graphischen Künste im Buche, die Schreibkunst, Druckschriften, Illustrationen mit neuzeitlichem Reproduktions- Verfahren. Der Verein wird seine Jury für die Ausstellung durch Nichtmitglieder verstärken. Für die Gruppe »Plakatwurde eine Kommission gebildet, der außer dem Vorsitzenden Lucian Bernhard, Erich Gruner, Dr. Emil Preetorius und Walter Buhe angehören. Ebenso wurde für die Schriftgruppe eine Kommission gebildet mit Heinrich Wieynk als Vorsitzenden, Rudolf Koch und Hermann Delitzsch, für die Druckschriftengruppe eine solche mit Heinz König, Prof. Schiller und Prof. E. R. Weiß. Die Kommissionen werden gemeinsam mit der Vereinsjury auch jurieren.
Aus dem Hamburger Kunstleben. Vor einiger Zeit traf ich auf dem Wege nach dem Kunstverein einen Bekannten. Wohin ich gehe? Ich sagte es ihm. Ob er mich begleiten dürfe? Gerne. An der Türe des betreffenden Gebäudes machte er halt. Ob er nicht mit eintreten wolle? Er lehnte dankend ab. Er wollte nur einmal sehen, wo der Kunstverein zu Hause ist. Ein weitergehendes Interesse hatte er nicht. Und der Mann, der also sprach, gehörte der besitzenden Klasse an. Ich will nicht behaupten, daß die Mehrheit nach diesem Einen beurteilt werden dürfe, aber ebenso gewagt wäre es zu versichern, daß er der Gesinnungsgenossen entbehrt. Nun ist das Ausstellungslokal unseres Kunstvereins allerdings so ungünstig als möglich gelegen. Der Zugang ist von einem Weißzeugund einem Tapisserieladen flankiert und man kann ein dutzendmal an dem Hause vorübergehen, ohne darauf zu kommen, daß dahinten, zwischen Wohnungstreppe und Kellertüre, der Zugang zum Ausstellungslokale zu suchen ist. An einen Erklärungsgrund für die in dieser Sache bewiesene Uninteressiertheit fehlte es meinem Bekannten also nicht. Ob dieser Grund aber auch als Entschuldigung gelten könnte in einem Gemeinwesen, in dem ein wirkliches Interesse an der Kunst in der Menge lebendig ist? Und doch darf an dem Vorhandensein eines solchen Interesses in Hamburg nicht gezweifelt werden, wenn man sieht, mit welcher Raschheit die für den Bau eines eigenen Ausstellungsgebäudes geforderten Summen gezeichnet worden sind. Wenigstens muß das als Beweis für das Vorhandensein eines guten Willens gedeutet werden. Zur Beförderung und Belebung eines tiefer gehenden Kunstinteresses gehört freilich mehr als bloße Geldbewilligung. Vor allem bedarf es hier einer zielbewußten Erziehung zur Kunst, für die wieder die öffentlichen Kunstausstellungen den Boden zu bereiten haben. Da ist es denn erfreulich, feststellen zu können, daß wenigstens nach dieser Seite hin bei uns nichts verabsäumt wird. Ein neuer Leiter unseres Kunstvereins, der von Weimar nach hier übergesiedelte Hofrat Theodor Brodersen, scheint überdies von der löblichen Absicht geleitet, als Hecht in dem Karpfenteich unseres herkömmlichen Ausstellungwesens wirken zu wollen, was nur zu billigen wäre. Und in der Tat mutet die erste große Ausstellung, mit der Hofrat Brodersen in diesen Tagen hervorgetreten ist — eine größere Vorführung von Werken des Tiroler Monumentalmalers Albin Egger-Lienz — wie eine erste Bestätigung dieser schönen Absicht an. Egger-Lienz war bei uns bisher noch unbekannt. Keines seiner, in Empfindung und Komposition so verblüffend wuchtigen Werke hat bisher den Weg zu uns gefunden, was angesichts des starken wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Aufschwunges, in dem das neue Hamburg sich zurzeit befindet, eigentlich zu bedauern ist, denn Egger- Lienz ist ein starker Anreger, und wenn auch in seinem Empfinden erzkatholisch und in seinen Farben monochrom bis zum Asketischen, enthält seine Kunst doch vieles, was gerade in dem kühlen protestantischen Norden auf sinn
volles Verständnis rechnen darf. Die Ausstellung enthält die beiden Landsturmbilder aus den Jahren 1809 und 1813, jenes mit dem Tod, dieses mit dem Kreuz schwingenden Pater Haspinger als Führer; das mit seiner Sippe andachtsvoll an den »Tisch des Herrn« herangetretene bäuerliche Paar; Sämann und Satan; das Triptychon »Die Erde«, das Hauptstück aus dem Wiener Temperaflies: »König Etzels und Kriemhildes Einzug zu ihrer Hochzeitsfeier in Wienu. a. m. Für Mittel- und Südeutschland also lauter gute Bekannte, wirken diese großzügigen Bildwerke bei uns in jedem Sinne wie künstlerisches Neuland.
Im Kunstsalon Commeter hat ein junger Hamburger Pastorensohn, W. v. Ruckteschel, eine größere Sammelausstellung veranstaltet, an der das interessanteste Moment darin besieht, daß es den Nachwuchs des Nachwuchses so ziemlich dort wieder angelangt zeigt, wo die älteren Vordermänner des Nachwuchses Nummer eins gestanden haben. Seine wichtigeren Porträts sind gut beobachtet und gehen dem Leben nach, und seine Landschaften, die in ihrer Mehrheit das alpine Hochland behandeln, sind stark farbig und von flutendem Licht durchzogen. Also, wenn auch in der Farbe ein Kind seiner Zeit, ist v. R. in Zeichnung, Stil und Konzept durchaus kein Moderner im modernistischen Sinne. Schade nur, daß der begabte junge Mann vom Wert des Eigenpersönlichen noch keine rechte Vorstellung zu haben scheint. Seine Landschaften wirken beim ersten Hinsehen vielfach wie Ausschnitte aus Segantinischen Originalen. Da muß er gründlich Wandel schaffen, denn ohne eigenes Schauen keine eigene Kunst.
Im Kunstsalon L. Bock & Sohn ist eine Reihe Münchener Eigenbrödler, vorwiegend Mitglieder der Sezession und der Scholle, neben einer größeren Anzahl von Eugen Brachtschülern, die anläßlich des siebzigsten Geburtstages ihres Meisters sich zu einer Sonderausstellung zusammengetan haben, mit ansehnlichen Werken vertreten. Bei einem Vergleiche schneiden die überwiegend im freien Spiel der Kräfte zur Entwicklung gelangten Münchener — Jul. Diez, Fritz Erler, Walther Firle, W. Georgi, Th. Th. Heine, Angelo Jank, J. S Junghanns, R. Kaiser, A. Münzer, Leo Putz, Toni Stadler, H v. Zügel u. a. — entschieden besser ab. Fast daß man sager könnte, so viele »Münchener«, so viele Wegweiser zum Herzen der Natur, während mit Ausschluß einiger weniger, die sich selbst gefunden haben, — Oskar Frenzel, L. Dettmann, W. Feldmann — die Mehrheit der Brachtschüler, bei aller sonstigen Bravheit, keinen Anspruch erheben kann, als solche Wegweiser genommen zu werden.
H. E. w.
Londoner Ausstellungen. Gleich wie es nach dem Tode von Lord Leighton und Millais der Fall war, so hat auch nach dem Ableben von Sir Lawrence Alma-Tadema, die Königliche Akademie ihre Gepflogenheit der Abhaltung einer Winterausstellung alter Meister zugunsten von Werken des letztgenannten Künstlers aufgegeben. 205 Bilder und Zeichnungen, darunter 150 Ölgemälde, befinden sich zur Stelle, die ungefähr ein Drittel sämtlicher Schöpfungen des Meisters bilden. Obgleich einige hervorragende Arbeiten fehlen, so ist doch die Ausstellung vollkommen repräsentativ, da alle Perioden vertreten sind und der Entwickelungsgang Alma-Tademas sich hier vollkommen überschauen läßt, und zwar um so besser, da die Übersicht durch die chronologische Anordnung erleichtert wird.
Ich erinnere nur kurz daran, daß der Künstler am 8. Januar 1836 in dem Dorf Dronryp, nahe bei Leeuwarden in Holland, als der jüngste Sohn des Notars Pieter Tadema, geboren wurde. Die eigentliche Schreibweise seines Vornamens, wie sie im Taufregister steht, ist nicht »Lawrence«, sondern »Lourens«. Der Vater starb bereits, als der