gebrandschatzt und geplündert worden war, gelangte erst unter den Kaisern zu großer Blüte, so daß man dort totius mundi opes et commeatus velut maritimo orbis hospitio sehen konnte. Was das Zeitalter der verschiedenen Bauten betrifft, so glaubt Vaglieri, daß ungefähr aus der Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. das große Mosaik mit der Darstellung der Winde und der Symbole der mit Rom Handel führenden Länder stammt. Auf Augustus geht das erste Theater zurück, während Claudius nach dem Plan Cäsars den ersten Hafen baute, den dann Trajan vergrößerte. Die größten Bauten gehen auf Hadrian und Antonius Pius zurück, also die Feuerwehrkaserne, das vergrößerte Theater, der Vulkantempel. Die Statue der Kaiserin Sabina, die in den Thermen mit den Abzeichen der Ceres errichtet wurde, ist ein Wahrzeichen der Dankbarkeit, welche die Ostienser deren kaiserlichem Gemahl Hadrian zollten, durch den die Stadt Conservata et aucta omni indulgentia et liberalitate worden. Aus den Beobachtungen, die Vaglieri bis jetzt hat machen können, ergibt sich, daß Ostia noch besser als Pompeji einem ein Bild einer echt römischen Stad wird geben können. In der Stadt, wo Grund und Boden sehr teuer waren, errichtete man Häuser von drei und vier Stöcken, zu deren Bau sehr viel Holz gebraucht wurde. Diese antiken Mietskasernen haben gar nichts vom traditionellen Haus mit Atrium, Tablinum usw., denn dazu fehlten oft Geld und Raum. ln der späteren Zeiten wurde Portus auf Kosten Ostias von Konstantin ausgeschmückt. Vaglieri ist es gelungen, die Dokumente der zerstörenden Tätigkeit mittelalterlicher Marmorarii zu entdecken. Von christlichen Monumenten hat man bis jetzt nur die Apsis eines Kirchleins entdeckt und einen Sarkophag mit einer Orpheusdarstellung.
Fed. H.
AUSSTELLUNGEN
Der Malerinnenverein Karlsruhe veranstaltete im November 1912 eine Herbstausstellung, die eine Fülle guter Einzelheiten in sich barg. Frau Eichler-Sellin fiel uns zunächst mit einem kleinen Bildnis, einem Kniestück voll malerischer Werte und bravouröser Technik auf neben Fräulein Stephan als Porträtistin, E. Senfter als Landschafterin, Fräulein Eggers als Malerin guter Stilleben. Kräftiges Naturell zeigten vor allem die Studien, meist Landschaften, von Frau Lesser-Knapp und Fräulein Ortlieb. Einen höheren künstlerischen Grad als die Malereien trugen unstreitig die vortrefflichen, technisch sicheren und in den Motiven ansprechenden Radierungen — wieder großenteils Landschaftskunst — von Gertrud Escher-Zürich und Marta Sigg-Zürich zur Schau, wie auch die Blätter von Johanna Engler, E. Ruest und nicht zuletzt M. Lesser-Knapp. Flotte Zeichnungen lieferten F. Dreyer und A. Nestler. Mit Arbeiten auf plastischem Gebiete reihten sich diesen Künstlerinnen an Fräulein Pfefferkorn (bronzene Tierplastik) und Frau Stamm-Hageman (Kleinplastik in Ton). Die Keramik — Majoliken, Engoben, Steingut auf figürlichem wie dekorativem Gebiete neben Porzellanmalereien — war glücklich vertreten durch G. Römhildt, L. Bönninger, J. Ruppert und H. Amend. Eine große Zahl Stickereien, Batikarbeiten und ähnliches der Damen Bär, Schneider, Walters, Barth und Römhildt zeigten in der Fülle der Motive und ihrer Anwendungen von einem starken Sinn für die Dekoration der Fläche, von ornamentalem Reichtum und vornehmem Farbengeschmack. Zuletzt sei noch Joh. Frentzen genannt mit Arbeiten in Silber, neben dem neu gegründeten Mannheimer Bund badischer Künstlerinnen, der mit einer Kollektion kunstgewerblicher Schöpfungen auf dieser Ausstellung vertreten war, bei welcher der berüchtigte Begriff »Damenkunst« keineswegs zur Geltung
kam, weshalb sie es verdient, daß die Kunstwelt in weiterem Sinne von ihr Kenntnis erhält. Oscar Gehrig.
Allgemeine deutsche retrospektive Kunstausstellung 1650—1800, Darmstadt 1914. Auf Veranlassung des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen wird in den Sommermonaten des Jahres 1914 in einem Teile des alten Residenzschlosses zu Darmstadt eine große retrospektive deutsche Kunstausstellung stattfinden, die einer bisher wenig geklärten künstlerischen Epoche, der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege bis zur Ära Napoleons, gelten soll. Die geplante Darmstädter retrospektive Ausstellung, deren Organisation der Großherzog Herrn Prof. Dr. Georg Biermann und den Herren Heinemann in München übertragen hat, wird ihr Material ebenso aus dem Besitz der deutschen fürstlichen und privaten Sammlungen wie aus dem der öffentlichen Galerien schöpfen; für die vorbereitende Sichtung sollen berufene Fachgelehrte gewonnen werden. Ein größerer Ehren- und Arbeitsausschuß, der sich über ganz Deutschland verteilt, wird sich bereits in den kommenden Wochen konstituieren.
In den Ausstellungsräumen des Estländischen Provinzialmuseums zu Reval wurde kürzlich eine Gemälde- Ausstellung des »Baltischen Künstlerbundes« eröffnet. Sie enthält unter anderen mehrere Werke von Bernhard Borchert-Riga, darunter die »Ordensritter«, einen »Möwenflug« von Erich von Kügelgen, Landschaften und Figurenbilder von Jan Rosenthal-Riga und Bildnisse von Otto von Kursell, Theodor Kraus, Friedrich Moritz und Paul Raud. Von den Landschaften sind besonders die Arbeiten des früh verstorbenen Carl von Winkler und die des Prof. Baron Gerhard Rosen iu Riga zu nennen.
Auf der Marcksburg bei Bauerbach am Rhein ist für das Jahr 1914 eine Ausstellung mittelalterlicher Einrichtungsgegenstände in Aussicht genommen.
SAMMLUNGEN
Leipzig. Der vor kurzem verstorbene Verlagsbuchhändler Dr. Alphons Dürr, der Biograph von Goethes Leipziger Zeichenlehrer Oeser, hat eine wertvolle Sammlung von Handzeichnungen deutscher Meister des 19. Jahrhunderts dem Leipziger Museum der bildenden Künste vermacht. Die Sammlung bleibt zunächst im Besitz der Gattin des Schenkers und wird erst nach ihrem Tode an das Museum übergehen.
VEREINE
Auflösung der »Scholle«. Wie den Münchener N. N. von dem Vorstand der Scholle mitgeteilt wird, ist in der Generalversammlung der Münchener Künstler-Vereinigung »Scholle«, am 20. Dezember, von den Mitgliedern einstimmig beschlossen worden, die Vereinigung aufzulösen. Die »Scholle« hat 12 Jahre bestanden und nach der Meinung der in der »Scholle« vereinigten Künstler den Mitgliedern hinreichend Gelegenheit geboten, hier in München und in allen größeren deutschen Städten unabhängig auszustellen.
VERMISCHTES
Die Generalversammlung der Artistes français hat mit großer Mehrheit den Antrag der Kunstgewerbler zurückgewiesen, hinfort das Kunstgewerbe als gleichberechtigte und selbständige Sektion neben den bestehenden vier Sektionen, der Malerei, der Skulptur, der Architektur und der Griffelkunst, zuzulassen. Nach wie vor bildet das Kunsthandwerk also in dem großen offiziellen Salon nur eine Untersektion, und die Aufnahmejury besteht aus Mitgliedern der anderen Sektionen. Der Beschluß wird den Künstlern etwas verdacht, weil gerade in diesem Augenblick von allen Seiten
Fed. H.
AUSSTELLUNGEN
Der Malerinnenverein Karlsruhe veranstaltete im November 1912 eine Herbstausstellung, die eine Fülle guter Einzelheiten in sich barg. Frau Eichler-Sellin fiel uns zunächst mit einem kleinen Bildnis, einem Kniestück voll malerischer Werte und bravouröser Technik auf neben Fräulein Stephan als Porträtistin, E. Senfter als Landschafterin, Fräulein Eggers als Malerin guter Stilleben. Kräftiges Naturell zeigten vor allem die Studien, meist Landschaften, von Frau Lesser-Knapp und Fräulein Ortlieb. Einen höheren künstlerischen Grad als die Malereien trugen unstreitig die vortrefflichen, technisch sicheren und in den Motiven ansprechenden Radierungen — wieder großenteils Landschaftskunst — von Gertrud Escher-Zürich und Marta Sigg-Zürich zur Schau, wie auch die Blätter von Johanna Engler, E. Ruest und nicht zuletzt M. Lesser-Knapp. Flotte Zeichnungen lieferten F. Dreyer und A. Nestler. Mit Arbeiten auf plastischem Gebiete reihten sich diesen Künstlerinnen an Fräulein Pfefferkorn (bronzene Tierplastik) und Frau Stamm-Hageman (Kleinplastik in Ton). Die Keramik — Majoliken, Engoben, Steingut auf figürlichem wie dekorativem Gebiete neben Porzellanmalereien — war glücklich vertreten durch G. Römhildt, L. Bönninger, J. Ruppert und H. Amend. Eine große Zahl Stickereien, Batikarbeiten und ähnliches der Damen Bär, Schneider, Walters, Barth und Römhildt zeigten in der Fülle der Motive und ihrer Anwendungen von einem starken Sinn für die Dekoration der Fläche, von ornamentalem Reichtum und vornehmem Farbengeschmack. Zuletzt sei noch Joh. Frentzen genannt mit Arbeiten in Silber, neben dem neu gegründeten Mannheimer Bund badischer Künstlerinnen, der mit einer Kollektion kunstgewerblicher Schöpfungen auf dieser Ausstellung vertreten war, bei welcher der berüchtigte Begriff »Damenkunst« keineswegs zur Geltung
kam, weshalb sie es verdient, daß die Kunstwelt in weiterem Sinne von ihr Kenntnis erhält. Oscar Gehrig.
Allgemeine deutsche retrospektive Kunstausstellung 1650—1800, Darmstadt 1914. Auf Veranlassung des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen wird in den Sommermonaten des Jahres 1914 in einem Teile des alten Residenzschlosses zu Darmstadt eine große retrospektive deutsche Kunstausstellung stattfinden, die einer bisher wenig geklärten künstlerischen Epoche, der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege bis zur Ära Napoleons, gelten soll. Die geplante Darmstädter retrospektive Ausstellung, deren Organisation der Großherzog Herrn Prof. Dr. Georg Biermann und den Herren Heinemann in München übertragen hat, wird ihr Material ebenso aus dem Besitz der deutschen fürstlichen und privaten Sammlungen wie aus dem der öffentlichen Galerien schöpfen; für die vorbereitende Sichtung sollen berufene Fachgelehrte gewonnen werden. Ein größerer Ehren- und Arbeitsausschuß, der sich über ganz Deutschland verteilt, wird sich bereits in den kommenden Wochen konstituieren.
In den Ausstellungsräumen des Estländischen Provinzialmuseums zu Reval wurde kürzlich eine Gemälde- Ausstellung des »Baltischen Künstlerbundes« eröffnet. Sie enthält unter anderen mehrere Werke von Bernhard Borchert-Riga, darunter die »Ordensritter«, einen »Möwenflug« von Erich von Kügelgen, Landschaften und Figurenbilder von Jan Rosenthal-Riga und Bildnisse von Otto von Kursell, Theodor Kraus, Friedrich Moritz und Paul Raud. Von den Landschaften sind besonders die Arbeiten des früh verstorbenen Carl von Winkler und die des Prof. Baron Gerhard Rosen iu Riga zu nennen.
Auf der Marcksburg bei Bauerbach am Rhein ist für das Jahr 1914 eine Ausstellung mittelalterlicher Einrichtungsgegenstände in Aussicht genommen.
SAMMLUNGEN
Leipzig. Der vor kurzem verstorbene Verlagsbuchhändler Dr. Alphons Dürr, der Biograph von Goethes Leipziger Zeichenlehrer Oeser, hat eine wertvolle Sammlung von Handzeichnungen deutscher Meister des 19. Jahrhunderts dem Leipziger Museum der bildenden Künste vermacht. Die Sammlung bleibt zunächst im Besitz der Gattin des Schenkers und wird erst nach ihrem Tode an das Museum übergehen.
VEREINE
Auflösung der »Scholle«. Wie den Münchener N. N. von dem Vorstand der Scholle mitgeteilt wird, ist in der Generalversammlung der Münchener Künstler-Vereinigung »Scholle«, am 20. Dezember, von den Mitgliedern einstimmig beschlossen worden, die Vereinigung aufzulösen. Die »Scholle« hat 12 Jahre bestanden und nach der Meinung der in der »Scholle« vereinigten Künstler den Mitgliedern hinreichend Gelegenheit geboten, hier in München und in allen größeren deutschen Städten unabhängig auszustellen.
VERMISCHTES
Die Generalversammlung der Artistes français hat mit großer Mehrheit den Antrag der Kunstgewerbler zurückgewiesen, hinfort das Kunstgewerbe als gleichberechtigte und selbständige Sektion neben den bestehenden vier Sektionen, der Malerei, der Skulptur, der Architektur und der Griffelkunst, zuzulassen. Nach wie vor bildet das Kunsthandwerk also in dem großen offiziellen Salon nur eine Untersektion, und die Aufnahmejury besteht aus Mitgliedern der anderen Sektionen. Der Beschluß wird den Künstlern etwas verdacht, weil gerade in diesem Augenblick von allen Seiten