haben dem Architekten die seiner Arbeit in den Thermen gewährte Gastfreundschaft gekündigt, und nun sieht sich Bigot nach einem anderen Orte um, wo er seine sehr umfangreiche Arbeit, die in den Thermen eine ganze ungeheuere Wand bedeckt, unterbringen könnte. Monsignore Duchesne, Mitglied der französischen Akademie und Professor des französischen Instituts in Rom, hat sich nun in einem Aufsatz im »Figaro« für die Arbeit Bigots verwendet und ausgeführt, daß sie verloren sei, wenn man nicht das Geld aufbringe, um sie in Bronze gießen zu lassen, worauf man sie dann nach Frankreich bringen könne. Darauf hat der »Figaro« alsbald eine Sammlung angefangen, und die Pariser Universität hat 5000 Francs gezeichnet. Jetzt sind schon über 20000 Francs zusammen, und so wird ohne Zweifel der jetzt nur in Gips vorhandene Reliefplan in absehbarer Zeit in dauerndem Material existieren und irgend ein Pariser Museum zieren.
Vor einigen Jahren schon war die Rede davon, den alten Louvre »auszugraben«, das heißt den früher um das Gebäude herlaufenden Graben wieder herzustellen. Dieser Graben ist schon vor mehreren hundert Jahren durch Gartenanlagen ersetzt worden, und man weiß nicht recht, welches archäologische oder ästhetische Interesse durch die neue Ausgrabung befriedigt werden soll. Indessen ist immerhin möglich, daß das Gebäude dadurch gewissermaßen einen Sockel erhielte und sich so majestätischer und vornehmer darstellte als jetzt, wo es in der Tat wenigstens nach der Rue de Rivoli zu, ein wenig im Boden zu stecken scheint. Jedenfalls wird im Ministerium des Innern und im Staatssekretariat der schönen Künste über die Frage beraten, und vielleicht wird eine Änderung des Aussehens der Louvrefassade das Resultat dieser Beratungen sein.
Eine Besprechung des Hauptausschusses für Bauberatung findet wie in früheren Jahren am 14. Dezember im Landeshause der Provinz Brandenburg zu Berlin statt. Der Hauptausschuß, der vor zwei Jahren von der Zentralstelle für Volkswohlfahrt unter Mitwirkung von Vertretern staatlicher und städtischer Behörden, technischen und Heimatschutzvereinen, Landesversicherungsanstalten usw. insLeben gerufen wurde, will hauptsächlich das Kleinwohnungswesen in wirtschaftlicher, technischer und schönheitlicher Beziehung fördern. Auf der Tagesordnung steht die Bauberatungsfrage in der Provinz Brandenburg, Berichterstatter ist Prof. Th. Goecke-Berlin. Von der Tätigkeit der Kgl. Beratungsstelle für das Baugewerbe in Stuttgart wird Dipl. -Ing. Jost- Stuttgart berichten. Beigeordneter Schmidt-Essen spricht über die städtische Fassadengestaltung und ihre Beeinflussung durch die Bauberatung, Architekt H. Wagner aus Bremen über die Bauberatung und hypothekarische Beleihung.
An der Berliner Akademie der Künste sind die Preise vergeben worden, die für das laufende Jahr aus den Stiftungen der Akademie ausgeschrieben waren. Im Wettbewerb um die Dr. Hugo Raussendorff-Stiftung erkannten Senat und Genossenschaft dem Bildhauer Otto Placzek in Charlottenburg den Preis zu, der 4000 Mark beträgt. Der Künstler ist aus Berlin gebürtig und steht im 29. Lebensjahr. Den Preis der von Rohrschen Stiftung, diesmal 3600 Mark zu einer einjährigen Studienreise gleichfalls für Bildhauer, erhielt Emil Rentier. Der 26jährige Künstler erhielt in der Konkurrenz um die Ausschmückung des Barbarossaplatzes in Schöneberg einen Preis mit der Figur eines ruhenden Schäfers. Das Stipendium der zweiten Michael Beerschen Stiftung, 2250 Mark, ebenfalls in diesem Jahre für Bildhauer fällig, fiel Nikolaus Schmidt in Charlottenburg zu. Der Künstler, der im 30. Lebensjahre steht, stammt aus Mülheim am Main. Der Preis der ersten Michael Beerschen
Stiftung, der diesmal an einen Maler fallen sollte, wurde nicht verteilt.
FORSCHUNGEN
Über die Chronologie der Werke Dosso Dossis schreibt Henriette Mendelssohn im 4. Heft des »Jahrbuchs der kgl. preuß. Kunstsammlungen«. Sie versucht auf drei Wegen Daten zu gewinnen: 1. Werke, die sich mit Urkunden in Zusammenhang bringen lassen; 2. Werke, die aus gleichzeitigen Neuerungen im Gebietè der italienischen Malerei oder aus dem Zusammenhang mit Ariosts »Orlando furioso« wenigstens annähernd datierbar sind; 3. Werke, die der allgemeinen Entwicklung der ferraresischen Malerschule entsprechend in die Zeit bald nach 1505 zu setzen sind. Als Endresultat stellt sich etwa folgendes heraus, Dosso muß zwischen 1482 und 1485 geboren sein (hierfür scheint uns der Beweis nicht erbracht). Seine ersten selbständigen Arbeiten entstanden nach 1505; sie sind noch derb und ungeschickt. Im zweiten Jahrzehnt gerät der Maler immer mehr unter venezianischen Einfluß (»Circe«- bilder in der Sammlung Benson und der Villa Borghese); »Zeit des ersten Meisterstiles« 1513—22. Dann gelangt er zu völliger Freiheit, nachdem sein eigenes Temperament die fremden Einflüsse assimiliert hat; Zeit des zweiten Meisterstiles (große Heiligenbilder im Dom von Modena 1522, in der Sammlung Chigi 1527, in der Dresdener Galerie 1532). Eine Anzahl Arbeiten Dossos wird in diese Perioden aufgeteilt, wobei mehrere interessante Deutungsversuche eingeschoben werden. Wir erwähnen davon nur, die sehr einleuchtende Deutung des »Narren« der Galeria Estense als ein Selbstbildnis des Künstlers unter der Maske Ruggieros (Ariosts Orlando). —l.
Zwei gänzlich unbekannte Gemälde von Hans Baidung Grien publiziert Paul Bergner im Beiblatt des Jahrbuchs des Kunsthistorischen Institutes der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege (Band V). Sie befinden sich in der reichhaltigen Gemäldesammlung des Grafen Kolowrat- Krakowsky-Liebsteinsky auf Schloß Reichenau a. d. K. in Böhmen. Das eine Bild, das den Ringkampf des Herkules mit Antäus, abweichend von der bekannten Komposition Baidungs in Kassel, darstellt, ist mit dem Monogramm und der Jahreszahl 1530 bezeichnet. Auch der »Opfertod des Marcus Curtius«, augenscheinlich das Gegenstück, trägt diese Signatur. In den Jahren 1808—1852 waren beide Gemälde als Leihgabe im Rudolphinum zu Prag ausgestellt, sind aber seitdem in Vergessenheit geraten. —n
A. Serafini setzt in der »Arte« (Heft 4) seine Studien über die umbrische Miniaturmalerei weiter fort. Er behandelt in diesem dritten Aufsatze die Miniatorenschule, die sich an Pietro Perugino anschloß und im letzten Viertel des Quattrocento und im Beginn des Cinquecento blühte. Von Perugino selbst wird die bezeichnete Miniatur in den Horae Albani der Sammlung Yates Thomson besprochen; auf Grund dieser Arbeit wird ihm eine Kreuzigungsminiatur in der Vatikanischen Bibliothek zugeschrieben. Bartolomeo della Gatta schreibt Serafini die Miniaturen des Psalters T aus Montemorcino zu. Um diese beiden gruppiert sich eine große Zahl anonymer Arbeiten, die zum großen Teil ebenfalls aus Montemorcino stammen (jetzt in Monte Oliveto Maggiore di Siena). Weiterhin bespricht Serafini die Werke einiger Miniatoren dieser Schule, die außerhalb Perugias tätig waren, wie Michel d’Angelo da Perugia. Hervorgehoben werden ein großes Antiphonar im Museo civico zu Aquila und das »Uffiziolo della Beata Cristina« ebenda, dessen Miniaturen sich keinem der bekannten Miniatoren von Aquila zuschreiben lassen. Bei dem soeben genannten großen Antiphonar und bei einigen anderen Miniaturen