degli Asinelli hegte, haben sich als übertrieben erwiesen. Aber in diesen Tagen hat eine besondere technische Kommission beschlossen, den alten Turm mit großen Eisenringen zu sichern.
Fed. H.
DENKMÄLER
Die Ausführung des Denkmals für Otto Lilienthal, das in Groß-Lichterfelde bei Berlin dem ersten Führer der deutschen Fliegerkunst gesetzt werden soll, ist Prof. Peter Breuer übertragen worden. Der Künstler hatte in dem Wettbewerbe, der im vorigen Jahre ausgeschrieben worden war, den ersten Preis erhalten. Es zeigt die Gestalt eines Jünglings, der die Sehnsucht der Menschheit nach der Beherrschung der Luft verkörpert. Vorn an dem Pyramidensockel wird in antiker Stelenform das Bildnis Lilienthals angebracht. Der ganze Aufbau wird etwa 8 m hoch.
FUNDE
Ostia. Bei den Ausgrabungen in der Nähe des Theaters ist ein Marmorkopf römischer Arbeit gefunden worden, welcher auf ein Original des Calamides zurückzuführen ist.
Velletri bei Rom. Dr. Lionello Venturi hat in dem Oratorio della Morte eine Tafel von Gentile da Fabriano entdeckt. Die kostbare Malerei stellt die. Madonna mit dem Kinde dar und ist vom Kardinal Domenico Ginnasi aus seiner römischen Titelkirche S. S. Cosma e Damiano am Forum nach Velletri gebracht worden, als er Bischof daselbst wurde. Die Tafel stammt aus der Zeit, da Gentile nach seinen Arbeiten im Dom zu Orvieto nach Rom kam und für Marlin V. San Giovanni in Laterano mit Fresken schmückte.
Fed. H.
AUSSTELLUNGEN
X »Das Lebenswerk von Lovis Corinth« ist jetzt in den Räumen der Berliner Sezession ausgestellt. Sämtliche Säle des Hauses am Kurfürstendamm sind mit den Bildern des Künstlers aus den verschiedenen Epochen seines Schaffens angefüllt — die Sezession hat damit ihrem früheren Präsidenten eine Ehrung bereitet, wie sie selten ein Berliner Maler lebendigen Leibes erfahren hat. 228 Gemälde sind zusammengebracht, darunter eine große Zahl mächtiger Formate; es ist die imposante Arbeit eines Einzelnen während eines ganzen Menschenalters. Der Eindruck, den man empfängt, ist ein gewaltiger. Eine Persönlichkeit grüßt uns, die fest auf ihren eignen schweren Beinen steht. Man ist versucht, auszurufen: »Welch ein Kerl! « Ein deutscher Maler tritt hier auf, der nach Landesbrauch mit der Ölfarbe zu ringen hatte, doch zugleich in dem leuchtenden Saft dieser zähen Materie schwelgte und sein Lebenselement fand. Dabei ging es oft nicht glimpflich her, sondern derb bis zum Übermaß, ja bis zur Brutalität; doch immer mit ursprünglichem Temperament. Ein deutscher Maler auch in der Freude und der (ach so selten gewordenen) Fähigkeit zur umfassenden Komposition, zu einer Figurengruppierung von eminenten zeichnerischen Qualitäten, die dennoch das Malerische niemals bedrohen. Interessant und vielfach neu ist uns namentlich die Reihe der Frühwerke aus den achtziger und dem Beginn der neunziger Jahre. Der feine, von gelblichen Tönen umflossene Frauenkopf aus Paris 1886. Der tote Christus von 1889 mit der fabelhaft bewältigten Verkürzung und den bläulichen Lichtern, die an Albert von Keller denken lassen. Das prachtvolle Porträt des Vaters (1887), das zeigt, welch starkknochigem ost
preußischen Geschlecht Corinth entstammt. Die außerordentliche »Badeanstalt« aus Königsberg (1890). Dann vor allem der Raucher mit dem Hunde aus dem Dachauer Wirtshause von 1893 und mehrere andere Stücke aus derselben Periode. Die Riesenvierecke der folgenden Zeit, deren Wiederauftreten in solcher Vollständigkeit stark fesselt, erscheinen in der Farbe vielfach sehr dick, massiv und auffallend schwärzlich. Manchmal lugt auch ein heimliches Akademikertum durch, das trotz wilden Gebärden und unterstrichenen Effekten kühler läßt. Aber daneben wirkt immer wieder ein bedeutendes Können, eine unvergleichliche Begabung für lebendig bewegte Aktmalerei, für scharf erfaßte Menschenköpfe, auch für die zarteren Nuancen von Stilleben und landschaftlichen Blicken. Es berührt fast geheimnisvoll, wie dieser breitschultrige Herkules ganz sanft, ja lyrisch sein kann; so wenn er etwa seine Gattin als Genesende und als junge Mutter darstellt. Aber charakteristisch in erster Linie bleibt doch das saftige Fleisch seiner feisten Frauenkörper, das Rubenserinnerungen weckt, die sinnliche Kraft und Glut seines Farbenvortrags bei Motiven, die unter solchem Gesichtspunkt gewählt wurden. Am frohesten jedoch stimmt die Tatsache, daß die letzten Jahre kein Nachlassen aufweisen, sondern eine neue Auffrischung und Aufhellung. Nicht nur die Zeit bis 1910, für die besonders das große, realistisch-feierliche Triptychon für die Kirche im heimatlichen Tapiau zeugt, sondern auch der letzte Sommer, die Monate nach der schweren Erkrankung des vergangenen Frühjahrs, in dem eine ganze Gruppe kostbarer Arbeiten entstanden. An erster Stelle der neue Simson, gefesselt, nach der Blendung, mit einer rasch geschlungenen Binde um die blutigen Augenhöhlen — ein bewundernswertes Stück meisterhafter Malerei. So schließt sich der Kreis schön und immer noch hoffnungsvoll.
SAMMLUNGEN
München. Die Kgl. Graphische Sammlung in München hat 85 Originalzeichnungen von Hans von Marées erworben, die demnächst ausgestellt werden.
FORSCHUNGEN
Mailand. Zu den wichtigsten christlichen Bauten der großen lombardischen Stadt gehört die Kirche von San Lorenzo, deren Bau um die Mitte des fünften Jahrhunderts begonnen worden ist. Man weiß auch, daß die Kirche 560 erneuert und 1573 nach Plänen Bassis umgebaut wurde. Hochinteressant waren für die Forscher immer die vier den mittleren Kuppelraum flankierenden Ecktürme, und man debattierte, ob sie römischen oder byzantinischen Ursprungs sein könnten. Nun hat in diesen Tagen der Architekt Fermini eine Entdeckung daselbst gemacht, die ein wichtiges Element zur Lösung der Frage bringt. In einem der vier Türme hat er einen Strebebogen entdeckt, der von der größten Wichtigkeit für die Geschichte des Baues ist, besonders wenn man bedenkt, daß nach urkundlichen Beweisen die vier Ecktürme vor dem großen Brand vom Jahre 774, welcher die alte Kirche fast zerstörte, gebaut worden sind. Fermini glaubt, daß somit bewiesen ist, daß die Türme römisch sind, und daß die Strebebogen den Zweck hatten, die große Kuppel zu stützen. Eine genauere Prüfung wird gewiß neues Licht in das interessante Problem bringen. Fermini hat die Ergebnisse seiner Entdeckungen in dem letzten Heft der Zeitschrift L’Oreficeria italiana niedergelegt.
Fed. h.
Inhalt:Paris auf der juryfreien Kunstschau in Berlin. Von J. v. Bülow. — G. A. Lori †; E. Zocchi †. — Personalien. — Wettbewerb: Neubau des ungarischen Nationaltheaters in Budapest. — Torre degli Asinelli. — Denkmal für Otto Lilienthal. — Funde in Ostia und Velletri. — »Das Lebenswerk von Lovis Corinth«. — Oraphische Sammlung in München. — Kirche von San Lorenzo in Mailand.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
Fed. H.
DENKMÄLER
Die Ausführung des Denkmals für Otto Lilienthal, das in Groß-Lichterfelde bei Berlin dem ersten Führer der deutschen Fliegerkunst gesetzt werden soll, ist Prof. Peter Breuer übertragen worden. Der Künstler hatte in dem Wettbewerbe, der im vorigen Jahre ausgeschrieben worden war, den ersten Preis erhalten. Es zeigt die Gestalt eines Jünglings, der die Sehnsucht der Menschheit nach der Beherrschung der Luft verkörpert. Vorn an dem Pyramidensockel wird in antiker Stelenform das Bildnis Lilienthals angebracht. Der ganze Aufbau wird etwa 8 m hoch.
FUNDE
Ostia. Bei den Ausgrabungen in der Nähe des Theaters ist ein Marmorkopf römischer Arbeit gefunden worden, welcher auf ein Original des Calamides zurückzuführen ist.
Velletri bei Rom. Dr. Lionello Venturi hat in dem Oratorio della Morte eine Tafel von Gentile da Fabriano entdeckt. Die kostbare Malerei stellt die. Madonna mit dem Kinde dar und ist vom Kardinal Domenico Ginnasi aus seiner römischen Titelkirche S. S. Cosma e Damiano am Forum nach Velletri gebracht worden, als er Bischof daselbst wurde. Die Tafel stammt aus der Zeit, da Gentile nach seinen Arbeiten im Dom zu Orvieto nach Rom kam und für Marlin V. San Giovanni in Laterano mit Fresken schmückte.
Fed. H.
AUSSTELLUNGEN
X »Das Lebenswerk von Lovis Corinth« ist jetzt in den Räumen der Berliner Sezession ausgestellt. Sämtliche Säle des Hauses am Kurfürstendamm sind mit den Bildern des Künstlers aus den verschiedenen Epochen seines Schaffens angefüllt — die Sezession hat damit ihrem früheren Präsidenten eine Ehrung bereitet, wie sie selten ein Berliner Maler lebendigen Leibes erfahren hat. 228 Gemälde sind zusammengebracht, darunter eine große Zahl mächtiger Formate; es ist die imposante Arbeit eines Einzelnen während eines ganzen Menschenalters. Der Eindruck, den man empfängt, ist ein gewaltiger. Eine Persönlichkeit grüßt uns, die fest auf ihren eignen schweren Beinen steht. Man ist versucht, auszurufen: »Welch ein Kerl! « Ein deutscher Maler tritt hier auf, der nach Landesbrauch mit der Ölfarbe zu ringen hatte, doch zugleich in dem leuchtenden Saft dieser zähen Materie schwelgte und sein Lebenselement fand. Dabei ging es oft nicht glimpflich her, sondern derb bis zum Übermaß, ja bis zur Brutalität; doch immer mit ursprünglichem Temperament. Ein deutscher Maler auch in der Freude und der (ach so selten gewordenen) Fähigkeit zur umfassenden Komposition, zu einer Figurengruppierung von eminenten zeichnerischen Qualitäten, die dennoch das Malerische niemals bedrohen. Interessant und vielfach neu ist uns namentlich die Reihe der Frühwerke aus den achtziger und dem Beginn der neunziger Jahre. Der feine, von gelblichen Tönen umflossene Frauenkopf aus Paris 1886. Der tote Christus von 1889 mit der fabelhaft bewältigten Verkürzung und den bläulichen Lichtern, die an Albert von Keller denken lassen. Das prachtvolle Porträt des Vaters (1887), das zeigt, welch starkknochigem ost
preußischen Geschlecht Corinth entstammt. Die außerordentliche »Badeanstalt« aus Königsberg (1890). Dann vor allem der Raucher mit dem Hunde aus dem Dachauer Wirtshause von 1893 und mehrere andere Stücke aus derselben Periode. Die Riesenvierecke der folgenden Zeit, deren Wiederauftreten in solcher Vollständigkeit stark fesselt, erscheinen in der Farbe vielfach sehr dick, massiv und auffallend schwärzlich. Manchmal lugt auch ein heimliches Akademikertum durch, das trotz wilden Gebärden und unterstrichenen Effekten kühler läßt. Aber daneben wirkt immer wieder ein bedeutendes Können, eine unvergleichliche Begabung für lebendig bewegte Aktmalerei, für scharf erfaßte Menschenköpfe, auch für die zarteren Nuancen von Stilleben und landschaftlichen Blicken. Es berührt fast geheimnisvoll, wie dieser breitschultrige Herkules ganz sanft, ja lyrisch sein kann; so wenn er etwa seine Gattin als Genesende und als junge Mutter darstellt. Aber charakteristisch in erster Linie bleibt doch das saftige Fleisch seiner feisten Frauenkörper, das Rubenserinnerungen weckt, die sinnliche Kraft und Glut seines Farbenvortrags bei Motiven, die unter solchem Gesichtspunkt gewählt wurden. Am frohesten jedoch stimmt die Tatsache, daß die letzten Jahre kein Nachlassen aufweisen, sondern eine neue Auffrischung und Aufhellung. Nicht nur die Zeit bis 1910, für die besonders das große, realistisch-feierliche Triptychon für die Kirche im heimatlichen Tapiau zeugt, sondern auch der letzte Sommer, die Monate nach der schweren Erkrankung des vergangenen Frühjahrs, in dem eine ganze Gruppe kostbarer Arbeiten entstanden. An erster Stelle der neue Simson, gefesselt, nach der Blendung, mit einer rasch geschlungenen Binde um die blutigen Augenhöhlen — ein bewundernswertes Stück meisterhafter Malerei. So schließt sich der Kreis schön und immer noch hoffnungsvoll.
SAMMLUNGEN
München. Die Kgl. Graphische Sammlung in München hat 85 Originalzeichnungen von Hans von Marées erworben, die demnächst ausgestellt werden.
FORSCHUNGEN
Mailand. Zu den wichtigsten christlichen Bauten der großen lombardischen Stadt gehört die Kirche von San Lorenzo, deren Bau um die Mitte des fünften Jahrhunderts begonnen worden ist. Man weiß auch, daß die Kirche 560 erneuert und 1573 nach Plänen Bassis umgebaut wurde. Hochinteressant waren für die Forscher immer die vier den mittleren Kuppelraum flankierenden Ecktürme, und man debattierte, ob sie römischen oder byzantinischen Ursprungs sein könnten. Nun hat in diesen Tagen der Architekt Fermini eine Entdeckung daselbst gemacht, die ein wichtiges Element zur Lösung der Frage bringt. In einem der vier Türme hat er einen Strebebogen entdeckt, der von der größten Wichtigkeit für die Geschichte des Baues ist, besonders wenn man bedenkt, daß nach urkundlichen Beweisen die vier Ecktürme vor dem großen Brand vom Jahre 774, welcher die alte Kirche fast zerstörte, gebaut worden sind. Fermini glaubt, daß somit bewiesen ist, daß die Türme römisch sind, und daß die Strebebogen den Zweck hatten, die große Kuppel zu stützen. Eine genauere Prüfung wird gewiß neues Licht in das interessante Problem bringen. Fermini hat die Ergebnisse seiner Entdeckungen in dem letzten Heft der Zeitschrift L’Oreficeria italiana niedergelegt.
Fed. h.
Inhalt:Paris auf der juryfreien Kunstschau in Berlin. Von J. v. Bülow. — G. A. Lori †; E. Zocchi †. — Personalien. — Wettbewerb: Neubau des ungarischen Nationaltheaters in Budapest. — Torre degli Asinelli. — Denkmal für Otto Lilienthal. — Funde in Ostia und Velletri. — »Das Lebenswerk von Lovis Corinth«. — Oraphische Sammlung in München. — Kirche von San Lorenzo in Mailand.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig