französischen Gastfreundschaft in Wirklichkeit auf sich hat. Bisher wurde im Herbstsalon kein Unterschied der Nationalität gemacht, was die Mitgliederschaft anlangt, und so wird es auch in Zukunft bleiben. Die Mitglieder der Jury wurden durch das Los bestimmt, und da konnte es dann in der Tat Vorkommen, daß wenigstens in der einen oder anderen Sektion die Ausländer die Mehrheit hatten, so bei der diesjährigen Ausstellung in der Architektur, wo drei Ausländer und ein Franzose über die Aufnahme der eingesandten Arbeiten entschieden. In der Malerei hatten übrigens die Franzosen auch in diesem Jahre die starke Mehrheit, und das zeigt, daß die bei Gelegenheit der kubistischen Manifestation vom Zaune gebrochene Gegnerschaft gegen die Ausländer in der Tat der wirklichen Begründung entbehrt, denn da die Ausländer in der Jury für Malerei nicht die Mehrheit hatten, können sie doch wohl nicht für das starke Auftreten der Kubisten verantwortlich gemacht werden.
Chemnitz. Durch die Veranstaltung der Graphischen Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes ist die Kunsthütte weitesten Kreisen bekannt geworden. Und sie darf sich jetzt gratulieren, daß sie das in ihrer Geschichte bedeutungsvolle Jahr 1912 mit einer Ausstellung beschloß, die jedem großen Kunstzentrum Ehre machen würde. Die Dezemberausstellung bietet in gegen 70 Werken eine Münchener Kunstschau, die einen interessanten Überblick über den gegenwärtigen Stand des Kunstschaffens in München gewährt, wie es zurzeit die Herrschaft hat. Die Malkultur, die München in den letzten Jahrzehnten das Gepräge gibt, findet in der Ausstellung in Putz, Püttner, Georgi, Erler ihre besten Vertreter. Putz zeigt einen ungemein frischen, ursprünglichen Kinderakt, eine in den Tonwerten und in der farbigen Gesamtstimmung glänzendes Werk: »Am Ufer« und einen virtuos gekonnten »Liegenden Akt«. Dem beweglichen Meraner, der schon einen leichten femininen Einschlag hat, steht der männlichere, herbere Norddeutsche Püttner mit seinem bekannten »Ausblick«, einem innerlich farbig empfundenen »Puppenstilleben« und einem »Interieur« gegenüber. Georgi zeigt in den beiden Bildnissen seiner Gattin, (Astern, Dame mit blauer Tasse), eine potenzierte Geschmackskunst, wie auch Erler, um ein Strich kühler, nur verlieren beide etwas an Empfindungswärme, geben zuviel Augenkultur im Gegensatz zu Münzers »Atelierszene«. Auch Josse Goosens, der Düsseldorfer, dessen Farbengebung nicht die Georgische Farbenkultivierung aufweist, sei hier erwähnt. Ihm scheint die Farbe mehr als jenen notwendiger Wesensausdruck, sie liegt ihm gleichsam im Blute. Gut ist mit drei Werken Diez und der nervös bewegliche Habermann, charakteristisch Eichler vertreten, dessen Werken immer etwas gutmütig Bodenständiges haben, ebenso charakteristisch die Landschafter Bechler, Heider, Hoch, Kaiser, Reiser, Wieland, Bürck und als jüngster Lamm, der nicht nur technisch, sondern auch in der künstlerischen Ausschöpfung des Objekts (Einöde Baumfurt) interessiert. Das Kompositionsbild hat interessante Vertreter; den stark dekorativ empfindenden Strathmann mit seinem grausigen, fast grotesk-grausigen »Ansturm«, in dem gebundene Größe, Rhythmus, Imposantes liegt, Gailhof mit der »Versuchung des Ritters«, deren kalte Farbtöne in ihrer Nebeneinanderstellung besondere Reize bieten, die beiden jungen, aber sehr starken Talente Bechstein und Lincker. Zügel und Junghanns repräsentieren das Tierbild der Münchener Schule. Ein Uhde der letzten Jahre, Kellers ekstatische »Kreuzigung«, Janks abgeklärte »Reitende Batterie«, ein Firlesches Porträt vervollständigen das Gesamtbild, das zuletzt eine höchst persönliche Note durch zwei kleinformatige, aber groß empfundene köstliche Landschaften Toni Stadlers erhält. f. W.
New York. Die Berliner Photographische Gesellschaft hat hier eine Ausstellung zeitgenössischer Deutscher Graphischer Kunst eröffnet. Es ist auf das freudigste zu begrüßen, daß sich endlich jemand gefunden hat, der den Amerikanern zeigt, daß tatsächlich eine solche existiert und ihnen Gelegenheit gibt, sie mit eignen Augen kennen zu lernen. Soweit es sich nicht um alte Meister handelt, findet man bei den hiesigen Kunsthändlern und auf den Auktionen, die oft wahre Rekordpreise für Dürer, Rembrandt usw. usw. bringen, nur englische und ein paar französische Namen. Beinahe unbekannt sind hier Klinger, Schmutzer, Stauffer-Bern oder Thoma. Im Publikum ist ein großes Interesse für Graphik vorhanden, aber es kennt fast nur Whistler, daneben Seymour Haden, Haig, Fitton, Pennel und momentan besonders Edwards, Stevenson, Miller. Letztere haben die Technik der Mezzotintos wieder aufgenommen, wirken aber auf die Dauer zu süß und geleckt und rechtfertigen auf keinen Fall die exorbiant hohen Preise, die sie zurzeit auf Auktionen in Amerika erzielen. Martin Birnbaum, der Leiter der New Yorker Filiale der Berliner Photographischen Gesellschaft, hat die Pionierarbeit für diesen Zweig der deutschen Kunst hier geleistet. Schon Anfang dieses Jahres brachte er eine hervorragend gute Kollektion von Radierungen Hermann Strucks, die, in den großen Zeitungen viel und günstig besprochen, Aufsehen und Interesse erregte. Die Herbstsaison eröffnete er mit einer Ausstellung von Arbeiten Marcus Behmers und jetzt bringt er in diesen 330 sorgfältig ausgewählten Nummern eine Sammlung moderner deutscher Graphik. Und daß er neben bewährten Meistern auch die jungen, suchenden gebracht hat, sei besonders freudig hier hervorgehoben.
E. Herrmann.
SAMMLUNGEN
X Die Museumsbauten in Dahlem bei Berlin. Was vor sechs Jahren in der oft genannten Denkschrift Wilhelm Bodes als Plan entwickelt wurde und damals fast wie eine Phantasterei erschien, soll nun Wirklichkeit werden. Kaiser Wilhelm hat dem Entwurf von Bruno Paul, der im Aufträge der Museumsverwaltung ein Projekt für die neuen Bauten in Dahlem entworfen hatte, zugestimmt. Nach allem, was man sich in Berlin erzählt, scheint auch hier nicht alles glatt gegangen zu sein, sondern es war zunächst ein Hindernis zu ü berwinden, das mit dem »Kolk«-Krieg am Kupfergraben auf der Berliner Museumsinsel verzweifelte Ähnlichkeit hatte. Das preußische Arbeitsministerium kann sich offenbar nicht leicht dazu entschließen, die Pläne der Museumsverwaltung resp. des Kultusministeriums, auch wenn sie von vornherein das Richtige treffen, zu unterstützen. Es scheint, daß auch hier, wie im Falle Museumsinsel, erst die oberste Instanz eingreifen mußte. Es handelt sich in Dahlem um eine größere Gruppe von Baulichkeiten. Bruno Paul hat sie in seinem interessanten Entwurf zu einer festen Einheit zusammengeschlossen. Er denkt an ein Forum von Museumsbauten, an einen rechteckigen Platz von stattlicher Ausdehnung, an dessen Ostseite das Asiatische Museum Platz finden soll, während die drei anderen Seiten von den Gebäuden für die Sammlungen zur Völkerkunde angenommen werden sollen: dem Asiatischen gegenüber das Amerikanische Museum, rechts und links, an den Längsseiten des Platzes, das Ozeanische und Afrikanische. Wie es mit diesen ethnologischen Museen werden soll, ist noch nicht ausgemacht. Neuerdings hat man in Aussicht genommen, ihnen eventuell noch das geplante Kolonial-Museum anzufügen. Aber der Gedanke der einheitlichen Gruppierung
Chemnitz. Durch die Veranstaltung der Graphischen Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes ist die Kunsthütte weitesten Kreisen bekannt geworden. Und sie darf sich jetzt gratulieren, daß sie das in ihrer Geschichte bedeutungsvolle Jahr 1912 mit einer Ausstellung beschloß, die jedem großen Kunstzentrum Ehre machen würde. Die Dezemberausstellung bietet in gegen 70 Werken eine Münchener Kunstschau, die einen interessanten Überblick über den gegenwärtigen Stand des Kunstschaffens in München gewährt, wie es zurzeit die Herrschaft hat. Die Malkultur, die München in den letzten Jahrzehnten das Gepräge gibt, findet in der Ausstellung in Putz, Püttner, Georgi, Erler ihre besten Vertreter. Putz zeigt einen ungemein frischen, ursprünglichen Kinderakt, eine in den Tonwerten und in der farbigen Gesamtstimmung glänzendes Werk: »Am Ufer« und einen virtuos gekonnten »Liegenden Akt«. Dem beweglichen Meraner, der schon einen leichten femininen Einschlag hat, steht der männlichere, herbere Norddeutsche Püttner mit seinem bekannten »Ausblick«, einem innerlich farbig empfundenen »Puppenstilleben« und einem »Interieur« gegenüber. Georgi zeigt in den beiden Bildnissen seiner Gattin, (Astern, Dame mit blauer Tasse), eine potenzierte Geschmackskunst, wie auch Erler, um ein Strich kühler, nur verlieren beide etwas an Empfindungswärme, geben zuviel Augenkultur im Gegensatz zu Münzers »Atelierszene«. Auch Josse Goosens, der Düsseldorfer, dessen Farbengebung nicht die Georgische Farbenkultivierung aufweist, sei hier erwähnt. Ihm scheint die Farbe mehr als jenen notwendiger Wesensausdruck, sie liegt ihm gleichsam im Blute. Gut ist mit drei Werken Diez und der nervös bewegliche Habermann, charakteristisch Eichler vertreten, dessen Werken immer etwas gutmütig Bodenständiges haben, ebenso charakteristisch die Landschafter Bechler, Heider, Hoch, Kaiser, Reiser, Wieland, Bürck und als jüngster Lamm, der nicht nur technisch, sondern auch in der künstlerischen Ausschöpfung des Objekts (Einöde Baumfurt) interessiert. Das Kompositionsbild hat interessante Vertreter; den stark dekorativ empfindenden Strathmann mit seinem grausigen, fast grotesk-grausigen »Ansturm«, in dem gebundene Größe, Rhythmus, Imposantes liegt, Gailhof mit der »Versuchung des Ritters«, deren kalte Farbtöne in ihrer Nebeneinanderstellung besondere Reize bieten, die beiden jungen, aber sehr starken Talente Bechstein und Lincker. Zügel und Junghanns repräsentieren das Tierbild der Münchener Schule. Ein Uhde der letzten Jahre, Kellers ekstatische »Kreuzigung«, Janks abgeklärte »Reitende Batterie«, ein Firlesches Porträt vervollständigen das Gesamtbild, das zuletzt eine höchst persönliche Note durch zwei kleinformatige, aber groß empfundene köstliche Landschaften Toni Stadlers erhält. f. W.
New York. Die Berliner Photographische Gesellschaft hat hier eine Ausstellung zeitgenössischer Deutscher Graphischer Kunst eröffnet. Es ist auf das freudigste zu begrüßen, daß sich endlich jemand gefunden hat, der den Amerikanern zeigt, daß tatsächlich eine solche existiert und ihnen Gelegenheit gibt, sie mit eignen Augen kennen zu lernen. Soweit es sich nicht um alte Meister handelt, findet man bei den hiesigen Kunsthändlern und auf den Auktionen, die oft wahre Rekordpreise für Dürer, Rembrandt usw. usw. bringen, nur englische und ein paar französische Namen. Beinahe unbekannt sind hier Klinger, Schmutzer, Stauffer-Bern oder Thoma. Im Publikum ist ein großes Interesse für Graphik vorhanden, aber es kennt fast nur Whistler, daneben Seymour Haden, Haig, Fitton, Pennel und momentan besonders Edwards, Stevenson, Miller. Letztere haben die Technik der Mezzotintos wieder aufgenommen, wirken aber auf die Dauer zu süß und geleckt und rechtfertigen auf keinen Fall die exorbiant hohen Preise, die sie zurzeit auf Auktionen in Amerika erzielen. Martin Birnbaum, der Leiter der New Yorker Filiale der Berliner Photographischen Gesellschaft, hat die Pionierarbeit für diesen Zweig der deutschen Kunst hier geleistet. Schon Anfang dieses Jahres brachte er eine hervorragend gute Kollektion von Radierungen Hermann Strucks, die, in den großen Zeitungen viel und günstig besprochen, Aufsehen und Interesse erregte. Die Herbstsaison eröffnete er mit einer Ausstellung von Arbeiten Marcus Behmers und jetzt bringt er in diesen 330 sorgfältig ausgewählten Nummern eine Sammlung moderner deutscher Graphik. Und daß er neben bewährten Meistern auch die jungen, suchenden gebracht hat, sei besonders freudig hier hervorgehoben.
E. Herrmann.
SAMMLUNGEN
X Die Museumsbauten in Dahlem bei Berlin. Was vor sechs Jahren in der oft genannten Denkschrift Wilhelm Bodes als Plan entwickelt wurde und damals fast wie eine Phantasterei erschien, soll nun Wirklichkeit werden. Kaiser Wilhelm hat dem Entwurf von Bruno Paul, der im Aufträge der Museumsverwaltung ein Projekt für die neuen Bauten in Dahlem entworfen hatte, zugestimmt. Nach allem, was man sich in Berlin erzählt, scheint auch hier nicht alles glatt gegangen zu sein, sondern es war zunächst ein Hindernis zu ü berwinden, das mit dem »Kolk«-Krieg am Kupfergraben auf der Berliner Museumsinsel verzweifelte Ähnlichkeit hatte. Das preußische Arbeitsministerium kann sich offenbar nicht leicht dazu entschließen, die Pläne der Museumsverwaltung resp. des Kultusministeriums, auch wenn sie von vornherein das Richtige treffen, zu unterstützen. Es scheint, daß auch hier, wie im Falle Museumsinsel, erst die oberste Instanz eingreifen mußte. Es handelt sich in Dahlem um eine größere Gruppe von Baulichkeiten. Bruno Paul hat sie in seinem interessanten Entwurf zu einer festen Einheit zusammengeschlossen. Er denkt an ein Forum von Museumsbauten, an einen rechteckigen Platz von stattlicher Ausdehnung, an dessen Ostseite das Asiatische Museum Platz finden soll, während die drei anderen Seiten von den Gebäuden für die Sammlungen zur Völkerkunde angenommen werden sollen: dem Asiatischen gegenüber das Amerikanische Museum, rechts und links, an den Längsseiten des Platzes, das Ozeanische und Afrikanische. Wie es mit diesen ethnologischen Museen werden soll, ist noch nicht ausgemacht. Neuerdings hat man in Aussicht genommen, ihnen eventuell noch das geplante Kolonial-Museum anzufügen. Aber der Gedanke der einheitlichen Gruppierung