A. Liedtke, A. Trümper, M. Lazarus, W. Bruhe und N. Schwabe. Außerdem wurden noch, dem Preisausschreiben entsprechend, eine größere Anzahl von Bildern angekauft, darunter ein zweites hübsches Stadtbild aus Düsseldorf von M. Stern, eine sehr wirkungsvolle Ansicht des Leipziger Augustusplatzes bei Abendregen von W. Matthes und ein paar recht anmutige, waldige Landschafstveduten von K. Sinchwitz (Heidelberg, Gummersbach usw. ) Unter den mit »Lob« ausgezeichneten Entwürfen sind vor allen Dingen zwei sehr fein empfundene, frische Ansichten von Rügen von E. Büttner, die bunte, aber doch ganz famos stimmungsvolle Krahntor-Ansicht aus Danzig von Th. Urtnowski, sowie mehrere geschmackvolle bunte Pastelle von Fr. Herde (Marburg a. d. Lahn, Erfurt usw. ) aufgefallen.
M. Bernath.
Der Verkauf der Tanzstunde von Degas für 435000 Franken hat den seit Jahren in Paris besprochenen Gedanken, den Urhebern der Kunstwerke einen Anteil an der Preissteigerung zu sichern, wieder aktuell gemacht. Eine Delegation von Künstlern, an ihrer Spitze die Zeichner Willette und Ibels, sind von dem Ausschuß der Kunst und des Unterrichts der Deputiertenkammer empfangen worden, um ihre Ansichten darzulegen. Demnächst soll im Namen des Ausschusses der Kammer ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, wonach bei allen Versteigerungen und sonstigen Verkäufen von Kunstwerken der Urheber oder seine Erben 50 Jahre lang nach dem Tode des Urhebers zwei Prozent der Kaufsumme erhalten sollen.
X Ein Zimmer von Max Pechstein. In einer kleineren Villa, die sich ein junger Kunstfreund in Zehlendorf-West bei Berlin mit ungewöhnlichem Geschmack erbauen ließ, hat Max Pechstein das Speisezimmer ausgemalt. Es ist wohl das erstemal, daß sich einem Vertreter der jüngsten Berliner Generation Gelegenheit bot, seine künstlerische Kraft an einer größeren und anspruchsvolleren Aufgabe zu erproben. Pechstein hat dies Probestück mit überraschendem Gelingen durchgeführt und ein Werk geschaffen, das wie kein zweites bisher Sinn und Wirkung der neuen Strömung in der Malerei offenbart. Es ist ein rechteckiger Raum im Erdgeschoß mit drei bis zum Fußboden herabgeführten Türen, durch die man in eine Gartenloggia gelangt. Die gesamte Wandfläche, die übrig bleibt, also vor allem das große Feld gegenüber diesen Glastüren, sodann die kleineren Stücke über den fünf Zimmertüren und die beiden Pfeiler der Fensterwand sind mit Leinewand überspannt, auf der Pechstein eine zusammenhängende, ganz frei gehaltene Idealkomposition angeordnet hat. Was den Beschauer umgibt, ist eine weite Landschaft mit Bergen und welligem Hügelgelände, über das der Blick ins Meer hinaus schweift. Eine Fülle junger Frauen treibt hier in paradiesischer Nacktheit ihr Spiel. Sie tummeln sich in einem Dasein, das ganz zwecklose Heiterkeit ist, pflücken Früchte, die sie, in ruhiger Stellung oder herbeieilend, in Körben, in Kübeln, in Säcken sammeln. Sie sitzen verträumt beieinander und blicken in die Ferne. Sie baden in der Meeresbucht — eine besonders schön gelungene Gruppe —, wo gerade ein Segelboot einläuft. Sie umarmen sich zärtlich und huldigen einer aus ihrem Kreise, die in
königlicher Haltung aus dem Meere aufsteigt. Das alles ist aber ganz in der leicht andeutenden, summarischen, synthetischen Art gemalt, die man von Pechstein kennt. Nur völlig ohne alle Gewalttätigkeit und Roheit, vielmehr ganz leicht und zart. Drei Farben klingen zusammen: ein Gelbbraun, das die Hügellandschaft wie die Körper der Gestalten nur in großen Konturen, kaum mit ein wenig modellierender Schattierung innerhalb dieser Umrisse, festhält; das Grün der spärlichen Pflanzen, die am Boden wuchern, palmenund kakteenartiger exotischer Gewächse, die sich in den Ecken kubistisch zusammendrängen, und der auf braunem Palmenschaft ruhenden Baumkronen, dazu das Blau der Ferne und des Meeres. Aber überall leuchtet eine weiße Grundfarbe durch, mit der die Leinewand zuerst bedeckt wurde.
Straßburg. Das Engelmann-Stipendium hat die Wissenschaftliche Gesellschaft in Straßburg in ihrer letzten Sitzung dem Münchener Privatdozenten Dr. Hugo Kehrer zu Arbeiten über spanische Kunst bewilligt.
Die seit einem Jahre von fast der gesamten französischen Presse betriebene Campagne gegen Deutschland und die Deutschen macht sich jetzt auch auf künstlerischem Gebiet geltend, wie man schon wahrnahm, als den Ausländern die Schuld für das allzu breite und laute Auftreten der Kubisten im Herbstsalon Schuld gegeben wurde. Jetzt entrüstet sich sogar eine Pariser Zeitung darüber, daß bei der Versteigerung der Sammlung Rouart 400 deutsche Händler, Museumsdirektoren und Sammler zugegen waren und mitsteigerten. Mehrere andere Blätter führen eine Campagne gegen einen Deutschen oder Deutsch- Schweizer, der bei Eyzies, wo man in den letzten Jahren verschiedene Funde prähistorischer Kunstwerke gemacht hat, vor fünf Jahren eine solche Fundstätte gekauft hat, Ausgrabungen veranstaltet und, wie die Blätter behaupten, alle seine Funde an deutsche Museen verkauft. Da es in Frankreich kein Ausfuhrverbot für Kunstwerke gibt, hat der Präfekt des Departements Dordogne sich anders geholfen und die Eintragung dieser Grotten, Höhlen und sonstigen Fundstätten in die Liste der gesetzlich geschützten »Monuments historiques« verfügt, so daß hinfort diesen bösen Deutschen das Handwerk gelegt ist. Ob die Bauern, die mit dem Verkaufe des Landes und mit den Ausgrabungen Geld verdienten, damit zufrieden sind, erfährt man nicht.
Auf dem Rathausplatz in Berlin-Lankwitz ist ein Schmuckbrunnen aufgestellt worden, eine Arbeit der Bildhauer Hinrichsen und Isenbeck in Friedenau. Das Werk ist in Muschelkalk ausgeführt. In der Mitte des Brunnensbeckens erhebt sich auf einer Säule die Gestalt einer Schnitterin, eine Sichel in der Hand.
Die Hamburg-Amerika-Linie will nach Entwürfen Gabriel von Seidls in München ihr bisheriges Hamburger Verwaltungsgebäude zu einer einheitlichen Baugruppe erweitern lassen.
Der Magistrat von Kassel beschloß, das Stipendium für kurhessische Künstler im Betrage von 2000 M. aus der Stiftung der Gräfin v. Bose dem Bildhauer und Keramiker Kurt Schmelz aus Marburg zuzuerkennen.
Inhalt:Römischer Brief. Von Fed. Hermanin. — H. Bever †. — Personalien. — Wettbewerb: Arbeiterhäuser für Bannen. — Denkmal Wilhelms I. in Lübeck; Denkmal für Elsaß-Lothringen in Paris. — Ägyptische Ausgrabungen. — Ausstellungen In Paris, Chemnitz, New York. — Museumsbauten in Dahlem bei Berlin; Kgl. Skulpturensammlung in Dresden; Diebstähle in französischen Museen. — Berliner kunstgeschichtliche Gesellschaft; Kunstwissenschaftliche Gesellschaft in München; Deutscher Verein für Kunstwissenschaft. — Stiftung für die Studierenden der Kgl. Akademie der Künste in München. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig