Schweizer Buri. Weisgerber hat schon besseres geleistet, als er diesmal ausgestellt, doch ist die für die Pinakothek angekaufte Somalifrau jedenfalls ein weit ernsteres Werk, als all die unglaublichen Sächelchen und Nieten, die die Kommission im vorigen Jahr der Aufnahme in die Staatsgalerie für würdig befunden hat. Das feinste, was in all den Sälen hing, war ein kleines Fragment Wilhelm Leibis, die Hand Langbehns, des Rembrandtdeutschen.
Im Glaspalast waren außer dem großen Schwarm der Lebenden auch wieder die Toten des Jahres in kleinen Kollektionen vertreten. Ihre Namen sind diesmal Frank Kirchbach, Otto Seitz, August Holmberg und Ludwig von Löfftz. Frank Kirchbach hatte auch einmal seine Leibiperiode, wie das Bildnis seines Bruders, des verstorbenen Schriftstellers Wolfgang Kirchbach beweist. Seine großen Arbeiten, z. B. das Werk der Hamburger Kunsthalle »Christus vertreibt die Händler aus dem Tempel«, zeigen ein bedeutendes Können und fleißiges Studium, huldigen aber dem konventionellen Geschmack ihrer Zeit und entbehren der unbedingt nötigen dramatischen Belebung. Den Rahmen mit Zeichnungen zu Goethes Gedichten hätte man lieber überhaupt nicht ausstellen sollen. Bei Seitz finden wir das Beste in kleinen Studien, so einen vorzüglichen Negerkopf, dann hauptsächlich in Zeichnungen, deren einige ja früher in der Münchener Jugend erschienen sind. August Holmberg, der verstorbene Konservator der Alten und Direktor der Neuen Pinakothek nahm mit Vorliebe Mönche oder Kardinäle in der Stille ihrer Kloster- und Arbeitsräume zum Vorwurf, wobei er oft einen über dem Durchschnitt stehenden Farbengeschmack entwickelte. Der bedeutendste der vier Toten war zweifellos L. v. Löfftz, von dem der Glaspalast erst vor zwei Jahren eine Kollektivausstellung gebracht hatte, die an dieser Stelle auch besprochen wurde. Da zum größten Teil wieder dieselben Bilder gekommen sind, dürfte eine nochmalige Behandlung unnötig erscheinen. Erfreulich war die diesmal noch größere Anzahl der Zeichnungen, die mit sein Bestes geben, vor allem in den südlichen Landschaftsstudien, in den Köpfen aber manchmal etwas weichlich und kraftlos wirken. Außer diesen vier, heute nicht mehr Schaffenden hatte sich auch ein Lebender mit einer Kollektion eingefunden, Martin Feuerstein, der Lehrer für kirchliche Malerei an der Münchener Akademie. Seine Kunst geht keine neuen Wege, sondern arbeitet in Komposition wie einzelner Form mit dem überkommenen und auf der Schule erlernten Gut. Von Künstlern unserer Zeit, die mit denselben Mitteln arbeiten, unterscheidet er sich aber dadurch, daß sich bei ihm viel mehr wirkliches Empfinden für das seelische Moment der betreffenden Darstellung ausspricht. Sein Karton für ein Fresko in Padua, die Krönung Karls des Großen, wurde vom Staat angekauft. Durchschreitet man die endlose Reihe der übrigen Säle des Glaspalastes, so kommt man immer neuerdings wieder zur Überzeugung, daß unsere großen Ausstellungen ein Unding, weil sie sowohl die Mörder des einzelnen guten Bildes wie auch der Aufnahmsfähigkeit des Beschauers sind. Wie stark die
Künstler das selbst fühlen, drückt sich nicht zum wenigsten in der Spaltung in immer kleinere Gruppen, wie auch in dem Streben nach Kollektivausstellungen des einzelnen aus. War die Plastik in der Sezession das Beste, so ist sie im Glaspalast mit ganz wenig Ausnahmen das Schlechteste. Unter den Bildern und Zeichnungen läßt sich, wenn man nicht inzwischen durch das Sehen der vielen sterilen und minderwertigen Arbeiten alle Aufnahmsfähigkeit eingebüßt hat, manches Gute finden. Hans Thoma hat die zwei seinerzeit für das Café zum Kaiser Karl in Frankfurt gemalten Bilder, die Musikanten und die Familienszene ausgestellt, Werke, die von Verzeichnungen und Nachlässigkeiten strotzen, und einem doch viel, viel mehr geben, als alle die korrekten Bilder, deren Macher sich über ihn erhaben dünken. Auch Schönleber ist mit guten Arbeiten vertreten, unter denen die »Cypressen« die beste; doch gedenkt man auch bei ihm manchmal mit leiser Wehmut seiner früheren Arbeiten wie des in wundervollem Goldton gehaltenen »Dordtrecht« in der Stuttgarter Galerie. Bei den übrigen Ausstellern muß ich mich auf Nennung ganz weniger Namen beschränken. H. von Bartels’ Arbeiten zeigen immer eine gewisse Frische und Kraft, die angenehm mit der Leerheit seiner verwandte Themata behandelnden Kollegen kontrastiert. O. Gampert fängt an, in seinen Bildern etwas kreidig zu werden, hat aber trotzdem in seiner »Gewitterwolke« ein ernstes Werk geschaffen. F. Bayerlein behandelt mit Geschick und nicht ohne Stimmung alte Schloßparks (Nymphenburg) und eine gewisse Stimmung ist es auch, was an dem Winterbild von Joh. Hänsch-Berlin zu fesseln vermag. Der Porträtist Walther Thor läuft trotz seiner starken Begabung Gefahr, in seiner Manier unterzugehen, eine Gefahr, die auch der sonst recht tüchtigen Stillebenmalerin Marie Weger droht. Von der graphischen Abteilung, die verhältnismäßig mehr Gutes enthält, seien die Radierungen des leider so früh verstorbenen A. Welti, die Radierungen des sehr begabten Hans Barthelmeß und die aus früherer Zeit stammenden, köstlichen Zeichnungen Adolf Oberländers genannt.
Neben den großen Ausstellungen ging wie üblich eine Anzahl kleinerer in den verschiedenen Kunstsalons einher. Eine solche bei Thannhauser, die den Werken des jung verstorbenen Stuttgarter Malers Hans Brühlmann gewidmet war, entzieht sich leider der Beurteilung des Schreibers, der damals von München abwesend war, doch wurde der Künstler vor nicht zu langer Zeit ja in der Zeitschrift f. b. K. ausführlich behandelt. Sonst fanden sich bei Thannhauser eine Reihe guter, zum Teil aber auch recht mäßiger Hodler, der ausgezeichnete »Schimmel im Grünen« von F. v. Uhde (früher Sammlung Meder), ein schönes Knabenbildnis von Manet und einige mir bisher unbekannt gewesene frühe Habermanns von hoher malerischer Qualität, so eine Judith von 1873, aus dem gleichen Jahr die sogar etwas an Daumier gemahnende » Leichenrede Marc Antons« und ein farbenprächtiger Türke von 1875, wozu sich dann noch ein zügig gemaltes Herrenporträt von 1896 gesellte. Bei Heinemann fand man eine Kollektion der beiden Eugenio Lucas,
Im Glaspalast waren außer dem großen Schwarm der Lebenden auch wieder die Toten des Jahres in kleinen Kollektionen vertreten. Ihre Namen sind diesmal Frank Kirchbach, Otto Seitz, August Holmberg und Ludwig von Löfftz. Frank Kirchbach hatte auch einmal seine Leibiperiode, wie das Bildnis seines Bruders, des verstorbenen Schriftstellers Wolfgang Kirchbach beweist. Seine großen Arbeiten, z. B. das Werk der Hamburger Kunsthalle »Christus vertreibt die Händler aus dem Tempel«, zeigen ein bedeutendes Können und fleißiges Studium, huldigen aber dem konventionellen Geschmack ihrer Zeit und entbehren der unbedingt nötigen dramatischen Belebung. Den Rahmen mit Zeichnungen zu Goethes Gedichten hätte man lieber überhaupt nicht ausstellen sollen. Bei Seitz finden wir das Beste in kleinen Studien, so einen vorzüglichen Negerkopf, dann hauptsächlich in Zeichnungen, deren einige ja früher in der Münchener Jugend erschienen sind. August Holmberg, der verstorbene Konservator der Alten und Direktor der Neuen Pinakothek nahm mit Vorliebe Mönche oder Kardinäle in der Stille ihrer Kloster- und Arbeitsräume zum Vorwurf, wobei er oft einen über dem Durchschnitt stehenden Farbengeschmack entwickelte. Der bedeutendste der vier Toten war zweifellos L. v. Löfftz, von dem der Glaspalast erst vor zwei Jahren eine Kollektivausstellung gebracht hatte, die an dieser Stelle auch besprochen wurde. Da zum größten Teil wieder dieselben Bilder gekommen sind, dürfte eine nochmalige Behandlung unnötig erscheinen. Erfreulich war die diesmal noch größere Anzahl der Zeichnungen, die mit sein Bestes geben, vor allem in den südlichen Landschaftsstudien, in den Köpfen aber manchmal etwas weichlich und kraftlos wirken. Außer diesen vier, heute nicht mehr Schaffenden hatte sich auch ein Lebender mit einer Kollektion eingefunden, Martin Feuerstein, der Lehrer für kirchliche Malerei an der Münchener Akademie. Seine Kunst geht keine neuen Wege, sondern arbeitet in Komposition wie einzelner Form mit dem überkommenen und auf der Schule erlernten Gut. Von Künstlern unserer Zeit, die mit denselben Mitteln arbeiten, unterscheidet er sich aber dadurch, daß sich bei ihm viel mehr wirkliches Empfinden für das seelische Moment der betreffenden Darstellung ausspricht. Sein Karton für ein Fresko in Padua, die Krönung Karls des Großen, wurde vom Staat angekauft. Durchschreitet man die endlose Reihe der übrigen Säle des Glaspalastes, so kommt man immer neuerdings wieder zur Überzeugung, daß unsere großen Ausstellungen ein Unding, weil sie sowohl die Mörder des einzelnen guten Bildes wie auch der Aufnahmsfähigkeit des Beschauers sind. Wie stark die
Künstler das selbst fühlen, drückt sich nicht zum wenigsten in der Spaltung in immer kleinere Gruppen, wie auch in dem Streben nach Kollektivausstellungen des einzelnen aus. War die Plastik in der Sezession das Beste, so ist sie im Glaspalast mit ganz wenig Ausnahmen das Schlechteste. Unter den Bildern und Zeichnungen läßt sich, wenn man nicht inzwischen durch das Sehen der vielen sterilen und minderwertigen Arbeiten alle Aufnahmsfähigkeit eingebüßt hat, manches Gute finden. Hans Thoma hat die zwei seinerzeit für das Café zum Kaiser Karl in Frankfurt gemalten Bilder, die Musikanten und die Familienszene ausgestellt, Werke, die von Verzeichnungen und Nachlässigkeiten strotzen, und einem doch viel, viel mehr geben, als alle die korrekten Bilder, deren Macher sich über ihn erhaben dünken. Auch Schönleber ist mit guten Arbeiten vertreten, unter denen die »Cypressen« die beste; doch gedenkt man auch bei ihm manchmal mit leiser Wehmut seiner früheren Arbeiten wie des in wundervollem Goldton gehaltenen »Dordtrecht« in der Stuttgarter Galerie. Bei den übrigen Ausstellern muß ich mich auf Nennung ganz weniger Namen beschränken. H. von Bartels’ Arbeiten zeigen immer eine gewisse Frische und Kraft, die angenehm mit der Leerheit seiner verwandte Themata behandelnden Kollegen kontrastiert. O. Gampert fängt an, in seinen Bildern etwas kreidig zu werden, hat aber trotzdem in seiner »Gewitterwolke« ein ernstes Werk geschaffen. F. Bayerlein behandelt mit Geschick und nicht ohne Stimmung alte Schloßparks (Nymphenburg) und eine gewisse Stimmung ist es auch, was an dem Winterbild von Joh. Hänsch-Berlin zu fesseln vermag. Der Porträtist Walther Thor läuft trotz seiner starken Begabung Gefahr, in seiner Manier unterzugehen, eine Gefahr, die auch der sonst recht tüchtigen Stillebenmalerin Marie Weger droht. Von der graphischen Abteilung, die verhältnismäßig mehr Gutes enthält, seien die Radierungen des leider so früh verstorbenen A. Welti, die Radierungen des sehr begabten Hans Barthelmeß und die aus früherer Zeit stammenden, köstlichen Zeichnungen Adolf Oberländers genannt.
Neben den großen Ausstellungen ging wie üblich eine Anzahl kleinerer in den verschiedenen Kunstsalons einher. Eine solche bei Thannhauser, die den Werken des jung verstorbenen Stuttgarter Malers Hans Brühlmann gewidmet war, entzieht sich leider der Beurteilung des Schreibers, der damals von München abwesend war, doch wurde der Künstler vor nicht zu langer Zeit ja in der Zeitschrift f. b. K. ausführlich behandelt. Sonst fanden sich bei Thannhauser eine Reihe guter, zum Teil aber auch recht mäßiger Hodler, der ausgezeichnete »Schimmel im Grünen« von F. v. Uhde (früher Sammlung Meder), ein schönes Knabenbildnis von Manet und einige mir bisher unbekannt gewesene frühe Habermanns von hoher malerischer Qualität, so eine Judith von 1873, aus dem gleichen Jahr die sogar etwas an Daumier gemahnende » Leichenrede Marc Antons« und ein farbenprächtiger Türke von 1875, wozu sich dann noch ein zügig gemaltes Herrenporträt von 1896 gesellte. Bei Heinemann fand man eine Kollektion der beiden Eugenio Lucas,