Figürliches darstellen, zeigen sie futuristische Spielereien, die den Snob interessieren mögen, Kunst hat mit dieser ausgesprochenen Literatur nichts mehr zu tun. Am besten wirkt noch Braque in einer kleinen Landschaft, aber man weiß bei diesem nie, wem er gerade nachempfindet.
Franc Burty sucht sich diesem Kubismus in einem Stilleben zu nähern, welches im übrigen die beste seiner Leistungen ist. In einem Akt denkt man bis zum Gürtel, daß er zeichnen kann, von da abwärts verliert sich jedes Verständnis. Seine Arbeit grenzt schon stark ans Dilettantische.
Sehr originell sind Skulpturen des Spaniers Agero, vor allem ein kleiner Holzkrieger, bei dem ich besonders die Verwertung des Materials schätze. Auch eine in Bronze gehaltene Plakette, eine Männerfigur darstellend, ist raffiniert, wo hingegen der Stierkampf, aus Eisen getrieben, recht trivial erscheint.
Die Landschaften des Portugiesen Cardoso, dessen kubistische Zeichnungen ich bereits erwähnte, sind lustige Versuche, die modernste Malerei ins Kunstgewerbliche hinüber zu führen, wobei sie schließlich auch wohl enden wird. Denn mit dieser rein verstandsgemäßen Auflösung jedes malerischen und zeichnerischen Problems muß man schließlich zum Teppich kommen. Am stärksten tritt dies an einem kleinen Stilleben hervor, auch in den Einzelheiten der Landschaften, wo man nicht weiß, ob man eine Blüte, einen Schmetterling oder eine Flugmaschine vor sich hat. Immerhin ist er farbig reizvoll und unterscheidet sich so angenehm von den eigentlichen Kubisten mit ihrem langweiligen Grau.
Zum festen Stamm Pariser Künstler, die aus Deutschland kommen, gehört Sophie Wolff. Sie ist entschieden eine der stärksten Begabungen unter unsern heutigen Frauenkünstlerinnen. Es ist erfreulich an ihr, wie sie ständig sucht und sich die neuen Ideen, welche die Pariser Kunst aufwirft, zu assimilieren unternimmt. In ihren Stilleben ist sie lichter geworden, sie tändelt im Frieszschen Sinne mit den Farben, wobei sie immer harmonisch und gehaltvoll bleibt. Ein bildhauerischer Versuch von ihr ist nicht ohne Interesse, die kleine Büste ist sympathisch, aber doch zu malerisch gesehen, was bei ihr kein Wunder ist.
Sophie Blum-Lazarus gehört ebenfalls zu den Deutschen, die durch langjährigen Aufenthalt in Paris zur französischen Kunst zu zählen sind. Sie beschränkt sich weise auf ein kleines Format. In ihren Pastellen sucht sie neuerdings wie Sofie Wolff die gemilderte moderne Richtung und wahrt auch hier den ihr eigenen guten Geschmack, der aus ihrem Stilleben dem Kenner Pariser Salons längst bekannt ist.
Auch eine Deutsche ist Emilie Gemmel aus Paris, sie hat Landschaften, die mit jenen Marchands zusammen zu nennen sind; wenn man die Natur in dieser Art geschmackvoll vereinfacht, wird man nicht auf Einwände stoßen.
Diesen jüngsten Pariser Kunstversuchen gegenüber ist es wohl angebracht, zum Vergleich unsere deutschen Hypermodernen heranzuziehen, zumal diese unleugbar auf französischen Einfluß zurückgehen. Die
neue Sezession kann ihre Verwandtschaft mit Cézanne, van Gogh, Gauguin, insbesondere letzterem, nicht abstreiten, wenn auch die Beziehungen ziemlich äußerlich sind, in Anbetracht der seltenen Erscheinung der Werke dieser Meister in Berlin. Man sollte vielleicht besser von einer Anregung sprechen, wie von einer Beeinflussung. Was die neue Sezession angenehm von den Franzosen scheidet, ist, daß sie noch Farbe will, mißglückt sie auch manchmal, wie in dem Preußisch-Blau Cäsar Kleins, so ist doch wenigstens der Wunsch zu loben. Das fraglos stärkste Talent in ihr, Tappert, erreicht in seinen Bildern oft feinste Harmonie. Auch hier tritt die Teppichwirkung überall in den Vordergrund, die Bilder Morgners haben bereits gänzlich auf Form verzichtet, ein Kaleidoskop, ein Perser Teppich erreichen ähnliches, aber da sie hierzu keinen Umweg machen, besseres.
Man wird aus dem Bilde, das die modernste Kunst uns hier gibt, noch wenig Schlüsse machen können, das gärt alles noch viel zu sehr, da ist viel zu viel Spielerei, das sich unter das Echte mischt, immerhin ist der Wille zur Kunst da und darum besteht die Hoffnung, daß sich aus der Menge von Talenten auch einmal das Genie herausschälen wird, das heute noch fehlt.
NEKROLOGE
Viareggio bei Pisa. Der Maler Guglielmo Amedeo Lori ist im 43. Jahre gestorben. Schüler von Giovanni Costa und Francesco Gioli, hat er in seinen poetischen Bildern die großartigen Schönheiten der melancholischen Pisaner Landschaft geschildert.
Florenz. Der Florentiner Bildhauer Emilio Zocchi ist in seinem 76. Lebensjahr gestorben. Leider entspricht sein größtes Werk, die verrufene Reiterstatue König Victor Emanuels im Centro von Florenz, den sonst tüchtigen Schöpfungen dieses Künstlers nicht. Wer die reizende Bacchusstatue von ihm kennt, die 1873 in Wien einen hohen Preis erhielt und sein Franklin-Denkmal in New York, kann sich eine bessere Meinung von seiner Tüchtigkeit machen.
Fed. H.
PERSONALIEN
Ein Lehrstuhl für byzantinische Kunst und Archäologie ist jetzt bei Gelegenheit der Neuorganisation der Universität Athen errichtet worden. Die neue Professur wurde Dr. Adamantios Adamatiou übertragen; er hat sich seit Jahren der Erforschung der Geographie und Geschichte des griechischen Mittelalters gewidmet.
WETTBEWERBE
In dem großen Wettbewerb für den Neubau des ungarischen Nationaltheaters in Budapest hat jetzt die Jury, der von deutschen Künstlern Marlin Dülfer in Dresden und Max Littmann in München angehörten, die Entscheidung gefällt. Den ersten Preis von 10000 Kronen erhielt Medgyaszay Istvan. 38000 Kronen wurden an Preisen unter neun Künstler verteilt. Auch die übrigen Preisträger sind sämtlich Ungarn, da der Wettbewerb nur für solche offen war. Für den Bau stehen drei Millionen Kronen zur Verfügung.
DENKMALPFLEGE
Bologna. Die Befürchtungen, die man wegen des größten bolognesischen Turmes der mittelalterlichen Torre