Anregungen im Einzelnen, keiner aber vermag vollauf zu befriedigen. Erwähne ich schließlich, daß eine Reihe von Theaterplakaten und -zetteln ausgestellt ist, so kann ich den Überblick über die Mannheimer Ausstellung beschließen.
w. F. Storck.
Unter dem Titel Moderne Theaterkunst, Geleitworte zur 13. Ausstellung des Freien Bundes in Mannheim 1913, ist eine von W. F. Storck herausgegebene Broschüre erschienen, die Aufsätze über alte und neue Bühnenkunst vereinigt und an der Hand von 20 Abbildungen einen Einblick in das von der Ausstellung gebotene Bild gewährt. Sie ist zum Preise von 1 M. von dem Sekretariat der Kunsthalle zu Mannheim zu beziehen. Über die Ausstellung wird oben berichtet.
SAMMLUNGEN
Frankfurt am Main. In den unteren Räumen des Städel’schen Instituts wird zurzeit eine kleine Ausstellung von Bildern und modernen Skulpturen aus den Beständen des Städel und der städtischen Galerie gezeigt, die aus Raummangel nicht dauernd ausgestellt werden können. Zum Teil sind die ausgestellten Sachen schon älterer Besitz, zum Teil neuere Erwerbungen, in der Mehrzahl Repräsentanten der Frankfurter Kunst des 19. Jahrhunderts. Diese Ausstellung, die auch nur Teile des magazinierten Materials bringen kann, zeigt wieder einmal deutlich, wie notwendig der schon so lange geplante Erweiterungsbau des »Städel« ist, der die Möglichkeit bieten würde, abgesehen von anderem, die seit Jahren konsequent gesammelte Frankfurter Kunst im Zusammenhang auszustellen, während das Museum bei den jetzigen beschränkten Ausstellungsmöglichkeiten immer nur einzelne Stichproben zeigen kann. — Die Reihe der hier ausgestellten Frankfurter Maler eröffnet Justus Juncker (1701—1767) mit einem signierten und 1765 datierten kleinen Kücheninterieur. Das in engstem Anschluß an holländische Interieurmaler des 17. Jahrhunderts gemalte Bild zeichnet sich durch reizvolle Farbigkeit (wiederholtes Blau) und die frische Lebendigkeit eines ausführlichen Stillebens im Vordergrund aus. — Den Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert repräsentiert das Pastell- Brustbildnis eines jungen Mannes von A. J. Chandelle (1784—1820), datiert 1804. Das in seiner Technik noch ganz dem 18. Jahrhundert angehörige Bild zeigt in der Frische der Wiedergabe des festen, eckigen bürgerlichen Kopfes doch etwas vom Beginn einer neuen Zeit. — Der Frankfurter Nazarener J. D. Passavant (1787—1861), der ursprünglich Schüler von David und Gros war, dann besonders von Pforr beeinflußt wurde, ist mit einer »Caritas«, einer in einer Nische sitzenden Frau mit Kindern, aus dem Jahre 1820 vertreten. Das Bild zeichnet sich bei aller Strenge der Komposition, die von einer angenehmen breiten Milde ist, doch auch durch seine malerische Haltung aus. Besonders reizvoll sind stillebenhafte Details blühender Büsche und kleiner Pflanzen. — Durch Stiftung der Frau A. C. Koch-St. George ist der Städel in den Besitz von Rethel’s »Kaiser Max an der Martinswand« gekommen. Der Besitz dieses Bildes ist abgesehen davon, daß der Städel die große Freskowiederholung des rettenden Engels aus dem Bilde besitzt, für Frankfurt wichtig, weil das Bild aus Rethels Frankfurter Zeit stammt (datiert 1839), in der Rethel sich in Veits Schule, in der Berührung mit Steinle, Schwind und anderen von der Düsseldorfer Schule Schadows loslöste. — Der Fortsetzer romantischer Kunst in Frankfurt nach Schwinds, Rethels, Veits Weggang, Eduard von Steinle ist in der Ausstellung mit dem ganz prachtvollen Bildnis des Vaters, einer Jugendarbeit aus dem Jahre 1826 von einer vollendeten Straffheit und Klarheit
der Komposition und einer wundervollen Vereinigung des Porträts mit einem kristallklaren Landschaftshintergrund, und mit dem Bildnis seiner Tochter aus dem Jahre 1851 vertreten. — Von J. Lunteschütz (geb. in Besançon 1822, Schüler von Veit in Frankfurt, dann von Alaux in Paris, von 1845—1893 in Frankfurt ansässig) zeigt die Ausstellung ein unvollendetes Kniebildnis einer Dame in Krinoline, das die hohe malerische Kultur des Künstlers trotz der zum Teil nur skizzenhaften Ausführung zeigt. — Die Reihe der Frankfurter Landschaftsmaler eröffnet Carl Morgenstern (1811—1893). Von dem Maler sind hier eine Reihe früher, vollständig bildmäßig gesehener und ausgeführter Studien ausgestellt: Eine Ansicht von Civitella (1836), eine Meerlandschaft aus Capri, eine Ansicht des Sibyllentempels in Tivoli, ein Blick auf Terracina (1836), eine Ansicht von Ariccia (1836), eine Felsenlandschaft bei Civitella (1836), ein Blick auf den Kochelsee (1834). Immer fallen einem beim Anblick dieser frühen Landschaften Carl Morgensterns die frühen italienischen Landschaften Corots ein. Die Ähnlichkeit beruht in der zarten und delikaten Wiedergabe feiner, farbiger Erscheinungen in der Landschaft. Stark unterscheidet sich aber Morgenstern von Corot durch die viel spitzere, härtere Art, die mehr Einzelheiten sieht und aufschreibt. Trotz dieser Einschränkung aber bedeuten diese Morgensternschen Landschaften einen bedeutsamen frühen Höhepunkt malerischer Landschaftsgestaltung in Deutschland. — Ziemlich stark vertreten ist in der Ausstellung die Generation von Frankfurter Landschaftern, die von der Düsseldorfer Schule, besonders der Lessings ausgehend, den Düsseldorfer Realismus nach Frankfurt brachten und da weiterbildeten. Zu erwähnen wäre eine Campagna- Landschaft und eine koloristisch außerordentlich geschmackvolle, zarte Neckarlandschaft (Studie von 1836) von E. W. Pose. — Von Jakob Dielmann, dem Begründer der Cronberger Malerkolonie, der die Düsseldorfer Art in stark farbigem, koloristischem Sinn selbständig weiterbildete, sind mehrere koloristisch sehr kräftige und modern anmutende Studien ausgestellt. — Durch ihre Schülerschaft bei Jakob Becker fußen im Grunde auch Peter Becker, Anton Burger, Wilhelm Beer, J. H. Hasselhorst auf dem gemeinsamen Grunde der Düsseldorfer Schule, wenn auch bei allen diesen die Abwandlung von ihr stärker ist. Von Peter Becker ist ein Bild »Neuweilnau i. T. « (1866) ausgestellt, das den ganzen Reiz der Bilder dieses feinen, liebevollen Naturbeobachters zeigt, und eine Reihe kleiner, malerisch und zeichnerisch gleich reizvoller Studien. — Von Anton Burger, dem Haupt der Cronberger Malerkolonie, dessen Kunst besonders innig mit der Dielmanns verknüpft ist, zeigt die Ausstellung eine ganze Anzahl sehr lebendiger, flott gemalter, landschaftlicher und figürlicher Studien, die zum Teil von sehr delikater, heller Farbigkeit sind, sich vielfach durch eigenartigen Ausschnitt auszeichnen, und die talentvolle, leichtschaffende Art des Malers ausgezeichnet dokumentieren. —Wilhelm Beer ist mit einer starkfarbigen, etwas pathetischen, russischen Landschaft in Gewitterstimmung gut vertreten. Von Hasselhorst, dem hervorragenden Lehrer — Böhle und Altheim sind seine Schüler — sieht man das malerische Interieur einer Sachsenhäuser Äpfelweinkneipe. Die modernere FrankfurterMalerei ist durch Thoma vertreten, die moderne durch Ottilie Roederstein. Von Thoma, der ja von 1877 bis 1899 in Frankfurt ansässig war, ist eine prachtvolle ruhige Landschaft aus dem Jahre 1882 ausgestellt: Breite Edelkastanien auf dem runden Rücken eines Hügels, durch deren tiefgrünes Laub der helle Himmel blinkt, und zwei Jugendarbeiten, kleine männliche Porträts aus dem Jahre 1860, die bei aller fast amüsanten Ungeschicklichkeit doch die Dargestellten offenbar sehr treffend und charakteristisch