Von Architekten, die sich der Gartenkunst widmen, sei Bruno Paul genannt, der zu einigen Landsitzen auch die
Parkentwürfe geliefert hat. — Besondere Aufmerksamkeit verdient die historische Abteilung. Hier hat die Bibliothek des Kunstgewerbemuseums aus der Gartenkunst-Abteilung ihrer Ornamentstichsammlung etwa 100 Werke und Blätter des 16., 17. und 18. Jahrhunderts ausgestellt, an denen man die Art der Renaissance in Italien, in Deutschland und den Niederlanden, die Barockmanier in Frankreich und bei uns, die englischen Landschaftsgärten der späteren Epoche studieren kann. Weiter findet man die schönen alten Pläne, Zeichnungen und Stiche des Berliner Tiergartens, der Potsdamer Anlagen und vieler anderer Schloßgärten, aus verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen herbeigeschafft. Einen besonderen Leckerbissen stellen die gartenkünstlerischen Gesamtwerke des Fürsten von Pückler- Muskau in den sehr selten gerwordenen Originalausgaben dar. Ein Ausflug, den die Gesellschaft für Gartenkunst im Anschluß an die Ausstellung gemacht hat, führte die Teilnehmer nach Schloß Branitz bei Kottbus, einer der Meisterschöpfungen des Fürsten.
Leipziger Kunstverein. Ausstellung der Handzeichnungensammlung Dr. A. Dürr. Die deutsche Malerei aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist im Leipziger Museum ungewöhnlich gut und reichhaltig vertreten. Durch eine Reihe charakteristischer Gemälde sowohl, als namentlich durch zahlreiche Handzeichnungen: Einzelstudien, Bildentwürfe und Originalkartons für Wandmalereien. In einigen Sälen des Erdgeschosses sind die Hauptstücke aus diesen Beständen, Arbeiten von Cornelius, Koch, Overbeck, Schnorr von Carolsfeld, Führich, Genelli ständig ausgestellt. Die drei Letztgenannten nun, dazu Ludwig Richter und Fr. Preller d. Ä. werden uns jetzt, jeder mit einer stattlichen Serie von Blättern, in den anstoßenden Räumen des Kunstvereins noch des weiteren vorgeführt, in der hier für einige Wochen zur Ausstellung hergeliehenen Handzeichnungensammlung des Leipziger Kunstforschers Dr. Alphons Dürr. Es ist damit eine seltene Gelegenheit geboten, das künstlerische Wesen und Streben jener merkwürdigen und fesselnden Übergangszeit vom Klassizismus zur Romantik und weiterhin zum Biedermeier, in dem Betätigungsgebiet, wo sie sich am allerunmittelbarsten offenbart, ganz eingehend kennen zu lernen.
In der noch ungeschriebenen Geschichte der deutschen Zeichnung bedeutet diese Periode — die sich übrigens mit einzelnen Vertretern bis weit über die Mitte des Jahrhunderts fortsetzt — ein eigenartiges und wichtiges Kapitel. Selten ist in neuerer Zeit die malerische Bildausführung so völlig auf zeichnerischer Vorarbeit aufgebaut gewesen, wie bei dieser teils am Vorbild antiker Plastik, teils an der Malweise der altitalienischen und altdeutschen Meister geschulten Künstlergruppe; selten aber auch hat man so wie hier die Sprache der Linie, in all ihren Ausdrucksmöglichkeiten von scheuer, leisester Zartheit der Empfindung bis zum vollen Wohlklang klassischer Formenschönheit, oder zu herber, charaktervoller Leidenschaftlichkeit, zu sprechen und zu vernehmen vermocht. Es darf uns dabei nicht wundern, daß Zeichnungen skizzenhaft lockerer, suchender Art, wie sie in den Mappen der Künstler unserer Zeit hauptsächlich anzutreffen sind, hier durchaus fehlen, und daß wir dafür, als sprechende charakteristische Zeugnisse eines dem modernen völlig entgegengesetzten künstlerischen Temperaments vor allem vor Augen bekommen höchst sorgfältig, bedachtsam und liebevoll durchgeführte Natur- und Kompositionsstudien und Zeichnungen vollkommen bildmäßigen Charakters: letzte Vorarbeiten für Gemälde, und bisweilen selbst schon in Wasserfarben koloriert, oder aber
Vorlagen für graphische Reproduktionswerke. Solche in Kupferstich oder Holzschnitt vervielfältigte Bilderfolgen nehmen im Oeuvre der genannten Meister einen ganz bedeutenden Raum ein, sie charakterisieren ebensosehr die Wesensart dieser Künstler wie die Interessenrichtung ihres Publikums.
Die Dürrsche Handzeichnungensammlung setzt sich zum größten Teil aus Blättern der letztgenannten Gattung zusammen. Sie ist vom Vater des vor wenigen Tagen verstorbenen Dr. Alphons Dürr angelegt worden, der als Inhaber eines bedeutenden Kunstverlags die Publikation solcher graphischer Bilderwerke zu einer Hauptaufgabe seiner Firma gemacht hatte, und mit allen den führenden Meistern dieser Gruppe in geschäftlichen, mit manchen auch in freundschaftlichen Beziehungen stand. (Vgl. Die Buchhandlung Alphons Dürr in Leipzig. Festschrift zum 50 jähr. Geschäftsjubiläum von A. F. Dürr. 1903. ) Als Dürr um die Mitte der 1860 er Jahre seine Editionstätigkeit begann, hatte freilich die von ihm unterstützte Kunstrichtung ihren Höhepunkt seit langem überschritten; er sah sich vielfach darauf angewiesen, ältere und zum Teil früher bereits erschienene Werke seiner Autoren und solche verstorbener Meister, zurückgreifend bis zu dem alten Carstens, nachträglich für seinen Verlag zu erwerben und in vollkommenerer Gestalt neu herauszugeben. Aber auch von den überlebenden Genossen der frühen Blütezeit, die noch Aufträge Dürrs übernahmen, hatten nicht alle den Idealen ihrer Jugend treu zu bleiben vermocht. Die in seinen Besitz gelangten Zeichnungen Schnorrs und Prellers, darunter sich auch manches ältere Blatt befindet, zeigen in erschreckender Weise, wie der von feinstem Naturgefühl getragene Idealismus, der die früheren Arbeiten dieser Künstler so reizvoll macht, mehr und mehr in ein uns jetzt völlig ungenießbar gewordenes banales Theaterpathos ausgeartet ist. Dagegen brachten die drei von Dürr hauptsächlich herangezogenen Zeichner: Genelli (»Aus dem Leben eines Künstlers«, »Satura«), Jos. von Führich (»Thomas a Kempis«, »Psalter«, »Der arme Heinrich« u. a. ) und Ludw. Richter (Kinderbilderbücher) ihm noch in ihren letzten Lebensjahren Arbeiten von frischester künstlerischer Vollkraft und Eigenart. Wohl mancher, der sich vor den Holzschnitteditionen der genannten Werke nicht mehr allzusehr zu erwärmen vermöchte, wird angesichts der Originalzeichnungen von dem hier offenbarten delikaten Liniengefühl, der Intimität und zartgestimmten Grazie dieser Kunst aufs lebhafteste sich gefesselt finden.
Die Ausstellung der Dürrschen Handzeichnungensammlung ist gedacht als eine Art Ouvertüre und erste festliche Darbietung des Leipziger Kunstvereins zur Feier seines 75jährigen Bestehens.
Als Hauptveranstaltung soll eine Ende Oktober zu eröffnende Jubiläumsausstellung folgen, die u. a. einen Überblick über die Haupterscheinungen der zeitgenössischen deutschen Kunst, unter Heranziehung von Werken fast aller namhafteren Meister der Malerei und Plastik geben wird.
Dr. M. W.
Welti-Ausstellung in Zürich. Genau drei Monate nach Albert Weltis Hinscheiden hat die Züricher Kunstgesellschaft in den Ausstellungsräumen des Kunsthauses eine Welti-Ausstellung in feierlicher Weise eröffnet. Es ist mehr als eine Nachlaßausstellung; es ist eine Schau über das gesamte Schaffen des zu früh Gestorbenen. Öffentliche Sammlungen und Privatliebhaber haben ihre Schätze zur Verfügung gestellt. Die Hauptwerke Weltis sind vollständig vertreten. Ein unendlicher Reichtum von Zeichnungen, schon aus der Knabenzeit des Künstlers, zeigt von den frühesten, tastenden und wunderlichen Versuchen bis zu den reifsten und letzten malerischen, graphischen