den großen Bränden die Krypta aus neuem und altchristlichem Material zusammengeflickt worden ist. Leider ist die Verwüstung der uralten Kirche so groß, daß man an eine Herausschälung ihrer alten Form nicht denken kann und der Leiter der Arbeiten, Arch. O. B. Giovenale, dem wir die wunderschöne Restaurierung von Santa Mariain Cosmedin verdanken, wird sich darauf beschränken müssen, die wenigen Überreste der Basilika zu retten und der Kirche ein organisches Aussehen in modernem Sinne zu geben.
Rom. S. Paolo Fuori le mura. Als Gregor XVI. nach dem Brand von 1823 beschloß, die große Basilika wieder durch den Architekten Poletti aufzubauen, überdachte dieser tüchtige, aber kalte, akademische Künstler das köstliche Ciborium des Arnolfo di Cambio, das vom Feuer nicht berührt worden war, mit einem größeren klassischen Baldachin, zu welchem der russische Kaiser Zentner von Malachit schenkte. Das zierliche, mittelalterliche Werk war von dem schweren, neuklassischen wie erdrückt. In diesen Tagen ist Polettis Baldachin zur großen Freude aller Kunstfreunde gefallen und Arnolfos Ciborium erscheint in seiner ganzen Schönheit und nicht verkleinert in der mächtigen Halle der großen Basilika. Fed. H.
Wien. Die kunstliebenden Kreise Wiens werden durch ein neues Projekt stadtbildzerstörenden Vandalismus beunruhigt, das diesmal vom berufenen Hüter der Stadt, vom Gemeinderat, ausgeht. Der herrliche berühmte Brunnen von Raffael Donner soll aus »Verkehrsrücksichten« vom Neuen Markt auf die verlängerte Wollzeile versetzt werden, aus dem geschlossenen Platzbilde, für das er komponiert wurde, auf ein offenes Straßenloch, in dem er rettungslos in der Wirkung vernichtet wäre. In pharisäischer Heuchelei behauptet der Antragsteller, daß man den Brunnen auf seinem heutigen Platze nicht ruhig genug betrachten könne, weil man vor dem Wagenverkehr nicht geschützt sei, was aber nicht richtig ist, weil der Brunnen von einer sehr breiten herumgeführten Stufe umgeben ist. Hoffentlich gelingt es dem allgemeinen Proteste, die Ausführung dieses banausischen Beschlusses zu verhindern. o. P.
DENKMÄLER
* Ein Werk Adolf von Hildebrands in Dresden. Am 11. Februar wurde auf dem Grabe Otto Ludwigs auf dem Trinitatisfriedhofe zu Dresden ein Denkmal enthüllt, das Freunde und Verehrer dem Andenken dieses edlen deutschen Dichters gestiftet haben. Am 11. oder 12. Februar 1813 wurde Otto Ludwig zu Eisfeld i. Th. geboren, er starb am 28. Februar 1865 in Dresden. Hildebrand hat auch das erste Denkmal des Dichters im herzoglichen Park zu Meiningen geschaffen, auf Wunsch von Otto Ludwigs Tochter Cordelia, die inzwischen gestorben ist, wurde dem Künstler auch die Ausführung des Dresdener Grabdenkmals übertragen. Das Dresdener Denkmal, das über dem Grabe Otto Ludwigs, seiner Frau und seiner Tochter steht, ist ein einfacher glatter Stein aus grauem Sandstein, oben rund abgeschlossen, mit dem tief eingelassenen bronzenen Relief Ludwigs und den Namen der drei darunter Ruhenden. Zwei Lorbeerzweige umranken die Platte. Die leidenden Züge des Dichters, die wir von dem bekannten Bildnis her kennen, sind in dem Relief in tiefer Empfindung wie verklärt wiedergegeben. Schöne Verhältnisse zeichnen das schlichte Werk aus.
In Marseille soll Honoré Daumier ein Denkmal errichtet werden. Daumier ist zwar seiner ganzen Ausbildung nach Pariser und kam schon als kleines Kind mit seinen Eltern nach der Hauptstadt Frankreichs, da er aber in Marseille geboren ist, wird er von den Marseillern als enger Landsmann betrachtet, und um diesen großen Sohn
ihrer Vaterstadt zu ehren, sammeln sie jetzt Geld für ein Denkmal. Man hofft, daß Rodin die Ausführung desselben übernehmen werde, indessen wird wohl ein provançalischer Bildhauer damit betraut werden. Übrigens hat Daumier schon ein Denkmal: in dem einige zwanzig Kilometer von Paris gelegenen Dörfchen Vermandois, wo Corot dem darbenden Genossen ein Häuschen geschenkt hatte, und wo er gestorben und begraben ist. Das dortige Denkmal besteht aus einer Büste, die Marseiller aber werden sich wohl mit einem so bescheidenen Monument nicht zufrieden geben, sondern etwas aufstellen, das der südfranzösischen Vorliebe für gewaltige Gesten und Phrasen enstpricht.
AUSSTELLUNGEN
* Eine große Aquarell-Ausstellung veranstaltet in diesem Jahre wiederum der Sächsische Kunstverein in Dresden in seinen Ausstellungsräumen auf der Brühlschen Terrasse. Sie wird vom Mai bis Oktober dauern; die Vorbereitungen sind im vollen Gange. Die Bilder werden zum Teil durch Abgesandte des Vereins in den größeren Kunststädten Deutschlands ausgewählt, doch bleibt es jedem Künstler freigestellt, auch Bilder frei einzusenden, die dann der Jury unterliegen. Satzungen und Anmeldepapiere können vom Sekretariat des Sächsischen Kunstvereins Dresden-A., Brühlsche Terrasse, bezogen werden.
+ München. Professor Franz v. Stuck erhielt eine Einladung, auf der Kaiser-Jubiläums-Ausslellung in Berlin eine sein bisheriges Schaffen umfassende Kollektion von Werken auszustellen. Es werden ihm zwei Säle zur Verfügung gestellt, deren Ausstattung nach seinen Entwürfen erfolgt.
Wien. Im Salon Arnot ist eine Kollektion von »Gemälden aus dem Kreise Rembrandts« ausgestellt, die der Journalist L. W. Abels aus Privatbesitz zusammengebracht hat, unter denen nicht weniger als drei sichere und drei unsichere unbekannte Bilder Rembrandts sein sollen. Bei näherem Zusehen entpuppen sich die Bilder teils als schwache Kopien, zum Teil nach Stichen (»Die Taufe des Kämmerers der Königin Kandace«, nach dem Stiche von Vliet gemalt), teils als vlämische Bilder (ein weibliches Porträt), teils als ganz wertloses Zeug. Ein dem N. Maes zugeschriebenes Bild »Rahel und Jakob am Brunnen« ist ein sicheres Bild aus der Nähe des Cigoli. Schön ist nur eine, auch dem Rembrandt zugeschriebene »Befreiung Petri aus dem Gefängnis«, unvollendet, teilweise übermalt, die dem Fabritius sehr nahe steht. Der Veranstalter, der im Vorjahre als Kämpe gegen Bode unliebsames Aufsehen erregt hat, hat sich hier eine klägliche Legitimation seiner Berechtigung, auch »mitreden« zu dürfen, ausgestellt. o. P.
Die »neue Kunst« in Wien. Der Salon Miethke hat die uneigennützige — weil von wenig Dank und Erfolg begleitete — Idee ausgeführt, auch den Wienern die Bekanntschaft mit jenen Bewegungen zu vermitteln, die die junge Künstlerschaft in allen europäischen Kunstzentren erfaßt haben. Im kleinen wurde der Versuch wiederholt, den die vorjährige Sonderbundausstellung in Köln mit so großem Erfolge zum ersten Male gemacht hat. Nur wurde historisch noch weiter nach rückwärts ausgeholt und es wurden auch einige von den Hauptmeistern des französischen Impressionismus, Manet (die Bardame in den Folies bergères von 1888 und die schönen unvollendeten »Badenden«, die vor kurzem bei Cassirer zu sehen waren). Renoir (der Eislaufplatz von 1868) und Pissarro (zwei Stilleben) in Beispielen gezeigt. Den Übergang zu heute bildeten ein frühes Knabenporträt und ein paar (nicht bedeutende)