schritten kirchlichen Charakters vom 4. bis zum 18. Jahrhundert, wie man ihn nur an ganz wenigen Orten der Welt noch sehen kann. Hier läßt sich die Entwicklung der Miniaturmalerei, besonders der frühmittelalterlichen, in ihren Hauptetappen verfolgen. Eine Besprechung der meist wohl bekannten Werke würde uns zu weit führen. An die Miniaturen reihen sich frühe und seltene Drucke und Musikhandschriften. An den Wänden des Saales hat das Kupferstichkabinett der Hofbibliothek aus seinen reichen Schätzen eine systematische Ikonographie der Eucharistie in ausgewählten Beispielen zusammengestellt. Die erste, allgemeine Abteilung zeigt Abendmahlsdarstellungen, die berühmten Messen (Oregorsmesse, Messe von Bolsena) u. a., die zweite Trient und Rom, sowie Bildnisse der drei mit dem Trientiner Konzil verbundenen Päpste Paul III., Pius IV. und Sixtus V., die dritte Abteilung bringt Habsburger Porträts von Max I. bis Maria Theresia und Ansichten der wichtigsten Wiener Kirchen und Klöster; die vierte und fünfte Abteilung bringen dann die eigentlichen speziell eucharistischen Blätter, so die vier prächtigen großen Blätter nach Rubens’ »Triumph des Abendmahls«, Porträts von Heiligen, die sich besonders um die Eucharistie verdient gemacht haben, Allegorien auf das Altarsakrament u. a. m. Wenn auch naturgemäß unter diesen Blättern eine Anzahl qualitativ minderwertiger Arbeiten vorhanden sind, so ist für den Kunsthistoriker doch die Konstatierung interessant, wie stark das Kunstwollen des ausgehenden 16. und des 17. Jahrhunderts dem mystischen Inhalt dieses Dogmas entgegenkam.
Eine Fülle der prachtvollsten Arbeiten hat auch die Albertina in ihrer XIX. Ausstellung, »Religiöse Kunst in Handzeichnungen«, dem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Alle Schulen und Zeiten, von Fra Angelico bis Giambattista Tiepolo, von Hans Holbein d. Ä. bis Schwind, von Petrus Christus bis Rubens und van Dyck, Rembrandt, von Nicolas Poussin bis Boucher und Fragonard sind in der 136 Nummern enthaltenden Ausstellung in meist erstklassigen Blättern vertreten.
Pädagogische und propagandistische Ziele hat sich die in dreijähriger Arbeit von einem großen Komitee zusammengebrachte Ausstellung für kirchliche Kunst gestellt. Die Entfremdung zwischen Produzenten und Konsumenten, zwischen dem bildenden Künstler und katholisch-kirchlichen Kreisen ist bekanntlich in den letzten Jahrzehnten immer größer geworden. Es gilt nun, diese beiden Kreise wieder zusammenzubringen, einerseits dem Künstler die Bedürfnisse der Kirche wieder klar zu machen und andererseits den Klerus aus seiner der modernen Kunstbewegung feindlichen Stellung herauszulocken, damit die Kirche wieder wie in früheren Jahrhunderten sich der führenden, modernen Künstler bedient und nicht rückwärts blickender Stilkopisten, wie es leider heute geschieht. Diese Aufgabe ist groß und der Beginn schwer; der Künstler will sich vom Geistlichen nicht in sein Kunstwerk hineinreden und gewisse Dinge vorschreiben lassen, und der Geistliche will sich von seinen geliebten neugotischen Altären und Möbeln, von seinen nazarenischen Bildern und von seinen Grödner Figuren nicht trennen. Bedenkt man diese Schwierigkeiten, so muß man das, was das Komitee zusammengebracht hat, sicher loben. Besonders, da es sich in den meisten Fällen um wirkliche ausgeführte oder auszuführende Aufträge für Kirchen handelt, die hier den Künstlern verschafft wurden. Man wird es dann auch begreifen, daß man den Klerus nicht gleich mit wirklich modernen Arbeiten kopfscheu machen durfte, sondern durch das vorwiegende Heranziehen von Sezessionisten älterer Richtung langsam herüberzuziehen versuchte. So ragen denn, wenn man von diesem pädagogischen Zwecke
absieht, nur zwei Arbeiten in das Gebiet wirklich moderner qualitätvoller Kunst hinein: die eine ist die von Arch. Plečnik-Prag und Maler Ferd. Andri-Wien entworfene Altarwand für die Ottakringer Kirche in Wien, die andere eine Reihe der herrlichen farbenleuchtenden Glasfensterkartons von Josef von Mehoffer-Krakau. Die Ottakringer Altarwand ist ein Meisterwerk moderner kirchlicher Kunst. Hinter dem marmornen Altar mit einem reichen, aus durchbrochener Metalltreibarbeit gebildeten Aufbau, den Architekt Ad. Holub-Wien entworfen hat, breitet sich eine große Mosaikfläche aus, im unteren Teil aus Rankenwerk auf blauem Grunde gebildet, im oberen Streifen die sieben Gaben des Heiligen Geistes darstellend. Andri hat in diesen weiblichen, weißgekleideten, streng stilisierten Gestalten auf blauem Grunde, die in ihren geschlossenen Konturen und in der gleichmäßigen Reihung einen überaus feierlichen Eindruck machen, sich eng an altchristliche Beispiele angeschlossen, ohne jedoch diesem Vorbild zu erliegen. Er ist eben ein starker und selbständiger Künstler, der einmal eine solche Anlehnung vertragen kann. Viel größer ist die Gefahr aber bei anderen Künstlern, die über die Nachahmung nicht hinauskommen. Man darf hier wohl mit Recht als vor einer Gefahr warnen, weil, wie aus den Geleitworten des Komitees hervorgeht, zwar mit dem Unfug der Stilkopien aufgeräumt werden soll, bei einem Stil aber eine Ausnahme gemacht wird: beim altchristlichen. Dieser, als der ehrwürdigste christliche Kunststil, wird ausdrücklich zum Anschluß empfohlen. Aus dieser Beeinflussung der Künstler in diesem Sinne ist es vielleicht zu erklären, daß eine Reihe unserer bedeutendsten Künstler sich an der Ausstellung nicht beteiligt haben. Ich denke da beispielsweise an Kolo Moser, der schon so viele bedeutende malerische Leistungen gerade auf kirchlichem Gebiete geschaffen hat. Besonders schmerzlich berührt aber das Fernbleiben unserer bedeutenden Künstler auf dem Gebiete des Kunstgewerbes, das mit geringen Ausnahmen (Arch. Bräuer, Arch. Holub u. a. ) fast durchwegs durch Arbeiten von Schülern repräsentiert wird, während die Meister fast sämtlich ferngeblieben sind. Damit soll freilich nicht gesagt werden, daß unter den kunstgewerblichen Objekten keine guten Leistungen zu finden wären; sowohl unter den Metall- als unter den Holz- und Lederarbeiten finden sich treffliche Arbeiten, hauptsächlich aber in der textilen Abteilung, wo besonders bei den Paramenten prachtvolle farbige Wirkungen erzielt werden. Die Ausstellung ist, wie das Komitee sagt, nur ein Anfang und ein Versuch. Wir wollen diesen dankenswerten Bestrebungen den besten Erfolg wünschen, zum Heile der Kunst und der Kirche.
o. p.
SAMMLUNGEN
Der Rat der Stadt Leipzig ließ den Stadtverordneten eine Vorlage zugehen, wonach er den Neubau eines Kunstgewerbemuseums plant, das mit einem Kostenaufwand von 2 bis 2¼ Millionen M. errichtet werden soll. Zur Erlangung von Entwürfen soll ein Wettbewerb unter den deutschen Architekten veranstaltet werden.
Weimar. Das Goethe-Nationalmuseum wird in absehbarer Zeit erweitert werden; an der Ostseite, nach der Seifengasse zu, soll ein Anbau errichtet werden. Die Erweiterung hat sich als nötig erwiesen, damit die neugeordneten, umfangreichen Sammlungen gut untergebracht werden können.
In Holland geht man mit dem Plane um, ein Vincentvan-Gogh-Museum zu begründen. Zurzeit befinden sich noch zahlreiche Hauptwerke des Meisters im Besitz seiner holländischen Verwandten; mit der Errichtung des Museums