1676 befand sich in Amsterdam in der Sammlung Spaaroogh: een hoenderwyff van Drost gedaen. 1734 wird in der Sammlung W. Six verkauft: een hoenderwyff van Rembrandt. In der Zwischenzeit mag der Drost durch energische Übermalung, Zudeckung der für Rembrandt ganz ungewöhnlichen, großen Lichtpartie links, Zustutzung des Kopfes zur »Mutter« Rembrandts usw. so verändert worden sein, daß man ihn als Rembrandt stechen und verkaufen konnte. Drost ist ein so vorzüglicher Schüler Rembrandts gewesen, daß diese Version vieles für sich hat. Er hat zuweilen etwas ähnlich Gelbliches, Blasses in seinem Fleischton, wie z. B. in dem trefflichen männlichen Porträt, das seinerzeit bei Lesser in London war und die Bezeichnung: Wilhem Drost 1655, trug, und eine ähnliche Malerei. Das Bildnis machte von weitem ganz den Eindruck eines Rembrandt 1). In meiner »Korrespondenz« in dem Burlington Magazine teilte ich meine anderen kritischen Gründe mit; es steht ja jedem frei, diese für falsch zu halten, aber wer hat das Recht mir zu verbieten, sie zu äußern?
Etwas anderes ist, wenn ein Händler irgendwo, privatim, ein Bild erworben hat, und mir dieses im Vertrauen zeigt. Wenn ich dann nicht seiner Ansicht bin, ich es nicht für ein Rembrandt, Raffael oder Velazquez halten kann, werde ich dennoch nicht sofort zur Feder greifen und es schlechtmachen. Das wäre unfair. Hier war es eine andere Sache. Das Bild war öffentlich, für jedermann ausgestellt gewesen, und interessant genug durch die Mitarbeiterschaft Rembrandts, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Es war nicht meine Schuld, daß der betreffende Händler es erwarb.
Zum Schlusse will ich aber doch noch zwei Zeugnisse dafür anführen, wie andere Kenner über die »sicher begründete Echtheit« der Weberschen Ehebrecherin sich geäußert haben. Dr. Jan Veth schrieb in der »Kroniek« in seiner Kritik der Rembrandtausstellung von 1898:
»Christus und die Ehebrecherin. Es ist mir unbegreiflich, daß überhaupt jemand dieses für einen Rembrandt hält. Die Bezeichnung ist urfalsch, aber wie unecht auch ist der grobe, »klonterige« Kerl, mit den monströsen Händen, wie unecht auch der Frauenkopf mit den hineingerissenen Löchern als Augen, wie unecht die Kerls über ihr, wie unecht der unzufriedene Schimpanse, der hier die Rolle des Christus spielen muß, wie unecht, »van Dyck-« und ganz und gar nicht »Rembrandtartig« der Junge hinter ihm, wie unecht die ganze Handlung, die ganze unbeholfene Komposition. Gewiß, beim ersten Blick ist etwas Anziehendes in einigen Farbenpartien, aber das ist auch alles. « —
1) Dieses schöne Porträt befindet sich jetzt in der Galerie Ehrich in New-York. Leider haben gewissenlose Menschen den Brief, den der Mann in der Hand hielt, mit der Bezeichnung ganz entfernt, übermalt nur hoffentlich, natürlich mit dem Zweck, es als Rembrandt zu verkaufen, Ich komme hierauf nächstens zurück. Das Pendant, die Frau, bei Mr. Mc Corniick in London, ist noch deutlich Drost bezeichnet.
Und C. G. ’tHooft schreibt mir soeben nach der Lektüre der Sedelmeyerschen Broschüre:
»Mir wird immer übel, wenn ich eine Abbildung jenes Bildes sehe. Ich verstehe nicht, wie ernste Menschen es wagen, Rembrandts Namen nur dabei zu nennen! «
Ich glaube, das ist klar und deutlich.
NEKROLOGE
Der Berliner Porträtmaler Hermann Fenner-Behmer ist am 3. Februar gestorben. Er war am 8. Juni 1866 geboren. An der Kunstakademie studierte er bei dem Schweden Hellquist, dann ging er nach Paris an die Akademie Julian und arbeitete bei Boulanger und Lefebvre. In Frankreich suchte er sich die Motive seiner Bilder, reizvolle weibliche Akte. »Blanche Fontaine« sind zwei seiner Hauptwerke betitelt, die 1908 und 1912 auf den großen Berliner Kunstausstellungen erschienen; das erste trug ihm die Goldene Medaille für Kunst ein.
PERSONALIEN
Dresden. Die gemeinsame Direktion des Grünen Gewölbes, des Münzkabinetts und des Historischen Museums mit der Gewehr-Galerie wurde getrennt. Prof. Dr. Sponsel bleibt Leiter der ersten beiden Museen; mit den Direktionsgeschäften des Historischen Museums und der Gewehr-Galerie wurde Prof. Dr. Haenel betraut.
WETTBEWERBE
Die Ausführung des Heinrich Heine-Denkmals für Frankfurt a. M. ist dem bekannten Berliner Bildhauer Georg Kolbe übertragen worden, dessen meisterliche Bronzestatue »Tänzerin«, bekannt durch die Ausstellung in der Berliner Sezession, zu den Neuerwerbungen der Berliner National-Galerie gehört.
Zu dem um Entwürfe für einen Zentralfriedhof in Erfurt erlassenen Wettbewerb sind 50 Entwürfe eingegangen. Einen Preis von 3500 M. erhielten Prof. Paul Meißner-Darmstadt sowie W. Hennigs und Rich. Pfennig für ihren gemeinsamen Entwurf. Je 2000 M. wurden den Arbeiten von J. P. Großmann und Hans Sandig-Dresden, Lilienfein-Stuttgart und A. Roepert und Müller-Pforzheim zuerkannt. Ein Entwurf wurde zum Ankauf empfohlen. Die Ausstellung der Entwürfe erfolgt jetzt im Rathausfestsaal in Erfurt.
DENKMALPFLEGE
Die Wiederherstellung der Pfalzkapelle Karls des Großen im Aachener Münster, soll nach mehr als zehnjähriger Arbeit demnächst vollendet werden. Im Jahre 1902 wurde mit dem Wiederherstellungsentwurf begonnen, der es unternahm, das Innere des Achteckbaues in eine stilechtere Form zu bringen, als sie die im Beginn der siebziger Jahre heruntergehauene barocke Stuckdekoration des Italieners Artari bot. Herman Schaper schuf die Entwürfe und seine Schüler haben sie vollendet. In dem neuen Mosaikschmuck erscheinen die Apostel, Maria und die Erzengel in riesenhaften Gestalten. Die Rundgänge, die sich nach dem Kuppelraum hin öffnen, erhielten reich in Gold damaszierte Gewölbe. Die Kaiserloge, die den sogenannten Kaiser Karlstuhl birgt, wurde mit einer Darstellung der thronenden Maria mit dem Kinde und Engelgestalten geschmückt. Der unterste Rundgang erhielt blaue Gewölbe mit Gold und Rosetten und ist jetzt fertig. Alle Bogen und Fenster strahlen im farbigen Glasmosaikschmuck ihrer Laibungen. Im Frühjahr soll die ganze Ausstattung der Kaiserkapelle beendet sein.
Etwas anderes ist, wenn ein Händler irgendwo, privatim, ein Bild erworben hat, und mir dieses im Vertrauen zeigt. Wenn ich dann nicht seiner Ansicht bin, ich es nicht für ein Rembrandt, Raffael oder Velazquez halten kann, werde ich dennoch nicht sofort zur Feder greifen und es schlechtmachen. Das wäre unfair. Hier war es eine andere Sache. Das Bild war öffentlich, für jedermann ausgestellt gewesen, und interessant genug durch die Mitarbeiterschaft Rembrandts, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Es war nicht meine Schuld, daß der betreffende Händler es erwarb.
Zum Schlusse will ich aber doch noch zwei Zeugnisse dafür anführen, wie andere Kenner über die »sicher begründete Echtheit« der Weberschen Ehebrecherin sich geäußert haben. Dr. Jan Veth schrieb in der »Kroniek« in seiner Kritik der Rembrandtausstellung von 1898:
»Christus und die Ehebrecherin. Es ist mir unbegreiflich, daß überhaupt jemand dieses für einen Rembrandt hält. Die Bezeichnung ist urfalsch, aber wie unecht auch ist der grobe, »klonterige« Kerl, mit den monströsen Händen, wie unecht auch der Frauenkopf mit den hineingerissenen Löchern als Augen, wie unecht die Kerls über ihr, wie unecht der unzufriedene Schimpanse, der hier die Rolle des Christus spielen muß, wie unecht, »van Dyck-« und ganz und gar nicht »Rembrandtartig« der Junge hinter ihm, wie unecht die ganze Handlung, die ganze unbeholfene Komposition. Gewiß, beim ersten Blick ist etwas Anziehendes in einigen Farbenpartien, aber das ist auch alles. « —
1) Dieses schöne Porträt befindet sich jetzt in der Galerie Ehrich in New-York. Leider haben gewissenlose Menschen den Brief, den der Mann in der Hand hielt, mit der Bezeichnung ganz entfernt, übermalt nur hoffentlich, natürlich mit dem Zweck, es als Rembrandt zu verkaufen, Ich komme hierauf nächstens zurück. Das Pendant, die Frau, bei Mr. Mc Corniick in London, ist noch deutlich Drost bezeichnet.
Und C. G. ’tHooft schreibt mir soeben nach der Lektüre der Sedelmeyerschen Broschüre:
»Mir wird immer übel, wenn ich eine Abbildung jenes Bildes sehe. Ich verstehe nicht, wie ernste Menschen es wagen, Rembrandts Namen nur dabei zu nennen! «
Ich glaube, das ist klar und deutlich.
NEKROLOGE
Der Berliner Porträtmaler Hermann Fenner-Behmer ist am 3. Februar gestorben. Er war am 8. Juni 1866 geboren. An der Kunstakademie studierte er bei dem Schweden Hellquist, dann ging er nach Paris an die Akademie Julian und arbeitete bei Boulanger und Lefebvre. In Frankreich suchte er sich die Motive seiner Bilder, reizvolle weibliche Akte. »Blanche Fontaine« sind zwei seiner Hauptwerke betitelt, die 1908 und 1912 auf den großen Berliner Kunstausstellungen erschienen; das erste trug ihm die Goldene Medaille für Kunst ein.
PERSONALIEN
Dresden. Die gemeinsame Direktion des Grünen Gewölbes, des Münzkabinetts und des Historischen Museums mit der Gewehr-Galerie wurde getrennt. Prof. Dr. Sponsel bleibt Leiter der ersten beiden Museen; mit den Direktionsgeschäften des Historischen Museums und der Gewehr-Galerie wurde Prof. Dr. Haenel betraut.
WETTBEWERBE
Die Ausführung des Heinrich Heine-Denkmals für Frankfurt a. M. ist dem bekannten Berliner Bildhauer Georg Kolbe übertragen worden, dessen meisterliche Bronzestatue »Tänzerin«, bekannt durch die Ausstellung in der Berliner Sezession, zu den Neuerwerbungen der Berliner National-Galerie gehört.
Zu dem um Entwürfe für einen Zentralfriedhof in Erfurt erlassenen Wettbewerb sind 50 Entwürfe eingegangen. Einen Preis von 3500 M. erhielten Prof. Paul Meißner-Darmstadt sowie W. Hennigs und Rich. Pfennig für ihren gemeinsamen Entwurf. Je 2000 M. wurden den Arbeiten von J. P. Großmann und Hans Sandig-Dresden, Lilienfein-Stuttgart und A. Roepert und Müller-Pforzheim zuerkannt. Ein Entwurf wurde zum Ankauf empfohlen. Die Ausstellung der Entwürfe erfolgt jetzt im Rathausfestsaal in Erfurt.
DENKMALPFLEGE
Die Wiederherstellung der Pfalzkapelle Karls des Großen im Aachener Münster, soll nach mehr als zehnjähriger Arbeit demnächst vollendet werden. Im Jahre 1902 wurde mit dem Wiederherstellungsentwurf begonnen, der es unternahm, das Innere des Achteckbaues in eine stilechtere Form zu bringen, als sie die im Beginn der siebziger Jahre heruntergehauene barocke Stuckdekoration des Italieners Artari bot. Herman Schaper schuf die Entwürfe und seine Schüler haben sie vollendet. In dem neuen Mosaikschmuck erscheinen die Apostel, Maria und die Erzengel in riesenhaften Gestalten. Die Rundgänge, die sich nach dem Kuppelraum hin öffnen, erhielten reich in Gold damaszierte Gewölbe. Die Kaiserloge, die den sogenannten Kaiser Karlstuhl birgt, wurde mit einer Darstellung der thronenden Maria mit dem Kinde und Engelgestalten geschmückt. Der unterste Rundgang erhielt blaue Gewölbe mit Gold und Rosetten und ist jetzt fertig. Alle Bogen und Fenster strahlen im farbigen Glasmosaikschmuck ihrer Laibungen. Im Frühjahr soll die ganze Ausstattung der Kaiserkapelle beendet sein.