noch aus Olbia stammende Ankaufsgegenstände kommen. Als besonders merkwürdig führt Pharmakowsky auf: 7 Vasen, 4 Terrakotten, phönikisches Glas, verschiedene Gold-, Bronze- und Bleigegenstände, darunter ein Doppelgefäß aus Blei mit zwei Henkeln in Tierform. —
In Tanais wurden die Ausgrabungen von A A. Miller fortgesetzt. Eine panathenäische Preisamphore ist mit einem musischen Agon geschmückt und wird in die zweite Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr. datiert, womit die von Brauchitsch gegebene Gruppierung der panathenäischen Amphoren abgelehnt ist. Man muß also glauben, daß im 5. Jahrh. die Amphoren mit heiligem Öl auch als Preis in den musischen Agonen gegeben wurden. Auch wird angenommen, daß die Fabrikation der panathenäischen Preisamphoren auch in der Zeit nach Kleisthenes gleichförmig fortgesetzt wurde.
Die Grabhügel in dem Steppenteil des Taurischen Gouvernements wurden wiederum von Prof. N. J. Wesselowsky untersucht. Die Gräber sind in runder Form mit einer Kuppeldecke in dem gewachsenen Boden eingegraben, aber vollständig ausgeraubt. Nur ein Pferdegrab wurde in einem Grabhügel, dem sog. »Lemeschowa Mogila« gefunden, in dem drei Pferde mit den Köpfen nach Osten gerichtet lagen. Da die Pferde zweifellos getötet waren, bevor sie bestattet wurden, so ist die Annahme zurückzuweisen, daß man lebende Pferde ins Grab hineintrieb, die daraus hervorzuspringen strebten. Verschiedener Pferdeschmuck wurde mit gefunden. — In Podolien wurden von Gamtschenko ganz analoge Funde wie im Vorjahre gemacht, u. a. ein schönes Bruchstück einer altmilesischen Vase. — Graf A. A. Bobrinskoy leitete im Jahre 1911 die Ausgrabung im südlichen Teil des Kiewschen Gouvernements, wo einige der eneolithischen Epoche angehörende Grabhügel untersucht wurden. Bobrinskoy nimmt Halbverbrennung der Leichen vor dem Begräbnis und Einhüllung in Pelz oder haarige Stoffe an. Zwei ausführlich beschriebene Bronzegegenstände erinnern an spätere chirurgische Instrumente (Spatula und Lancette). —
Wir kommen nun zu dem von A. Schulten (Erlangen) in der üblichen gewissenhaften Weise abgefaßten Bericht über Nordafrika, wofür ebenfalls die bereits erschienene wissenschaftliche Literatur die Grundlage abgibt. Schulten beginnt mit einem würdigen Nachruf für den am 5. Dezember 1911 in Rom durch Selbstmord verstorbenen Paul Gauckler, dessen Wirksamkeit für Nordafrika sowohl durch Ausgrabungen, wie durch Gründlichkeit und Gelehrsamkeit ausgezeichnete Publikationen, wie die über die Mosaiken, eine unvergeßliche sein wird. — Er wendet sich dann zu der Schrift von Thieling »Der Hellenismus in Kleinafrika«, die eine fast durchaus maßgebende Publikation über die griechischen Elemente des Gebietes inklusive der Tripolitana ist, wo in Gigthis noch zur Zeit des Septimius Severus mehr griechisch als lateinisch gesprochen wurde. Obenan für Griechisches steht natürlich Karthago. Die Publikation von Thieling beweist an den zahlreich vorkommenden griechischen Defixionen (Verwünschungstafeln), daß der Ursprung dieses Unwesens Griechenland ist. Der wichtigste Teil des Buches bezieht sich auf die Zusammenstellung und Analyse der in Nordafrika vorkommenden griechischen Wörter und Eigennamen. Von letzteren bieten Karthago, Cirta, Caesarea die meisten, namentlich auch bei den Sklaven und Liberten. Bei den Unterbeamten des Prokonsuls haben die Hälfte griechische Namen und die einheimische Bevölkerung tritt in dieser Sphäre ganz zurück. — Aus dem Buch von St. Gsell über das Klima Nordafrikas im Altertum (Revue Africaine 1911) erwähnt Schulten, daß die Sahara, wie aus den, Elefanten und Büffel darstellenden, zum Teil neolithischen Felsbildern der
Wüste hervorgeht, damals größere Wassermengen noch besessen haben muß. Gegenüber Gsell, der an nur geringe Klimaänderung glaubt, möchte aber Schulten feststellen, daß die zahlreichen römischen Siedelungen am Nordrande der Sahara darauf hindeuten, daß die vom Atlas kommenden Flüsse damals doch noch mehr Wasser hatten als heute und daß das Klima sich noch mehr im Sinne größerer Trockenheit verändert hat als Gsell annimmt.
Aus Tunis berichtet Schulten über eine libysche Nekropole im Roccagebirge nördlich der Grenzstation Grardimau, wo an dreißig Grabstelen nur lybische Inschriften und das Symbol des Halbmondes (nicht des modernen türkischen) tragen. Die Zeit der Nekropole ist noch nicht bestimmt. — Auf dem Boden von Karthago stieß General Pistor beim Pflanzen von Bäumen auf einen aus großen Tuffquadern bestehenden Kai, welcher wahrscheinlich die westliche Einfahrt der Häfen des alten Karthago begleitete. — Bei den Ausgrabungen auf der Admiralsinsel sind sehr merkwürdige lateinische Ostraka mit Abrechnungen über öffentliche Leistungen gefunden worden. — In Hadrumet hat Kanonikus Leynaud punische Votivstelen gefunden. — Gemäß den Monuments Piot wird über neue Funde aus dem bei Mahédia versunkenen Schiff berichtet. Dre groteske Bronzefiguren bilden offenbar eine Gruppe; es sind zwei Tänzerinnen und ein kastagnettenschlagender phallischer Possenreißer. Auch ein laufender Satyr und ein leierspielender Eros sind Werke von außerordentlichem Leben. Dann wurden mehrere kleinere Bronzen gefunden, ein sitzender Komiker, ein tanzender geflügelter Eros, ein tanzender Satyr und ein stehender ithyphallischer Schauspieler. (Mémoires de la Soc. nat. d. Antiqu. de France 1911. ) An Marmorwerken wurden u. a. ein Niobekopf, ferner zwei andere, vielleicht als Niobiden anzusehende Köpfe und der Torso eines Epheben gehoben. Das Mitteldeck des gefundenen Schiffes war mit 65 Säulen beladen gewesen und mußte mindestens 10 m breit und wohl 40 m lang gewesen sein. Die Kunstwerke sind im Zwischendeck aufgestapelt gewesen. Das Schiff kam gemäß den mitgeführten athenischen Inschriften aus Athen und ist zwischen 150—50 v. Chr. gesunken. Es ist also wahrscheinlich, daß es mit Beute von der Eroberung Athens durch Sulla im Jahr 86 v. Chr. beladen war. Das beste Datierungsmittel, die auf dem Schiff verladene Keramik, ist leider noch nicht geprüft worden. Die beiden, ebenfalls von dem versunkenen Schiff gekommenen, ein Paar bildenden Bronzen, Ariadne und Dionysos, werden jetzt wegen ihrer Form (Balkenabschlüsse) als Kopf der das Schiff gegen Beschädigung durch Anprall schützenden Leisten von athenischen Staatstrieren angesehen. — Der prächtige Panzer aus Unteritalien (Kunstchronik 1911/12, Sp. 127) wird jetzt in Abbildung im Archäologischen Anzeiger vorgeführt. — In Bulla Regia hat Dr. Carton außer einem Saal der Thermen ein wohlerhaltenes Haus mit Peristyl und schönen Mosaiken, von denen eines Perseus und Andromeda darstellt, aufgedeckt. — Ein in dem Amphitheater von El Dschem gefundenes Fragment eines Glasbechers trägt die Darstellung von Zirkusspielen. — Eine Inschrift aus der Gegend von Birbu-Rekba zeigt, daß Augustus wegen seiner Verdienste um das afrikanische Städtewesen schon bei Lebzeiten in Afrika als Gott verehrt wurde. Eine bis jetzt unbekannte Ortschaft Thinissut wird neben dem »Augustus Deus« genannt. — Die sog. Centuriensteine gehören zu einer großen, die ganze prokonsularische Provinz durchziehenden, zu Katasterzwecken angelegten Centuriation. Diese Centuriation (Barthel in den »Bonner Jahrbüchern« 1911) dehnte sich über die ganze Africa vetus aus und geht auf Cajus Gracchus zurück. — Unter zahlreichen Arbeiten des Archäologen J. Renault, der