zweckdienlichste Lösung der schwierigen Frage darstellt«. Man hat sich also, wie es scheint, doch gescheut, der öffentlichen Meinung der Kunsthistoriker ins Gesicht zu schlagen und ist so auf diese sonderbar gewundene und gedrechselte Form gekommen.
Dr. Gustav Pauli, der Direktor der Kunsthalle in Bremen, ist durch den Titel Professor ausgezeichnet worden.
Professor Adolf Philippi hat am 11. Januar in Dresden, wo er seit einer Reihe von Jahren in der Stille seinen Studien lebt und daneben als Direktor der Gehe-Stiftung seinen Wirkungskreis hat, das 70. Jahr vollendet. Philippi gehört nicht zu den Kunsthistorikern strenger Observanz, weil sein Lehrgebiet, für das er lange Jahre eine ordentliche Professur in Gießen inne hatte, mehr die klassischen und historischen Wissenschaften gewesen sind; und doch haben seine langsam gereiften Kenntnisse uns eine Reihe sehr vortrefflicher, leicht genießbarer kunstgeschichtlicher Werke geschenkt, die so gut sind, daß unbestrittene Kenner ihnen ihre Reverenz erwiesen haben und sie zu dem wenigen Wahren und Echten der allgemeinverständlichen kunstwissenschaftlichen Literatur zählen. Dringt man in Philippis Bücher tiefer ein, so empfindet man das ungemein Besonnene seiner Gedanken und seines Ausdrucks; gerade das hastig Zufahrende, jede Distanz innerhalb der einzelnen Erscheinungen außer acht Lassende der modernen Kunstschreiberei ist Philippis Haß. Jedenfalls werden seine Bücher noch lange bleiben — und er selbst uns hoffentlich auch noch.
G. K.
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Für die Jubiläums-Kunstaustellung 1913 wird das Hauptstück die Sammlung von etwa 300 Gemälden und Plastiken sein, die ein Bild der Entwicklung der deutschen Kunst in den letzten 25 Jahren geben soll. Zu diesem Zwecke werden auch die Museen in den verschiedenen Kunststädten des Reiches Werke aus ihrem Besitz herleihen, so daß mit den besten Arbeiten ein vollständiger Überblick geboten werden kann. Diese Abteilung untersteht der besonderen Leitung des Ausstellungspräsidenten Professor Friedrich Kallmorgen.
X Aus den Berliner Salons. Eine interessante Ausstellung hat gegenwärtig Fritz Gurlitt veranstaltet, der, dem äußeren Anlaß des nahenden kaiserlichen Regierungsjubiläums folgend, einen Überblick über die Kunst der letzten fünfundzwanzig Jahre gibt, soweit sie sich in diesem Salon den Berlinern präsentiert hat. Die Firma Gurlitt hat im Ausstellungswesen der Reichshauptstadt während des letzten Menschenalters eine besondere und charakteristische Rolle gespielt. Sie hat zuerst den Kreis der großen Deutsch-Römer in Berlin eingeführt und durchgesetzt: Böcklin, Feuerbach, Adolf Hildebrand und die Ihren. Sie hat daneben viel für Leibi und alle die getan, die mit ihm Zusammenhängen. Auch für Max Klinger, für Lenbach und Menzel, für die ältere Münchener und Berliner Sezessionistengeneration. Man fand hier auch stets die französischen Anreger des deutschen Fortschritts, sowohl die Fontainebleauer wie die Impressionisten, und begegnete den hervorragendsten Vertretern ihrer Lehre bei uns zu Lande. Aber großen Wert hat man bei Gurlitt immer auf eine gewisse deutsche Nuance gelegt, auf solche Maler, die durch eine bestimmte Art der technischen Ausbildung, des guten Handwerks oder durch eine eigentümliche romantische Note uns vor allem die Besonderheit der deutschen Malerei im letzten Jahrhundert verkörpern. So z. B., außer den bereits Genannten, M. von Schwind und Spitzweg, Thoma und Haider, Toni Stadler und Schönleber, Uhde und Lesser Ury, Scholderer und Teutwart
Schmittson, Piglhein und Hans Olde, Victor Müller und Leistikow — eine sehr bunte Reihe, die trotzdem in gewissem Sinne einen Zusammenhang darstellt. Von allen diesen Künstlern sind jetzt bezeichnende Stücke zu einer interessanten Umschau zusammengestellt. Dabei notiert der Katalog für jeden die Jahre, die ihn schon früher bei Gurlitt sahen. Es ist ein kleiner Ausschnitt aus der Geschichte der Berliner Kunstausstellungen, der damit gegeben wird.
Cassirer beginnt eine Serie von Ausstellungen, in denen deutsche Privatsammlungen ihre Schätze der Öffentlichkeit vorstellen sollen — ein guter Gedanke, denn man wird auf diese Weise mancherlei zu sehen bekommen, was sich sonst verbirgt, und wird eine Vorstellung von der Art gewinnen können, wie und was vorzugsweise gesammelt wird. Den Anfang macht jetzt die Sammlung Reber aus Barmen, eine ganz junge Gemäldegalerie, die eben darum in manchem Betracht wohl als eine typische Erscheinung gelten darf. Man spürt den Einfluß des Prinzips, das Herr von Nemes in Budapest für seine vielbesprochene Sammlung aufgestellt, und für das noch Tschudi lebhaft Propaganda gemacht hat: das Prinzip, nicht alte und moderne Kunst zu scheiden, sondern sowohl klassische und längst vergangene, wie neue und neueste Kunst zu kaufen. Dabei soll nur eine Tendenz gelten: die auf gute Qualität des Einzelbildes. Nemes hatte dabei noch einen andern, gleichsam entwicklungsgeschichtlichen Zweck im Auge. Er wollte Zusammenhänge aufzeigen, die sich zwischen manchen Meistern aus verschiedenen Jahrhunderten ergeben, so etwa zwischen Greco und Cézanne, oder auch zwischen allgemeinen Bewegungen vor Jahrhunderten und heute. Herr Reber hat sich nicht auf solche Verbindungen und Beziehungen festgelegt, sondern, im ganzen von erfahrenen Fachleuten beraten, gekauft, was ihn persönlich interessierte. Das Schwergewicht liegt allerdings auch hier in den »Klassikern« des französischen Impressionismus von Manet bis van Gogh. Er greift in der Pariser Kunst auch ein wenig zurück und hat Werke von Daumier, Corot, Courbet, übrigens nicht durchweg Proben ersten Ranges. Aber sein Hauptmeister ist Cézanne, von dem er nahezu ein Dutzend Werke aus der reifsten Zeit besitzt: herrliche Stilleben, ein paar der besten Porträts, Landschaftliches, Akte, einen Harlekin und, als ein in Berlin unbekanntes Meisterstück, das große Bild eines jungen Philosophen, der am Tisch sinnend vor Büchern und einem Totenschädel gegen einen blumig gemusterten blauen Vorhang sitzt. Herr Reber ist offenbar dem Grundsatz gefolgt, nur solche Cézannes zu erwerben, die eine möglichst bildmäßige Abrundung und Ausführung zeigen; gerade dadurch erscheint die Vertretung des Meisters bei ihm besonders eindrucksvoll. Nicht so gut ist van Gogh vorläufig repräsentiert. Aber sehr schön Manet, von dem man neben einem Stilleben und einer frühen Marine das kostbare Bild eines Knaben mit seinem Hunde und vor allem das monumentale Porträt Antonin Proust sieht, dessen Erinnerungen an Manet soeben veröffentlicht werden. Interessant sind dann besonders eine kleine Winterlandschaft von Félicien Rops, die man niemals auf diesen Künstler taufen würde, wenn sie nicht einwandsfrei mit seiner Widmung signiert wäre, ein ungewöhnlich fesselndes Frauenporträt von Monticelli und ein ganz in großen farbigen Flächen gemaltes Tahiti-Mädchen von Gauguin, das zwar die äußerlichere, weniger kräftige Art dieses Malers gegen Cézanne und van Gogh auffallend deutlich abhebt, aber in seiner dekorativen Haltung doch von delikater Wirkung ist. Und zwischen diesen modernen Stücken nun, unbekümmert um historische Einschachtelungen, alte Bilder verschiedenster Provenienz,