der Kunstpflege in großherzigster Weise zur Verfügung gestellt. Zwei großartige Gebäude: ein neues Sammlungsgebäude, das Reißmuseum, und ein gewaltiges Volkshaus zur Pflege der Musik, Kunst und Literatur, das Reißhaus, sollen an zwei bedeutenden Plätzen der Stadt errichtet werden. Die zurzeit bestehende Kunsthalle, die 1907 zur Jubiläumsausstellung errichtet wurde, erhält damit ihre wünschenswerte Erweiterung; sie wird im wesentlichen der Pflege graphischer Kunst und dem Verwaltungsbetriebe gewidmet sein, während das neue Museum zum eigentlichen Sammlungsbau wird. Das Volkshaus bedeutet eine Aufweitung und Konsolidierung der Bestrebungen, die der Freie Bund zur Einbürgerung der bildenden Kunst seit zwei Jahren mit großem Erfolg anbahnt. Ein weitausgegedehntes Vortragswesen, Leseabende, Vorbereitungen von Theater und Konzerten wird in dem Volksheim ihre Stätte finden. Mit dem Neubau des Museums wird voraussichtlich in Bälde begonnen werden, während das Volksheim auf Grund der testamentarischen Bestimmungen erst später errichtet werden wird.
k.
VEREINE
+ München. Eine große Versammlung Münchener Künstler wird hier am 21. Februar in der Tonhalle stattfinden zwecks Gründung eines wirtschaftlichen Verbandes.
FORSCHUNGEN
Zu dem Aufsatze von N. Beets über Dürer. Die im Eingang des Artikels von Herrn N. Beets (Zeitschr. f. bild. Kunst 1912/13, XXIV, S. 89) erwähnte Studie zu Dürers Selbstbildnis auf dem Hellerschen Altar, in der Petersburger Eremitage, ist nicht eine »Wiederholung oder Kopie« der entsprechenden Zeichnung im Berliner Kupferstichkabinett, sondern deren Original, nur, soweit ich mich erinnere, von recht schlechtem Erhaltungszustand. Wenn es Gelegenheit gäbe, davon eine Reproduktion zu bringen, würde die Unbehilflichkeit der Berliner Kopie deutlich zutage treten.
Auf der Oxforder Zeichnung »Die Freuden der Weltist die Übereinstimmung mit Dürers Stich »Der Spaziergang« freilich schlagend, nur scheint die Verwendung der Gruppe auf der Zeichnung, und dazu noch von der Gegenseite, eher gegen als für Dürers Autorschaft zu sprechen.
W. v. Seidlitz.
VERMISCHTES
Prof. Karl Köpping hat einige fesselnde neue Arbeiten vollendet. Er schuf in großen Radierungen Bildnisse von Dr. Krupp von Bohlen und Haibach und Frau, ferner ein Porträt des Wirklichen Geheimen Rats von Behring, des Entdeckers des Diphtherieserums. Die Arbeiten Köppings kommen auf die nächste Ausstellung der Berliner Akademie der Künste.
Professor August Gaul ist mit Arbeiten beschäftigt, die für ein großes Hamburger Bureauhaus bestimmt sind, sie sollen an dem von dem Hamburger Architekten Höger geschaffenen Bau als plastischer Schmuck angebracht werden. Für eine einspringende Ecke des Baues schuf Gaul die in Höhe des ersten Geschosses anzubringenden Gestalten zweier ruhender Elefanten. Sie sind bereits vollendet und werden jetzt in Stein ausgeführt. Dann entwarf Gaul Schlußsteine mit Reliefschmuck, einmal spielende Kinder unter Bäumen, das andere Mal eine Eselreiterin
und so fort. Für einen anderen Platz ist ein in Vollplastik gearbeitetes steigendes Pferd bestimmt. Besonders durch Schmuck ausgezeichnet wird ein Doppelportal, für das Gaul mehrere Bronzearbeiten vorgesehen hat, die den Meister der Tierdarstellung auch als Menschenbildner zeigen: Jünglingsgestalten und dergleichen. Professor Gaul schaftt hier in jahrelanger Arbeit für ein kaufmännisches Unternehmen so erlesenen Monumentalschmuck, daß man nur lebhaft die Ausbreitung einer solchen Art von Architekturplastik wünschen möchte.
Madrid. In dem Centro de Estudios historicos wurde eine neue, unter der Leitung von Don Elias Tormo stehende Abteilung gebildet, die vor allem auf Grundlage der neusten Forschung eine Allgemeine spanische Künstlerbiographie ausarbeiten soll. Gleichzeitig will sich diese Abteilung allen Kunsthistorikern nützlich erweisen, indem sie sich bereitwillig zur Verfügung stellt, alle an sie gerichtete Anfragen, die sich auf spanische Künstler oder solche, die in Spanien gewirkt haben, beziehen, nach Kräften zu beantworten. —y—
Rom. Endlich haben der Sindaco Nathan und die Stadtverwaltung nachgeben müssen und in diesen Tagen ist die Abtragung der provisorischen Verbindung zwischen den kapitolinischen Palästen begonnen worden. Seit dem Jahre 1911, in welchem sie die Abhaltung großer Festlichkeiten erleichterten, zwischen den drei Gebäuden gebaut, hatten diese Verbindungen die wiederholten Angriffe der römischen Künstlerschaft wachgerufen. Man wußte, daß der Bürgermeister Nathan den Plan gefaßt hatte, dieses Provisorische so lange stehen zu lassen, bis man sich zu der definitiven Verbindung der drei michelangelesken Paläste entschließen würde. Nun wollen wir hoffen, daß die Energie des Unterrichtsministers endlich der Sache ein Ende machen wird. Fed. H.
* Semper-Stipendium. Das Reisestipendium der Stadt Dresden für Architektur zum ehrenden Andenken an Gottfried Semper erhielt für 1912 der Dresdner Architekt Baumeister Paul Schulze.
Der seit der Trennung von Kirche und Staat in Frankreich leerstehende erzbischöfliche Palast in Albi, der Heimat der durch Lenau besungenen Albigenser, soll jetzt in ein Museum umgewandelt werden. Der Palast ist mit der anstoßenden, der heiligen Cäcilie geweihten Kathedrale eines der merkwürdigsten und am besten erhaltenen Beispiele kirchlicher Befestigungskunst. Kirche und Palast waren nicht nur zum Gottesdienst, sondern auch als Festungen eingerichtet und sind mit allen mittelalterlichen Festungsbauteilen, als Pechnasen, Zinnen, Fallgattern usw. versehen, also daß die Kathedrale mit ihrem oben umlaufenden Zinnenkranze ein überaus merkwürdiges Kirchenbild bietet. Die beiden zusammenhängenden Gebäude sind auf die Liste der Nationaldenkmäler gesetzt worden, stehen also unter dem Schutze des Staates und dürfen nicht geändert oder zerstört werden. Der älteste Teil des Baues, der Wartturm, stammt aus dem Jahre 1280, die Kathedrale wurde zwei Jahre später begonnen, aber erst im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts vollendet. Wie viele alte Bauten in Südfrankreich, wo die erhaltenen römischen Bauwerke den Baumeistern ihre Lehren gaben, ist auch die Kathedrale in Albi in der Hauptsache aus Backsteinen aufgeführt, was ihr noch ein besonderes Interesse verleiht.
Inhalt:G. B. Tiepolo in der Stuttgarter Gemäldegalerie. Von E. Willrich. — W. Müller †; K. A. Finkli †; F. Prosperi †; C. Sagot †. — Personalien. — Wettbewerbe: Landschaftsbild von Saarow-Pieskow: Plakatkonkurrenz in Prag. — Denkmalpflege in Sachsen; Konstantinsbasilika in Albano; S. Paolo Fuori in Rom; Brunnen von Raffael Donner in Wien. — Otto Ludwig-Grabdenkmal in Dresden; Daumier-Denkmal in Marseille. — Ausstellungen in Dresden, München, Wien, Chemnitz, Mannheim, Frankfurt a. M. — Bayerische Kunstpflege; Alte Pinakothek in München. — Mannheimer Kunstbewegung. — Verband Münchener Künstler. — Zum Aufsatz von N. Beets über Dürer. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig