Die erneute Untersuchung der vielen kleinen Wappen hat leider einen mehr negativen Erfolg gehabt, indem sich herausstellte, daß der Zeichner vielfach Phantasiewappen gab, und daß der später nacharbeitende Miniator mit den Tingierungen erst recht nach Gutdünken verfuhr. Aufschlußreicher gestaltete sich dafür die Untersuchung der Orden und »Livreen«. Es betrifft dies besonders die in den Zeichnungen vorkommenden Ritter des »Kannenordens«, eines in Spanien 1332 gegründeten und 1473 von Kaiser Friedrich III. erneuerten Ordens, dessen Abzeichen eine vasenartige Kanne auf weißer Stola ist. Ferner wird mit Sicherheit der Ritter links auf der Turnierdarstellung (Taf. 23) nach seiner Rosen-Livree als Burgunder, der rechts nach der Livree mit dem gekrönten E als Habsburger nachgewiesen und die Deutung auf Karl den Kühnen und den jungen Maximilian wahrscheinlich gemacht. Auf der Roßdecke dieses Ritters befindet sich nun in Gestalt einer Buchstaben-Livree die rückläufige Inschrift, die Bossert, wie bekannt, als Henrich Mang F. liest und hier nochmals nach allen Seiten mit überzeugenden Gründen als Signatur des Hausbuchmeisters nachweist. Hat sich auch eine urkundliche Erwähnung eines Heinrich in der sonst wohlbekannten Künstlerfamilie Mang noch nicht gefunden, so darf eine solche Lücke und Tücke der Überlieferung nicht an der Richtigkeit dessen irre machen, was uns der Künstler selbst in einer originellen, ihm sehr wohl zuzutrauenden, versteckten Form mitteilt.
Aller Voraussicht nach wird die schöne Publikation, deren treffliche Ausstattung dem Verlage E. A. Seemann zur Ehre gereicht, der Kunst des Hausbuchmeisters neue Verehrer zuführen und auch dem Deutschen Vereine für Kunstwissenschaft neue Freunde gewinnen.
F. BECKER.
PERSONALIEN
Dr. Ernst Bassermann-Jordan in München hat sich seit Jahren durch wichtige Studien um die Aufhellung der bayerischen Kunstgeschichte sehr verdient gemacht, deshalb werden seine Fachgenossen mit Vergnügen vernehmen, daß der Prinzregent dieses durch Verleihung des Titels Professor anerkannt hat.
Der Architekt Max Wrba, bisher Assistent an der Dresdener Technischen Hochschule, ein geborener Münchner, wurde zum Direktor der staatlich-städtischen Handwerkerund Kunstgewerbeschule in Bielefeld gewählt.
Amsterdam. Zum Direktor des Kupferstichkabinetts des Ryksmuseums ist ernannt der bisherige Unterdirektor der Sammlung Jonkheer H. Teding van Berkhout, und zum Unterdirektor der bisherige Assistent Dr. jur. N. Beets.
DENKMALPFLEGE
in Orleans und ein wenig auch in Paris hat man sich über die beabsichtigte Zerstörung des mitten in der Stadt gelegenen, von gotischen Hallen umgebenen alten Friedhofes aufgeregt. Der Platz ist seit 200 Jahren so oft restauriert und erneuert worden, daß eigentlich nicht viel Ursprüngliches mehr erhalten ist, aber trotzdem macht er einen sehr bedeutenden, allerdings mehr durch die Poesie des Ortes als durch die künstlerische Besonderheit des Kreuzganges hervorgerufenen Eindruck. Der Stadtrat, an dessen Spitze als Bürgermeister der Deputierte Rabier
steht, wollte den Friedhof zerstören und das Terrain zu Bauplätzen verkaufen, dagegen hatten einige Einwohner sich an den Staat gewandt und verlangt, daß der Ort unter die Monuments historiques aufgenommen und so vor Vernichtung bewahrt werde. Die Entscheidung des Staatssekretärs der Schönen Künste ist im Sinne der Freunde des alten Friedhofes ausgefallen, und dieser wird nicht nur erhalten bleiben, sondern auch einer nochmaligen gründlichen Restauration unterzogen werden.
Von den Malereien in der Kirche zu Holebüll, nördlich von Flensburg, ist schon zu wiederholten Malen die Rede gewesen, und da sie nicht unwichtig sind, mag etwas Genaueres darüber, nach dem jetzigen Stande, mitzuteilen sein. Die Kirche selbst ist ein bescheidener Feldsteinbau gewesen; im 13. Jahrhundert ist sie umgebaut und der Chor in Ziegeln östlich gradlinig abgeschlossen worden. Aus der gleichen Zeit ist auch der Chorbogen. An diesem sind Reste seiner einfachen ersten Bemalung: im Bogen eine recht rohe Quaderungseinteilung, bewirkt durch rote Linien, und an der westlichen Ansichtsseite des Bogens eine Einfassung von gemalten, roten und schwarzen Ziegeln. Aus derselben Zeit sind einige hübsche angemalte Weihekreuze. Gegen Ende des Mittelalters ward der quadratische Chor eingewölbt. Dabei hat alles eine neue Ausmalung erhalten, die zwar im Schiffe fast gänzlich zerstört ist, aber im Chorbogen und allen Teilen des Chors sich unter der Tünche gefunden hat; sie ist ausgezeichnet sowohl nach der Feinheit und künstlerischen Güte als auch nach der Vollständigkeit der Erhaltung in ihren sämtlichen Motiven. Teils ist sie in der altbekannten sogenannten hanseatischen Manier, mit schwunghaftem braunem und grünem Rankenwerk ausgeführt, teils aber auch ganz in derselben hochentwickelten, durch Feinheit der Anlage sowohl als der Ausführung hochstehender Dekoration, die sich vor drei Jahren in der Flensburger St. Johanniskirche gefunden hat und welche diese Kirche nun, nach ihrer durch Aug. Wilckens’ Hand bewirkten Herstellung, zu einem der schönst ausgezierten und wertvollsten Gotteshäuser des Landes macht. Grünes Rankenwerk mit hochentwickelten stilisierten Blumen überzieht die Flächen; feine gereihte Ornamente bilden die Charakterisierung der Friese. Die östliche Gewölbkappe zeigt ein figurenreiches Jüngstes Gericht zu den Füßen des auf dem Regenbogen sitzenden, von Maria und Johannes angebeteten Erlösers. Man kann sich von der geplanten Wiederherstellung dieser Malereien ein sehr wertvolles Ergebnis versprechen, und wenn auch noch im übrigen die Kirche, wie beabsichtigt wird, mit ihrer Ausstattung außen und innen mit aller Sorgfalt instand gesetzt wird, so wird sie, die bislang zu den geringsten gezählt hat, neben die besten treten. Zur Herstellung drängt namentlich auch der gotische Altar, der aus dem 15. Jahrhundert stammt und in zwei Geschossen gute Einzelfiguren der Apostel, der Magdalena und Johannes des Täufers zeigt. Die Neuordnung der Figuren hat ergeben, daß zwei davon fehlen, was früher unbemerkbar war: Unzweifelhaft stellten die fehlenden die Krönung der Maria durch Christus vor: es erhellt das aus der Vergleichung mit den nicht seltenen Altaraufsätzen derselben Art, die sich sonst im Lande finden. Hpt.
DENKMÄLER
Wien. Für ein Denkmal für den österreichischen Dichter Adalbert Stifter, das im Türkenschanzparke mit einem Kostenaufwande von 40000 K. errichtet werden soll, ergeht ein Preisausschreiben für deutsch-österreichische Bildhauer, für welches drei unteilbare Preise zu 1000 K. ausgesetzt sind. Die Jurymitglieder gehören — soweit