der Osiris geschmückt sind, während die Decke mit großen Teppichen bespannt erscheint, auf welchen große blaue Flüsse mit goldenen Lichtern gemalt sind.
Das andere, ältere republikanische Haus, welches unter dem Lararium aufgefunden worden ist, zeigt nicht nur in einigen ganz unversehrt erhaltenen Räumen eine eigentümliche Wanddekoration von gemalten Achatund Alabasterplatten, sondern auch Fußböden, welche in ihrer Art eigentlich als einzig dastehend anzusehen sind. Keine Marmorart ist dazu gebraucht worden, sondern nur weißer Stein und ganz gewöhnliche Flußsteine in verschiedenen Farben.
Bei diesen Arbeiten hat es sich auch klar ergeben, daß die Meinung, das Haus der Flavier überbrücke das Intermontium, zu den Fabeln zu rechnen ist.
Unter dem Triclinium ist aber das prächtig geschmückte Haus zum Vorschein gekommen. Boni glaubt es in die Zeit des Augustus oder in die des jungen Tiberius setzen zu können, und sicher gehören die herrlichen Malereien mit Szenen aus der Odysee zu dem Schönsten, was von der antiken Malkunst bis auf uns gekommen ist. Ganz fabelhaft reich und herrlich war dann die Dekoration dieser Räume mit den verschiedensten farbigen Emaillen und echten Vergoldungen. Von Neros Palast ist das einzige wirklich wohlerhaltene, auf das man bis jetzt gestoßen ist, ein großer Marmorfußboden, welcher neben dem linken Nymphäum beim großen Triclinium des Domitian zum Vorschein gekommen ist. Malereien und Marmorarbeiten zeigen wieder einmal, wie unsinnig es ist, diese Dekorationen immer als pompejanisch bezeichnen zu wollen, während auch das Beste in der campanischen Provinzstadt nur als ein Echo der herrlichen Leistungen der dekorativen Künstler Roms angesehen werden kann. Neben den einfachen bekannten Maltechniken, die wir eben aus Pompeji kennen, zeigen sich hier im Mittelpunkt der römischen Kultur ganz raffinierte Techniken. Einige Decken sind mit feinsten Stuckdekorationen, die mit echten Vergoldungen abwechseln, dekoriert und was uns noch mehr in Erstaunen setzt, ist, daß zum Wandschmuck auch die feinsten Emaillen zwischen den Stucken eingelassen sind.
Wie vieles wird von den Renaissancedekorationen klar, wenn man diese antiken Herrlichkeiten gesehen hat. Was Pinturicchio in dem Appartemento Borgia, Raffael in den Stanzen und in Villa Madama machten, hat immer klare Anlehnungen an diese römischen Dekorationen, von denen die ganze Groteskenkunst abhängt. Was Villa Madama betrifft, so debattiert man gerade in diesen Tagen mächtig über das Los des herrlichen raffaelischen Baues. Man sagt, daß ein Fremder die Villa kaufen möchte, und beklagt allgemein, daß das geschehen könnte. Nach Raffaels Plan von Guilio Romano und Giovanni da Udine ausgeführt, entsprach die Villa, die dann bis auf uns gekommen ist, nicht dem, was der Urbinate machen wollte. Leider blieb das Werk immer unfertig. Als Papst Leo X. starb, verließ man sie und sie wurde von den Landsknechten während der fürchterlichen Plünderung Roms 1527 in Brand gesteckt. Im Jahre 1537 bezog
sie Margarethe, die als Witwe des Großherzogs Alexander von Toskana den Ottavio Farnese geheiratet hatte. Im achtzehnten Jahrhundert ging die Villa von den Farnesen auf die Bourbonen von Neapel über. Gäste waren dort häufig und Benedikt XIII. liebte es, dort jedes Jahr verschiedene Monate zuzubringen. Im neunzehnten Jahrhundert sank sie zur Scheune herab und erst seit kurzer Zeit wurden die Landleute, die darin hausten, aus den herrlichen Hallen entfernt.
Von der Antike zur Renaissance, von der Renaissance bis in die Kunstkämpfe, welche eben jetzt Maler und Bildhauer aufregen, ist der Weg in Rom natürlich. Für das nächste Frühjahr ist neben der gewöhnlichen Ausstellung der Societá degli amatori e cultori di belle arti eine Ausstellung der neugegründeten Sezession geplant. Der Kampf, welcher in der alten Gesellschaft schon immer bestand zwischen denen, die die Jahresausstellung einfach als einen Markt ansahen, in welchem die Werke nur den Zweck haben sollen, Käufer anzulocken, und den anderen, die bloß an die Qualität der Werke dachten, entbrannte wütend und endigte mit dem Austritt der besten jungen Kräfte, welche die neue Gesellschaft »Sezessionbildeten. Die Ausstellungen werden im gleichen Palast gehalten und die beiden Gesellschaften suchen nun jede gute Kraft für ihre besondere Abteilung zu gewinnen. Schon weiß man, daß die Beteiligung aus den verschiedenen Ländern Europas eine sehr rege sein wird. Alles, was in Italien an jungen Künstlern von Bedeutung ist, wird zur Sezession halten. FEDERICO HERMANIN.
NEKROLOGE
Hermann Bever, der frühere Konservator der Kgl. Gemäldegalerie zu Schleißheim, ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Er war als Maler aus der Pilotyschule hervorgegangen. Von ihm stammt auch der Katalog zu der immer noch umfangreichen Schleißheimer Gemäldesammlung.
PERSONALIEN
Dem Architekten Professor William Lossow in Dresden verlieh der König von Sachsen den Titel eines Geheimen Hofrates. Lossow ist, wie bekannt, Direktor der Kunstgewerbeschule und des Kunstgewerbemuseums in Dresden, außerdem Mitinhaber der bekannten Architektenfirma Lossow & Kühne.
Die Bildhauerin Jenny von Bary-Doussin, die Gattin des Bayreuther Wagnersängers Alfred von Bary, erhielt von dem Erbprinz-Regenten der Fürstentümer Reuß die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Das Schaffen der Künstlerin hat Max Lehrs in der Zeitschrift f. bild. Kunst (Oktober 1911) gewürdigt.
Dem Maler Felix Possart in Berlin ist vom Kultusminister der Titel Professor verliehen worden, ebenso dem Bildhauer Nicolaus Friedrich in Charlottenburg.
Danzig. Zum Konservator des Stadtmuseums und des Westpreuß. Provinzial-Kunstgewerbemuseums in Danzig ist der bisherige Assistent am Kaiser-Friedrich-Museum in Magdeburg, Dr. Hans Friedrich Secker, berufen worden.