darum beworben, und vielleicht geht jetzt Besnard als Nachfolger Durans nach Rom. Duran ist 75, Besnard 63 Jahre alt, so daß eine solche Nachfolge nichts Unnatürliches hätte.
DENKMALPFLEGE
Vom Ulmer Münster. Im abgelaufenen Jahre ist die Restauration des Ulmer Münsters stetig fortgeschritten; neben der Ausbesserung von Fialen und anderen Ziergliedern am Hauptturm, wobei sich die Jahrzahl 1698 vorfand, als Beweis, daß schon damals an derselben Stelle erneuert werden mußte, sind im Innern zwei neue Statuen aufgestellt worden, und zwar von Bildhauer Federlen die von Kaiser Rudolf von Habsburg und von Lang in München diejenige des Münsterbaumeisters Ensinger. Der Vollendung des Orgeltreppenturmes in der Südvorhalle, die aus Sicherheitsgründen im Interesse des Sängerchors zu begrüßen ist, wird nun bald der Umbau der Orgel folgen, welche bekanntlich von Orgelbauer Walcker in Ludwigsburg im Jahre 1856 aufgestellt, später aber 1889 anläßlich der Verstärkung der Turmfundamente verändert werden mußte. Die erste im Turme angebrachte Orgel wurde 1576—1578 errichtet und in der Folge öfter verbessert und verändert. Das letzte noch leere Fenster über dem Nordwestportal wird, dank einer Stiftung von Dr. Max Ebner, mit einem Glasgemälde geschmückt werden, welches die Auferweckung von Jairus’Töchterlein darstellen soll. Im ganzen sind jetzt außer den Chorfenstern 22 Fenster mit neuen Glasgemälden versehen. Die ersten Stiftungen von solchen erfolgten auf dem Münster Jubiläum im Jahre 1877.
M. B.
In Neustadt an der Hardt wurden kürzlich bei Renovierung der kleinen, im Barockstil umgebauten Marienkirche alte Fresken aufgefunden. Die kleine Kirche war vor der Mitte des 14. Jahrhunderts noch Hauptkirche und gelangte erst im 16. Jahrhundert an die Reformierten. An der Ostwand, zu beiden Seiten des Altars, wurden zwei alte Freskenbilder entdeckt, die die Verkündigung an Maria zum Gegenstande haben. Die Bilder sind durch eine breite purpurrote Borte eingefaßt. Sie gehören dem Ende des 14. Jahrhunderts an und haben offenbar einen süddeutschen Meister aus Straßburg oder Mainz zum Schöpfer. Die Fresken werden jetzt wieder hergestellt und so erhalten bleiben.
Schloß Chillon am Genfer See, durch seine herrliche Lage und durch Lord Byron berühmt, wird zurzeit vollständig hergerichtet und im Innern mit den Wappen der Landvögte ausgemalt.
DENKMÄLER
Der Staatssekretär der schönen Künste in Frankreich hat entdeckt, daß die Plätze, Gärten und Straßen von Paris durch den immer stärker werdenden Andrang von Statuen mehr oder weniger berühmter Leute nicht immer verschönert werden; auf der anderen Seite darf man den Bildhauern nicht das Brot dieser Statuomanie wegnehmen, und so hat Herr Bérard einen schönen Gedanken konzipiert: an der langen Fassade der Tuilerien an der Rue de Rivoli sind dereinst an die fünfzig Nischen für Statuen gelassen worden, aber nur wenige dieser Nischen sind mit Generälen Napoleons I. ausgefüllt. Herr Bérard will nun die vierzig oder fünfzig übrigen mit Statuen von französischen Generälen ausfüllen, von den Kriegen Napoleons 1. über Italien, Mexiko und 1870 bis zu dem General Lyautey, dem Triumphator von Marokko. So haben die Bildhauer offizielle Arbeit, und ihre Arbeiten werden keinen Menschen ärgern,
AUSGRABUNGEN
Rom. Die letzten Ausgrabungen in Ostia. Professor Dante Vaglieri, Direktor der Ausgrabungen in Ostia, publiziert in einem der letzten Hefte der Nuova Antologia einen langen Bericht über seine Tätigkeit in Ostia in allerletzter Zeit, und mir scheint es nützlich, der Kunstchronik davon das Wichtigste mitzuteilen. Vaglieris Programm ist dreifach gewesen: die schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts begonnenen und dann so oft unterbrochenen Ausgrabungen zu vervollständigen und dabei für die Erhaltung der freigelegten Ruinen Sorge zu tragen; die verschiedenen Ruinengruppen durch Ausgrabungen verbinden, durch tiefe Ausgrabungen die verschiedenen Schichten der Ostia-Niederlassung durchforschen und somit ein für die Kenntnis der Stadtgeschichte kostbares Material gewinnen. So wurde also vorerst die Ausgrabung der Thermen und der Kaserne der Vigiles wiederaufgenommen. Die Thermen haben eine siebzig Meter lange Fassade und den großartigen Ruinen verleiht das nun ganz wieder restaurierte Fußbodenmosaik mit den Wassergottheiten neues Leben. Neben den Thermen ist die sechzig Meter lange und vierzig Meter breite Palestra zum Vorschein gekommen. Was die Feuerwehrkaserne betrifft so kann man diesen Bau zu den wohlerhaltensten des ganzen Altertums rechnen. Neben dem großen Hof mit dem Cäsareum und den Trinkbecken für die Pferde, ist wunderbarerweise im Abort der Mannschaften ein Altar der Göttin Fortuna gefunden worden. Dieser Fund erklärt die Worte, mit denen Clemens Alexandrinus den Römern vorwirft, die Fortuna in solchen unwürdigen Räumlichkeiten zu ehren. Am Theater sind andere Scholae zum Vorschein gekommen, die der Navicularii Misuenses, die der Navicularii aus Hippo (das heutige Biserta) und die der Seiler. Um die schon ausgegrabenen Ruinen organisch zu verbinden, hat Vaglieri sich daran gemacht die Straßen ans Licht zu bringen und so entdeckte er den Decumanus, den man jetzt auf einer Länge von 420 Metern zwischen Lauben, Läden und Brunnen verfolgen kann. Am Decumanus wurden eine ganze Anzahl von Horrea entdeckt. Vor den Thermen waren die Lauben zweistöckig und davor standen zahlreiche Brunnen aus dem Aquädukt, den Caligola der Stadt geschenkt hatte. Sonderbar, aber typisch ist es, daß gerade neben diesem Wasserreichtum ein Wirt namens Fortunatus, wie wir aus einer Inschrift erfahren, sein wohl recht blühendes Geschäft eingerichtet hatte. Die Arbeiten des nächsten Jahres werden zur Aufdeckung der Straße bis zum Forum vor dem Vulkantempel führen, zum Kaiserpalast und an die Meeresküste, ubi subductae naviculae substratis roboribus a terrena tabe suspensae quiescebant. Leider hat sich das Meer da weit zurückgezogen.
Prof. Vaglieri hat vergebens gesucht bei seinen Ausgrabungen etwas von der uralten Stadt zu finden, von der die römischen Sagen erzählen, sie sei von König Ancus Marzius erbaut worden. Die ältesten Ruinen können nicht über das 3. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen und damit stimmen die geschichtlichen Nachrichten überein; denn Ostia wird zum erstenmal während des zweiten punischen Krieges genannt. Im Jahre 297 v. Chr. ernennt man in Rom, das auch auf der See mächtig geworden war, vier Admiräle: Quästores Classici, von denen einer seinen Sitz in Ostia hatte. Aus der republikanischen Zeit stammen nach Vaglieri in Ostia die Piscina und die Stadtmauern auf der Seeseite. Sehr interessant ist von diesem chronologischen Standpunkt aus eine Inschrift wohl aus der Gracchenzeit, die kürzlich gefunden worden ist. Aus dem republikanischen Zeitalter stammen eine große Laube mit Tuffsäulen, das große Monument dem Theater gegenüber und viele Gräber. Ostia, das als zur Sullapartei gehörig von Marius’ Soldaten
DENKMALPFLEGE
Vom Ulmer Münster. Im abgelaufenen Jahre ist die Restauration des Ulmer Münsters stetig fortgeschritten; neben der Ausbesserung von Fialen und anderen Ziergliedern am Hauptturm, wobei sich die Jahrzahl 1698 vorfand, als Beweis, daß schon damals an derselben Stelle erneuert werden mußte, sind im Innern zwei neue Statuen aufgestellt worden, und zwar von Bildhauer Federlen die von Kaiser Rudolf von Habsburg und von Lang in München diejenige des Münsterbaumeisters Ensinger. Der Vollendung des Orgeltreppenturmes in der Südvorhalle, die aus Sicherheitsgründen im Interesse des Sängerchors zu begrüßen ist, wird nun bald der Umbau der Orgel folgen, welche bekanntlich von Orgelbauer Walcker in Ludwigsburg im Jahre 1856 aufgestellt, später aber 1889 anläßlich der Verstärkung der Turmfundamente verändert werden mußte. Die erste im Turme angebrachte Orgel wurde 1576—1578 errichtet und in der Folge öfter verbessert und verändert. Das letzte noch leere Fenster über dem Nordwestportal wird, dank einer Stiftung von Dr. Max Ebner, mit einem Glasgemälde geschmückt werden, welches die Auferweckung von Jairus’Töchterlein darstellen soll. Im ganzen sind jetzt außer den Chorfenstern 22 Fenster mit neuen Glasgemälden versehen. Die ersten Stiftungen von solchen erfolgten auf dem Münster Jubiläum im Jahre 1877.
M. B.
In Neustadt an der Hardt wurden kürzlich bei Renovierung der kleinen, im Barockstil umgebauten Marienkirche alte Fresken aufgefunden. Die kleine Kirche war vor der Mitte des 14. Jahrhunderts noch Hauptkirche und gelangte erst im 16. Jahrhundert an die Reformierten. An der Ostwand, zu beiden Seiten des Altars, wurden zwei alte Freskenbilder entdeckt, die die Verkündigung an Maria zum Gegenstande haben. Die Bilder sind durch eine breite purpurrote Borte eingefaßt. Sie gehören dem Ende des 14. Jahrhunderts an und haben offenbar einen süddeutschen Meister aus Straßburg oder Mainz zum Schöpfer. Die Fresken werden jetzt wieder hergestellt und so erhalten bleiben.
Schloß Chillon am Genfer See, durch seine herrliche Lage und durch Lord Byron berühmt, wird zurzeit vollständig hergerichtet und im Innern mit den Wappen der Landvögte ausgemalt.
DENKMÄLER
Der Staatssekretär der schönen Künste in Frankreich hat entdeckt, daß die Plätze, Gärten und Straßen von Paris durch den immer stärker werdenden Andrang von Statuen mehr oder weniger berühmter Leute nicht immer verschönert werden; auf der anderen Seite darf man den Bildhauern nicht das Brot dieser Statuomanie wegnehmen, und so hat Herr Bérard einen schönen Gedanken konzipiert: an der langen Fassade der Tuilerien an der Rue de Rivoli sind dereinst an die fünfzig Nischen für Statuen gelassen worden, aber nur wenige dieser Nischen sind mit Generälen Napoleons I. ausgefüllt. Herr Bérard will nun die vierzig oder fünfzig übrigen mit Statuen von französischen Generälen ausfüllen, von den Kriegen Napoleons 1. über Italien, Mexiko und 1870 bis zu dem General Lyautey, dem Triumphator von Marokko. So haben die Bildhauer offizielle Arbeit, und ihre Arbeiten werden keinen Menschen ärgern,
AUSGRABUNGEN
Rom. Die letzten Ausgrabungen in Ostia. Professor Dante Vaglieri, Direktor der Ausgrabungen in Ostia, publiziert in einem der letzten Hefte der Nuova Antologia einen langen Bericht über seine Tätigkeit in Ostia in allerletzter Zeit, und mir scheint es nützlich, der Kunstchronik davon das Wichtigste mitzuteilen. Vaglieris Programm ist dreifach gewesen: die schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts begonnenen und dann so oft unterbrochenen Ausgrabungen zu vervollständigen und dabei für die Erhaltung der freigelegten Ruinen Sorge zu tragen; die verschiedenen Ruinengruppen durch Ausgrabungen verbinden, durch tiefe Ausgrabungen die verschiedenen Schichten der Ostia-Niederlassung durchforschen und somit ein für die Kenntnis der Stadtgeschichte kostbares Material gewinnen. So wurde also vorerst die Ausgrabung der Thermen und der Kaserne der Vigiles wiederaufgenommen. Die Thermen haben eine siebzig Meter lange Fassade und den großartigen Ruinen verleiht das nun ganz wieder restaurierte Fußbodenmosaik mit den Wassergottheiten neues Leben. Neben den Thermen ist die sechzig Meter lange und vierzig Meter breite Palestra zum Vorschein gekommen. Was die Feuerwehrkaserne betrifft so kann man diesen Bau zu den wohlerhaltensten des ganzen Altertums rechnen. Neben dem großen Hof mit dem Cäsareum und den Trinkbecken für die Pferde, ist wunderbarerweise im Abort der Mannschaften ein Altar der Göttin Fortuna gefunden worden. Dieser Fund erklärt die Worte, mit denen Clemens Alexandrinus den Römern vorwirft, die Fortuna in solchen unwürdigen Räumlichkeiten zu ehren. Am Theater sind andere Scholae zum Vorschein gekommen, die der Navicularii Misuenses, die der Navicularii aus Hippo (das heutige Biserta) und die der Seiler. Um die schon ausgegrabenen Ruinen organisch zu verbinden, hat Vaglieri sich daran gemacht die Straßen ans Licht zu bringen und so entdeckte er den Decumanus, den man jetzt auf einer Länge von 420 Metern zwischen Lauben, Läden und Brunnen verfolgen kann. Am Decumanus wurden eine ganze Anzahl von Horrea entdeckt. Vor den Thermen waren die Lauben zweistöckig und davor standen zahlreiche Brunnen aus dem Aquädukt, den Caligola der Stadt geschenkt hatte. Sonderbar, aber typisch ist es, daß gerade neben diesem Wasserreichtum ein Wirt namens Fortunatus, wie wir aus einer Inschrift erfahren, sein wohl recht blühendes Geschäft eingerichtet hatte. Die Arbeiten des nächsten Jahres werden zur Aufdeckung der Straße bis zum Forum vor dem Vulkantempel führen, zum Kaiserpalast und an die Meeresküste, ubi subductae naviculae substratis roboribus a terrena tabe suspensae quiescebant. Leider hat sich das Meer da weit zurückgezogen.
Prof. Vaglieri hat vergebens gesucht bei seinen Ausgrabungen etwas von der uralten Stadt zu finden, von der die römischen Sagen erzählen, sie sei von König Ancus Marzius erbaut worden. Die ältesten Ruinen können nicht über das 3. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen und damit stimmen die geschichtlichen Nachrichten überein; denn Ostia wird zum erstenmal während des zweiten punischen Krieges genannt. Im Jahre 297 v. Chr. ernennt man in Rom, das auch auf der See mächtig geworden war, vier Admiräle: Quästores Classici, von denen einer seinen Sitz in Ostia hatte. Aus der republikanischen Zeit stammen nach Vaglieri in Ostia die Piscina und die Stadtmauern auf der Seeseite. Sehr interessant ist von diesem chronologischen Standpunkt aus eine Inschrift wohl aus der Gracchenzeit, die kürzlich gefunden worden ist. Aus dem republikanischen Zeitalter stammen eine große Laube mit Tuffsäulen, das große Monument dem Theater gegenüber und viele Gräber. Ostia, das als zur Sullapartei gehörig von Marius’ Soldaten