vollendeten Ausgrabungen oder Arbeiten erst erscheinen, so muß der italische Bericht oft zeitlich nachhinken. Während Karo nicht allein private Mitteilungen von Dörnfeld
, von dem österreichischen Archäologen Walter benützen durfte, sondern auch die Druckbogen der griechischen offiziellen Publikationen in den Praktika oder Privatberichte, wie z. AB. von Arvanitopullos zur Verfügung hatte, während für Karos Bericht der Amerikaner Dinsmoor, die Franzosen Bourguet und Reinach und die Engländer Dawkins und Droop ihre Resultate vor der offiziellen Veröffentlichung in liebenswürdigster Weise dem Berichterstatter des deutschen archäologischen Anzeigers zur Verfügung stellten, beruht der Bericht Delbrücks ganz und gar auf den italienischen offiziellen Publikationen. Selbstverständlich gewinnt er dadurch an Sicherheit, wenn es auch zum Teil sich um Dinge handelt, die durch den Übergang aus italienischen Zeitungen in deutsche dem größeren Publikum schon mehr oder minder bekannt geworden sind. — Delbrück erwähnt in seinem Berichte die von Paribeni (Ausonia 1910/13) beschriebenen Teile der ligurischen Nekropole in Genua, die Ende der neunziger Jahre bei der Anlage der Via XX settembre zutage gekommen ist. — Dann kommt er auf die von Ducati (Mon. Linc. XX 1910, 362 ff. ) sorgfältig und ausführlich veröffentlichten etruskischen Grabsteine des Bologneser Museums und das von Ghirardini (Bull. paletn. ital. 1911, 72 ff. ) behandelte ungewöhnliche tönerne Ossuar aus Este. — In gleicher Zeitschrift (1911) ist der nicht ganz erforschte heilkräftige Teich bei Padua in S. Pietro Montagnon beschrieben. — Wichtig war der Befund bei der Öffnung des Grabes des hl. Julianus in Rimini, wo wundervolle, vielleicht liturgische Kleidungsstücke mit feinen, verschiedenartigen Dessins gefunden wurden. (Bolletino d’arte, 1911. ) — Silberfunde aus Norcia aus der Sammlung Bellucci sind in den Rendiconti dei Lincei 1910 veröffentlicht. — In Ferento ist zunächst das Thermengebäude freigelegt worden, ferner haben im Theater aussichtsreiche Grabungen begonnen, wobei schon eine späthellenistische und eine kaiserzeitliche Bauperiode unterschieden werden kann (Not. d. Sc. 22, 25 ff. ) — Aus Narni wird das Grabmal des hl. Juvenalis, erster Bischof von Narni, † 376 n. Chr., in der römischen Quartalschrift 1911 bekannt gemacht. — Im Boll. Regia Dep. Stor. Patr. Umbria VII ist ein 1887 auf dem Friedhofe von Perugia intakt gefundenes, inzwischen zerstörtes etruskisches Familiengrab (vom 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr. ) veröffentlicht.
Die römische Topographie und Baugeschichte ist durch die Veröffentlichung älteren zeichnerischen Materials, als der älteren Stadtpläne Roms, von malerischen Ansichten usw. stark gefördert worden. Delbrück berichtet darüber Einzelheiten und verweist auf Hülsens Bericht in Wagners Geographischem Jahrbuch XXXIV, 1911, 189 ff.
Die Tätigkeit an den antiken Bauten Roms selbst bestand zunächst darin, daß hervorragende Denkmäler, wie die Diokletionsthermen, von modernen Einbauten befreit wurden. Bei den Kaiserfora soll in derselben Weise vorgegangen werden (s. Bolletino d’arte 1911, 445 ff. ) — Unter den eigentlichen Ausgrabungen in Rom sind hier am wichtigsten die im Domitianischen Palast auf dem Palatin (s. Kunstchronik 1911/12, Sp. 120 und 184 und 1912/13, Sp. 27). — Der Peperintempel auf dem Cermalus ist nach Funden von Votivterrakotten mit Attisdarstellungen als der Tempel der Magna Mater zu erkennnen. — Für die Geschichte der antiken Plastik während der Renaissance ist vor allem genannt P. G. Hübner, Le statue di Roma. Materialien zu einer Geschichte der antiken Monumente in der Renaissance (Römische Forschungen, herausgegeben von der Bibliotheca Hertziana, Bd. I, Quellen und Sammlungen, Leipzig 1912).
Im Bolletino di archeologia christiana 1911, 201 ff. ist das für die spätantike Malerei merkwürdige Grab des Trebius Justus an der Via Latina aus dem Ende des 3. Jahrhunderts nach Chr. beschrieben, das verschieden gedeutete, aber jedenfalls antiquarisch wichtige Wandgemälde enthält. — Die Neuaufstellung in der Villa di Papa Giulio wird von Delbrück mit Recht gelobt. Die Vorzüglichkeit des Arrangements und die hohe Bedeutung des ausgestellten Materials kann der Sammler dieser archäologischen Nachlese aus mehrfacher Besichtigung in der letzten Zeit bestätigen. — Über die Ausgrabungen in Ostia, das als ein neues Pompeji ersteht, s. Kunstchronik 1911/12 Sp. 587. — Des weiteren erwähnt Delbrück die Kleinbronzen und Schmucksachen aus einem Kammergrabe bei Ferentinum, jetzt in der Sammlung Loeb (American Journal of Archäology 1911) und die in der gleichen Zeitschrift behandelte Stadtgeschichte von Privernum. — In Terracina fanden sich Reste verschiedener Gebäude vor dem Tore nach Neapel, da wo die Via Appia in den Felsen biegt (Not. d. Sc. 1911), während über Grabungen am Tempel in Segni und bei der Villa des Horaz in Licenza noch keine amtlichen Nachrichten vorliegen. Referent hörte, daß in Licenza gefundene Baureste aus der trajanischen Zeit stammen, also mit Horaz nichts mehr zu tun haben. — Delbrück selbst hat Aufnahmen von Bauten der späteren Republik aus Latium und das Verhältnis der spätrepublikanischen Baukunst in Rom zur hellenistischen des Ostens beschrieben. (Hellenistische Bauten in Italien II. Baubeschreibungen. Geschichtliche Entwicklung. Straßburg 1912). — Auf Capri kamen in einer Versuchsgrabung wiederum paläolithische Reste zutage (Bull. paletn. ital. 1911). — Das in Pompeji freigelegte Haus des Conte di Torino gehörte dem aus Wahlprogammen bekannten Obellius Firmus. Den amtlichen Bericht über die sehr bedeutenden Ausgrabungeu von 1912 konnte Delbrück nicht mehr benützen. — Die von Rodenwaldt und Bieber im Archäologischen Jahrbuch behandelten Mosaiken des Dioscorides aus der sogen. Villa des Cicero, ein von Gabrici in römischen Mitteilungen veröffentlichtes Kammergrab aus Neapel, ferner die ebenfalls von Gabrici in den Memorie R. Acc. Napoli II, 1911 besprochenen Proben geometrischer Keramik aus Cumae und andere einschlägige Publikationen werden von Delbrück in ihrer Bedeutung gewürdigt. — Endlich sind noch folgende Publikationen mit kritischen Inhaltsangaben aufgenommen: die von Gabrici (Ausonia 1910) über eine zweite Phlyakenvase (Fragment) des Assteas; die von Herbert Koch über die Dachterrakotten Kampaniens (mit Ausschluß Pompejis, Publikation des deutschen archäologischen Instituts Berlin 1912); die von Pagenstecher über die Gemälde eines Grabes in Gnathia (Römische Mitteilungen 1912); die Macchioros (Apulia II, 159) von Plänen und Ansichten eines Canosiner Grabes und von M. Mayer, la coppa tarantina di argento dorato del museo provinciale di Bari. — Derselbe findet Apulia II, 141 Beispiele kretischer Bilderschrift in Apulien. — Daran schließt sich eine Bemerkung Delbrücks über die Museen von Bari und Tarent, die von ihren Leitern Gervasio und Quagliati vortrefllich neu geordnet wurden. Sie enthalten eine Fülle von Überraschungen, und besonders Tarent ist jetzt ein Museum ersten Ranges. Auch das Museum von Lecce mit wichtiger keramischer Sammlung und guten Gemmen ist neu geordnet worden. — Aus Sizilien ist ein Bericht Orsis (Mon. Linc. XX, 1910) über die offene Niederlassung, die bei Caltagirone auf einigen kleinen Hügeln um das fruchtbare Terrainbecken von S. Mauro liegt, erwähnt. Möglicherweise haben in der ältesten Zeit wirklich Griechen in S. Mauro gewohnt, wo archaischgriechische Funde, darunter ein schöner großer Bronzekrater, das bereits veröffentlichte Relief von Caltagirone und Dach