das französische Kunstgewerbe zu neuen Anstrengungen angespornt wird, und vielleicht wird man sich bis zum nächsten Jahre eines andern besinnen. Der Grund der
Mehrheit wurde von dem Präsidenten, dem Architekten Laloux damit erklärt, daß man durch Zulassung der Kunsthandwerker als gleichberechtigte Mitglieder der Künstlergesellschaft den Fabrikanten die Türe öffne und riskiere, daß eines Tages ein Möbelfabrikant Präsident der Gesellschaft werde.
Berlin. Das Kunstgewerbemuseum veranstaltet im zweiten Winterquartal (Januar bis März) in seinem Hörsaal folgende Vortragsreihen: 1. Dr. Ernst Kühnei: Architektur und Dekoration in Spanien, 8 Vorträge Montags abends 8½ bis 9½ Uhr, Beginn 13. Januar; 2. Direktorialassistent
Dr. Hermann Schmitz: Geschichte der Bildwirkerei in Deutschland und den Niederlanden, 8 Vorträge Donnerstags abends 81/2 bis 9½ Uhr, Beginn 16. Januar; 3. Architekt Dr. Schulze-Kolbitz: Das heutige Kaufhaus und seine Einrichtung (für Fachleute des Kunstgewerbes und Kaufleute), 6 Vorträge Freitags abends 81/2 bis 9½ Uhr, Beginn 31. Januar. Die Vorträge sind unentgeltlich und werden durch Lichtbilder und ausgestellte Gegenstände erläutert.
Im kommenden Sommer wird das Théatre français in Paris einen Monat lang seine Türen schließen, um den neuen Plafond von Albert Besnard an Ort und Stelle bringen zu können. Bei dem Brande vor fünfzehn Jahren wurde das damalige Deckengemälde zerstört und Besnard erhielt den Auftrag, den Plafond neu auszumalen. Seine Arbeit war vor zwei Jahren im Salon der Société nationale ausgestellt und zeigte sich als ein großes Bilderrätsel, an dem auch die Farbe nicht allzu erfreulich war: Adam und Eva, Komödie und Tragödie, Molière, Racine, Corneille, Victor Hugo, ein schlafender Löwe, ein bellender Hund, kränzebringende weibliche Gestalten, ein halb verdorrter Baum und andere schwer zn enträtselnde Allegorien. Die bisher aufgerollt im Magazin des Theaters liegende Leinwand soll nun an Ort und Stelle maroufliert werden.
LITERATUR
W. H. James Weale, The Van Eycks and their Art. With the Cooperation M. Maurice, W. Brockwell. London, John Lane, 12 sh. 6 p.
Im Jahre 1908 erschien das große Van Eyck-Werk Weales. Trotz des Umstandes, daß viele stilkritische Schlüsse des Verfassers und besonders seine Aufteilung des besprochenen Bildermaterials zwischen Hubert und Jan Van Eyck keineswegs auf ungeteilten Beifall aller Forscher trafen, war dieses Werk durch die unglaubliche Fülle des historischen, bibliographischen und biographischen Materials, das darin enthalten ist, ein unentbehrliches Handbuch für den Kunsthistoriker. Der teuere Preis ermöglichte jedoch die Anschaffung desselben nur wenigen. Nunmehr bringt der Verleger eine handlichere und billigere Ausgabe des Werkes auf den Markt, die um so mehr zu begrüßen ist, als das Werk jetzt noch übersichtlicher gestaltet (besonders was die Bibliographie betrifft) und mit verschiedenen Ergänzungen versehen erscheint. Mit staunenswerter Gewissenhaftigkeit hat Weale, dessen urkundlichen Forschungen die Kunstgeschichte der Niederlande so viel zu verdanken hat, bei jedem besprochenen Werk die abweichenden Ansichten anderer Forscher registriert. Wird man auch diesmal nicht alle seine Attributionen unterschreiben können, so wird man doch die objektive Gewissenhaftigkeit der Beschreibungen, Bilderhistorien usw. nicht weniger anerkennen müssen. Den Anfang des Buches bildet eine dankenswerte chronologische Zusammenstellung aller auf die Van Eycks bezüglichen Dokumente. Druck und Ausstattung sind ganz vorzüglich.
Dr. Rudolf Ergas, Niccolo da Liberatore, genannt Alunno. Eine kunsthistorische Studie. München, F. Bruckmann A. -G., 1912.
Auf den ersten Blick empfängt man einen befremdlichen Eindruck von diesem Buch: Niccolo da Liberatore? Jemand schreibt eine Monographie über einen italienischen Künstler und weiß nicht, daß der Name seines Künstlers Niccolò di Liberatore lautet! Man soll ja nicht denken, daß es sich um einen Druckfehler handelt, der falschen Benennung begegnen wir immer wieder im Buche (daneben nennt Verfasser seinen Helden — ebenso falsch — auch »Niccolò Liberatore«). Aber der befremdliche Eindruck vertieft sich während der Lektüre, denn leider zeigt sich in diesem Elaborat ein für einen Berufs-Kunsthistoriker geradezu beschämender Mangel an kritischem Sinn und positivem Wissen. Gleich auf der ersten Seite steht zu lesen: »Ottaviano Nelli.... der um 1400 auftritt und der erste umbrische Künstler ist, dessen Werke gesichert auf uns gekommen sind. « Und Alegretto Nuzi? Und Francescuccio Ghisi? Jener Cola Petruccioli von Orvieto, von dem das Stadthaus in Spello ein signiertes Diptychon besitzt? Dabei der Künstler des 13. Jahrhunderts gar nicht zu gedenken, von denen sich Arbeiten — wenn auch unbedeutende, so doch signierte, — erhalten haben. Auf der darauffolgenden Seite verblüfft den ahnungslosen Leser — neben anderen schönen Dingen — folgender Satz: »Er (Gentile da Fabriano) lebte ungefähr zwischen 1347 und 1428, da er nach Vasari 80 Jahre alt wurde und sein Todesjahr 1428 urkundlich feststeht. « Gleich darauf steht zu lesen: »Sein berühmtes Werk, die Anbetung der drei Könige, für den Palazzo Strozzi bestimmt.... « (Der noch jetzt stehende Pal. Strozzi wurde 1489 begonnen; die Anbetung hat Gentile im Auftrag des Palla Strozzi für die Familienkapelle in S. Trinità gemalt. ) S. 11: »(Gentile) hinterließ... nur unbedeutende Schüler im Lande selbst, Lorenzo di S. Severino, Antonio da Fabriano, Sello di Velletri. « Diese Blütenlese wird wohl genügen. Das Buch ist voll von Ungenauigkeiten und unreifen Ansichten und enthält kein neues Wort; dem Verfasser sind wichtige Literaturstellen (darunter das Thiemesche Künstlerlexikon! ) entgangen und die Literatur, die er in den »Quellenangaben« (p. 128 f. ) zu großem Teil ungenau und verstümmelt zitiert, hat er oberflächlich und ohne viel Nutzen benützt. Wir schließen diese Besprechung mit dem Wunsche, daß der Verfasser seine »in Aussicht genommene Fortsetzungdes vorliegenden Werkes uns entweder erspart, oder erst dann vorlegt, wenn er sich mit seinem Thema wirklich ernsthaft eingehend beschäftigt hat. Solche Bücher wie sein »Niccolò da Liberatore« schädigen nur das Ansehen unserer Wissenschaft. Von diesem Gesichtspunkt aus sei die scharfe Sprache des Referenten entschuldigt.
M. Bernath.
R. F. Burckhardt, Kunst und Gewerbe aus Basler Privatbesitz. Renaissance bis Empire. (Verlag des historischen Museums, Basel. )
Das Stadtbild Basels ist in den älteren Quartieren immer noch durchaus beherrscht durch die große Zahl vornehmer Privatbauten des 18. Jahrhunderts, die — ein seltener Fall — meist noch heute von den Nachkommen ihrer einstigen Erbauer oder Besitzer standesgemäß bewohnt werden und auch ihre ursprüngliche, vornehm geschmackvolle Innenausstattung mehr oder weniger intakt bewahrt haben. Eine im vergangenen Frühjahr in der Basler Kunsthalle veranstaltete Ausstellung von Kunstwerken aus Privatbesitz (vgl. »Kunstchronik« XXIII, Sp. 377) vermittelte der Öffentlichkeit einen Einblick in das Innere dieser Patrizierhäuser, zeigte wahrhaft beneidenswerte Schätze an kostbarem altem Mobiliar, Bildern und Miniaturen, Tafel