standen hat. Jetzt will man den 21 m hohen Stein wieder zusammensetzen und aufrichten, dessen Gewicht auf 400000 Kilo geschätzt wird. Ein Ausschuß, an dessen Spitze der Admiral de la Reveillière steht, sammelt Beiträge zur Bestreitung der Kosten der Aufrichtung.
DENKMÄLER
In Hamburg, wo der junge Hebbel seine wichtigsten Entwicklungsjahre verlebte, die »Judith« und »Genovevaschrieb, soll jetzt ein Denkmal des Dichters errichtet werden. Es hat sich dort unter dem Vorsitz des Senators von Melle ein Komitee gebildet, das sofort eine Sammlung zu diesem Zweck eingeleitet hat. Man hofft, bis zum 18. März, dem hundertsten Geburtstag des Dichters, so viel Geld beisammen zu haben, um positive Beschlüsse über die Form des Denkmals fassen zu können.
FUNDE
Eine Gelegenheitsarbeit Domenico Venezianos — eine urkundlich von ihm für Marco Parenti gemalte Brauttruhe — scheint sich in Wiener Privatbesitz wiedergefunden zu haben. Früher in Kollektion Spitzer befindlich 1), wurde dieselbe nach Autopsie bei dem neuen Besitzer durch von Frimmel besprochen, ohne von ihm einem bestimmten Meister zuerteilt zu werden. 2) Auf dem Rund des Deckels sind einander zugekehrt ein Mädchen und ein Jüngling auf einer mit Blumen besäten Wiese dargestellt. Schon die ausgesprochene Profilstellung der beiden Gestalten läßt an den Meister des Bardialtars in den Uffizien und das Porträt der jungen Bardi im Museo Poldi-Pezzoli zu Mailand denken. Die Formgebung hat allerdings das Altarbild in Marseille 3) bereits weit überholt und erscheint auch gegenüber den Fresken vom Canto de’ Carnesecchi in der Londoner National Gallery fortgeschritten, ohne die Feinheiten des Altarwerks in den Uffizien oder gar noch späterer Werke zu erreichen. Die gewiß absichtlich »poetische« Perspektive — die Wiese wirkt mehr als Folie — stand wohl mit dem kunstgewerblichen Zweck der kleinen Arbeit in Einklang. Koloristisch und technisch erscheint dieselbe schon geradezu als ein Vorbote der späteren Meisterwerke des Künstlers. f. w.
1) Vgl. La collection Spitzer, vol. I, wo farbige, allerdings nur entfernt genaue Reproduktion der kl. Malerei.
2) In kl. Galeriestudien I, wo Abbildung nach Photographie.
3) Vgl. meine Anzeige in »Kunstchronik« 1910.
AUSSTELLUNGEN
Karlsruhe. Der Schweizer Heinrich Altherr trat während des Januars im Badischen Kunstverein erstmals mit einer großen Kollektion vor die Öffentlichkeit. Des Künstlers Stärke und Bedeutung liegt aut dem Gebiete der Figurenmalerei. Er wurde 1878 in Basel geboren und arbeitete, ausgehend von der Bildnismalerei, zunächst in der Knirr-Schule, dann in Rom (1900—1902). Weitere vier Jahre in Basel und nunmehr deren sechs in Karlsruhe, wo er seit 1906 wirkt, ließen ihm Zeit, in die für ihn ureigenen Bahnen einzulenken. Auf den ersten Blick weist Altherr verwandtschaftliche Züge mit einem Hodler, Puvis de Chavannes und Michelangelo auf; Marées — Manet farbig — und Cézanne sind nicht ohne Einfluß auf ihn geblieben. Für seine oft meisterlichen Lösungen des Raumproblems war ihm Ludwig Dill vielfach Vorbild. Bei den teilweise zusammengewürfelten Namen könnte man vielleicht an einen Eklektiker denken; sagen wir besser umgekehrt: Altherr ist eine durch und durch moderne, tief angelegte Persönlichkeit, die eine starke —
monumentale und zugleich dekorative — Ausdruckskunst erstrebt und die durch die gestellten Probleme notwendig an die Meister erinnern muß, die ähnliches auf ihre einzigartige Weise gelöst haben. Bei Altherr erhalten Raum, Masse, Linie und Farbe reinen Ausdruckswert im Sinne des Bildgedankens; alles ist einheitlich und mit den einfachsten Mitteln veranschaulicht in strengster Gebundenheit auf der Bildfläche. Diese Ziele hat er in der Porträtkunst schon verhältnismäßig früh angestrebt. Erwähnen wir hier das Bildnis seines Vaters, »Baurat Williards«, »Exz. Hegars«, »Max Läugers« und vielleicht als Endlösung »Alb. Geigers«. Auch mit dem schwierigen Problem des Frauenporträts findet sich der Künstler in glücklicher Weise ab. Im Einzelfigurenbilde wie in der Gruppe verbindet er strenge Formenauffassung mit dem Betonen scharf silhouettierter Lokalfarben und der Rhythmik in Masse und Bewegung. Michelangelesk möchte man seine sibyllenartige »Melancholie« wie auch den »Mauerklopfer« nennen. Stimmungsernst und selten schön im Ausdruck der Farbengebung ist der »Barmherzige Samariter«. Äußerst packend wirkt der »Orpheus und die klagenden Weiber«, wo Altherr ähnlich Hodler in den sieben Frauengestalten das gleiche Bewegungsmotiv abwandelt und dadurch zu solch unwiderstehlicher Wirkung gelangt; geschickt hat der Künstler im »Einzug in Jerusalem« die Hauptpersonen in Bewegung und Farbe aus der Kompositionsmasse herausgehoben. Das Bild »Christus im Sturm« stellt einen kühnen kompositionellen Versuch dar. Von den übrigen Figurenbildern seien die Skizzen kleinen Formates »Emaus«, »Fischer«, wie auch »Odysseus und die Sirenen« genannt als vortreffliche Raumlösungen; von edler, reifer Einfachheit der Farbe ist die überzeugend wirkende »Trauernde«. Der herbe, knappe Schweizer drückt sich noch besonders gut in zwei einfachen Landschaftsversuchen (Felsen mit Meer und Schiffen) aus. Altherr hat in frühen Jahren somit ein schweres, persönliches Werk unternommen; möge ihm nicht die Kraft und die künstlerische Konsequenz, es fortzuführen, ausgehen. — Gleichzeitig mit Altherr stellte hier der Münchener Landschafter RudolfGönnereine größere Kollektion aus, die ein gutes Zeugnis ablegt von der impressionistischen Art des Künstlers, Räume zu sehen und sie farbig wiederzugeben. Bei leuchtenden, schwerenTönen läßt er das Atmosphärische in der Natur nicht außer acht; mitunter gelangt er zu fast pointillistischen Wirkungen, wie vielleicht der verstorbene Münchener Palmié. Nennen wir von seinen Bildern das »Schwimmdock«, »Vor Anker«, »Das Kastell« und den »Golf von Triest«. — Als Dritten im Bunde reihen wir noch den Trübnerschüler Waldemar Coste an, der jetzt in Frankfurt seine künstlerische Tätigkeit entfaltet. Das Verhältnis zu seinem Lehrer ist, wenn auch technisch mehr wie gegenständlich, noch denkbar eng. Costes Farbe ist satt und schwer, manchmal fast trübe. In der Komposition geht er kühn vor, wagt sich dabei wohl auch mitunter an Aufgaben heran, die für ihn noch zu groß sind, Erwähnen wir aus seiner Kollektion als gute und flotte Leistungen seinen »Waldbach«, »Diessen am Ammersee«, einige »Interieurs«, den »Faun und Nympheund nicht zuletzt die köstliche Studie »Denkmalsenthüllung«.
Oscar Gehrig.
München. In der Kgl. Graphischen Sammlung ist seit 29. Januar die erste Abteilung der Erwerbungen des Jahres 1912, Zeichnungen und Aquarelle, im ersten Saale ausgestellt, der später die zweite Abteilung, Kunstblätter der verschiedenen Techniken, folgen wird.
Barmen. Ruhmeshalle. Nachdem der Kunstverein im September v. J. die jetzt bei Paul Cassirer in Berlin ausgestellte Privatsammlung des Herrn G. F. Reber-Barmen
DENKMÄLER
In Hamburg, wo der junge Hebbel seine wichtigsten Entwicklungsjahre verlebte, die »Judith« und »Genovevaschrieb, soll jetzt ein Denkmal des Dichters errichtet werden. Es hat sich dort unter dem Vorsitz des Senators von Melle ein Komitee gebildet, das sofort eine Sammlung zu diesem Zweck eingeleitet hat. Man hofft, bis zum 18. März, dem hundertsten Geburtstag des Dichters, so viel Geld beisammen zu haben, um positive Beschlüsse über die Form des Denkmals fassen zu können.
FUNDE
Eine Gelegenheitsarbeit Domenico Venezianos — eine urkundlich von ihm für Marco Parenti gemalte Brauttruhe — scheint sich in Wiener Privatbesitz wiedergefunden zu haben. Früher in Kollektion Spitzer befindlich 1), wurde dieselbe nach Autopsie bei dem neuen Besitzer durch von Frimmel besprochen, ohne von ihm einem bestimmten Meister zuerteilt zu werden. 2) Auf dem Rund des Deckels sind einander zugekehrt ein Mädchen und ein Jüngling auf einer mit Blumen besäten Wiese dargestellt. Schon die ausgesprochene Profilstellung der beiden Gestalten läßt an den Meister des Bardialtars in den Uffizien und das Porträt der jungen Bardi im Museo Poldi-Pezzoli zu Mailand denken. Die Formgebung hat allerdings das Altarbild in Marseille 3) bereits weit überholt und erscheint auch gegenüber den Fresken vom Canto de’ Carnesecchi in der Londoner National Gallery fortgeschritten, ohne die Feinheiten des Altarwerks in den Uffizien oder gar noch späterer Werke zu erreichen. Die gewiß absichtlich »poetische« Perspektive — die Wiese wirkt mehr als Folie — stand wohl mit dem kunstgewerblichen Zweck der kleinen Arbeit in Einklang. Koloristisch und technisch erscheint dieselbe schon geradezu als ein Vorbote der späteren Meisterwerke des Künstlers. f. w.
1) Vgl. La collection Spitzer, vol. I, wo farbige, allerdings nur entfernt genaue Reproduktion der kl. Malerei.
2) In kl. Galeriestudien I, wo Abbildung nach Photographie.
3) Vgl. meine Anzeige in »Kunstchronik« 1910.
AUSSTELLUNGEN
Karlsruhe. Der Schweizer Heinrich Altherr trat während des Januars im Badischen Kunstverein erstmals mit einer großen Kollektion vor die Öffentlichkeit. Des Künstlers Stärke und Bedeutung liegt aut dem Gebiete der Figurenmalerei. Er wurde 1878 in Basel geboren und arbeitete, ausgehend von der Bildnismalerei, zunächst in der Knirr-Schule, dann in Rom (1900—1902). Weitere vier Jahre in Basel und nunmehr deren sechs in Karlsruhe, wo er seit 1906 wirkt, ließen ihm Zeit, in die für ihn ureigenen Bahnen einzulenken. Auf den ersten Blick weist Altherr verwandtschaftliche Züge mit einem Hodler, Puvis de Chavannes und Michelangelo auf; Marées — Manet farbig — und Cézanne sind nicht ohne Einfluß auf ihn geblieben. Für seine oft meisterlichen Lösungen des Raumproblems war ihm Ludwig Dill vielfach Vorbild. Bei den teilweise zusammengewürfelten Namen könnte man vielleicht an einen Eklektiker denken; sagen wir besser umgekehrt: Altherr ist eine durch und durch moderne, tief angelegte Persönlichkeit, die eine starke —
monumentale und zugleich dekorative — Ausdruckskunst erstrebt und die durch die gestellten Probleme notwendig an die Meister erinnern muß, die ähnliches auf ihre einzigartige Weise gelöst haben. Bei Altherr erhalten Raum, Masse, Linie und Farbe reinen Ausdruckswert im Sinne des Bildgedankens; alles ist einheitlich und mit den einfachsten Mitteln veranschaulicht in strengster Gebundenheit auf der Bildfläche. Diese Ziele hat er in der Porträtkunst schon verhältnismäßig früh angestrebt. Erwähnen wir hier das Bildnis seines Vaters, »Baurat Williards«, »Exz. Hegars«, »Max Läugers« und vielleicht als Endlösung »Alb. Geigers«. Auch mit dem schwierigen Problem des Frauenporträts findet sich der Künstler in glücklicher Weise ab. Im Einzelfigurenbilde wie in der Gruppe verbindet er strenge Formenauffassung mit dem Betonen scharf silhouettierter Lokalfarben und der Rhythmik in Masse und Bewegung. Michelangelesk möchte man seine sibyllenartige »Melancholie« wie auch den »Mauerklopfer« nennen. Stimmungsernst und selten schön im Ausdruck der Farbengebung ist der »Barmherzige Samariter«. Äußerst packend wirkt der »Orpheus und die klagenden Weiber«, wo Altherr ähnlich Hodler in den sieben Frauengestalten das gleiche Bewegungsmotiv abwandelt und dadurch zu solch unwiderstehlicher Wirkung gelangt; geschickt hat der Künstler im »Einzug in Jerusalem« die Hauptpersonen in Bewegung und Farbe aus der Kompositionsmasse herausgehoben. Das Bild »Christus im Sturm« stellt einen kühnen kompositionellen Versuch dar. Von den übrigen Figurenbildern seien die Skizzen kleinen Formates »Emaus«, »Fischer«, wie auch »Odysseus und die Sirenen« genannt als vortreffliche Raumlösungen; von edler, reifer Einfachheit der Farbe ist die überzeugend wirkende »Trauernde«. Der herbe, knappe Schweizer drückt sich noch besonders gut in zwei einfachen Landschaftsversuchen (Felsen mit Meer und Schiffen) aus. Altherr hat in frühen Jahren somit ein schweres, persönliches Werk unternommen; möge ihm nicht die Kraft und die künstlerische Konsequenz, es fortzuführen, ausgehen. — Gleichzeitig mit Altherr stellte hier der Münchener Landschafter RudolfGönnereine größere Kollektion aus, die ein gutes Zeugnis ablegt von der impressionistischen Art des Künstlers, Räume zu sehen und sie farbig wiederzugeben. Bei leuchtenden, schwerenTönen läßt er das Atmosphärische in der Natur nicht außer acht; mitunter gelangt er zu fast pointillistischen Wirkungen, wie vielleicht der verstorbene Münchener Palmié. Nennen wir von seinen Bildern das »Schwimmdock«, »Vor Anker«, »Das Kastell« und den »Golf von Triest«. — Als Dritten im Bunde reihen wir noch den Trübnerschüler Waldemar Coste an, der jetzt in Frankfurt seine künstlerische Tätigkeit entfaltet. Das Verhältnis zu seinem Lehrer ist, wenn auch technisch mehr wie gegenständlich, noch denkbar eng. Costes Farbe ist satt und schwer, manchmal fast trübe. In der Komposition geht er kühn vor, wagt sich dabei wohl auch mitunter an Aufgaben heran, die für ihn noch zu groß sind, Erwähnen wir aus seiner Kollektion als gute und flotte Leistungen seinen »Waldbach«, »Diessen am Ammersee«, einige »Interieurs«, den »Faun und Nympheund nicht zuletzt die köstliche Studie »Denkmalsenthüllung«.
Oscar Gehrig.
München. In der Kgl. Graphischen Sammlung ist seit 29. Januar die erste Abteilung der Erwerbungen des Jahres 1912, Zeichnungen und Aquarelle, im ersten Saale ausgestellt, der später die zweite Abteilung, Kunstblätter der verschiedenen Techniken, folgen wird.
Barmen. Ruhmeshalle. Nachdem der Kunstverein im September v. J. die jetzt bei Paul Cassirer in Berlin ausgestellte Privatsammlung des Herrn G. F. Reber-Barmen