und der Verbindung der einzelnen Gebäude durch Kolonnaden ist im Prinzip angenommen — ein Resultat, dessen man sich freuen darf. Und die Gestalt des Asiatischen Museums, das zuerst in Angriff genommen werden soll, steht nunmehr fest. Paul hat dabei von dem üblichen Schema der Berliner Museumsbauten abgesehen und mit feinem Gefühl für die landschaftlichere Umgebung eine Fassadenentwicklung gewählt, die mehr an einen ländlichen Herrensitz als an einen städtischen Prunkbau erinnert. Sein Modell zeigt eine geschlossene Baumasse von angenehmen Verhältnissen, mit grau verputzten Flächen, denen an mehreren Stellen Werksteine eingefügt sind, und mit einem Mansardendach von bestimmtem berlinisch - märkischen Charakter. Nach dem Platz zu ergibt sich eine zweigeschossige Front mit vorspringendem Mittelrisalit, an dem sechs aufstrebende Säulen den Haupteingang betonen und das kräftige Gesims tragen, das von einer Art Attika gekrönt wird. Der Dachgiebel, der hier ansetzt, springt zurück, so daß für das Auge des Beschauers vom Platze aus jene Attika die obere Begrenzung der Fassade darstellt. An den Seiten und rückwärts zeigt das Gebäude drei Stockwerke, da hier bei abfallendem Gelände ein Sockelgeschoß sichtbar wird. Der Grundriß besticht durch eine klare Gestaltung. Die Baulichkeiten ziehen sich um vier Höfe, die durch die Einfügung eines breiten Querflügels und kleinerer Verbindungsdurchgänge entstehen. Der Querflügel, der in der Mitte der ganzen Anlage liegt, stellt zugleich das Zentrum des Museums dar, da er das Hauptstück der Sammlungen enthält: die M’schatta- Fassade, die einst der Sultan Abdul Hamid dem Kaiser zum Geschenk gemacht hat. Dies große Denkmal islamischer Baukunst wird hier endlich eine würdige Aufstellung finden. Durch das Vestibul gelangt der Besucher des Museums geradeaus in einen Vorsaal und dann sofort in die mächtige Halle, wo er sich diesen wunderbaren Resten eines märchenhaften Wüstenschlosses gegenüber sieht. Die Halle, 48 Meter breit, 15 Meter tief, durch zwei Geschosse durchgeführt, hat nach jenem Vorsaal hin eine halbrunde Ausbuchtung mit Oberlicht und erhält überdies durch kolossale Fenster nach den ersten beiden Höfen zu das reichliche Licht, dessen die M’schatta-Fassade bedarf. Das ungleiche Gelände brachte auf den Gedanken, die Sohle der einzelnen Stockwerke nicht ganz gleichmäßig zu halten. Zum Vorraum des M’schatta-Saales führt eine Treppe etwa über einen Meter hinab. Rechts und links dagegen, wo der Weg durch die Außenflügel geht, schreitet der Besucher einige Stufen hinauf, so daß sich rings Verschiedenheiten und Abwechselungen ergeben. Da, wo zwischen den Mauern der M’schatta-Fassade ein Portal eingebaut ist, führt auch ein Durchgang weiter in die rückwärts gelegenen Säle. Zu den Seiten aber hat die große Mittelhalle keine Eingänge, sondern nur Bogenöffnungen, welche die Durchgänge der Seitenflügel frei lassen, so daß sich von dort hübsche Blicke in den M’schatta-Saal hinab bieten. Bei der Anordnung der übrigen Räumlichkeiten, in denen also der Berliner Gesamtbesitz an asiatischer Kunst einquartiert wird — mit Ausnahmederältesten vorderasiatischen Denkmäler, die auf der Berliner Museumsinsel zwischen Ägyptischem und Pergamon - Museum ihren natürlichen Platz erhalten —, ist eine prinzipielle Scheidung in Säle der Schausammlung und Räume der Studiensammlung durchgeführt. So, daß der Besucher aus der gewaltigen Fülle islamischer, persischer, indischer, chinesischer, japanischer, koreanischer Kunstwerke nur die wichtigsten und bezeichnendsten Stücke sieht und nicht durch die Riesenmenge verwirrt wird, die außerdem noch vorhanden ist und für Spezialstudien in dem benachbarten Raume zur Verfügung steht.
Dresden. Auf der Versteigerung der Sammlung Lippmann wurde für die Königliche Skulpturensammlung die Holzstatue einer Judith mit dem Haupte des Holofernes erworben, eine um 1500 entstandene süddeutsche Arbeit. Sie ist in dem kleinen Zimmer der Sammlung für Originalbildwerke der nachantiken Zeit ausgestellt.
Ein kleiner Beitrag zu der an Überraschungen und Geheimnissen so reichen Chronik der Diebstähle in französischen Museen wird uns von dem Städtchen Bergues im französischen Flandern geliefert. Aus dem dortigen Museum wurden vor vier Jahren einige Bilder gestohlen oder vielmehr: vor vier Jahren entdeckte man, daß gewisse Bilder, die früher in dem Museum waren, sich nicht mehr darin befanden. Bei dieser Entdeckung blieb es, wenigstens für die weitere Öffentlichkeit. Im geheimen aber scheint man sich damit nicht begnügt zu haben, denn jetzt erfährt man, daß eines der verschwundenen Gemälde wieder in dem Museum zu sehen ist, und daß die Rückkehr anderer mit Bestimmtheit erwartet werden darf. Die näheren Umstände aber werden sorgfältig verschwiegen, und die Leitung des Museums von Bergues sagt nur sehr mysteriös: »Die Bedingungen der Rückgabe erlauben uns nicht, auf den Vorfall näher einzugehen«. Wenn man hoffen könnte, die Monna Lisa auch unter solchen Bedingungen wiederzusehen, könnte man sich wohl zufrieden erklären, aber damit hat es gute Wege. Übrigens wurde das rätselhafte Verschwinden der Monna Lisa neulich in der Deputiertenkammer erwähnt, wo ein Deputierter mit der Miene des um ein tiefes Geheimnis Wissenden behauptete, die Monna Lisa habe den Louvre überhaupt niemals verlassen. Weiter sagte der Mann nichts, aber vermutlich ist das nur eine Bestätigung der schon lange ausgesprochenen Ansicht, daß das Bild nicht gestohlen, sondern von den Beamten des Louvre verdorben und total zugrunde gerichtet worden ist, — eine Version, die schließlich noch schlimmer ist als der Diebstahl, der uns doch wenigstens die leise Hoffnung ließ, das Bild könne eines Tages wieder auftauchen und der Öffentlichkeit zugute kommen, einerlei ob in Frankreich oder anderswo.
VEREINE
In der Berliner kunstgeschichtlichen Gesellschaft sprach Herr Cohn-Wiener über eine deutsche Vorstufe der Goldenen Pforte in Freiberg in Sachsen. Er führte die bisher wenig beachteten Reste romanischer Architekturteile aus dem ehemaligen Vinzenzkloster in Breslau vor, ein doppelseitig skulpiertes Tympanon, jetzt im Museum, und zwar unbegreiflicherweise mit der einen Seite in die Wand vermauert, ein Portal, das in die Magdalenenkirche eingebaut wurde, und ein Tympanon der Sandkirche. Alle diese Werke lassen sich stilkritisch und urkundlich in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datieren. In der Art der Ornamentierung der Säulen, in dem figuralen Schmuck der Archivolten und in dem Typus der Madonna zeigt sich so nahe Verwandtschaft mit der Freiberger Goldenen Pforte, daß der Vortragende in den schlesischen Arbeiten eine Vorstufe dieses Hauptwerkes spätromanischer Plastik in Deutschland erkennen zu sollen glaubt. Herr Friedländer sprach hierauf über einen silbernen Pokal im Besitz des Fürsten Lobkowitz in Raudnitz in Schlesien, der mit zwölf Muschelschnitten verziert ist, von denen elf die Taten des Herkules, der zwölfte die Geburt Christi darstellen. Das Inventar der Kunstschätze in Schloß Raudnitz datiert den Becher in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, auf der Prager Ausstellung von 1891 wurde er sogar in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts versetzt. Nach den Marken, die der Pokal trägt, ist er nürnbergisch, und zwar