gelehrten den heftigsten Widerstand entgegensetzen. Wohin es dann mit unseren Sammlungen kommen wird, kann sich jeder, der weiß, was zu einer ersprießlichen Leitung eines Museums nötig ist und der die Münchener Cliquenwirtschaft kennt, selbst vorstellen. Es ist einem unbegreiflich, wie das Ministerium einen bildenden Künstler in Vorschlag bringen kann, nachdem die Möglichkeiten, eine tüchtige kunsthistorische Kraft zu gewinnen, noch gar nicht erschöpft sind, sondern bisher nur unendlich viel Zeit vertrödelt worden ist. Warum denkt man z. B. nicht an Weizsäcker, dessen treffliche Leitung des Städelschen Instituts doch noch gut in aller Erinnerung ist und in dem die Kunstwissenschaft einen selten tüchtigen und gewissenhaften Gelehrten besitzt, der nur wie so manche vornehme Natur jedes Vordrängen meidet und lieber zurückgezogen in der Stille schafft. Wollen wir hoffen, daß das bayerische Kultusministerium noch den rechten Weg finden und den verwaisten Anstalten endlich einmal den ihnen gebührenden Leiter geben möge. W. BAYERSDORFER.
ARCHÄOLOGISCHE NACHLESE
Von Dr. Max Maas (München)
II. *)
Aus Algier wird zunächst der neue Band A. Ballus »Les ruines de Timgad« aufgeführt und einiges daraus wiederholt, namentlich über das eine ganze Insula einnehmende Haus des Corfidius — welches, obwohl es als »in Umbilico patriae« gelegen bezeichnet ist, im Nordwestviertel der Sladt liegt — und über das schönste aller bisher im Timgad gefundenen Mosaikbilder, eine Nereide mit zwei Seekentauren. — Zum Stadtplan von Timgad hat auch Barthel in den »Bonner Jahrbüchern«, namentlich über die sichere Orientierung der Hauptstraße Interessantes mitgeteilt. Die von den Mauren zerstörte Stadt Timgad wurde im 13. Jahre Justinians (539—540 n. Chr. ) vom mag. mil Solomon, dem Erbauer so vieler Kastelle, aufgebaut. — Eine neue Römerstadt beginnt mit dem alten Cuicul (Dschemila) dem Boden zu entsteigen. Außer dem Theater sind das Forum und zwei Tempel aufgedeckt. — Schultens Bericht schließt mit der Würdigung von St. Gsells nunmehr vollendeten »Atlas archéologique de l’Algérie« (51 Karten und Text von fast 500 Folioseiten), einem monumentalen Werk, in dem wir für das römische Afrika eine historische Karte besitzen, wie sie für keine andere Provinz der römischen Welt vorliegt.
Den größten Raum in den »Archäologische Funde im Jahre 1911« nimmt diesmal Spanien und Portugal mit 67 Spalten ein, in denen der bewährte Kenner und erfolgreiche Vorkämpfer für die Entwicklung der pyrennäischen Archäologie Pierre Paris in Bordeaux alles zusammenträgt, was der wunderbar reiche Boden Spaniens und Portugals von prähistorischen und historischen Altertümern Neues zeigte. Wir müssen uns bei der Betrachtung der aus der prähistorischen Zeit gemeldeten Funde auf wenige Punkte beschränken und möchten bei dieser Gelegenheit auch auf Pierre Paris vorzügliches und populär geschriebenes Buch »Promenades archéologiques en Espagne« nochmals hinweisen, welches eine treffliche Einführung für die spanisch-portugiesische Archäologie abgibt. — Paris erwähnt folgende in wissenschaftlicher Weise neu ausgegrabene oder neu publizierte prähistorische Stationen: In Ciurana, 4 km von der Straße von Reus nach Cornu
della und Lerida, wurde eine palaeolithische Station vom Ende des Magdalénien aufgedeckt, wo auch eine ganze Werkstätte zur Bearbeitung von Steinwerkzeugen gefunden wurde. — In der »cueva de Serinya« im Nordosten Kataloniens, die mehr ein Felsenschutz als eine Grotte ist, ist die ganze Fauna des Magdalénien repräsentiert, darunter auch das Renntier. In der benachbarten Grotte »los Encantados« sind Funde aus der letzten Neolithik und dem ersten Metallzeitalter gemacht worden. — Villanovafunde brachten in der Nähe der vorgenannten befindliche Stationen aus der Serinyagruppe, worunter auch eine Nekropole mit Brandgräbern gegenüber von Cuerta de la Selva zu bemerken ist. — Megalithische Denkmäler wurden auf der linken Seite des Weges von Cuerto de la Selva nach San Pedro de Rada, teilweise zerstört, gesichtet. — Zu betonen ist der große Fortschritt und die ständige Zunahme der prähistorischen Sammlungen in den portugiesischen Museen, wo der auch den deutschen Prähistorikern wohlbekannte J. Leite de Vasconcellos unermüdlich wirkt.
Voller Interesse, wenn auch durch ihre Häufigkeit weniger sensationell sind die Felsen- und Grottenmalereien, die neu entdeckt wurden; so auf den Felsen von Pennalba, dann in den Tälern las Batuecas et de Garcibuey in der wildesten Gegend von Salamanka gelegen, letztere aus palaeolithischer Zeit. Unter den Felsen »los Toricos«, 4 km von Albarracin (Teruel) entfernt, fand sich ein einheitlicher Fries von 4 m Größe von Rindern (Bisons). Ähnliche Friese, die von ausgezeichneter Kunst und tadelloser Ausführung sind, hat Abbé Breuil noch an anderen Felsen in dieser Gegend entdeckt; die weißen Farben herrschen hier vor. — In der Provinz Jaen, fast am Zusammenfluß des Guadalquivir und des kleinen Guadiana, ½ km von den Jimena entfernt, findet sich die Grotte oder vielmehr der Felsenschutz »La Graja«, wo Wandmalereien, die man schon lange kannte, jetzt erst als prähistorische erkannt und in den »Pictografias andaluzasvon D. Manuel Gomez-Moreno veröffentlicht worden sind. Die Zeichnungen sind mit Cimabrum und Ocker so fest aufgetragen, daß man sie selbst mit Reiben und Abwaschen nicht loslösen kann. Es sind Jäger und Tiere in grober Stilisierung dargestellt. Derartige Stilisierungen von Menschen und Tieren und gemalte Symbole hat Abbé Breuil an verschiedensten Stätten studiert. Er datiert sie in ein dem Magdalénien gleichzeitiges Zeitalter und glaubt, daß sie von Völkerschaften herrühren, die dann nach Frankreich das »Azilien« gebracht haben und welche mit algerischen und tunesischen palaeolithischen Völkerschaften außerdem verwandt gewesen sein mögen. — Auch die kantabrischen prähistorischen Felsen und Höhlen wurden von Abbé Breuil und Obermaier unter Hilfe einheimischer Interessenten untersucht. Zu Hornos de la Peña und zu Castillo wurden die Höhlen weiter ausgeräumt und vielfache Stratifikationen bis zu dem Magdalénien erkannt. Erstmalig wurden die Grotten von Valle (Rasines) mit zahlreichen Funden und die wichtige Grotte de la Pasiega mit gemalten und eingeritzten Zeichnungen untersucht. Pasiega weist 226 einzelne Malereien und 36 eingeritzte Bilder auf, so interessant fast wie die von Altamira. — Eine ganz neue prähistorische Region öffnete sich mit der sensationellen Entdeckung mehrerer mit Malerei bedeckter überhängender Felsen, genannt Cueva de la Vieja, ganz nahe bei Alpera (Albaceta). Die beiden Felsenschutzstätten sind mit Figuren ganz bedeckt, die in rot gemalt sind, Menschen (70), Tiere der verschiedensten Art (Hirsche, Rinder, Damhirsche, Wölfe usw) und 17 Symbole. Die menschlichen Figuren gleichen den schon früher bekannten von Cogul und Cretas. Einige der menschlichen Abbilder sind ganz einzigartig. Es sind ungestalte (ithyphallische? ), aber
*) Vgl. Nr. 10.