netze für die Almosenschale und Gewandgürtel für die Priester, und außerdem derbe Sandalenspangen, Gurtbänder für Pferdesättel und zum Umhängen des Schwertes, hie und da auch schmale Börtchen, die an die Kante gewebter Frauengewänder genäht werden. Die Einfassung der Ledersättel, sowie der Innenbesatz der Sattelriemen in Manipur zeigen dieselbe Technik. Ihr Charakteristikum ist die Verwendung quadratischer Ledertäfelchen (in beliebiger Anzahl; die vorgezeigten Proben aus Hinterindien zählten zwischen 14 und 56); durch die Löcher an den Ecken wird je ein Kettfaden durchgezogen, so daß vor und hinter dem »Brettchen« die Fäden ein Dreieck bilden, das als Webfach für den Schuß dient. Durch eine Viertelsdrehung wird die untere Kettfadenlage nach oben gehoben und der zurückgeleitete Schuß kommt nun unter diese zu liegen. Durch die gleichmäßige Wendung der einzelnen Brettchen bilden sich Schnüre, die durch Querfäden zu einem Band vereinigt werden. In Bindung und Muster lassen sich mannigfache Wirkungen erzielen durch die Art der Fadenbespannung der Täfelchen, durch die Farbenstellung in den Kettfäden, durch Variierung der Drehrichtung usw.
Typisch bleibt immer die Umkehr, das ist die Stelle, wo die Brettchendrehung ihre Richtung wechselt; hierzu zwingt das Hindernis, das sich in der Schnurdrehung jenseits der Brettchen der Arbeit entgegenstellt. Im fertigen Stück äußert sich die Umkehr durch die entgegengesetzte Richtung der Fadenlage und eventuell des Musters.
Aus der Literatur über die Brettchenweberei in Altertum und Gegenwart hebt Scherman das grundlegende Buch von Frau Margarete Lehmann-Filhés, die übersichtliche Darstellung von A. Götze — wo auch die hochinteressante Ausgrabung des Wikingerschiffes (9. Jahrh. ) mit einem vollständigen Webapparat besprochen wird — und besonders die neue Arbeit von R. Stettiner hervor, die die Brettchenweberei der schleswig-holsteinischen Moorfunde (um 300 n. Chr. ) gründlich untersncht. Unter den altperuanischen Beständen des Münchener Ethnographischen Museums hat Scherman einige Gewebe gefunden, die, wenn nicht in der gleichen, so doch in einer nahe verwandten Methode gearbeitet sein müssen. In dieser den Anfang der Weberei überhaupt zu sehen, ist sicher irrig, zumal überall, wo diese Technik sich findet, auch die gewöhnliche Webart in Übung war. Eher ist sie als Mittelding zwischen Seilerei und Weberei aufzufassen, von vorne herein nur dazu bestimmt, durch eine Vereinigung von Schnüren starke Bänder herzustellen und zwar in einer Arbeitsweise, die höchst genial das früher umständliche Zusammenfassen fertiger Schnüre mit der Nadel vereinfacht. Ob man diesen Fortschritt für so selbstverständlich halten darf, daß er an verschiedenen Stellen der Erde unabhängig in die Erscheinung treten konnte, ist sehr zu bezweifeln.
Herr Wolters legt ein attisches Lekythion von ungewöhnlicher Form vor, das eine Gliederung in Schulter und Kugel zeigt. Auf der Schulter ein Hündchen, Vögel und Gewächs dargestellt, auf der Kugel Szenen aus der Palästra, und zwar Knaben in sehr jugendlichem Alter beim Ballspiel, Ringen, Diskuswerfen, einer durch Mantel und Stab als Aufseher gekennzeichnet, ein anderer mit der Peitsche einen Kreisel treibend. Im Anschluß an diese Figur geht der Vortragende auf antike Kreisel, ihre Entwicklung und ihr Vorkommen als Nachbildungen (Weihgaben) sowie auf Abbildungen ein. Der Boden des Gefäßes zeigt einen Frauenkopf. Zum Schluß legt Seine kgl. Hoheit Prinz Rupprecht von Bayern eine wohl aus Süditalien stammende Holzplastik vor, den Kopf eines ins 13. Jahrhundert zu setzenden Verkündigungsengels.
Bayersdorfer.
Die dieswinterliche Mitgliederversammlung des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft findet am Sonnabend den 4. Januar 1913 in der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien statt. Auf der Tagesordnung steht außer Berichten, Wahlen und Anträgen ein Vortrag von Dr. Wilhelm Köhler, der im Auftrage des Vereins die karolingischen Miniaturen bearbeitet, über die Hofmaler Karls des Großen.
STIFTUNGEN
München. Der Kommerzienrat Hermann Heinemann in München hat mit einem Kapital von 60000 M. zum Zwecke der Unterstützung der künstlerischen Ausbildung talentvoller, unbemittelter, dem deutschen Reiche angehörender Studierender der Kgl. Akademie der Künste in München eine Stiftung errichtet.
VERMISCHTES
Bildschmuck in den Eisenbahnwagen. Schon seit Jahren hat der »Bund Deutscher Verkehrsvereine« für die Verwirklichung dieses schönen Gedankens gearbeitet. Nunmehr soll aus der Absicht Tat werden. Mit der Leipziger Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe, dem Deutschen Buchgewerbeverein und der Firma R. Voigtländers Verlag zusammen hat der Bund ein Preisausschreiben erlassen, welches künstlerische Städte- und Landschaftsbilder, die sich zur Anbringung in den Eisenbahnwagen eignen, einforderte. Die bunten Bilder (17× 28, 5 cm groß) sollen in mehrfarbiger Lithographie vervielfältigt und in Rahmen unter Glas in den Eisenbahnabteilen aufgehängt werden. Für die Leipziger Akademie ist es überaus ehrenvoll, daß sie in dieser schönen und sicherlich sehr zukunftsreichen Sache so eingreifend mitgewirkt hat. Andererseits ist es zu bedauern, daß sich am »Bildschmuck« vorläufig nur die preußisch-hessische und elsaßlothringische Eisenbahnverwaltung direkt beteiligt haben.
Das Preisausschreiben, dessen Ergebnis — mehrere hundert Einsendungen nebst den preisgekrönten und angekauften Entwürfen — am 14. und 15. Dezember d J. in der Aula der Leipziger Akademie der öffentlichen Besichtigung zugänglich gemacht worden ist, hat ein überraschend gutes Resultat zur Folge gehabt. Die unzähligen bunten Bilderchen haben so recht gezeigt, wieviel Interesse unsere jüngere Künstlerschaft an den heimatlichen Schönheiten hat. Besonders zahlreich und auch qualitativ schön waren die Einsendungen aus Danzig und Erfurt, aber auch die übrigen Orte — Schwerin, Wildungen, Rügen, Lübeck usw. usw. — waren mit recht guten Entwürfen vertreten. Das Preisgericht, dem u. a. Professor M. Seliger, Geheimrat Klinger und die Professoren Hein und Horst-Schulze von der Leipziger Akademie angehörten, hatte wirklich ein tüchtiges Stück Arbeit zu bewältigen, als es unter den Vielen die Einen auszuwählen hatte! Preisgekrönt und angekauft wurden insgesamt 19 Bilder, unter denen Ulrich Hübners Marine-Aquarell (»Travemünde«), das in den zarten, duftigen violetten Tönen ein kleines Meisterstück darstellt, M. Sterns elegantes Düsseldorfer Stadtbild mit dem Schloß, H. Maiers geschmackvoll-dekoratives »Schloß Burg a. d. Wupper« und H. Friedrichs zwar plakathaft wirkendes, aber lustig farbiges »Seebad Zoppot« ganz besonders hervorgehoben zu werden verdienen. Die Urheber der übrigen preisgekrönten Entwürfe sind: O. Heinrich (»Rügen«), P. Dienst (»Krahntor Danzig«), Stroisch (»Bielefeld«), A. Seifert (»Erfurt«), P. Schneider (»Reichsgericht« und »Zoologischer Garten«, Leipzig), O. Ubbelohde (»Lübeck«), F. Korwan (»Westerland«), H. Friedrich (»Lübeck«), H. Hartig (»Stettin«), G. Leschner (»Bad Oeynhausen«), P. Dienst,
Typisch bleibt immer die Umkehr, das ist die Stelle, wo die Brettchendrehung ihre Richtung wechselt; hierzu zwingt das Hindernis, das sich in der Schnurdrehung jenseits der Brettchen der Arbeit entgegenstellt. Im fertigen Stück äußert sich die Umkehr durch die entgegengesetzte Richtung der Fadenlage und eventuell des Musters.
Aus der Literatur über die Brettchenweberei in Altertum und Gegenwart hebt Scherman das grundlegende Buch von Frau Margarete Lehmann-Filhés, die übersichtliche Darstellung von A. Götze — wo auch die hochinteressante Ausgrabung des Wikingerschiffes (9. Jahrh. ) mit einem vollständigen Webapparat besprochen wird — und besonders die neue Arbeit von R. Stettiner hervor, die die Brettchenweberei der schleswig-holsteinischen Moorfunde (um 300 n. Chr. ) gründlich untersncht. Unter den altperuanischen Beständen des Münchener Ethnographischen Museums hat Scherman einige Gewebe gefunden, die, wenn nicht in der gleichen, so doch in einer nahe verwandten Methode gearbeitet sein müssen. In dieser den Anfang der Weberei überhaupt zu sehen, ist sicher irrig, zumal überall, wo diese Technik sich findet, auch die gewöhnliche Webart in Übung war. Eher ist sie als Mittelding zwischen Seilerei und Weberei aufzufassen, von vorne herein nur dazu bestimmt, durch eine Vereinigung von Schnüren starke Bänder herzustellen und zwar in einer Arbeitsweise, die höchst genial das früher umständliche Zusammenfassen fertiger Schnüre mit der Nadel vereinfacht. Ob man diesen Fortschritt für so selbstverständlich halten darf, daß er an verschiedenen Stellen der Erde unabhängig in die Erscheinung treten konnte, ist sehr zu bezweifeln.
Herr Wolters legt ein attisches Lekythion von ungewöhnlicher Form vor, das eine Gliederung in Schulter und Kugel zeigt. Auf der Schulter ein Hündchen, Vögel und Gewächs dargestellt, auf der Kugel Szenen aus der Palästra, und zwar Knaben in sehr jugendlichem Alter beim Ballspiel, Ringen, Diskuswerfen, einer durch Mantel und Stab als Aufseher gekennzeichnet, ein anderer mit der Peitsche einen Kreisel treibend. Im Anschluß an diese Figur geht der Vortragende auf antike Kreisel, ihre Entwicklung und ihr Vorkommen als Nachbildungen (Weihgaben) sowie auf Abbildungen ein. Der Boden des Gefäßes zeigt einen Frauenkopf. Zum Schluß legt Seine kgl. Hoheit Prinz Rupprecht von Bayern eine wohl aus Süditalien stammende Holzplastik vor, den Kopf eines ins 13. Jahrhundert zu setzenden Verkündigungsengels.
Bayersdorfer.
Die dieswinterliche Mitgliederversammlung des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft findet am Sonnabend den 4. Januar 1913 in der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien statt. Auf der Tagesordnung steht außer Berichten, Wahlen und Anträgen ein Vortrag von Dr. Wilhelm Köhler, der im Auftrage des Vereins die karolingischen Miniaturen bearbeitet, über die Hofmaler Karls des Großen.
STIFTUNGEN
München. Der Kommerzienrat Hermann Heinemann in München hat mit einem Kapital von 60000 M. zum Zwecke der Unterstützung der künstlerischen Ausbildung talentvoller, unbemittelter, dem deutschen Reiche angehörender Studierender der Kgl. Akademie der Künste in München eine Stiftung errichtet.
VERMISCHTES
Bildschmuck in den Eisenbahnwagen. Schon seit Jahren hat der »Bund Deutscher Verkehrsvereine« für die Verwirklichung dieses schönen Gedankens gearbeitet. Nunmehr soll aus der Absicht Tat werden. Mit der Leipziger Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe, dem Deutschen Buchgewerbeverein und der Firma R. Voigtländers Verlag zusammen hat der Bund ein Preisausschreiben erlassen, welches künstlerische Städte- und Landschaftsbilder, die sich zur Anbringung in den Eisenbahnwagen eignen, einforderte. Die bunten Bilder (17× 28, 5 cm groß) sollen in mehrfarbiger Lithographie vervielfältigt und in Rahmen unter Glas in den Eisenbahnabteilen aufgehängt werden. Für die Leipziger Akademie ist es überaus ehrenvoll, daß sie in dieser schönen und sicherlich sehr zukunftsreichen Sache so eingreifend mitgewirkt hat. Andererseits ist es zu bedauern, daß sich am »Bildschmuck« vorläufig nur die preußisch-hessische und elsaßlothringische Eisenbahnverwaltung direkt beteiligt haben.
Das Preisausschreiben, dessen Ergebnis — mehrere hundert Einsendungen nebst den preisgekrönten und angekauften Entwürfen — am 14. und 15. Dezember d J. in der Aula der Leipziger Akademie der öffentlichen Besichtigung zugänglich gemacht worden ist, hat ein überraschend gutes Resultat zur Folge gehabt. Die unzähligen bunten Bilderchen haben so recht gezeigt, wieviel Interesse unsere jüngere Künstlerschaft an den heimatlichen Schönheiten hat. Besonders zahlreich und auch qualitativ schön waren die Einsendungen aus Danzig und Erfurt, aber auch die übrigen Orte — Schwerin, Wildungen, Rügen, Lübeck usw. usw. — waren mit recht guten Entwürfen vertreten. Das Preisgericht, dem u. a. Professor M. Seliger, Geheimrat Klinger und die Professoren Hein und Horst-Schulze von der Leipziger Akademie angehörten, hatte wirklich ein tüchtiges Stück Arbeit zu bewältigen, als es unter den Vielen die Einen auszuwählen hatte! Preisgekrönt und angekauft wurden insgesamt 19 Bilder, unter denen Ulrich Hübners Marine-Aquarell (»Travemünde«), das in den zarten, duftigen violetten Tönen ein kleines Meisterstück darstellt, M. Sterns elegantes Düsseldorfer Stadtbild mit dem Schloß, H. Maiers geschmackvoll-dekoratives »Schloß Burg a. d. Wupper« und H. Friedrichs zwar plakathaft wirkendes, aber lustig farbiges »Seebad Zoppot« ganz besonders hervorgehoben zu werden verdienen. Die Urheber der übrigen preisgekrönten Entwürfe sind: O. Heinrich (»Rügen«), P. Dienst (»Krahntor Danzig«), Stroisch (»Bielefeld«), A. Seifert (»Erfurt«), P. Schneider (»Reichsgericht« und »Zoologischer Garten«, Leipzig), O. Ubbelohde (»Lübeck«), F. Korwan (»Westerland«), H. Friedrich (»Lübeck«), H. Hartig (»Stettin«), G. Leschner (»Bad Oeynhausen«), P. Dienst,