gezeigt hat, bringt er jetzt eine zweite rheinische Privatsammlung, die des Herrn Werner Ducker-Düsseldorf. Ebenso wie die Rebersche, hat die Dückersche Sammlung ihren Schwerpunkt in französischen Gemälden des 19. Jahrhunderts. Neben Werken von Cézanne, Gauguin und van Gogh (mit dem bedeutenden Schlafzimmer) sind Arbeiten von Croß, Girieud, van Dongen, Herbin und Valadon, von deutschen Gemälde von Franz Marc, Karli Sohn, Weißgerber und Liebermann, von Hodler zwei bedeutende Werke »Empfindung« und »Sonnenaufgang« vertreten. Die Sammlung Dücker wurde dem Kunstverein für längere Zeit als Leihgabe überwiesen.
SAMMLUNGEN
Im Leipziger Museum entwickelt sich unter der Direktion von Julius Vogel ein reges Leben. Zunächst trachtet man, ein paar schöne Räume, die bisher Gipsabgüsse und anderes Plastische von minderer Wichtigkeit beherbergten, für die würdigere Ausbreitung solcher Stücke der Gemäldegalerie nutzbar zu machen, die in der bisherigen Beleuchtung nicht nach Gebühr genossen werden konnten. So ist jetzt ein großer Saal durch Scherwände in drei Kabinette mit Seitenlicht zerlegt worden, wo die weiträumig in Augenhöhe aufgehängten Bilder als Solitäre und in geschmackvollem Gegengewicht zu ihren Nachbarn sich »wie neu« präsentieren. Aus den Perlen dieses Parterre-Saales seien als besonders glücklich angeordnet hervorgehoben: Segantinis eminentes Porträt des Malers Grubicy, Corinths Kreuzabnahme, Liebermanns Konservenmacherinnen und darüber sehr geschickt als Kontrapost sein jüngst erworbenes neues Selbstporträt in weiß. In dem angrenzenden Zimmer fällt als vorzügliche Neuerwerbung ein Akt von Rysselberghe auf. — Wie man hört, soll auch der anstoßende große Oberlichtsaal mit den Gipsabgüssen in einen Gemälderaum umgewandelt werden. Hoffentlich schätzt man aber bei diesen Bestrebungen den Bildungswert solcher Abgüsse nicht gar zu gering ein. Wir möchten an das schöne Wort Carl Justis in seinem Michelangelo erinnern: »Unsere ästhetische Epidermis ist sehr empfindlich geworden für die Unterschiede von Original und Kopie, als ob in der Kopie alle Werte des Werkes untersinken müßten. Freilich begnügt man sich auch oft bloß mit der Epidermis und hält das für die fine fleur des Kunstgefühls. Man unterschätzt das Unverwüstliche der Werke des Genius, deren belebender Funke der Kopie so gut wie dem verstümmelten Torso entspringen kann. «
Magdeburg. Das Gemälde »Lesendes Kind« von Josse Goossens-München wurde von dem Kaiser-Friedrich- Museum zu Magdeburg erworben. Josse Goossens Schaffen ist kürzlich von Max Schmid-Aachen in der »Zeitschrift für bild. Kunst« (Juniheft 1912) eingehend gewürdigt worden.
Im Louvre ist in den etwas spärlichen Räumen der modernen Skulptur ein neuer, sehr beschränkter Saal eingerichtet worden, der ganz dem Tierbildner Barye gewidmet ist. Damit wird diesem Bildhauer, der bei Lebzeiten von den offiziellen Kunstbehörden etwas stiefmütterlich behandelt wurde, jetzt vielleicht ein Exzeß von Ehrungen bereitet. Denn gerade Barye ist schon jetzt im Louvre sehr reichlich vertreten. In der Sammlung Thomy-Thierry kann man beinahe alle seine kleinen Tierbronzen sehen, einige zwanzig oder dreißig davon sind in den Sälen der Sammlung Chauchard aufgestellt, einige sechs oder sieben waren vorher schon unten bei der modernen Skulptur, — man wird es also nicht gerade als eine Ausfüllung empfindlicher Lücken empfinden, nun die nämlichen Skulpturen
zum dritten oder gar vierten Male in dem nämlichen Museum zu sehen. Anders ist es mit den Gipsmodellen der großen dekorativen Gruppen, die Barye im Auftrage des damaligen Ministers des Innern und spätem Präsidenten der Republik Thiers vor Siebzigjahren für die Ausschmückung des Louvre geschaffen hat, und die kein Mensch kennt, weil kein Mensch jemals die hundert oder tausend Skulpturen betrachtet, welche die Fassade des Königspalastes zieren. Außerdem sind sie auch an ihrem hohen Standorte schwer zu sehen, und so ist es ganz interessant, sie jetzt aus nächster Nähe beschauen zu können. Auch ein großer Bronzelöwe, der bisher im Tuileriengarten stand, ist jetzt in diesen neuen Baryesaal versetzt worden, während man eine steinerne Kopie in den Garten gestellt hat. Damit wird man sich weniger befreunden können, denn der Löwe war im Garten ebensogut zu besichtigen wie im Museum und sah dort bei weitem besser aus als hier. Der weitaus größte Inhalt des neuen Saales ist von einem Russen geschenkt worden, der — höchst wunderbar in Paris! — nicht genannt sein will, also daß das Publikum tatsächlich seinen Namen nicht erfahren hat.
Madame Boursin, die Erbin Chauchards, dessen Sammlung moderner französischer Maler einen Saal im Louvre füllt, hat dem Louvre jetzt aus der Hinterlassenschaft ihres verstorbenen Freundes ein weiteres Geschenk zugewendet. Es ist das eine Salon-Einrichtung Louis Quinze, bestehend aus zwei Kanapees und zehn Fauteuils mit Tapisserien aus der Fabrik in Beauvais. Die Sitze sind mit Landschaften und Tieren nach Oudry, die Rücklehnen mit ländlichen Szenen nach Boucher geschmückt. Die Einrichtung gehörte früher dem Baron Double, wurde im Jahre 1881 aus dessen Hinterlassenschaft von Charles Lowengaard für 110000 Franken erworben, ging einige Jahre später um den doppelten Preis in den Besitz des russischen Bankiers Günsburg über und wurde schließlich von Chauchard für 450000 Franken gekauft. Angeblich soll die Erbin Chauchards anderthalb Millionen dafür zurückgewiesen haben, um die Einrichtung dem Louvre schenken zu können.
Rom. Der Ephebe von Sutri. In diesen Tagen hat das Ministerium für das Thermenmuseum eine kleine Bronzestatuette, die in Sutri bei Viterbo von zwei Bauern bei ihrer Feldarbeit gefunden worden ist, gekauft. Die Statuette ist 78 cm hoch und stellt einen weichen unmännlichen Jüngling vor, der in stehender Stellung mit der rechten Hand seinen Kopf berührt und mit der linken einen zerbrochenen Gegenstand hält. Die Haare sind halblang und vorne auf der Stirne in einem Schopf zusammengeknotet. Man kann daraus schließen, daß der Jüngling dargestellt ist, wie er im Begriff steht, sein Haar in einen kunstgerechten Knoten zu legen. Die kleine Figur gehört nach Paribeni einer großen Familie ähnlicher alter Bildwerke an, die alle Knaben und Jünglinge in ähnlicher Haltung darstellen und auf einen Typus von Apollon oder Dionysos, dessen Schöpfung dem Praxiteles zugeschrieben wird, zurückgehen. Solch eine Statuette, wohl das Original, sah Lucian im Likeion zu Athen und dieses jetzt verschwundene Werk wird Dionysos Likios genannt. Die kleine Bronzestatue aus Sutri reiht sich den anderen ähnlichen an, die alle mit der einen Hand auf dem Kopf dargestellt sind und meistens den Apollo und den Dionysos versinnbildlichen. Dr. Paribeni meint, daß in der gehobenen Linken der Knabe wahrscheinlich nicht einen Bogen, sondern einen Spiegel gehalten haben wird. Dieser Spiegel hatte nach den Überresten, die sich noch in der Hand befinden, wahrscheinlich eine seltene Form, d. h. mit dazu gehöriger Hülle mit Riemen, dessen Ende noch zwischen den Fingern