann.
Der reine Maler. Während selbst bei Manet, geschweige denn bei den Nebengrößen, die Farbe rein als Material immer noch eine große Rolle spielt, gelingt es unter den bisher Betrachteten einzig Degas, sie zum Valeur zu entmaterialisieren. Er bezahlt diesen Fortschritt mit dem Verlust der festen Form. Es liegt auf der Hand, daß bei noch intensiverer Feinfühligkeit für den, dem Auge gebotenen Farbton des Objektes, die Form von selbst, als ungewolltes Resultat, sich wieder einstellen wird. Mit diesem Prozeß aber wäre der Impressionismus erst zu seiner letzten Entwicklung gelangt und ihm die Fortdauer seiner Existenz garantiert. Einzig Paul Cézanne ist es gelungen, diesen Hoffnungen Verwirklichung zu geben. Mit der einseitigen Konsequenz des reinen Malers, sieht er überall nur Farbfläche, sieht sie aber so nuanciert und sicher, daß sich schließlich wieder, wennschon als Nebensache, die Plastik der Erscheinung einstellt; denn völlig logisch gedacht, besteht für das reine Malerauge jedes Vor und Zurück im Raum mir in anders gestimmten Valeurs. (Als Beispiele zeigt die Ausstellung Landschaften und Porträts, deren dünne Primamalerei zu dem Erstaunlichsten gehört, was man in bezug auf Aufwand und, Wirkung sehen kann. )
Damit wäre zugleich mit der skizzierten Aufzählung des sehr reichen Bestandes von 115 Nummern das Resultat,
das man aus der Ausstellung mitnimmt, gefunden. Es gelingt, die französische Malerei des 19. Jahrhunderts als einheitlich gewachsenes Ganzes zu fassen, dessen großer Abschluß Manet bedeutet, dessen Auftakt zu Neuem, zu dem was wir »Moderne« nennen müßten, aber in Cézanne gefunden werden muß. B-d.
Der Verein Leipziger Jahresausstellung, der mit seiner ersten Kunstausstellung sehr erfolgreich war, wird 1913 im engsten Anschluß an die Internationale Baufachausstellung und auf deren Gelände unter dem Titel »Die Figurenmalerei der [letzten dreißig Jahre« eine Ausstellung veranstalten. Der Rat der Stadt Leipzig hat dem Verein 10000 Mark bewilligt. Den Vorsitz in dem Verein führt Max Klinger, sein Begründer.
× Berlin. Die Ausstellung alter und neuer Gartenkunst, die von der »Gruppe Brandenburg« der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst im Berliner Kunstgewerbemuseum veranstaltet worden ist, und deren Eröffnung bereits in der letzten Nummer der »Kunstchronikmitgeteilt wurde, verdient als die erste ihrer Art in Berlin eine besondere Beachtung. Sie bietet ein höchst interessantes Dokument für den derzeitigen Stand dieses schönen und edlen Kunstzweiges, der für das moderne Leben in dem Maße an Bedeutung gewinnt, wie die Sehnsucht unserer Wohnkultur sich aus den großen Städten immer mehr wieder der Natur zuwendet. Man erkennt, wie sich nach der stürmischen Bewegung, die im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte auch die Gartenkunst erfaßt hatte, hier ebenso wie auf andern Gebieten Ruhe und Besonnenheit einstellt. Das alte Prinzip des englischen Gartens, das im 18. Jahrhundert die stilisierende französische Manier abgelöst hatte und bis an die Schwelle unserer Zeit fast unumschränkt herrschte, war allmählich in einen solchen Schematismus hineingeraten, daß eine Revision unerläßlich war. Wie immer geriet man aus einem Extrem ins andere, und der »architektonische« Garten, aus einer durchaus gesunden Grundidee hervorgewachsen, ward mit einseitigem und unerträglichem Doktrinarismus so lange durchgeführt, bis man Gefahr lief, in einer absoluten Öde und Nüchternheit zu münden. Jetzt hat man sich aus den Theorien befreit und weiß mit den beiden Prinzipien je nach Umständen zu hantieren, sie zu variieren und zu mischen. Hinzu kommen die neuen Anregungen aus England und namentlich aus Amerika, wo sich aus dem neuen Sportbedürfnis der Menge vordem unbekannte Forderungen ergeben haben. Wir betrachten diese Anlagen, namentlich die in der neuen Welt, als Muster und Ideale, die es auch für uns zu erreichen gilt, und es ist sehr gut, daß ununterbrochen für solche Einrichtungen in Deutschland agitiert wird. Aber wir wollen nun auch anerkennen, was bis jetzt schon geleistet ist, und freuen uns, auf dieser Ausstellung zu sehen, daß Berlin dabei doch wenigstens nicht ganz versagt. Namentlich der neue »Schillerpark« im Norden der Stadt, der erst noch im Werden ist, beweist den Fortschritt. Hier wie sonst ist es der städtische Gartendirektor Brodersen, dem man das meiste verdankt. Auch die Firma, die er vor seinem Eintritt in den Dienst der Kommune begründet hat, Körner & Brodersen, leistet Außerordentliches. Wichtig sind daneben die Pläne, Photographien und Modelle aus den Hansestädten, wo von jeher die Gartenkunst mit besonderer Zärtlichkeit gepflegt wurde. Auch eine Reihe anderer norddeutscher Städte sind mit beachtenswerten Arbeiten vertreten, die namentlich durch Lumiére-Aufnahmen gut veranschaulicht werden. Einige rheinische Gartenkünstler kommen hinzu. Breslau stellt in einem Vogelschaubild den imposanten Plan seiner Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Freiheitskriege 1913 aus.
Der pointiliistische Abweg. Die eine Konsequenz der nur auf Impression und Studium des Farbwertes der Objekte gerichteten französischen Malerei führt zur Zersetzung und Auflösung der Festigkeit der Erscheinungen. So fesselnd als Spezialitäten die Beispiele des Pointillismus von Seurat und Cross, die die Ausstellung bietet, sind, so erkennt man doch schon heute, daß diese Bilder individuelle Experimente sind — eine Sackgasse, aus der ein Ausweg nicht gefunden werden konnte.
Der zeichnerische Maler und der malerische Zeichner. Honoré Daumier und Vincent van Gogh sind zwei im Gegensinn verwandte Naturen. Bei Daumier fehlt die eigentlich koloristische Ader und damit die Freude an der Farbe und es bleibt als Ausdrucksträger die Linie; da diese aber mit Mitteln in der Art von Delacroix hergestellt wird, entsteht ein interessantes Kreuzungsprodukt des zeichnerischen Stiles und der malerischen Manier. Das Hauptbeispiel der Ausstellung bietet »Das Drama« (Leihgabe der neuen Pinakothek zu München), in dem denn auch die andere Seite der Daumierschen Kunst, nämlich die literarische Trübung bezeichnend repräsentiert wird. Als eigentlicher Zeichner geht er auf Ausdruck der Form, mißbraucht sie aber auch zugleich in erzählend-anekdotischem Sinn.
Bei van Gogh liegt insofern eine Verwandtschaft vor, als auch er mit der Pinsellinie arbeitet, es tritt aber als anderes Element die brennende Farbe hinzu. Gewiß ist van Gogh ein Ausdruckskünstler (das Porträt des Dr. Gache) auf der Ausstellung, das die Städtische Galerie hergeliehen, zeigt nur zu deutlich die Verwandtschaft mit Wirkung und Arbeit Dürerscher Holzschnitte), aber sein guter Geschmack und der geborene Maler in ihm erhalten ihm zugleich die koloristische Naivität und die rein auf das Artistische gerichtete Beschränkung, die Daumier fehlt. Beide Künstler sind Episode in der französischen Malerei, welche Rangierung ihnen nichts von ihrem starken Einzelwert nehmen kann.
Der reine Maler. Während selbst bei Manet, geschweige denn bei den Nebengrößen, die Farbe rein als Material immer noch eine große Rolle spielt, gelingt es unter den bisher Betrachteten einzig Degas, sie zum Valeur zu entmaterialisieren. Er bezahlt diesen Fortschritt mit dem Verlust der festen Form. Es liegt auf der Hand, daß bei noch intensiverer Feinfühligkeit für den, dem Auge gebotenen Farbton des Objektes, die Form von selbst, als ungewolltes Resultat, sich wieder einstellen wird. Mit diesem Prozeß aber wäre der Impressionismus erst zu seiner letzten Entwicklung gelangt und ihm die Fortdauer seiner Existenz garantiert. Einzig Paul Cézanne ist es gelungen, diesen Hoffnungen Verwirklichung zu geben. Mit der einseitigen Konsequenz des reinen Malers, sieht er überall nur Farbfläche, sieht sie aber so nuanciert und sicher, daß sich schließlich wieder, wennschon als Nebensache, die Plastik der Erscheinung einstellt; denn völlig logisch gedacht, besteht für das reine Malerauge jedes Vor und Zurück im Raum mir in anders gestimmten Valeurs. (Als Beispiele zeigt die Ausstellung Landschaften und Porträts, deren dünne Primamalerei zu dem Erstaunlichsten gehört, was man in bezug auf Aufwand und, Wirkung sehen kann. )
Damit wäre zugleich mit der skizzierten Aufzählung des sehr reichen Bestandes von 115 Nummern das Resultat,
das man aus der Ausstellung mitnimmt, gefunden. Es gelingt, die französische Malerei des 19. Jahrhunderts als einheitlich gewachsenes Ganzes zu fassen, dessen großer Abschluß Manet bedeutet, dessen Auftakt zu Neuem, zu dem was wir »Moderne« nennen müßten, aber in Cézanne gefunden werden muß. B-d.
Der Verein Leipziger Jahresausstellung, der mit seiner ersten Kunstausstellung sehr erfolgreich war, wird 1913 im engsten Anschluß an die Internationale Baufachausstellung und auf deren Gelände unter dem Titel »Die Figurenmalerei der [letzten dreißig Jahre« eine Ausstellung veranstalten. Der Rat der Stadt Leipzig hat dem Verein 10000 Mark bewilligt. Den Vorsitz in dem Verein führt Max Klinger, sein Begründer.
× Berlin. Die Ausstellung alter und neuer Gartenkunst, die von der »Gruppe Brandenburg« der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst im Berliner Kunstgewerbemuseum veranstaltet worden ist, und deren Eröffnung bereits in der letzten Nummer der »Kunstchronikmitgeteilt wurde, verdient als die erste ihrer Art in Berlin eine besondere Beachtung. Sie bietet ein höchst interessantes Dokument für den derzeitigen Stand dieses schönen und edlen Kunstzweiges, der für das moderne Leben in dem Maße an Bedeutung gewinnt, wie die Sehnsucht unserer Wohnkultur sich aus den großen Städten immer mehr wieder der Natur zuwendet. Man erkennt, wie sich nach der stürmischen Bewegung, die im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte auch die Gartenkunst erfaßt hatte, hier ebenso wie auf andern Gebieten Ruhe und Besonnenheit einstellt. Das alte Prinzip des englischen Gartens, das im 18. Jahrhundert die stilisierende französische Manier abgelöst hatte und bis an die Schwelle unserer Zeit fast unumschränkt herrschte, war allmählich in einen solchen Schematismus hineingeraten, daß eine Revision unerläßlich war. Wie immer geriet man aus einem Extrem ins andere, und der »architektonische« Garten, aus einer durchaus gesunden Grundidee hervorgewachsen, ward mit einseitigem und unerträglichem Doktrinarismus so lange durchgeführt, bis man Gefahr lief, in einer absoluten Öde und Nüchternheit zu münden. Jetzt hat man sich aus den Theorien befreit und weiß mit den beiden Prinzipien je nach Umständen zu hantieren, sie zu variieren und zu mischen. Hinzu kommen die neuen Anregungen aus England und namentlich aus Amerika, wo sich aus dem neuen Sportbedürfnis der Menge vordem unbekannte Forderungen ergeben haben. Wir betrachten diese Anlagen, namentlich die in der neuen Welt, als Muster und Ideale, die es auch für uns zu erreichen gilt, und es ist sehr gut, daß ununterbrochen für solche Einrichtungen in Deutschland agitiert wird. Aber wir wollen nun auch anerkennen, was bis jetzt schon geleistet ist, und freuen uns, auf dieser Ausstellung zu sehen, daß Berlin dabei doch wenigstens nicht ganz versagt. Namentlich der neue »Schillerpark« im Norden der Stadt, der erst noch im Werden ist, beweist den Fortschritt. Hier wie sonst ist es der städtische Gartendirektor Brodersen, dem man das meiste verdankt. Auch die Firma, die er vor seinem Eintritt in den Dienst der Kommune begründet hat, Körner & Brodersen, leistet Außerordentliches. Wichtig sind daneben die Pläne, Photographien und Modelle aus den Hansestädten, wo von jeher die Gartenkunst mit besonderer Zärtlichkeit gepflegt wurde. Auch eine Reihe anderer norddeutscher Städte sind mit beachtenswerten Arbeiten vertreten, die namentlich durch Lumiére-Aufnahmen gut veranschaulicht werden. Einige rheinische Gartenkünstler kommen hinzu. Breslau stellt in einem Vogelschaubild den imposanten Plan seiner Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Freiheitskriege 1913 aus.