der für die Bestrebungen des aufsteigenden Geschlechts überall bezeichnend ist.
Barmen. Im Monat Dezember ist im Kunstverein als Leihgabe die Sammlung Werner Dücker-Düsseldorf ausgestellt, die Gemälde von Max Liebermann, Hodler, Cézanne, van Gogh, Gauguin, Croß und anderen bedeutenden Künstlern enthält. Neu ausgestellt sind ferner größere Kollektionen des »Niederrhein« in Düsseldorf und der »Neuen Künstlervereinigung« — München. Verkauft wurden im Monat November u. a. je zwei Gemälde von Franz Marc und Adolf Erbslöh, beide in München, zwei von Monticelli †, zwei von Edvard Munch und eins von Kees van Dongen in Paris.
Die für das Jahr 1916 beabsichtigte und bereits um ein Jahr verschobenene Kunstgewerbe-Ausstellung in Paris sollte nach der Absicht ihrer Befürworter eine Antwort auf die Ausstellung der Münchener Kunstgewerbler im Herbstsalon 1910 sein und darum nur moderne Arbeiten enthalten. Gegen diese Auffassung wendet sich jetzt der Pariser Stadtrat, der eines seiner Mitglieder mit einem Berichte über den Ausstellungsplan beauftragt hat. Herr Deville, das betreffende Stadtratsmitglied, führt in seinem Berichte aus, wie es auch den Tatsachen entspricht, daß in den Pariser Werkstätten bei weitem mehr die alten Stilformen gepflegt als neue Formen angestrebt werden, daß daher eine Ausstellung, die nur moderne Arbeiten aufnehmen wollte, den größten Teil der Pariser Kunsthandwerker ausschlösse. Dies wäre ein großer Nachteil für das französische Kunsthandwerk im allgemeinen, und darum solle man bei der beabsichtigten Ausstellung nicht nur die Vertreter der modernen Anschauungen, sondern auch die Pfleger der guten alten Tradition zu Wort kommen lassen, wenn man nicht ein Fiasko herbeiführen wolle. Ohne jeden Zweifel wird den Anregungen des Stadtrats Rechnung getragen werden, und das Pariser Kunsthandwerk, dem auf dem modernen Gebiet eine Niederlage als höchst wahrscheinlich vorausgesagt werden kann, wird sich durch eine möglichst glänzende Vorführung von Nachahmungen und Kopien alter Stilmöbel zu revanchieren suchen. Die Pariser Handelskammer, welcher der Bericht Devilles unterbreitet wurde, hat sich bereits den darin ausgesprochenen Ansichten angeschlossen, und Regierung und Stadt werden sicherlich das nämliche tun.
SAMMLUNGEN
Das Leipziger Museum hat auf der Jubiläums-Ausstellung des Leipziger Kunstvereins folgende Erwerbungen gemacht: ein gutes Werk Albert von Kellers; das Bildnis der Frau von Le Suire vom Jahre 1887; die Steinbrecher des Dresdners Robert Sterl (die in diesem Sommer auch in der Berliner Sezession zu sehen waren); ein Stier von Louis Tuaillon; das »Landhaus« von Th. Th. Heine; »Bei Diessen am Ammersee« von Richard Kaiser; die Büste Wallots von Robert Diez und Max Liebermanns Selbstbildnis mit Strohhut von 1911 (aus dem Besitz der Modernen Galerie Thannhauser in München). Als Geschenk des Verlagsbuchhändlers Arthur Meiner wird ein Bild von Richard Bloos eingereiht werden, es stellt den Luxembourg-Garten in Paris dar.
VEREINE
× Die Neugestaltung des Vorstandes der Berliner Sezession, die seit längerer Zeit eifrig debattiert wurde, ist in der Generalversammlung von 5. Dezember nun endgültig vollzogen worden. Ihr Hauptresultat ist die Wahl des Kunsthändlers Paul Cassirer zum Präsidenten, ein Vorgang, der in der Tat geeignet ist, Aufsehen zu erregen, und ein Novum in der Geschichte der deutschen Künstler
gesellschaften darstellt. Indessen läßt sich die Angelegenheit nur nach Kenntnis der Verhältnisse beurteilen. Die Sezession sah sich vor einer überaus schwierigen Situation: es fand sich unter ihren führenden Mitgliedern niemand, der sich Energie genug zugetraut hätte, überdies Zeit genug zu opfern bereit gewesen wäre, um die verschiedenen Gruppen, Strömungen und Anschauungen, die zurzeit hier nebeneinander stehen, zu einer neuen Einheit zusammenzuschmieden. Man wandte sich darum an Cassirer, der ja anno 1899 mit Liebermann und Leistikow zu den Gründern der Sezession gehörte, ein Dezennium hindurch an den erfolgreichen ersten Ausstellungen entscheidenden Anteil hatte und erst vor einigen Jahren aus dem Vorstande ausgetreten war. Das Ungewöhnliche aber war, daß die Majorität der Künstler die Stellung, die sie Cassirer nun antrug, auch äußerlich klar zum Ausdruck bringen wollte, und ihn darum, da sich die Schaffung eines Direktorpostens nicht durchführen ließ, als Kandidaten für den Platz des ersten Vorsitzenden aufstellte. Ohne Zweifel gibt es zu Bedenken Anlaß, daß der Repräsentant einer Künstlergesellschaft selbst nicht Künstler ist, daß er vielmehr als Besitzer eines Kunstsalons mit zahlreichen Mitgliedern der Vereinigung in geschäftlichen Verbindungen steht; aber das Vertrauen der Sezessionisten zu dem festen Willen, den organisatorischen und ausstellungstechnischen Fähigkeiten Cassirers, in dem sie doch mehr und anderes als einen Händler sehen, ist so groß, daß sie sich über jene naheliegenden Einwände hinwegsetzen. Zugleich ist der Gesamtvorstand auf fünfzehn Mitglieder erhöht worden, die sich nach der Neuwahl folgendermaßen zusammensetzen: Slevogt, Tuaillon, Gaul, Käte Kollwitz (die als erste Dame eintritt), Curt Herrmann, E. R. Weiß, Baluschek, Kolbe, Walser, Brockhusen, Barlach, Breyer, August Kraus, Mosson und Cassirer. Baluschek wurde Schriftführer. Sodann wurde eine Änderung der Vorstandsorganisation durch Einsetzung von Kommissionen herbeigeführt, vor allem durch Konstituierung einer Jurykommission, deren Vorsitzender Slevogt wird, während Cassirer in ihr Sitz ohne Stimme hat. Corinth, der mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand im Verlauf der Streitigkeiten das Präsidium niedergelegt hatte, soll durch eine künstlerische Gabe besonders geehrt werden. Max Liebermann bleibt Ehrenpräsident. Von der oppositionellen Minorität ist nur Max Kruse aus der Sezession ausgeschieden, während die übrigen sich entschlossen haben, zunächst abzuwarten, wie sich die Dinge gestalten. Dies wird auch die weitere Öffentlichkeit tun, nicht ohne Neugierde, wie das Experiment ausläuft, das den Keim zu zahlreichen neuen Konflikten in sich tragen, aber unter Umständen auch zu guten Erfolgen führen könnte.
VERMISCHTES
Die berühmten Fresken des Hans v. Marées in der Bibliothek der zoologischen Station von Neapel sollen nun doch nach München überführt werden; wie man hört, hat sie der Bayerische Staat zum Preise von ca. 100000 Mark angekauft.
Der Reliefplan des antiken Roms. Die Besucher der vorjährigen Kunstausstellung in Rom werden sich des großen Reliefplanes des antiken Roms erinnern, der eine Hauptsehenswürdigkeit in den Thermen des Diokletian war. Dieser Plan war oder ist die langjährige Arbeit des seit Jahrzehnten in Rom lebenden französischen Architekten Bigot, der mit peinlichster Genauigkeit und Gelehrsamkeit in dieser Arbeit ein Abbild Roms zur Zeit der ersten Kaiser geschaffen hat. Sonderbarerweise scheint die Arbeit nicht das Gefallen der Italiener gefunden zu haben, denn sie