büchern aus Montemorcino finden sich starke Anklänge an Pinturicchio. Der letzte Ausläufer der ganzen Schule ist der 1476 geborene Giovanni Battista Caporali.
In einem Aufsatz im 4. Heft des »Jahrbuchs der kgl. preuß. Kunstsammlungen« weist Georg Sobotka Bastiano Torrigiani als den Autor dreier Papstbüsten nach. Es handelt sich um die Büsten Gregors XIII. im Kaiser-Friedrich- Museum, Sixtus’ V. im Schloß zu Berlin und Gregors XIV. im Nordböhmischen Gewerbemuseum zu Reichenberg und die Repliken der letzten. Diese Arbeiten wurden bisher mit Guglielmo della Porta oder Taddeo Landini in Zusammenhang gebracht. Sobotka untersucht die drei Büsten, die offenbar von einer Hand sind, eingehend und vergleicht sie mit den Werken aller etwa in Betracht kommenden Künstler, um endlich eine sichere Arbeit Torrigianis, die Porträtbüste Sixtus’ V. im Dom zu Treja Macerata, heranzuziehen. Durch den Vergleich dieses Werkes mit der Berliner Sixtusbüste wird die Zuschreibung jener drei Büsten an Torrigiani sichergestellt.
Eine Studie über Vittore de’ Gambelli genannt Camelio, den venezianischen Medailleur und Bildhauer, publiziert Jean de Foville im Oktoberheft der »Revue de 1’Art ancien et moderne«. Als Jugendwerke des etwa zwischen 1455 und 1460 geborenen Künstlers, der 1484 »maestro delle stampe« an der Zecca wurde, nennt er die Medaillen auf Papst Sixtus IV. und auf die Dogen Marco und Agostino Barbarigo, die er in die beiden letzten Jahrzehnte des Quattrocentro setzt. Die Zuschreibung der Marmorskulpturen am Chor von San Stefano an Camelio lehnt er ab, da sie weder seinen Stil zeigen, noch für ihn gut genug sind. Aus der Zeit von 1500—1510, die durch die Freundschaft mit den beiden Malern Bellini und durch ein intensives Studium antiker Münzen ihr Gepräge erhält, werden die Medaillen auf die beiden genannten Maler, zwei Selbstporträts des Künstlers, zwei Medaillen auf den Kardinal Domenico Grimani und die Medaillen auf Leonardo Loredan und Cornelio Castaldi besprochen. Als neue Zuschreibung fügt Foville in diese Periode die Medaille eines unbekannten Mönches mit der Unterschrift ANN. ETA. 36 ein. 1510 verließ Camelio Venedig. Wir finden ihn 1613 in Rom wieder, wo er eine Medaille auf Giuliano de Medici schuf und in der Folge (1615) an der Münze angestellt wurde. In diese Zeit (zwischen 1610 und 1617) setzt Foville drei Medaillen, die er Camelio glaubt zuschreiben zu dürfen. Sie tragen die Bildnisse Girolamo Andreasis, der Stallmeister Isabella d’Estes war, Trivulzios und des Dichters Battista Spagnoli. Mit einiger Reserve fügt er noch die Hypothese hinzu, es möchten die Büste Mantegnas in Sant Andrea zu Mantua, die Büste Gian Francescos II von Gonzaga im Museum zu Mantua (bisher dem Gian Cristoforo Romano zugeschrieben) und die Battista Spagnolis im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin (wie der Mantegna bisher dem Gian Marco Cavalli zugeschrieben) Arbeiten Camelios sein. Diese Hypothese setzt einen längeren Aufenthalt Camelios in Mantua voraus, für den Foville die Wahl zwischen den Jahren 1610 — 13 und 1616 — 17 offen läßt. 1617 wird unser Künstler wieder an der venezianischen Münze angestellt. Er verließ seine Heimat nicht wieder bis zu seinem 1637 erfolgten Tode. Als bemerkenswerte Alterswerke bespricht Foville eingehend die Reliefs
auf dem Grabe Briamonte de Gambellis in S. Maria della Caritá zu Venedig. Bei dieser Gelegenheit lehnt er auch die Hypothese Moliniers ab, daß Camelio mit dem Plakettenmodelleur Moderno identisch sei. Die Unsicherheit Camelios bei Tierdarstellungen, die Modernos Stärke waren, spricht allein schon deutlich genug gegen diese Identifikaiion.
—l.
LITERATUR
Hans von der Gabelentz, Die Biblia Pauperum und Apokalypse der Großherzoglichen Bibliothek in Weimar. Mit 42 Lichtdrucktafeln. Straßburg, Heitz, 1912.
Die berühmte Biblia Pauperum der Weimarer Bibliothek liegt uns hier in vortrefflicher Lichtdruckpublikation vor. Dieselbe umfaßt auch die mit der Weimarer Handschrift vereinigte Apokalypse, aber die eingehende, kritische Voruntersuchung gilt hauptsächlich der ersteren. Die Weimarer Armenbibel stammt aus dem Peterskloster zu Erfurt, womit aber noch keineswegs gesagt ist, daß sie auch dort entstanden ist. Die Einleitung des Herausgebers beginnt mit einer ganz genauen Beschreibung der Handschrift, verbunden mit einer zusammenfassenden formalen Analyse der Darstellungen, dann folgt ein Verzeichnis der letzteren mit peinlich sorgfältigen Bibelstellennachweisen. Hierauf ein Sonderkapitel »Ikonographie der Biblia Pauperum«, die sich »auf die wichtigeren, bezw. einen eigenen Typus vertretenden Handschriften des 14. Jahrhunderts« beschränkt, enthält aber doch Hinweise auf spätere Handschriften und die Holzschnittausgaben des 15. Jahrhunderts. Diese Darstellung der Ikonographie ist systematisch nach den einzelnen Szenen geordnet. Endlich (p. 31) haben wir die Zusammenfassung der kunsthistorischen Resultate der vom Herausgeber vorgenommenen Untersuchungen über die vorhandenen Armenbibelhandschriften. Hier bekommen wir auch die erste nach rein kunsthistorischen Prinzipien vorgenommene Gruppierung des vorhandenen Handschriftenmaterials. Außerordentliche Bedeutung besitzt die Weimarer Handschrift als das einzige vollständig erhaltene Exemplar der zweisprachigen (lateinisch und deutsch) Armenbibel aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Herausgeber nimmt 1330—1340 als Entstehungszeit an. Ihre Bilder »vertreten den Stil der Federzeichnung, wie er sich im Verlauf der romanischen Epoche besonders in Deutschland ausgebildet hatte, und in frühgotischer Zeit zur vollsten Entfaltung gekommen war. Weniger reich in der farbigen und dekorativen Ausstattung, als gleichzeitige ausländische Werke, ist dieser Stil durch seine derbere Charakterisierungskunst und durch oft skizzenhafte, aber eben dadurch reizvolle Behandlungsweise ausgezeichnet«. Der Herausgeber vermutet, — trotz des hessischen Dialektes, der sich im Text kundgibt, — daß die Handschrift, wie die Mehrzahl der erhaltenen Armenbibelhandschriften, in Bayern oder Österreich entstanden sei. Den Schluß der Einleitung bilden eine tabellarische Zusammenstellung der in den Handschriften und xylographischen Ausgaben der Biblia Pauperum vorkommenden biblischen Szenen, ein Verzeichnis der illuminierten Handschriften nach den Aufbewahrungsorten und die Bibliographie. Zur Ergänzung der letzteren sei hier angeführt: Franz Jacobi, Studien zur Geschichte zur bayerischen Miniatur des 14. Jahrhunderts, Straßburg, Heitz, 1908, p. 15ff. —th.
Inhalt:Der zukünftige Leiter der bayer. Galerien? Von W. Bayersdorfer. — Archäologische Nachlese. Von Max Maas. — H. v. Weißenbach †. — Personalien. — Wettbewerbe: Realgymnasium in Oranienburg, Synagoge in Augsburg, Rathaus in Herford, Medaillenkunst, Plakat der Ausstellung für Buchgewerbe usw. Leipzig 1914, Brunnenanlage in Darmstadt, Berliner Opernhaus. — Denkmal für E. Frémiet in Paris. — Ausstellungen in Köln, Berlin, Barmen, Paris. — Erwerbungen des Leipziger Museums. — Der neue Vorstand der Berliner Sezession. — Vermischtes. — Forschungen. — H. v. d. Gabelentz, Die Biblia Pauperum und Apokalypse in der Großh. Bibliothek in Weimar.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11 a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
In einem Aufsatz im 4. Heft des »Jahrbuchs der kgl. preuß. Kunstsammlungen« weist Georg Sobotka Bastiano Torrigiani als den Autor dreier Papstbüsten nach. Es handelt sich um die Büsten Gregors XIII. im Kaiser-Friedrich- Museum, Sixtus’ V. im Schloß zu Berlin und Gregors XIV. im Nordböhmischen Gewerbemuseum zu Reichenberg und die Repliken der letzten. Diese Arbeiten wurden bisher mit Guglielmo della Porta oder Taddeo Landini in Zusammenhang gebracht. Sobotka untersucht die drei Büsten, die offenbar von einer Hand sind, eingehend und vergleicht sie mit den Werken aller etwa in Betracht kommenden Künstler, um endlich eine sichere Arbeit Torrigianis, die Porträtbüste Sixtus’ V. im Dom zu Treja Macerata, heranzuziehen. Durch den Vergleich dieses Werkes mit der Berliner Sixtusbüste wird die Zuschreibung jener drei Büsten an Torrigiani sichergestellt.
Eine Studie über Vittore de’ Gambelli genannt Camelio, den venezianischen Medailleur und Bildhauer, publiziert Jean de Foville im Oktoberheft der »Revue de 1’Art ancien et moderne«. Als Jugendwerke des etwa zwischen 1455 und 1460 geborenen Künstlers, der 1484 »maestro delle stampe« an der Zecca wurde, nennt er die Medaillen auf Papst Sixtus IV. und auf die Dogen Marco und Agostino Barbarigo, die er in die beiden letzten Jahrzehnte des Quattrocentro setzt. Die Zuschreibung der Marmorskulpturen am Chor von San Stefano an Camelio lehnt er ab, da sie weder seinen Stil zeigen, noch für ihn gut genug sind. Aus der Zeit von 1500—1510, die durch die Freundschaft mit den beiden Malern Bellini und durch ein intensives Studium antiker Münzen ihr Gepräge erhält, werden die Medaillen auf die beiden genannten Maler, zwei Selbstporträts des Künstlers, zwei Medaillen auf den Kardinal Domenico Grimani und die Medaillen auf Leonardo Loredan und Cornelio Castaldi besprochen. Als neue Zuschreibung fügt Foville in diese Periode die Medaille eines unbekannten Mönches mit der Unterschrift ANN. ETA. 36 ein. 1510 verließ Camelio Venedig. Wir finden ihn 1613 in Rom wieder, wo er eine Medaille auf Giuliano de Medici schuf und in der Folge (1615) an der Münze angestellt wurde. In diese Zeit (zwischen 1610 und 1617) setzt Foville drei Medaillen, die er Camelio glaubt zuschreiben zu dürfen. Sie tragen die Bildnisse Girolamo Andreasis, der Stallmeister Isabella d’Estes war, Trivulzios und des Dichters Battista Spagnoli. Mit einiger Reserve fügt er noch die Hypothese hinzu, es möchten die Büste Mantegnas in Sant Andrea zu Mantua, die Büste Gian Francescos II von Gonzaga im Museum zu Mantua (bisher dem Gian Cristoforo Romano zugeschrieben) und die Battista Spagnolis im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin (wie der Mantegna bisher dem Gian Marco Cavalli zugeschrieben) Arbeiten Camelios sein. Diese Hypothese setzt einen längeren Aufenthalt Camelios in Mantua voraus, für den Foville die Wahl zwischen den Jahren 1610 — 13 und 1616 — 17 offen läßt. 1617 wird unser Künstler wieder an der venezianischen Münze angestellt. Er verließ seine Heimat nicht wieder bis zu seinem 1637 erfolgten Tode. Als bemerkenswerte Alterswerke bespricht Foville eingehend die Reliefs
auf dem Grabe Briamonte de Gambellis in S. Maria della Caritá zu Venedig. Bei dieser Gelegenheit lehnt er auch die Hypothese Moliniers ab, daß Camelio mit dem Plakettenmodelleur Moderno identisch sei. Die Unsicherheit Camelios bei Tierdarstellungen, die Modernos Stärke waren, spricht allein schon deutlich genug gegen diese Identifikaiion.
—l.
LITERATUR
Hans von der Gabelentz, Die Biblia Pauperum und Apokalypse der Großherzoglichen Bibliothek in Weimar. Mit 42 Lichtdrucktafeln. Straßburg, Heitz, 1912.
Die berühmte Biblia Pauperum der Weimarer Bibliothek liegt uns hier in vortrefflicher Lichtdruckpublikation vor. Dieselbe umfaßt auch die mit der Weimarer Handschrift vereinigte Apokalypse, aber die eingehende, kritische Voruntersuchung gilt hauptsächlich der ersteren. Die Weimarer Armenbibel stammt aus dem Peterskloster zu Erfurt, womit aber noch keineswegs gesagt ist, daß sie auch dort entstanden ist. Die Einleitung des Herausgebers beginnt mit einer ganz genauen Beschreibung der Handschrift, verbunden mit einer zusammenfassenden formalen Analyse der Darstellungen, dann folgt ein Verzeichnis der letzteren mit peinlich sorgfältigen Bibelstellennachweisen. Hierauf ein Sonderkapitel »Ikonographie der Biblia Pauperum«, die sich »auf die wichtigeren, bezw. einen eigenen Typus vertretenden Handschriften des 14. Jahrhunderts« beschränkt, enthält aber doch Hinweise auf spätere Handschriften und die Holzschnittausgaben des 15. Jahrhunderts. Diese Darstellung der Ikonographie ist systematisch nach den einzelnen Szenen geordnet. Endlich (p. 31) haben wir die Zusammenfassung der kunsthistorischen Resultate der vom Herausgeber vorgenommenen Untersuchungen über die vorhandenen Armenbibelhandschriften. Hier bekommen wir auch die erste nach rein kunsthistorischen Prinzipien vorgenommene Gruppierung des vorhandenen Handschriftenmaterials. Außerordentliche Bedeutung besitzt die Weimarer Handschrift als das einzige vollständig erhaltene Exemplar der zweisprachigen (lateinisch und deutsch) Armenbibel aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Herausgeber nimmt 1330—1340 als Entstehungszeit an. Ihre Bilder »vertreten den Stil der Federzeichnung, wie er sich im Verlauf der romanischen Epoche besonders in Deutschland ausgebildet hatte, und in frühgotischer Zeit zur vollsten Entfaltung gekommen war. Weniger reich in der farbigen und dekorativen Ausstattung, als gleichzeitige ausländische Werke, ist dieser Stil durch seine derbere Charakterisierungskunst und durch oft skizzenhafte, aber eben dadurch reizvolle Behandlungsweise ausgezeichnet«. Der Herausgeber vermutet, — trotz des hessischen Dialektes, der sich im Text kundgibt, — daß die Handschrift, wie die Mehrzahl der erhaltenen Armenbibelhandschriften, in Bayern oder Österreich entstanden sei. Den Schluß der Einleitung bilden eine tabellarische Zusammenstellung der in den Handschriften und xylographischen Ausgaben der Biblia Pauperum vorkommenden biblischen Szenen, ein Verzeichnis der illuminierten Handschriften nach den Aufbewahrungsorten und die Bibliographie. Zur Ergänzung der letzteren sei hier angeführt: Franz Jacobi, Studien zur Geschichte zur bayerischen Miniatur des 14. Jahrhunderts, Straßburg, Heitz, 1908, p. 15ff. —th.
Inhalt:Der zukünftige Leiter der bayer. Galerien? Von W. Bayersdorfer. — Archäologische Nachlese. Von Max Maas. — H. v. Weißenbach †. — Personalien. — Wettbewerbe: Realgymnasium in Oranienburg, Synagoge in Augsburg, Rathaus in Herford, Medaillenkunst, Plakat der Ausstellung für Buchgewerbe usw. Leipzig 1914, Brunnenanlage in Darmstadt, Berliner Opernhaus. — Denkmal für E. Frémiet in Paris. — Ausstellungen in Köln, Berlin, Barmen, Paris. — Erwerbungen des Leipziger Museums. — Der neue Vorstand der Berliner Sezession. — Vermischtes. — Forschungen. — H. v. d. Gabelentz, Die Biblia Pauperum und Apokalypse in der Großh. Bibliothek in Weimar.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11 a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig