Schmuck mancher Räume ist von besonderer Art und sehr bemerkenswert. So sind an den Wänden eines behaglichen, in heller polierter Birke ausgestatteten Teezimmers in Rahmen Blätter zusammengestellt, die auf die Hauptpersönlichkeiten der großen »preußischen Reihe» weisen: vier Stiche von Chodowiecki, vier Zeichnungen von Schadow, acht von Franz Krüger, ebenso acht von Menzel (diese Handzeichnungen zumeist aus den Schränken der Nationalgalerie entliehen) und sechs Blätter von Max Liebermann, darunter eine Studie zum Porträt des Fürsten Bülow. Ferner sind in einem Empfangssalon Gemälde von Böcklin (heroische Szene), Max Klinger (eine italienische Landschaft), Kalckreuth (Ausschnitt aus dem Hamburger Hafen mit dem Riesenleib des neuen Dampfers Imperator zur Linken), von Hans Thoma und Leistikow vereinigt. Dazu kommt hier noch eine kleine Skulptur von Gaul. Es bedarf keiner Auseinandersetzung, was eine solche kleine »Tribunain einem Regierungshause für die deutsche Kunst von heute bedeutet. Dann findet sich noch ein »Parez-Saal« mit Anklängen an das preußische Empire des Landschlößchens der Königin Luise in Parez bei Potsdam mit Mahagonimöbeln, mit Teppich und Wandverkleidung in sehr interessanten, modernisierten Motiven von 1800 und einem flott gemalten Bilde der Königin Luise von Arthur Kampf. Ein »Preußensaal« hat barocke Schlüteranklänge, wieder ein anderer Raum trägt alte Stiche und Bilder von deutschen Städten, so Berliner Ansichten von Rosenberg, Dresdener Veduten von Canaletto. Architektonisch besonders interessant ist die Eingangshalle, die auf den schön gegliederten Hof hinausführt, mit dem Treppenhause; Säulen ohne Basen, rein tragende Bauglieder, sind wie die Wände und der Kamin aus hellem Marmor, Kapitelle und Türumrahmungen aus dunklerem braunem Stein. Jedes Detail ist mit künstlerischem Sinn durchdacht und dem Ganzen eingefügt. Man darf das Berliner Auswärtige Amt und die deutsche Kunst zu diesem Werke von Herzen beglückwünschen.
Unter dem Vorsitze des bekannten Kunstschriftstellers Armand Dayot hat sich in Paris eine neue künstlerische Vereinigung unter dem Titel der »Animaliers», also der Tierbildner, zusammengetan. Neben dem Tierbildhauer Gardet, dem durch seine zahllosen vortrefflichen Katzendarstellungen bekannten Zeichner, Maler und Bildhauer Steinlen, Paul Renouard und dem mit hübschen Pferdestatuetten an die Öffentlichkeit getretenen Ziseleur und Gießer Froment-Meurice gehören der neuen Gesellschaft die meisten bekannten Pariser Tierdarsteller an. Im Februar wird die Gesellschaft eine retrospektive Ausstellung der Arbeiten des bekannten Tierbildhauers Barye veranstalten.
LITERATUR
A. Hekler, Die Bildkunst der Griechen und Römer. Stuttgart. Julius Hoffmann. 1912.
Auf das Erscheinen dieses Werkes sei an dieser Stelle hingewiesen, weil hier zum ersten Male dieser so interessante Stoff in einer dem Nichtfächmann zugänglichen Form behandelt ist. Die 518 Tafelabbildungen, die den Hauptinhalt des Bandes ausmachen, führen aus dem ungeheuren Material, aus neun Jahrhunderten, so viele Proben vor, daß auch der Fernerstehende sich eine Vorstellung davon machen kann, was »antikes Porträt« eigentlich heißt. Jedem, der sich mit alter Bildniskunst beschäftigt und die Monumentalpublikation von Arndt (Bruckmann) nicht immer zur Hand hat, wird diese Materialsammlung unersetzliche Dienste leisten.
Mehr kann man von einem solchen Werke heute noch nicht verlangen, es mußte erst einmal der Anfang gemacht werden, damit man überhaupt nur das Material überblicken lernt. Für das andere, für das, was wir gerne möchten, eine Publikation nach künstlerischen Gesichtspunkten, ist es einstweilen noch zu früh, solange nicht Studniczkas große Monographie und R. Delbrücks Porträtstudien erschienen sind. Über die wirkliche Entwicklung des Bildnisses in der Antike erfahren wir also vorderhand wieder nichts, wenn auch Heklers Einleitung ganz »gut und nützlich zu lesen« ist und in einigen großen Zügen wenigstens eine Art von Überblick gibt.
Vielleicht aber ließen sich bei einer nächsten Auflage des Werkes doch ein paar künstlerische Akzente noch anbringen. Zunächst durch Einfügung einiger ganz hervorragender Monumente allerersten Ranges, die leider fehlen, als da sind (ich nenne nur die allerwichtigsten): die Bostoner Amastris (früher Posonby), der New Yorker Hermarch (diese prachtvolle Statuette von griechischer Hand), der Euthymedos von Baktrien (Slg. Torlonia), die Berenike II. in Rom (Orto Botanico), der Londoner Augustus (Augustus im Alter, wo er aussieht wie der greise Friedrich d. Gr. ), und, von späteren, der so merkwürdig interessante Herennius Etruscus des Thermenmuseums. — Dann müßte bei einem Werk, das mit vorwiegend sehr guten Reproduktionen auftritt, wirklich doch wohl dafür gesorgtwerden, daßauchalle Tafeln tadellos sind. Wenn es eine auch noch so große Kalamität ist, aus Paris gute Photographien zu bekommen, vom Agrippa, vom Ptolemaios von Mauretanien und vom Tiberius des Louvre müssen sich bessere beschaffen lassen; und daß so hervorragende Stücke in Rom wie der Domitius Corbulo auf dem Kapitol und der Vespasian in den Thermen, und vor allen, allen anderen der jugendliche Marc Aurel so unvorteilhaft oder gar so schlecht reproduziert sind, bleibt sehr zu bedauern. Gerade diese Werke ersten Ranges müßten hervorragend gut sein.
Auf den Text näher einzugehen, ist hier nicht der Ort. Es ist auch, wie gesagt, zu früh zu einer Auseinandersetzung, es handelt sich einstweilen in den meisten Differenzfällen um mehr oder minder persönliche Meinungen. Nur wäre doch — wieder für die nächste Auflage — zu wünschen, daß im Katalog jedesmal die Maße des betreffenden Stückes vermerkt würden, damit sich der Nichtfachmann schnell die Größe einer Büste oder Statuette vorstellen kann.
Emil Waldmann.
Hermann Uhde-Bernays, Carl Spitzweg. Des Meisters Werk und seine Bedeutung in der Geschichte der Münchener Kunst. München, Delphin-Verlag.
Was der Titel verspricht, hält die vortrefflich ausgestattete Publikation durchaus. Uhde-Bernays hat uns hier ein wirklich allseitiges Bildnis von der Persönlichkeit Spitzwegs gegeben, wobei ihn die Familie des Künstlers aufs angenehmste unterstützte, indem sie die köstlichen Briefe Spitzwegs, sein eigenhändiges Oeuvreverzeichnis und seine, oft gar nicht üblen poetischen Ergüsse zu dieser Monographie beigesteuert hat. Mit Recht hebt Uhde- Bernays Spitzwegs große Bedeutung als Landschaftsmaler hervor, wie er überhaupt bemüht ist, Spitzweg uns als einen höchst feinsinnigen Maler und nicht nur als humorvollen Darsteller der guten alten Zeit vorzuführen. Was man sich vielleicht noch gewünscht hätte, wäre neben einem weiteren Eingehen auf Spitzwegs innere Beziehungen zu gewissen Dingen des Dixhuitième ein genaues Verzeichnis des gegenwärtigen Aufenthaltsortes der Werke Spitzwegs gewesen. A. L. Mayer.
Inhalt:Die Münchener Feuerbach-Ausstellung. — A. C. Seifert †, E. Debat-Ponsan †. — Personalien. — Wettbewerbe: Plakate der Leipziger Jahres- und der Berliner Jubiläums-Ausstellung. — Denkmalpflege in Frankreich. — Hebbel-Denkmal in Hamburg. — Gelegenheitsarbeit Dom. Venezianos. — Ausstellungen in Karlsruhe, München, Barmen. — Leipziger Museum; Kais. -Friedr. -Museum ln Magdeburg; Vom Louvre; Thermenmuseum in Rom; Museum in Assisi. — Verein f. deutsch. Kunstgewerbe; Münchner Kunstw. Gesellschaft. — Vermischtes. — Literatur.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. H., Leipzig