geworden. Man erkennt das aus der sehr lehrreichen Gegenüberstellung einiger fertiger Stücke mit den Entwürfen. Von Wallot endlich bringt die Ausstellung zu wenig. Es ist im wesentlichen das, was in Berlin zur Hand war, und was man schon neulich bei der Gedächtnisfeier im Reichstage in einem Nebenraum aufgereiht fand. Also vor allem die Konkurrenzentwürfe und die veränderten Zeichnungen des Reichstags selbst, die abermals in Erinnerung rufen, wie der Bau Wallots durch äußere Einflüsse seine ursprüngliche majestätische Wirkung halb einbüßte. Dann Detailzeichnungen für den Reichstagsbau, in denen man die Faust des genialen Architekten spürt, und einige andere Entwürfe, wie der zur Trauerdekoration des Berliner Schlosses für die Beisetzung Kaiser Wi helm I. und das Wettbewerbsprojekt für das Niederwalddenkmal mit seinem imposanten Hallenbau. Den bedenklichen Entwurf zur Freilegung des Brandenburger Tores hätte man gern entbehrt. Dafür vermißt man Zeugnisse aus Wallots Frankfurter Frühzeit und aus der letzten Epoche in Dresden.
Hannover. Kestner-Museum, Sonderausstellung der im Jahre 1912 erworbenen Gemälde moderner Meister. Auf die hohe und einzigartige Bedeutung der malerischen Leistungen der deutschen Künstlergeneration der siebziger und achtziger Jahre ist von berufener Seite zeitig genug aufmerksam gemacht worden und an posthumen Kränzen für diesen während seines Schaffens schmählich unbeachteten Kreis hat es nicht gefehlt. Freudig zu begrüßen ist es aber, wenn sich nun auch die Museen dazu entschließen, aus dieser Periode so viel als möglich charakteristische Werke zu erwerben, um sich mit ihnen außer ihrem Werte an sich die Grundlage für den Ausbau einer verständnisvoll und mit Überlegung angelegten Galerie moderner und modernster Meister zu sichern. Aus diesem Grunde werden die Erwerbungen des Museums mit ihrer offensichtlichen Bevorzugung des Leibikreises vollkommen verständlich. Schuch und Hagemeisters Werke sind am zahlreichsten vertreten und stattlich genug, um von diesen beiden Künstlern eine klare Vorstellung ihres Werdeganges, ihrer Tendenzen und des von ihnen Erreichten zu vermitteln. Lediglich aus Rücksichten auf den vorhandenen Bestand und aus mehr oder minder naheliegenden Opportunitätsgründen sind die Erwerbungen der außerhalb dieses Kreises liegenden Bilder anzusehen, die aber — auch wenn sie des Zusammenschlusses zu einer organischen Gruppe entbehren — als durchaus günstigen Zuwachs zur Galerie anzusehen sind. Zu ihnen gehören: H. Berger, Männlicher Halbakt; F. Hodler, Studienkopf und Eingeschlafener Jüngling; J. Israels, Selbstbildnis; Fr. v. Lenbach, Bäuerin mit Kind, Bildnis des Architekten Gedon, Bildnis des Fürsten Bismarck; M. Slevogt, Frankfurt a. M.; K. Spitzweg, Straßenmusikanten, Landschaft mit badenden Frauen; A. Spring, Bildnis des Malers H. Engl, Kücheninterieur, Klostergang, und E. Zimmermann, Studienkopf eines alten Mannes.
W. Leibi mit seinem »Bauernmädchen« vom Jahre 1881 gibt als Führer und Anreger den Auftakt zu den Werken der um ihn geschaarten Gruppen. Nicht ohne Absicht finden wir hier K. Schuch mit zwanzig Werken am stattlichsten vertreten. Es kann auch keine Frage sein, von wie hohem Werte es für eine Galerie ist, einen und dazu einen der tiefsten und sympathischsten Künstler des Leibikreises in annähernder Vollständigkeit seines Schaffens vorführen zu können. Noch unter seines Lehrers Halauska Bann stehend erweist sich »die Landschaft mit Brückenruine«, um dann in Werken der siebziger Jahre den Einfluß Leibis und Trübners in einer Reihe von Bildern wie dem »Kloster im Grünen« (1874), den drei Bildern aus Olevano (1875), dem
bezaubernden »Hof von St. Gregorio-Abbazia« (1876—77), den Stilleben wie der »Trödelbude« (vom Jahre 1877) u. a., und in den Arbeiten der achtziger Jahre die für seineMalweise heilsame Berührung mit den Franzosen wie in dem »Stilleben mit Poréebündel« u. a. aufzuweisen.
Schuchs Freund und langjähriger Genosse K. Hagemeister nimmt mit seinen Werken den zweiten Platz ein. Auch von ihm sind Frühwerke wie »das Motiv aus der Campagna« (vom Jahre 1876), Arbeiten der mittleren Zeit wie das Walddickicht« (1879) und solche der Spätzeit wie »die Meeresbrandung« (1909) so voll persönlichen Strebens, um ein völlig zureichendes Bild des Werdeganges und der Bedeutung dieses kernigen, märkischen Meisters zu vermitteln.
Einige wenige, aber typische Werke des weiteren und näheren Kreises um Leibi schließen die Vorstellung dieser Künstlergeneration zu einem schönen Rund. Wir begegnen Theodor Alt mit dem reizenden Bilde der »Siebenschläferinund dem pastos gemalten »Porträt seines Vaters«, Johann Sperl mit der »Fränkischen Bauernstube« und dem »Haus in Rosen« und W. Trübner mit zwei genialen Frühwerken, »dem spanischen Bauer« und dem äußerst geschmackvollen »Mädchenbildnis« (aus den achtziger Jahren). v. c. H.
Ausstellung des Steiermärkischen Kunstvereins in Graz. Sie ist interessant, weil sie jedem etwas und somit vieles gibt. Sehr viel Figurales, was ja immer mehr zur Kritik anregt und Interesse erweckt. Unter den Künstlern, die sich hier Rendezvous gaben, sind viele von europäischem Rufe. Ich halte es im Interesse der heimischen Kunst für vorteilhaft, Anregungen von außen zu erhalten, da solche Blutauffrischung stets not tut. Der Zweck einer Ausstellung wird nicht durch die Darbietung von Gleichartigem und Gleichwertigem, sondern von verschiedenem erreicht. Von Interesse ist es diesmal wieder, unsere alten Bekannten in neuester Entwicklung zu sehen. — Wenn jemand die nördliche See kennt, muß er sie mit den Augen eines O’Lynch of Town sehen. Hermann Zeilinger ist kräftiger geworden, voll Stimmung und Farbe Gustav Kampmann. Spiro und Artur Kampf sind mit Porträts vertreten. Ein lebensfroher Schaffer ist Max Kuschel aus München. Rudolf Schramm-Zittau erfreut durch eine pulsierende Ansicht des Münchner Karlsplatzes. Walter Georgis Knabenbildnis ist etwas wässerig; originell, wenn auch gesucht, ist Dora Hitz, die ein Porträt der Frau Gerhart Hauptmann bringt. Josef Kühn und Richard Kaiser haben jene feine Interieurstimmung geschaffen, die warm und beruhigend wirkt. — Gilda Moise hat sich sehr entwickelt; voll zarter Hoffnung wirkt ihr Frühling am Bodensee. Der Fürstenfelder Mader bleibt durch sein feines, tiefempfundenes Bild »Die Schlafende« in Erinnerung. Es würde zu weit führen, sich mit jedem zu befassen. Nur Diet will ich erwähnen. Ist es die Massenarbeit, die nicht bekommt, oder hat er sich etwas vernachlässigt? Reizende Zeichnungen bringt Emmy Singer. Insbesondere sei noch die Bronzeplastik erwähnt, die von Danmüller, Henn, Heine, Liebermann, Vierthaller entzücken oder den frohesten Humor auslösen. Dr. Richard Schlossar.
Buchkunstabteilung auf der Leipziger Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik. Der Verein deutscher Buchgewerbekünstler, der kürzlich unter dem Vorsitz von Prof. Walter Tiemann in Leipzig seine Generalversammlung abhielt, hat dort beschlossen, die Abteilung »Neuzeitliche Buchkunst« auf der Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik zu veranstalten, während die Gruppe »Freie Illustration« dem Verbande deutscher Illustratoren überlassen bleibt. Folgende Sondergruppen sollen gebildet werden: Buchkunst, Gebrauchsgraphik, Plakat, Kleingraphik, die
Hannover. Kestner-Museum, Sonderausstellung der im Jahre 1912 erworbenen Gemälde moderner Meister. Auf die hohe und einzigartige Bedeutung der malerischen Leistungen der deutschen Künstlergeneration der siebziger und achtziger Jahre ist von berufener Seite zeitig genug aufmerksam gemacht worden und an posthumen Kränzen für diesen während seines Schaffens schmählich unbeachteten Kreis hat es nicht gefehlt. Freudig zu begrüßen ist es aber, wenn sich nun auch die Museen dazu entschließen, aus dieser Periode so viel als möglich charakteristische Werke zu erwerben, um sich mit ihnen außer ihrem Werte an sich die Grundlage für den Ausbau einer verständnisvoll und mit Überlegung angelegten Galerie moderner und modernster Meister zu sichern. Aus diesem Grunde werden die Erwerbungen des Museums mit ihrer offensichtlichen Bevorzugung des Leibikreises vollkommen verständlich. Schuch und Hagemeisters Werke sind am zahlreichsten vertreten und stattlich genug, um von diesen beiden Künstlern eine klare Vorstellung ihres Werdeganges, ihrer Tendenzen und des von ihnen Erreichten zu vermitteln. Lediglich aus Rücksichten auf den vorhandenen Bestand und aus mehr oder minder naheliegenden Opportunitätsgründen sind die Erwerbungen der außerhalb dieses Kreises liegenden Bilder anzusehen, die aber — auch wenn sie des Zusammenschlusses zu einer organischen Gruppe entbehren — als durchaus günstigen Zuwachs zur Galerie anzusehen sind. Zu ihnen gehören: H. Berger, Männlicher Halbakt; F. Hodler, Studienkopf und Eingeschlafener Jüngling; J. Israels, Selbstbildnis; Fr. v. Lenbach, Bäuerin mit Kind, Bildnis des Architekten Gedon, Bildnis des Fürsten Bismarck; M. Slevogt, Frankfurt a. M.; K. Spitzweg, Straßenmusikanten, Landschaft mit badenden Frauen; A. Spring, Bildnis des Malers H. Engl, Kücheninterieur, Klostergang, und E. Zimmermann, Studienkopf eines alten Mannes.
W. Leibi mit seinem »Bauernmädchen« vom Jahre 1881 gibt als Führer und Anreger den Auftakt zu den Werken der um ihn geschaarten Gruppen. Nicht ohne Absicht finden wir hier K. Schuch mit zwanzig Werken am stattlichsten vertreten. Es kann auch keine Frage sein, von wie hohem Werte es für eine Galerie ist, einen und dazu einen der tiefsten und sympathischsten Künstler des Leibikreises in annähernder Vollständigkeit seines Schaffens vorführen zu können. Noch unter seines Lehrers Halauska Bann stehend erweist sich »die Landschaft mit Brückenruine«, um dann in Werken der siebziger Jahre den Einfluß Leibis und Trübners in einer Reihe von Bildern wie dem »Kloster im Grünen« (1874), den drei Bildern aus Olevano (1875), dem
bezaubernden »Hof von St. Gregorio-Abbazia« (1876—77), den Stilleben wie der »Trödelbude« (vom Jahre 1877) u. a., und in den Arbeiten der achtziger Jahre die für seineMalweise heilsame Berührung mit den Franzosen wie in dem »Stilleben mit Poréebündel« u. a. aufzuweisen.
Schuchs Freund und langjähriger Genosse K. Hagemeister nimmt mit seinen Werken den zweiten Platz ein. Auch von ihm sind Frühwerke wie »das Motiv aus der Campagna« (vom Jahre 1876), Arbeiten der mittleren Zeit wie das Walddickicht« (1879) und solche der Spätzeit wie »die Meeresbrandung« (1909) so voll persönlichen Strebens, um ein völlig zureichendes Bild des Werdeganges und der Bedeutung dieses kernigen, märkischen Meisters zu vermitteln.
Einige wenige, aber typische Werke des weiteren und näheren Kreises um Leibi schließen die Vorstellung dieser Künstlergeneration zu einem schönen Rund. Wir begegnen Theodor Alt mit dem reizenden Bilde der »Siebenschläferinund dem pastos gemalten »Porträt seines Vaters«, Johann Sperl mit der »Fränkischen Bauernstube« und dem »Haus in Rosen« und W. Trübner mit zwei genialen Frühwerken, »dem spanischen Bauer« und dem äußerst geschmackvollen »Mädchenbildnis« (aus den achtziger Jahren). v. c. H.
Ausstellung des Steiermärkischen Kunstvereins in Graz. Sie ist interessant, weil sie jedem etwas und somit vieles gibt. Sehr viel Figurales, was ja immer mehr zur Kritik anregt und Interesse erweckt. Unter den Künstlern, die sich hier Rendezvous gaben, sind viele von europäischem Rufe. Ich halte es im Interesse der heimischen Kunst für vorteilhaft, Anregungen von außen zu erhalten, da solche Blutauffrischung stets not tut. Der Zweck einer Ausstellung wird nicht durch die Darbietung von Gleichartigem und Gleichwertigem, sondern von verschiedenem erreicht. Von Interesse ist es diesmal wieder, unsere alten Bekannten in neuester Entwicklung zu sehen. — Wenn jemand die nördliche See kennt, muß er sie mit den Augen eines O’Lynch of Town sehen. Hermann Zeilinger ist kräftiger geworden, voll Stimmung und Farbe Gustav Kampmann. Spiro und Artur Kampf sind mit Porträts vertreten. Ein lebensfroher Schaffer ist Max Kuschel aus München. Rudolf Schramm-Zittau erfreut durch eine pulsierende Ansicht des Münchner Karlsplatzes. Walter Georgis Knabenbildnis ist etwas wässerig; originell, wenn auch gesucht, ist Dora Hitz, die ein Porträt der Frau Gerhart Hauptmann bringt. Josef Kühn und Richard Kaiser haben jene feine Interieurstimmung geschaffen, die warm und beruhigend wirkt. — Gilda Moise hat sich sehr entwickelt; voll zarter Hoffnung wirkt ihr Frühling am Bodensee. Der Fürstenfelder Mader bleibt durch sein feines, tiefempfundenes Bild »Die Schlafende« in Erinnerung. Es würde zu weit führen, sich mit jedem zu befassen. Nur Diet will ich erwähnen. Ist es die Massenarbeit, die nicht bekommt, oder hat er sich etwas vernachlässigt? Reizende Zeichnungen bringt Emmy Singer. Insbesondere sei noch die Bronzeplastik erwähnt, die von Danmüller, Henn, Heine, Liebermann, Vierthaller entzücken oder den frohesten Humor auslösen. Dr. Richard Schlossar.
Buchkunstabteilung auf der Leipziger Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik. Der Verein deutscher Buchgewerbekünstler, der kürzlich unter dem Vorsitz von Prof. Walter Tiemann in Leipzig seine Generalversammlung abhielt, hat dort beschlossen, die Abteilung »Neuzeitliche Buchkunst« auf der Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik zu veranstalten, während die Gruppe »Freie Illustration« dem Verbande deutscher Illustratoren überlassen bleibt. Folgende Sondergruppen sollen gebildet werden: Buchkunst, Gebrauchsgraphik, Plakat, Kleingraphik, die